Von Heften, Eis und Bussen
Zwei Dinge sind hier in Russland billiger zu haben (vielleicht drei, aber Wodka hab ich noch nicht gekauft), nämlich Eis und Busfahrscheine.
Mit der Maschrutka zu fahren ist jedes Mal ein Abenteuer. Man weiß nicht, wann sie kommt, ob sie voll ist, wer noch alles drin sitzt, ob es Staus gibt und man überhaupt rechtzeitig ankommt. Eine kurze Fahrt kostet 15, eine lange Fahrt 30 Rubel. Das Geld bezahlt man während der Fahrt direkt beim Fahrer, weshalb das Szenario folgendermaßen aussieht: alle steigen ein, und platzieren ihren Hintern auf einem Platz. Die Leute, die keinen mehr abbekommen haben, schlagen die Tür zu. Der Fahrer fährt los, alle holen ihre Geldbörsen raus. Zunächst wird gekramt und dann geht’s los. Geld wird von hinten nach vorne durchgereicht, zwischendurch verdoppelt, umgetauscht, zurückgegeben, es wird hin und her gerechnet. Dann wird das Ganze von dem Vornesitzenden an den Fahrer weitergereicht, der während der Fahrt das Wechselgeld raussucht, das gerecht zwischen den Mitfahrern zurückgereicht wird. Dann fährt und fährt man, bevor man aussteigen will, sagt man dem Fahrer, wo er halten soll, wenn es keine offizielle Haltestelle gibt (z.B.: Lassen sie mich bei dem Supermarkt raus!).
Natürlich gibt es auch offizielle Busse. Hier kann man auf das Glücksticket hoffen. Jeder Busfahrschein ist sechsstellig nummeriert. Gleichen sich die Quersumme der ersten drei und die der letzten drei Zahlen, hat man Glück. Bis jetzt hab ich so ein Ticket aber noch nicht erwischt. Dieser Bus ist einen Rubel billiger, jedoch auch langsamer.
Was wäre eine bessere Beschäftigung während der lange Fahrt als Eis zu essen? Eis ist hier weitverbreitet und echt billig. Es gibt spezielle Eiskioske an fast jeder Haltstelle und entlang der Hauptstraßen. Man bekommt ein superleckeres Eis am Stiel hier für ca. 15 Rubel, was natürlich sehr zum Kauf verleitet, vor allem, weil mein Weg zur Uni so lang ist (und ich natürlich durch den Wald muss, denn man muss immer durch den Wald).
An der Uni besuche ich seit Mitte letzter Woche von montags bis freitags einen Sprachkurs, zusammen mit drei Studenten aus Großbritannien und einem alten Herren aus der Schweiz (allerdings französischsprachig). Es macht großen Spaß, aber ich muss viel lernen, besonders grammatische Strukturen. Dafür bin ich im Hör- und Leseverständnis weit vorn, genauso wie in der Aussprache. Wir bekommen Hausaufgaben auf, die ich auch fleißig zu erledigen probiere, was nicht so einfach ist, wenn man nebenbei noch als Lehrerin und Projektmanagerin tätig ist. Aber ich schreibe geflissenhaft in meine Hefte, die ich eigens für den Sprachkurs gekauft habe – eines für den Unterricht, eines für die Hausaufgaben. Hefter und Blöcke sind in Russland überhaupt nicht verbreitet, hier wird alles in Hefte geschrieben, die ungefähr A5-Format haben, aber breiter sind. Demzufolge gibt es in den Buchläden eine riesige Auswahl an Heften, mit unterschiedlichen Motiven, kariert oder liniert, für die verschiedenen Fächer, mit bestimmten Seitenanzahlen. Ich habe eines speziell für Russisch und eines mit Pinguinen drauf. Aber das man hier die kuriosesten Hefte kaufen kann, hat meine Entdeckung letzte Woche gezeigt. Hefte mit Lena Meyer-Landruth drauf! Sogar zwei verschiedene Motive waren erhältlich! Tja, gibt eben auch sibirische Fans!

