Der Weg ist das Ziel…
… das gilt im Leben und im Nowosibirsker Dschungel ebenso.
Meine Tage in der Schule unterliegen noch keinem richtigen System, ebenso wenig wie der ganze Schulalltag systematisch abzulaufen scheint (falls es doch ein ausgeklügeltes System geben sollte, habe ich es einfach noch nicht durchblickt).
Heute musste ich um 13.15 Uhr in die Schule und habe dann mit den blutigen Deutschanfängern „Hallo, wie geht es dir?“-Dialoge geübt. Meist unterrichte ich spontan und bekomme einfach während der Schulstunde Aufgaben zugewiesen. Wir sind da flexibel. Wie heißt es doch: Die Deutschen können planen, aber nicht improvisieren. Die Russen können dafür improvisieren, aber nicht planen.
Meine Schule ist das Gymnasium „Hermelin“ und dieses Maskottchen ist auch überall zugegen, z.B. auf den schulinternen Hausaufgabenheften, zu deren stolzen Besitzern ich mich seit heute zählen kann (habe aber die Lehrervariante). Die Grundschule ist in das Gymnasium integriert und wir alle gehen sechs Tage die Woche zur Schule. Das ist kein Problem für mich, denn ich kann fast täglich ausschlafen und auch mal zu Hause arbeiten. Zur Schule brauche ich nur 5 Minuten zu Fuß, was superpraktisch ist, vor allem, wenn bald -30° sind.
Heute stand außerdem etwas ganz besonderes auf dem Programm: die Siebtklässler Katja, Wanja, Ksuscha und Nastja nahmen mich mit auf einen Spaziergang in den botanischen Garten.
Nachdem wir zehn Minuten mit der Maschutka (dem Großraumtaxi alias Kleinbus) gefahren waren, ging es ab durch die Nowosibirsker Wälder! Es gibt so viel Grün hier, unglaublich. Besonders viele Birken und wenn man still ist, wie wir heute, hört man die Spechte klopfen. Es ging bergauf und bergab, wir waren total außer Atem und es war wirklich warm. Der botanische Garten selbst war nicht so special, eher wie ein kleiner Park, aber die Natur zu genießen war traumhaft. Die Kinder waren auch echt lieb, wir haben viel gelacht, besonders Katja ist ein Wildfang, sie macht ständig Blödsinn und braucht Aufmerksamkeit! Wir haben natürlich auch viele Fotos geknipst. Ihr findet einige in meiner Bildergalerie, hier ein kleiner Vorgeschmack:
Danach waren wir noch zusammen in einem Kaffee, dem Traveller’s Coffee. Die Preise sind hier teilweise skurril. Zum Beispiel habe ich heute in der Cafeteria für ein großes, ofenfrisches Brötchen und eine Pirogge mit Aprikosen nur 11 Rubel (25 ct) bezahlt, eine Miniportion Spaghetti kostet im Cafe aber 189 Rubel (4,37 €). Mit der Maschutka zu fahren ist übrigens auch sehr billig, für nur 15 Rubel (35 ct) kommt man von A nach B, dafür ist Kleidung größtenteils wahrscheinlich teurer als zu Hause.
Ich hatte einen schönen Tag und freue mich auf morgen, wenn es mit Mina, der anderen kulturweit-Freiwilligen hier, nach Nowosibirsk-City geht!


Hallo meine liebe Nichte,
ich habe gerade mit Deiner Mutter telefoniert. Schön dass Du gut angekommen bist und Dich wohlfühlst. Mit dem Wetter hast Du ja wohl auch noch Glück, dass die Tage noch sehr schön sind wenn es auch in den Nächten schon sehr kalt wird. Ich werde am Montag bei Oma und Opa vorbeifahren und mit ihnen besprechen, wie wir sie „Online“ bekommen. Das kriegen wir schon hin. Ich wünsche Dir viel Spass, natürlich auch von Regina und Deinen Cousinen und Deinem Cousin.
Bohne
Hallo Bohne,
schön, dass es euch allen gut geht und super, dass du Oma und Opa hilfst, „Online“ zu bekommen. =) Ich habe manchmal das Gefühl, für die beiden ist das Ganze noch aufregender als für mich.
Wünsch meinen Cousinen und ihrem Bruder mal viel Spaß bei Chillen in den Ferien, während ich und meine Schüler 6 Tage die Woche zur Schule gehen!
Alles Liebe
Linchen