Angekommen

19. September 2011
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von Caroline Stelzer

Ich befinde mich nach einem langen, aber eigentlich entspannten Flug von Moskau jetzt in Akademgorodok, der Wissenschaftsvorstadt von Nowosibirsk. Wenn ich aus dem Fenster schaue, blicke ich acht Stockwerke hinunter, in der Ferne sehe ich typisch russische Hochhäuser und Wald, Wald, Wald. Alles ist so grün hier bzw. eigentlich schon eher rot und gelb verfärbt. Mir gefällts. Aus dem Küchenfenster kann ich sogar das Gymnasium, in dem ich arbeite, sehen. Ein blaues Gebäude, sieht typisch nach Schule aus.


Tja, das ist es also. Ich bin da. Ich bin in Sibrien (heute scheint übrigens die Sonne und es ist garantiert wärmer als in Deutschland, ich hab die ganze Zeit das Fenster auf).
Aber, wie man so schön sagt, meine Seele muss erst noch nachkommen. Und verarbeiten, was es schon zu sehen gab. Die lange Fahrt vom Flughafen, während über Novosibirsk die Sonne aufging. Den Hochhaus-Dschungel, der mich sehr an St. Petersburg erinnert hat. Das Treffen mit meiner Mentorin Ludmilla Heym und meiner Gastgeberin Irina, die noch kleiner ist als ich, sich aber wie Ludmilla trotzdem schon jetzt als Mama versteht. Die ersten Gespräche auf Russisch. Meinen neuen, selbstgewählten Spitznamen Lina. Kaffe und Piroggen mit Kohl (da gabs eigentlich nichts zu verarbeiten, sondern nur zu verputzen!)
Nach ein paar Stunden Schlaf (für mich war es ja mitten in der Nacht) musste ich erstmal meine Energie und Freude rauslassen.
Hab zum Grease-Soundtrack so richtig abgetanzt!!! Was solls, war ja sonst keiner da! =)
(Ein fettes Dankeschön an Annemarie, die mir die Musik gegeben hat! <3 )
Mein Zimmer ist soweit eingerichtet, ich brauch nur noch Klebeband (was um alles in der Welt heißt das auf Russisch???) um alle Fotos & Co an die Wand zu hängen. Es ist echt schön, mit großen Fenstern, einem Mini-Begehbaren-Kleiderschrank (wuhuuuuuu!), einem riesigen Spiegel und nem Doppel-Couch-Bett. Außerdem siehts aus wie im Dschungel, habe hier 17 (!) Grünpflanzen rumstehen (Irina ist Biolehrerin). Eine davon ist ein Kaffeebaum! Das Zimmer hat früher Katja gehört, Irinas Tochter, die jetzt verheiratet ist.
Ein Wintermantel für mich wurde auch schon organisiert, ich bekomme Katjas alten. Echter Pelz, bodenlang und ungefähr so schwer wie alle meine Klamotten zusammen. Sinke garantiert im Schnee ein, freu mich aber drauf!
Gleich kommt Ludmilla vorbei, die Schule dürfte schon zu Ende sein. Dann besprechen wir alles Organisatorische, aber sie hat mir schon von einigen Terminen erzählt. Ich sag nur: Wow! Es gibt viel zu helfen für mich. Außerdem soll ich heute noch die Elftklässler und einige schöne Ecken von Akademgorodok kennen lernen.
Ganz liebe Grüße nach Hause und in alle Teile der Welt, die im Moment von kulturweit-Freiwilligen bevölkert sind! Es ist ein Abenteuer!
Trotzdem: Heimweh gibt’s immer! Irgendwann fließen die Tränen. Aber ich finde es schön, dass ich so viele Menschen kenne, die ich aus ganzem Herzen vermisse!

3 Kommentare
  1. 29. September 2011
    Dr. Manfred Stein permalink

    Hallo Lina,
    ich komme erst heute dazu, mal nachzusehen, was aus Ihnen inzwischen geworden ist und ob Sie sich schon etwas in Akademgorodok eingerichtet haben. Ihr Bericht erinnert mich an meine Ankunft im Februar 1975 in der MGU in Moskau, wo ich mich auf meine Aspirantur vorbereitet habe. Allerdings war damals an „kulturweit-blogs“ nicht zu denken, das lag außerhalb unseres Vorstellungsvermögens …
    Ich freue mich sehr, dass Sie mir begegnet sind und ich auf diesem Wege an Ihren Erlebnissen teilhaben kann. Grüßen Sie ihre Gastgeberin und Ihre Mentorin herzlich von mir, von einem Menschen, der sein ganzes berufliches Leben über mit der russischen Sprache und mit vielen russischen Freunden und kollegen zugebracht hat. Menschen wie Liudmila und Irina sind Gold wert, aber das wissen Sie ja auch schon …
    Übrigens sind meine Reisen rund um die Ostsee herum trotz der reformbedürftigen Bedingungen an den Grenzen der russischen Föderation erfolgreich verlaufen und haben mir viele neue Einsichten darüber vermittelt, was Russland aktuell bewegt….
    Meine lexikalische Hilfe – „Klebeband“ im Russischen – werden Sie sicher schon nicht mehr benötigen. Wenn doch, so könnte man das so umschreiben.: „pljonka dlja okleivanija“
    Sollten Sie mal in anderen Situationen sprachliche Hilfe benötigen, einfach signalisieren.

    Ich bereite mich gerade auf meinen heutigen Unterricht in meinem Integrationskurs vor, in dem junge leute aus Vietnam, Kosovo, der Ukraine, Sibirien(!), Moldavien, der Türkei vor mir sitzen, um die für ihre Einbürgerung erforderlichen deutschen Sprachkenntnisse zu erwerben.

    Also, liebe Grüße ins sonnige Sibirien.
    (Es war übrigens so, dass es in Petersburg im Juli/August schon mal 34 Grad Hitze gab, während in um Berlin darüber nachgedacht wurde, ob man die Heizung einschalten sollte!)

    Manfred Stein aus Potsdam

  2. 19. September 2011
    Bernd permalink

    Ist ja ziemlich interessant! Hab schon mal geschaut, in den nächsten Tagen benötigst Du den Pelz noch nicht. Wie sieht es mit Filzstiefeln aus (;-)? LG aus dem noch sonnigen Dorf am Rande von Berlin

    • Profilbild
      20. September 2011

      Neee, Pelz brauch ich echt nicht, heute ist es wieder mal voll warm, 24°C und ich hab voll geschwitzt! =) Die Filzstiefelchen besorgen wir bald, hab heute auf dem Mrakt schon welche gesehen! Viele liebe Grüße zurück!

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