Ein Besuch beim Konsulat I

23. Juli 2011
von Caroline Stelzer

Mittwoch gings also trotz frischem Wind und gelegentlichen Schauern auf in ein kleines Stück Russische Förderation mitten in Berlin. Zum Glück nur eine S-Bahnfahrt entfernt, für die Leute aus Mecklenburg-Vorpommern ist die Reise da schon ein Stück länger.
Nach Pass- und Taschenkontrolle sprach ich beim Anzugyp am Infodesk vor:

Ich: Здраствуйте. Sdrastwuitje. (Guten Tag.) Ich möchte mein Visum beantragen.
Typ: Ты не говоришь по-русский? Ti ne goworisch po russki? (Sprichst du kein Russisch?)
Ich: Не очень хорошо… Ni otschen choroscho… (Nicht sehr gut…)
Das war ihm aber anscheinend ziemlich egal.
Typ: окурпарнгшйцзыьсиасщйцщисйэхж!!! (Russischer Redeschwall!!!)

Puh, ich war  über mich selbst erstaunt, dass ich alles wenigstens halbwegs verstanden habe und mich auch ausdrücken konnte. Zumindest was die basics anging. Ich war froh, dass man Wörter wie passport und wisa auch ohne Wirtschaftssprachkurs versteht. Anders als Versicherungsformular.
Ziemlich beeindruckt zeigte sich der Typ von der Reiseroute auf meinem Antragsformular
Moskau – Sankt Petersburg – Omsk – Tomsk – Barnaul – Novosibirsk,
es wollen wahrscheinlich nicht besonders viele nach Sibirien.

Nachdem ich meine Nummer gezogen hatte, ging es ans Warten, wobei ich sagen muss, dass die russischen Sachbearbeiter  flott vorangingen. Das war mir recht, denn nach einem halbstündigen Ordnen der fünfttausend Papiere, die ich mitgebracht hatte, war ich schon an der Reihe. Da dauerts ja bei Bürgeramt oft länger.

Es zeigte sich, dass ich wohl an den tollsten und freundlichsten Sachbearbeiter in der Geschichte russischer Beamter geraten war. Hiermit möchte ich ihm nochmal meinen Dank aussprechen!
Er (nennen wir in Pjotr), also Pjotr sah meine zwei verschiedenen Einladungen und dass sie später ausgestellt sind als mein Flug landet und ließ sich von mir das ganze Problem geduldig geschildert bekommen. Er fragte mich, was ich genau beim kulutweit-Dienst mache und ob ich Russisch spräche. Dann stelle Pjotr sein Mikro aus, qutasche mit seinem Chef, machte das Mikro wieder an und kritzelte eine Menge auf meinen Formularen herum. Er schrieb, strich durch, markierte und fügte hinzu. Schlielich verkündete Pjotr, er würde mir ein 180-Tage-Visum mit zweimaliger Einreise geben, so könnte ich einmal nach Deutschland, falls ich Heimweh bekäme. Ich hätte ihn küssen können (er war jung und sah wirklich gut aus und er hatte alle meine Probleme in Luft aufgelöst). Wenn mich eine russische Gastfamilie also über Weihnachten und Silvester bei sich behalten möchte, steht dem visumstechnisch nichts im Wege!
Gekostet hat das Visum übrigens auch nichts. Ich kann es Mittwoch abholen und habe eigentlich nicht den Zweifel, dass ich noch eine böse Überraschung erleben werde.

Diesen Punkt auf meiner To-Do-List kann ich also schonmal abhaken, bleiben noch viele andere Dinge wie zum Beispiel einen Sprachkurs zu buchen und zwei Impfungen gegen Hepatitis B.
Die angenehmen Dinge darf man allerdings auch nicht vergessen, deshalb steigt morgen die erste von (höchstwahrscheinlich) ein paar Abschiedspartys, da ich die letzte aus meinem Freundeskreis bin, die Berlin verlässt.
 Nur noch etwas über eine Woche, bis Lea für 12 Monate nach Mosambique fliegt. Ich werde sie sehr vermissen, deshalb an dieser Stelle: Danke für alles, Lea! Ich hab dich sehr lieb!
Ach, lasst mich rührselig sein, alles ändert sich. Und wir freuen uns alle darauf!

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