Wir brauchen da noch ein paar Unterlagen – Mein Visumsantrag
Russen und Papierkram!
Wer sich noch über die Bürokratie in Deutschland beschwert, wollte eindeutig nie nach Russland einreisen!
Ohne Visum läuft natürlich nichts und um das für einen Aufenthalt von 6 Monaten zu bekommen, braucht man eine Einladung der Dienststelle – also in meinen Fall dem Gymnasium Nummer 6 „Gornostay“ in Novosibirsk.
Meine Betreuerin Ludmilla, die Lehrerin an „meiner“ Schule ist, hat sich zwar gut um alles gekümmert, trotzdem gab es da drüben im Osten ein Kuddelmuddel, dass ich trotz E-Mail-Verkehrs nicht verstanden habe. Irgendwer meinte irgendwie, dass es besser wäre, zwei Einladungen für jeweils drei Monate auszustellen, kulturweit hat das Gegenteil behauptet und ich hab mich gesträubt, weil ich nicht unbedingt während meiners FSJs nochmal ausreisen will.
Passieren kann das allerdings leicht, da die Typen im Konsulat anscheinend Russischroulette mit den Visaanträgen spielen. Mal lehnen sie einen für 6 Monate ab, mal gewähren sie ihn mit einmaliger Einreise, mal gestatten sie sogar ein Multiple-Entry-Visum für ganze 12! Das ist allerdings in der Geschichte der Menschheit so gut wie nur ein Mal vorgekommen, sagte mir eine Dame von kulturweit. Das ist auch der Grund, warum ein FSJ in Russland nur 6 Monate dauert.
Also war ich darauf eingestellt, Ende November für zwei oder drei Tage zurück nach Berlin zu reisen, um das nächte Visum ausgestellt zu bekommen. Das hätte sich sogar richtig gut an mein fünftägiges Zwischenseminar in Sankt Petersburg anschließen lassen und das Flugticket bezahlt hätte sogar das „Gornostay“ (wundert euch nicht über den Namen, er hat nichts mit Pornos zu tun, sondern heißt übersetzt nur wie ein putziges Pelztierchen: Hermelin).
Diese Pläne wurden heute allerdings um 9 Uhr morgens (in den Ferien und meinem PostABIleben also mitten in der Nacht) von einer sehr laut klingelden Deutsch-Post-Botin umgeschmissen. Sie brachte meine Einladungen per Einschreiben. Auch wenn ich glücklich war, dass ich endlich nach wochenlanger Warterei mein Visum beantragen konnte, wurde ich richtig sauer, als ich die Einladungen sah.
Die erste endet am 18. Dezember 2011, die zweite beginnt erst am 5. Januar 2012. Eine zweieinhalbwöchige Lücke. Ich wurde zwangsverweihnachtet!
Vielleicht bin ich seltsam und andere FSJler würde sich tierisch freuen, Weihnachten und Silvester zuhause im Schoße ihrer Lieben zu verbringen, ganz ohne Heimweh, das einen in der Adventszeit ja am schnellsten erfassen soll. Ich denke aber, dass das einfach dazugehört. Wenn ich das durchziehe, dann richtig und mit allen kulturellen Schikanen.
Tja, so kanns gehen.
Morgen geht es also ab zum russischen Konsulat Unter den Linden in meinem geliebten Berlin. Das Zeug für den Antrag zusammenzustellen war anstrengend. Abgesehen davon, dass man einen negativen HIV-Bescheid braucht (das wusste ich zum Glück vorher und besitze daher einen), gibt es noch tausend andere Dokumente, die man bereit halten sollte. Nicht zuletzt Flugtickets und Versicherungsnachweise sowie ein Passbild und natürlich die Einladungen.
Eines der letzten Rätsel der Menschheit besteht außerdem in dem Mysterium, warum auf Formularen nie genug Platz ist, sodass man immer gequetscht schreiben muss. Ich zeige euch hier ein Beispiel zum leichten Ausfüllen eines Antrages:
Mal sehen, was sich morgen noch in Sachen Ausreise tun lässt. Irrsinnig ist nämlich auch, dass die Einladung ab dem 19. September ausgestellt ist, ich aber schon am 18. in Moskau zwischenlande. Das kann heiter werden!
