04.10.15 – Auch wenn täglich keine einzige Wolke den blauen Himmel bestückt und die Sonne strahlt als gäbe es kein Morgen mehr, so glich bisher kein (Arbeits-)Tag dem anderen. Zwar bin ich mir im Klaren darüber, dass dies erst der Auftakt von einem ganzen halben Jahr ist, in das die Routine höchstwahrscheinlich noch seinen Einzug finden wird. Allerdings weiß ich bereits, dass ich gekommen bin, um zu bleiben. Gekommen um die Medienlandschaft eines noch unvertrauten Landes genauer kennenzulernen, um unterschiedliche Workshops zu begleiten, um die Informationsfreiheit in die Weiten Namibias hinauszutragen und um die Zeit mit interessanten Menschen zu verbringen, deren Wurzeln im südlichen Afrika liegen. Hoffentlich sieht es das Ministerium hier genauso und mein Visum wird ohne weiteres bis Ende Februar verlängert…
DW Akademie – Meine beiden Kolleginnen haben mich von Anfang an mit offenen Armen empfangen und es kommt mir wirklich nicht so vor, als würde ich erst seit einem knappen Monat mit ihnen zusammenarbeiten. Vor allem mit Dani verbringe ich auch Zeit nach der Arbeit und so waren wir letzte Woche zusammen beim Touch Rugby und einen Tag später bei einem Kollegen zum Pizza backen und musizieren. An dem Abend wurde mir wieder mal bewusst, wie sehr ich das Klavierspielen vermisse und wie gerne ich meine Improvisationskünste verbessern würde. Es spricht nichts dagegen Stücke bekannter Komponisten auswendig spielen zu können, allerdings fand mein Kollege von der NBC ziemlich treffende Worte für diesen Zustand:
You remember the notes – but you actually have to remember the music!“
Bezüglich meiner Arbeit konnte ich in den vergangenen zwei Wochen in unserem kleinen (aber feinen!) 12 Quadratmeter Büro einen tieferen Einblick in die bisherige Arbeit der DW Akademie gewinnen, indem ich beauftragt wurde von einem abgeschlossenen Projekt Fotos, Pressemitteilungen und Workshopmaterial zusammenzustellen. Zudem konnte ich bei den Vorbereitungen für die nächste Reihe von Workshops und In-House-Trainings für den Projektträger NBC (Namibian Broadcasting Corporation) in vielerlei Hinsicht unterstützend wirken. Neben einer ausgiebigen Recherche über die benötigte Technik, suchte ich Kontakt raus, pflegte diese in die Datenbank ein und erstelle Teilnehmerlisten. Morgen beginnt einer dieser Workshops. Alles dreht sich um das Thema „Mobile Reporting“ (Nutzung von Smartphones und Tablets) und meine Aufgabe wird es sein, die Trainer bei allen technischen und methodischen Abläufen zu unterstützen. Ich bin wirklich sehr gespannt und davon überzeugt, dass es obendrein für mich persönlich sehr lehrreich werden wird…
In meiner WG läuft es nach wie vor sehr gut! Auch wenn der Zustand der Küche manchmal zu wünschen übrig lässt, so ist das Zusammenleben wirklich entspannt, harmonisch und mit viel Lachen verbunden.
When you speak to a man you speak to his head but when you speak to him in his language you speak to his heart!“
(Nelson Mandela)
Nun besuche ich schon seit 3 Wochen den Afrikaansunterricht und es macht wirklich Spaß, obwohl sich meine Ausdrucksfähigkeit auf die Uhrzeit, die Berufe und Familienmitglieder beschränkt. Theoretisch sollte es das, praktisch sieht es leider noch schlechter aus. Höchstwahrscheinlich hängt es damit zusammen, dass ich so viel unterwegs bin. Nach der Arbeit und am Wochenende finde ich selten eine ruhige Stunde, um wirklich die Vokabeln zu lernen und mich mit der Sprache, die rund 20 Millionen Menschen weltweit sprechen, vertraut zu machen.
Wenn nach der Arbeit also nicht der Sprachkurs an sich auf dem Plan stand, war ich in den letzten zwei Wochen mit meiner Mitbewohnerin beim Zumba, Touch Rugby spielen auf einem grünen Feld irgendwo im nirgendwo, Einkaufen, im Jojos Essen oder einfach nur (sehr günstig – umgerechnet 1,50 Euro) Wein trinken oder es war einfach Freitag. Freitagabends mit dem Vokabeln lernen anzufangen ist womöglich so, als würde man hier in der Mittagshitze auf die Idee kommen joggen gehen. Erfolge bleiben dabei definitiv aus. Auch so schaffen es meine Wochenenden meistens am Donnerstag schon verplant zu sein.
Letztes Wochenende war ich auf einem Nightmarket, bei dem es wunderbares Essen gab, im Chopsis, in einer Karaokebar, im Craft Center bummeln und ich bin tatsächlich mal raus aus der kleinen Hauptstadt gekommen. Mit meinen Mitbewohnerinnen ging es zu einer Lodge, bei der ich die ersten Warzenschweine begutachten konnte, ein Gnu beim Sonntagspaziergang beobachtete und ein Stachel eines Stachelschweins gefunden habe. Das afrikanische Pendant zu einem vierblättrigen Kleeblatt würde ich sagen, also wirklich – Lucky Me!
In der Tat war auch dieses Wochenende wieder Einiges los. Am Freitag fand ein Open Air Konzert beim Goethe Zentrum statt und es war wirklich eine sehr schöne „Night under the Stars“. Gestern Morgen ging es dann zum Zumba und zum SuperSpar bei dem man sich vorkommt als hätte man den deutschen Boden nie verlassen. Abends hatten wir Freunde und Bekannte zu einem Bring and Braai zu Besuch und ich muss gestehen, dass ich mein Vegetarier Dasein aufgrund der Fleischqualität hin und wieder vergesse. Es war ein super leckerer und lustiger Abend, bei dem einige neue mit bereits mir bekannten Gesichtern am Tisch saßen. Heute Vormittag wurde dann direkt wieder der Grill angeschmissen. Ich war bei einem Treffen von der Arbeit, um die letzten Vorbereitungen für den morgigen Workshop zu treffen, und da durfte der Geruch von frisch gegrilltem Fleisch natürlich nicht fehlen…
So far so good und Tot siens!
Liebste Julia,
ganz toll geschrieben. Ich freue mich so für dich dass du da so eine tolle Zeit hast und dein Artikel verleitet mich dazu drüber nachzudenken auch nochmal eine Möglichkeit zu suchen einmal ganz raus zu kommen. Sicher bereut man es eines Tages wenn man solche Erfahrungen nicht gemacht hat!
Ich wünsch dir noch sehr sehr viel Spaß und drücke die Daumen dass du bis Februar bleiben kannst. Solange verfolgen ich fleißig deinen Blog!
Liebe Grüße aus Wiesbaden! Deine Hannah