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Liebesgrüße aus der Zarenstadt

Hallo Freunde,

herzlich willkommen im Jahr 2018! Ich hoffe, ihr alle seid gut hineingerutscht und habt das alte Jahr gebührend verabschiedet. 2017 war garantiert nicht perfekt, sowohl in politischer Hinsicht als auch vom persönlichen Blickwinkel, aber für uns alle hielt es sicherlich einige Höhen und Tiefen bereit, die wir ein Leben lang nicht vergessen werden und die uns langfristig geprägt haben. Da bleibt es nur zu hoffen, dass es für euch in den letzten 12 Monaten in der Gesamtsumme mehr Positives als Negatives gab, und 2018 unsere Höhen wachsen lässt sowie den Tiefen ihre Wurzeln weglasert! Deshalb lasst uns nachträglich unser Glas erheben  und gemeinsam auf ein tolles neues Jahr anstoßen. Na sdorowje! PS: Dieser Blogeintrag ist, nun ja, ziemlich bildlastig und hat dementsprechend besonders viel Mühe gekostet. Ich hoffe, ihr findet Gefallen daran! 🙂

Ich verbrachte mein diesjähriges Silvester zusammen mit den anderen Belarusfreiwilligen Anna, Tabea, Amelie und Zoe in der Landeshauptstadt Minsk. Tanja aus dem Goetheinstitut flog über die Feiertage nach Deutschland und war so freundlich, uns ihre moderne Wohnung im Zentrum zur Verfügung zu stellen. Die Woche davor verlief eher unspektakulär – kein regulärer Unterricht wegen Schulferien, stattdessen tägliche Intensivvorbereitung einzelner Schüler für die Deutscholympiade. Nur der Freitag hielt ein besonderes Ereignis für mich bereit – ich bekam spontan eine Einladung von Polinas Eltern nach Hause. Ich freute mich riesig darüber, da es sich seit meiner gesamten Zeit hier um die erste private Einladung handelte, die ich bekam,  und ich insgeheim schon lange den Wunsch verspürte, einer belarussischen Familie einen Besuch abzustatten. Gleichzeitig war ich auch sehr aufgeregt und etwas nervös, da ich mir nicht sicher war, was man von mir erwarten würde, und Polinas Mutter als Mathelehrerin am Gymnasium Nr. 2 unter den Schülern einen sehr strengen Ruf genießt. Meine Neugier überwog jedoch, ich suchte also schnell nach einem angemessenen Gastgeschenk und machte mich abends auf in die „Höhle des Löwen“. Eines schonmal vorneweg- der Abend wurde super interessant und ich fühlte mich nach der ersten Minute sofort rundum wohl! Die Gastgeberin begrüßte mich mit offenen Armen, setzte mich an den Küchentisch und fütterte mich ordentlich durch – ganz gemäß der berüchtigten russischen Gastfreundschaft 🙂 Dabei stellte sie mir unentwegt Fragen über mich, meine Familie, meine Zukunftspläne und den Alltag in Deutschland. Auch wollte sie meine Einschätzung zu den verschiedensten Dingen hören – die Erziehung in Deutschland und Belarus, Vor-und Nachteile der verschiedenen Staats-und Bildungssysteme, allgemeine Weltpolitik… Ich wurde gebeten, die aktuelle Krise mit Nordkorea auszuleuchten, Donald Trumps Amtszeit als Präsidenten zu kommentieren sowie Stellung zu Russlands Außen-und Innenpolitik zu nehmen. Dabei habe ich mich so ernst genommen gefühlt wie selten zuvor, jedes meiner Worte wurde aufgesogen und geglaubt, weshalb ich sehr darauf bedacht war, alles möglichst richtig und korrekt darzustellen. Schnell wurde mir bewusst, dass ich, ob ich will oder nicht,  als eine Art übergeordnete Autorität wahrgenommen werde, was mir das ungewohnte Gefühl gab, älter und erfahrener zu sein, als ich es mit meinen 18 Jahren eigentlich bin. Auch wurde klar, dass Weltpolitik für die hiesige Durchschnittsbevölkerung eine untergeordnete Rolle spielt: Die Medien sind staatlich unterwandert und selten objektiv, die meisten Leute kommen selten aus Belarus raus und haben weit schwierigere Lebensumstände als wir Europäer, weshalb es für einen ausführlichen und differenzierten Blick über die Landesgrenzen hinaus oft nicht reicht… So kann es passieren, dass hochqualifizierte und kluge Akademiker zum Beispiel nicht im Bilde sind, was denn da genau für eine Situation in Nordkorea herrsche? – eine Frage, bei der ich erstmal überlegen musste, da man in Deutschland solche Dinge durch regelmäßigen Medienkonsum gewissermaßen als Allgemeinwissen voraussetzt. Gleichzeitig habe ich aber auch gesehen, dass die Leute sehr wohl aufgeschlossen und wissbegierig sind, ich als „gebildeter junger Deutscher“ werde so als praktische Informationsquelle betrachtet, die ausgeschöpft werden muss… Ich müsste lügen, würde ich behaupten, ich hätte es nicht ein wenig genossen 🙂 Später kam auch noch der Familienvater, ein Informatiklehrer, nach Hause; und das Gespräch schweifte endgültig in Richtung Flüchtlingskrise, Krim sowie das Verhältnis von Ost und West ab; zwischendurch gab es zur Auflockerungen Anekdoten aus dem Alltag sowie Erzählungen von Arbeit und Urlauben. Nach 5 spannenden Stunden voller interessantem Gesprächsstoff, mehreren Nachschlägen und Teetassen sowie einer Einladung zum Schaschlik später verabschiedete ich mich und spazierte zurück zu meiner Wohnung, wo ich glücklich, zufrieden und voller neuer Eindrücke in einen tiefen Schlaf fiel.

Am Samstag, den 30. Dezember, ging es dann endlich nach Minsk, wo ich abends in Tanjas Wohnung auf die anderen Freiwilligen traf und wir uns einen schönen Abend ganz nach dem Motto Netflix and Chill machten 😉 Am Morgen des letzten Dezembertages waren wir gemeinsam im prachtvollen Bolshoi-Theater, um uns für mickrige 3,50 Euro von seitlichen Logenplätzen aus das berühmte Nussknackerballett anzusehen. Was soll ich sagen? Ihr alle kennt sicherlich die wunderschöne Suite, und die Tänze dazu waren einfach sagenhaft schön. Eines möchte ich hier nochmal klarstellen – im Ballett macht den (Weiß)Russen absolut keiner was vor!

  

Abends flanierten wir durch das hell erleuchtete und feierlich geschmückte Minsk, aßen in einem Restaurant und fristeten die restlichen Stunden in unserer Wohnung, wo sich einige im Zimmer einsperrten und sich schön machten während andere fröhlich ABBA-Karaoke betrieben 😉 Zusammen mit einer Flasche „sowjetischen Champagner“ ging es dann kurz vor Mitternacht auf den Oktoberplatz, wo wir uns erhofften, mit ganz Minsk den Countdown herunterzuzählen und unter einem großen Feuerwerk gemeinsam anzustoßen… Dem war leider nicht ganz so – der Platz war halb leer, auf einer mittelgroßen Leinwand wurde die Ansprache des Präsidenten ohne Ton übertragen und sowohl fröhliches Hinunterzählen als auch mitternächtliches Feuerwerk blieben aus… wir kippten also alleine den Champagner und liefen gemeinsam hinunter zum Fluss, verstärkt durch einen fremden Typen, der Niemandem zum Feiern hatte und mit seinen minimalen Brocken Englisch das Mitleid unserer Mädchen erregte. Am Fluss gab es ein großes Neujahrskonzert, die Stimmung war ausgelassen und um 01:30 stieg  dann doch noch ein Feuerwerk in die Lüfte, so schön und prächtig, dass kein Wunsch unerfüllt blieb!

  

Nach Abschluss des Spektakels verlor unsere Gruppe etwas die Orientierung, wir schlenderten durch einige Bars, wurden den mit der Zeit immer merkwürdigeren Typen irgendwie los und machten uns schließlich wieder auf nach Hause, wo uns schnell der Schlaf übermannte. So fand unsere Silvesterfeier zwar ein eher unspektakuläres Ende, aber wieso alle Erwartungen auf einen Abend setzen, wo das kommende 2018 365 weitere Abende bereithält, die alle das Potential haben, einzigartig zu werden? So bin ich einfach froh, am 31.  rausgekommen zu sein und viele spaßige Momente mit der Belarus-Crew erlebt zu haben 🙂

Die erste Januarwoche verlief wie die letzte, am Freitag Abend lud ich meine Freunde zum Bohnanza-Spielen ein und hatte somit einen unterhaltsamen Wochenabschluss. Außerdem erschien auf Youtube eine kleine Reportage über meine Arbeit an der Schule sowie meine Eindrücke zu Belarus, wer gerade dabei ist, Russisch zu lernen, oder einfach so interessiert ist, kann gerne einen Blick hineinwerfen 🙂

Sonntag war es dann soweit – mein lange hinausgezögerter und wohlverdienter Urlaub stand an. Für mich stand schon seit längerem fest, dass ich gerne der Newa-Metropole Sankt Petersburg einen Besuch abstatten würde – ich war als kleiner Junge schon einmal dort,  damals jedoch nicht sonderlich begeisterungsfähig für lange Spaziergängen und Besichtigungen 🙂 Deshalb wollte ich die Stadt nochmal aus erwachsener Perspektive kennenlernen, und da sich Pinsk auf halber Strecke befindet und mein Onkel dort aktuell als Eventmanager  eine Open-Air Eislaufbahn im Stadtzentrum leitet, bat sich mir hier die beste Gelegenheit zu einem Kurztrip. Hin ging es mit dem Nachtbus aus Minsk, dank russischem Pass war die Grenze fix passiert und am nächsten Morgen wurde ich schon von meinem Onkel mit dem Auto vom Bahnhof abgeholt und zu unserer Wohnung gefahren. Viel Zeit verbrachte ich dort jedoch nicht – vor meiner Haustür lag die weltbekannte Zarenstadt, die mir einladend ihre Hand entgegenstreckte! Die nächsten Tage waren also vollgestopft mit den verschiedensten Eindrücken und Erlebnissen:

Am ersten Tag ging es erst einmal auf Erkundungstour. Gemeinsam mit meinem Onkel flanierte ich den Newski-Prospekt, die berühmteste Prachtstraße Russlands, hinunter; vorbei an der Kasaner Kathedrale, der Eremitage, der Isaakskathedrale, über eine der klappbaren Brücken über die Newa und im zickzack durch die wunderschönen und belebten Straßenschluchten der Stadt.

  

Gegen Abend besuchten wir die Open-Air Eislaufbahn, die mein Onkel betreut. Sie befindet sich ganz in der Nähe der Newa im Zentrum, auf einem kleinen malerischen Inselchen mit dem Namen „Neues Holland“. Ganz VIP-like passierten wir die lange Schlange, bekamen kostenlos ein Paar frisch geschliffene Schlittschuhe und begaben und auf die hell erleuchtete Eisfläche, wo wir fahren konnten, bis uns unsere Füße abzufallen drohten.

Als dieser Fall eintrat, spazierten wir durch das nächtliche Sankt Petersburg. Dabei verschlug es mir durchgehend den Atem – tagsüber schon ein Gedicht, verwandelte sich Petersburg in der Dunkelheit in ein leuchtendes, zauberhaftes Wintermärchen. Als wir dann zum krönenden Abschluss dem Festival of Light beiwohnten, in dessen Zuge unter musikalischer Untermalung ein prachtvolles Feuerwerk über dem historischen Zentrum gezündet wurde, dessen Lichter sich im klaren Blau der Newa spiegelten und als verspielte Lichtimpulse den Fluss rauf und runterjagten, formte ich lautlos mit den Lippen ein „Я люблю тебя, Питер“ – ich hatte mich vom ersten Tag an in die Zarenstadt verliebt.

    

Auch die kommenden Tage waren nicht minder aufregend. Am Dienstag ging es ins 30 km entfernte Peterhof, um die berühmte Palastanlage am Finnischen Meerbusen zu besichtigen. Während es hier im Sommer vor Touristen nur so wimmelt, war der riesige Park bei unserer Ankunft menschenleer – die zahlreichen Springbrunnen eingefroren, und die goldenen Skulpturen zum Teil mit Schnee bedeckt, was dem Park eine mystische Aura verlieh. Während der 1 1/2 Stündigen Führung durch die prunkvollen Gemächer des Zarenpalastes stand mir der Mund vor Erstaunen weit offen – jeder noch so kleine Raum ist ein Kunstwerk für sich, reich und stilvoll verkleidet und mit extravaganten Gemälden und Kunstobjekten aus allen Ecken der Welt verziert. Leider war es untersagt, Fotos zu machen, deshalb fahrt unbedingt selbst dorthin und lasst euch von Schönheit und Glanz überwältigen!

Zurück in die Stadt durfte ich nach langer Enthaltsamkeit endlich selbst  am Steuer Platz nehmen – erste Lektion meines Onkels: „Offiziell darfst du in der Stadt 60 fahren, inoffiziell sind es jedoch 80 da die Blitzer alles unter einer Überschreitung um 20 km/h nicht zählen lassen können“ 🙂 Mit dieser Einstellung konnte ich anschließend den russischen Verkehr am eigenen Leib erfahren – so schlimm, wie in zahlreichen Youtube-Videos dargestellt, ist er zum Glück bei Weitem nicht! Eine weitere tolle Sache an Petersburg – man findet überall im Zentrum einen Parkplatz, und muss dafür nicht einmal bezahlen! Also wurde schnell geparkt und das verborgene Nachtleben der Metropole erkundet, welches einfach unheimlich aufregend  und durch zahlreiche exklusive Insider-Spots mindestens genauso hip ist wie das der westlichen Hauptstädte Berlin, London und New York!

Am Mittwoch hieß es früh aufstehen, um mit dem Zug an die finnischen Grenze zu fahren, wo ein schneeweißer und nahezu unberührter weitflächiger Nationalpark auf uns wartete. Fix kletterten wir über ein paar Absperrbänder und verließen die betonierten Wege (nur für Weicheier :D), um eine Steilküste zu erklimmen, was uns schließlich eine atemberaubende Aussicht das Ende der Welt (Quelle: Google Maps „Worlds End“), den zugefrorenen und endlos scheinenden finnischen Meerbusen, gewährte. Nach einer anschließenden Besichtigung der russisch/schwedisch/finnischen Stadt Wyborg ging es wieder zurück nach Petersburg, um eine verstörend-moderne, dreistündige Neuinszenierung von Shakespeares Sommernachtstraum zu besuchen –  der Abend war crazy 😉

 

Donnerstag holte ich morgens vom Bahnhof meine Oma ab, die die Nacht im Zug aus Moskau verbracht hatte, um mich für einen Tag zu sehen 🙂 Gemeinsam besichtigten wir den Ort, an dem Petersburg seinen Ursprung fand – die Peter-und-Paul-Festung auf der Newa. Besonders die gleichnamige Kathedrale in der Mitte der Festungsanlage beeindruckte mich mit ihrer prachtvollen Innenausstattung. Dies ist auch der Ort, an dem die meisten russischen Zaren begraben sind, die Särge sind offen zur Schau gestellt und strahlen noch immer etwas von der Macht ihrer Eigentümer aus…

Anschließend sahen wir uns das Grand Maket Rossiya an, eine Miniaturmodellnachbildung Russlands. Diese verfügt wie auch sein Original über 11 Zeitzonen und nimmt mit seinen 800 Quadratmetern eine ganze Lagerhalle ein. Als riesiger Fan des Miniaturwunderlandes in Hamburg eroberte das kleine große Russland ebenfalls im Sturm mein Herz und die nächsten 3 Stunden verbrachte ich damit, entlang der Transsibirischen Eisenbahnmagistrale von Moskau über den Kaukasus und Südsibirien in den Fernen Osten zu reisen und von dort aus durch die Tundra und Taiga des hohen Nordens wieder zurück zum europäischen Petersburg. Wie auch in Hamburg ist hier die Liebe zum Detail einfach unglaublich, meine kurioseste Entdeckung war ein halbnackter Putin auf dem Rücken eines Bären irgendwo in den Weiten Sibiriens ;D

 

Jedenfalls wäre ich bestimmt noch mehrere Stunden da geblieben, aber am Abend lief unser letzter Programmpunkt an – ein Pubquiz in einer angesagten Bar. Gegen die intelektuelle Oberschicht Peterburgs waren wir natürlich hoffnunglos unterlegen, hatten aber dennoch viel Spaß und ließen den Abend dann noch schön ausklingen, bevor wir meine Oma wieder in den Zug nach Moskau setzten.

Am Freitag musste mein Onkel arbeiten, sodass ich mir ans Herz fasste und wagemutig die Eremitage betrat, welche mit mehr als 2,7 Millionen bedeutender Kunstobjekte etwa 10 mal so groß ist wie das Louvre. Wie „groß“ wurde mir dann bewusst, als ich mir eine Stunde lang wie verzaubert die verschiedensten griechischen Vasenmalereien ansah und mir nach einem überraschten Blick auf die Uhr bewusst wurde, dass ich bei dem Tempo locker ganze 350 Stunden im ehemaligen Winterpalast des Zaren verbringen könnte, welcher über 350 Säle verfügt. Prompt verlief ich mich dann auch noch und suchte eine gefühlte Ewigkeit nach einer Treppe ins nächste Stockwerk – alle Versuche, systematisch vorzugehen, scheiterten kläglich, da nach jedem Raum drei weitere Räume folgten, und dann wieder drei, und wieder, und wieder… Jedenfalls schaltete nach 4 Stunden mein Gehirn endgültig ab, ich irrte durch den Palastflügel mit asiatischer Kunst und sah aus wie ein ausgemergelter Abenteurer, der sich in der Wüste Gobi verirrt hatte 😉 Irgendwann hatte ich es dann aber geschafft – nach fast 6 Stunden holte ich meine Sachen aus der Garderobe, steckte mir Kopfhörer an und verließ die Eremitage unter den hymnischen Klängen der Bundesliga-Musik wie ein Gewinner! Danach gab es erstmal eine riesige Pizza und einen Film im englischen Kino, bevor ich in der Wohnung meinen spät von der Arbeit kommenden Onkel mit frisch eingekauftem Kuchen überraschte.

 

An meinem letzten Tag besichtigten wir den berühmten Kreuzer Aurora, welcher in Russland als das Symbol für die Oktoberrevolution schlechthin gilt.

Anschließend lief ich noch einmal durch die liebgewonnenen Straßen und Alleen, um langsam Abschied zu nehmen. Für den Abend waren wir von Bekannten meines Onkels zu einer kleinen Feier eingeladen, da in Russland traditionell in der Nacht vom 13. auf den 14. das „alte Silvester“ (nach dem julianischen Kalender) begangen wird. Hier hat jeder Anwesende die Chancd, noch einmal in sich zu gehen, seine Wünsche und Vorsätze zu aktualisieren und im Gegensatz zum feucht-fröhlichen 31. das Neue Jahr ganz klassisch und stilvoll zu begrüßen. Die Gastgeber waren überaus herzlich, es gab teuren Champagner und eine Palette an russischen Nationalgerichten. Während des Glockenläutens zu Mitternacht hat jeder die Möglichkeit, seinen sehnlichsten Wunsch auf ein Zettelchen zu schreiben, dieses anzuzünden und die Überreste gemeinsam mit dem Champagner hinunterzuspülen – eine schöne Tradition, die ich vorher noch nicht kannte.

Auf diese Weise verbrachte ich einen gemütlichen und geselligen letzten Abend in Sankt Petersburg, bevor es am nächsten Morgen zum Flughafen ging. Es war eine wunderschöne und aufregende Woche gewesen, und jetzt habe ich eine absolute Lieblingsstadt gewonnen. Als der Flieger zum Abschluss eine Runde über der Stadt drehte und die Zarenmetropole unter mir immer kleiner wurde, hob ich hinter dem zentimeterdicken Fensterglas zum Abschied die Hand und wisperte lautlos: „Ich komme wieder“

Machts gut und habt euch lieb,

Euer Mister Romantic

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