1 Jahr Montenegro oder "Jana, wie heißt das Land nochmal"

„Können wir danach wieder Justin Bieber hören?“

Nachdem ich mehrere Monate fast wöchentlich einen Blogeintrag verfasst habe, bekam ich während der Weihnachtsferien beinahe Entzugserscheinungen, sodass ich alle möglichen Geschehnisse oder Zitate auf ihre Eignung als Titel meines Blogs über meine Weihnachtsferien testete. Nach langem Abwägen hat das obige Zitat sich doch sehr deutlich durchgesetzt. Ich muss ganz am Anfang beginnen, möchte nur an dieser Stelle schon mal zu Protokoll geben, dass dieser Ausspruch ganz sicher nicht von mir stammt! 😀

Mein letzter Beitrag liegt schon über einen Monat zurück und kündigte meinen Besuch in Deutschland an. Viel zu früh (5.00 Uhr) machte ich mich mit dem Bus auf den Weg zum Flughafen. Am Flughafen musste ich noch lange warten, was mich einerseits wegen meiner Flugangst, andererseits wegen meiner freudigen Erwartung immer hippeliger werden ließ. Irgendwann war es aber dann so weit und wir verließen montenegrinischen Boden gen Heimat. Das ist nämlich trotz allen Einlebens und Wohlfühlens immer noch der Ort, wo meine Familie und ein Großteil meiner Freunde leben. Es ist einfach eine Definition, die ich für mich gefunden habe, die Montenegro nicht abwertet, sondern nur den Stellenwert zu verdeutlichen versucht, den meine Heimatstadt Frankenthal und die Pfalz für mich haben. Ich wurde in Frankfurt von meiner besten Freundin abgeholt (Danke nochmal! 🙂 ) und wir düsten so schnell es ging nach Hause. Ich feierte Wiedersehen mit meiner Familie und in den folgenden Tagen auch mit vielen meiner Freunde.

Ich will nicht detailliert über die einzelnen Ereignisse berichten, allgemein kann ich aber sagen, dass die Zeit zu Hause ereignisreich, manchmal turbulent, unerwartet stressig, alles in allem aber sehr schön war. Ich war überrascht bis schockiert, was sich in meiner Abwesenheit verändert hatte. Man ist zwar oft via Internet mit der Heimat in Verbindung, bekommt aber doch nicht alles mit. Auch wenn nicht alles immer nach Plan verlief, überwogen aber doch die schönen Erlebnisse, wie zum Beispiel, dass mich einige Leute aus meinem Orchester an der Weihnachtsfeier nur mit einem schlichten „Hallo Jana“ begrüßten, weil es für sie, wie sie mir hinterher berichteten, irgendwie ganz selbstverständlich war, dass ich da war. Im Verlauf der Feier blickte mich immer mal wieder jemand plötzlich ganz erstaunt an und fragte mich, was ich denn eigentlich hier machen würde… Schön, dass ich immer noch dazugehöre 🙂

Nach Weihnachten war es aber dann doch mal Zeit, mir über meine Rückkehr Gedanken zu machen. Seit Sarah, die Freiwillige aus Tirana, mich vor dem Zwischenseminar besucht hatte, war eigentlich klar, dass es einen Gegenbesuch geben soll. Kompliziert wurde das Ganze nur, weil Sarah leider nur ein halbes Jahr in Tirana ist, also war jetzt die letzte Gelegenheit. Da ich mir aber sicher war, dass ich mit dem Bus fahren will, plante ich bei Christina, der Freiwilligen in Sarajevo, einen Zwischenstopp ein. Eine dreifach gute Sache: Ich hatte keine sooooo lange Busfahrt vor mir (NUR 23h…), ich traf Christina wieder und bekam eine Stadt gezeigt, die sowieso auf meiner Liste stand. Ich machte mich also am 9. Januar auf die Rückreise.

Die ersten Schwierigkeiten hatte ich in Mannheim am Busbahnhof. Wo fährt welcher Bus ab? Warum zeigt die Anzeigetafel nur bereits abgefahrene Busse? Warum fahren zeitgleich vier Busse nach Bosnien? Woher soll ich wissen, welcher der Richtige ist? Warum sprechen die Busfahrer nur Bosnisch? Nach langem Hin und Her saß ich dann aber doch im richtigen Bus. Los ging die wilde Fahrt. Anfangs war es ganz nett. Der Bus hatte WLAN, war nicht zu voll, ich hatte Kekse und die Mitreisenden schnarchten nicht. Es war zwar ein bisschen unkomfortabel, aber bis zu dieser einen Raststätte irgendwo an der österreichisch-slowenischen Grenze nachts um 12 ging es mir eigentlich ganz gut. Doch dann hatte ich, frierend und essend an dieser Raststätte, plötzlich eine Eingebung. Leider fiel mir nicht der Plan für die Weltrettung ein, ich wusste nicht plötzlich wie ich die Quadratur des Kreises beweisen kann oder wie man Schokolade herstellt, die nicht dick macht, nein, es war ein Wort, das sich erst langsam, dann immer schneller durch meine Synapsen quälte, bis es in meinem Bewusstsein ankam: „SCHLÜSSEL“.
Ich hatte meinen Wohnungsschlüssel zu Hause vergessen. Meine deutschen Kollegen weilten noch in Deutschland, meine Vermieter konnte ich nicht erreichen. Was tun? Früher oder später würde ich den Schlüssel brauchen. Die Antwort war nach einigen mittelschweren Panikattacken relativ schnell gefunden. Sie hieß: „Balkan.“ Ich hatte in vorangegangen Berichten schon mal erwähnt, dass die Post hier nicht so wirklich existent ist, und wenn ja, dann unzuverlässig und vor allem LANGSAAAAAAM!!! Bestes Beispiel ist eine Postkarte, die Sarah mir am 8. Dezember aus Tirana geschrieben hatte, und die ankam, nachdem ich aus Tirana zurückgekehrt war, also am 19. Januar. Post war also keine Alternative. Da die Menschen hier dieses Problem ja kennen und trotzdem ab und an etwas verschicken müssen, haben sie sich im Laufe der Zeit eigene Lösungsansätze entwickelt. Wenn etwas wirklich wichtig ist, wichtig und eilig, dann gibt man es einem Busfahrer mit. Ein Glück, dass jeden Tag ein Bus von Mannheim nach Sarajevo fährt, sodass ich meine Mutter mit dem Schlüssel und ein paar Euro nach Mannheim schicken konnte, wo sie ihn einem nur Bosnisch sprechenden Busfahrer übergab, der ihr eine Nummer gab, die ich am nächsten Morgen anrufen sollte, um, selbstverständlich auf Bosnisch, zu erfahren, wann der Bus genau in Sarajevo ankommen würde. Als Kundin der Deutschen Bahn ist man relativ selten mit diesem Problem konfrontiert, aber auf dem Balkan kommen Busse manchmal früher an, als es im Fahrplan steht. Ich kam also sonntags relativ heil in Sarajevo an, wurde von Christina und ihrem Freund am Busbahnhof abgeholt und schlief dann erstmal 2 Stunden, da ich in der Nacht dann doch nicht mehr so viel Schlaf gefunden hatte.
Am nächsten Morgen riefen wir mit unseren kümmerlichen Bosnisch-/Montenegrinischkenntnissen den Busfahrer an, der uns schon im zweiten Anlauf verstand und uns die Ankunftszeit nannte. Wir gingen hin und Gott sei Dank war der Schlüssel an Bord. Ab jetzt konnte ich die Zeit genießen.
Wir besichtigten ein bisschen die Stadt, unter anderem die Moschee, in der ich feststellte, dass ich über meinen Atheismus sehr froh bin, fing ich doch schon nach ein paar Sekunden unter meinem Kopftuch so dermaßen an zu schwitzen, dass ich froh war, als mir wieder der eisige Wind um die Ohren wehte.

Wir gingen ins Museum der örtlichen Brauerei und anschließend in den dazugehörigen Pub, der den wohl stylischsten Bartisch der Welt beherbergte,

und tranken Kaffee in einem Schaufenster, durch das man vorzüglich Leute beobachten konnte! Abends trafen wir uns mit Freuden von Christina in einer Bar, die in einem alten Kino betrieben wird. Dort lernte ich einen Haufen Leute aus Sarajevo, aber auch aus vielen anderen Ländern kennen, die aus verschiedenen Gründen gerade in Sarajevo leben. Besonders interessant war die Unterhaltung mit Šejla, einer Bosniakin, die mir viel über bosnische Politik und Mentalität erzählen konnte. Völlig verräuchert kehrten wir zu Christina zurück, wo wir über Nacht erstmal unsere Jacken lüften mussten. Man muss sich erst daran gewöhnen, dass Rauchen auf dem Balkan in Bars und Restaurants erlaubt ist. Mein Passivrauchpegel ist hier so hoch wie sonst nur im Fußballstadion.

Am nächsten Tag erklommen wir die Festung, von der man einen wundervollen Blick über die gesamte Stadt hatte. Da ich mit meinem sonnigen Gemüt den Smog direkt bei meiner Ankunft vertrieben hatte ( 😉 ), konnten wir einen schönen Sonnenuntergang genießen und Seifenblasen über die Stadt schweben lassen.

Am Mittwoch wollten Christina und ich uns morgens mit dem Bus in Richtung Podgorica aufmachen, um nach einem kurzen Zwischenstopp bei mir weiter nach Tirana zu fahren. Der Plan war eigentlich sehr gut, wir waren nur leider am falschen Busbahnhof. Ich wusste nicht, dass es zwei Busbahnhöfe gibt und so mussten wir eine völlig überteuerte Taxifahrt auf uns nehmen, um noch rechtzeitig den Bus zu erwischen. Das klappt gerade noch so und obwohl wir danach 20 Mark ärmer waren, waren wir froh, im richtigen Bus zu sitzen. Und die Fahrt lohnt sich wirklich. Nachdem wir die Grenze zwischen Bosnien und Montenegro hinter uns gelassen hatten, wurde die Landschaft (mal wieder) richtig spektakulär. Leider konnten wir nur aus dem fahrenden Bus durch schmutzige Scheiben ein paar Fotos schießen, sie geben nicht annähernd die Schönheit der Tara-Schlucht wieder.

Die Tara-Schlucht ist nach dem Grand Canyon mit 1300m Tiefe die zweittiefste Schlucht der Welt und wir haben nur den unteren, wohl weniger spektakulären Teil gesehen. Die montenegrinische Landschaft kann mich immer wieder beeindrucken und begeistern, weil man immer etwas noch Schöneres entdecken kann als das, was man schon kennt.

Nachdem wir dann in Podgorica in den Bus nach Ulcinj umgestiegen waren, kamen wir abends schon etwas erschöpft in meiner Stadt an. Jetzt hieß es allerdings noch Bergsteigen und das mit einem unmenschlich schweren Rucksack, in dem sich immerhin mein Saxophon, das ich dann doch nicht noch ein halbes Jahr missen wollte, und noch eine Menge anderer Kram befand. Nachdem ich wider Erwarten doch nicht rückwärts den Berg runtergekullert war, konnte ich mit MEINEM SCHLÜSSEL die Wohnung aufschließen!
Ich zeigte Christina am nächsten Tag meine Stadt, den leider total vermüllten Strand und alles, was es sonst so zu sehen gibt, bevor wir es uns abends in meiner leider ungeheizten und damit etwas ungemütlichen Wohnung bequem machten und dem Regen zuhörten. Am nächsten Tag wollten wir uns mit dem Bus auf den Weg nach Tirana machen. Vorher wurden meine eigentlich nicht existenten Kochkünste dann nochmal endgültig überstrapaziert, was beinahe die Zerstörung meiner Bratpfanne zur Folge hatte und mich zu der Erkenntnis gelangen ließ, dass Teflon die großartigste Erfindung der Menschheit ist, weil man dann seinen Schafskäse auch essen kann und ihn nicht nur als angebrannte Schutzschicht benutzt, damit die anderen Sachen nicht auch noch in der Pfanne festkleben.
Naja, wie auch immer, wir machten uns also auf den Weg zur Busstation. Dort angekommen, überraschte uns die Frau am Schalter erstmal mit der Ankündigung, heute gäbe es keinen Bus nach Tirana. Wir blickten uns ratlos an, dann erlöste sie uns aber auch gleich und meinte wir könnten nach Shkodra fahren und dort umsteigen. In Albanien ist das so eine Sache, es gibt keine zentralen Busstationen wie in Montenegro, die Busse fahren einfach irgendwo los. Wir waren voller Sorge, doch da dieser kleine Kamerad dringend jemanden zum Spielen brauchte, konnten wir uns keine Gedanken machen.

Interessanterweise wollte an diesem regnerischen Abend keine andere Menschenseele von Ulcinj nach Albanien, sodass wir ganz alleine im Bus saßen.

Hatte auch Vorteile, die Grenzkontrolle verlief ausnehmend angenehm und der Busfahrer fuhr uns in Shkodra direkt zu einem Kleinbus, der weiter nach Tirana fahren sollte. Das klappte ganz vorzüglich, sodass wir nach einem wilden Ritt über die zum Teil katastrophalen Straßen Albaniens einigermaßen heil in Triana ankamen. Sarah hatte uns vorher versichert, sie würde wissen, wo die Kleinbusse immer ankommen, aber als wir ausstiegen, war da keine Sarah. Wir sahen wohl etwas verloren aus, also fragte uns der Busfahrer direkt, wo wir denn jetzt hinwollen würden. Er erklärte uns den Weg und so fanden wir Sarah doch recht schnell, weil natürlich ausgerechnet wir nicht an der üblichen Haltestelle ankamen.

Bei Sarahs Wohnung angekommen, führten wir sie erstmal in unseren schon einige Tage anhaltenden Ohrwurm ein: „Nur nicht aus Liebe weinen, es gibt auf Erden, nicht nur den einen. Es gibt so viele auf dieser Welt, ich liebe jeden, der mir gefällt!“ Sie stieg freudig mit ein und so sollten uns dieses und viele andere Lieder die folgenden Tage zuverlässig begleiten. Leider entdeckten meine beiden Reisegefährtinnen auch ihre Leidenschaft für einen gewissen kanadischen Jungpopstar, womit wir bei der Erklärung meiner Überschrift angelangt wären. Wir spielten uns gegenseitig unsere favorisierte klassische Musik vor, von Tschaikowsky über Vivaldi bis zu Smetana. Irgendwann hatte Christina wohl genug, weshalb sie sich wohl zu diesem erschreckenden Ausspruch genötigt sah. Zu ihrer Verteidigung muss ich sagen, dass ihr Musikgeschmack bis auf diesem Ausrutscher exzellent ist, auch das, was sie musikalisch selbst so von sich gibt, klingt immer mehr nach einer akustischen Umarmung als nach einfachem Gesang. Man traut sich als Normalsterblicher gar nicht mitzusingen, weil das ist, als würde man der Mona Lisa einen Schnurrbart malen. In perfekten Kunstwerken pfuscht man einfach nicht herum. Seit ich sie jedoch Justin Bieber singen gehört habe, habe ich weniger Hemmungen 😀 Nur in dem kurzen Moment, in dem sie mit „Atemlos“ den Gipfel der Entsetzlichkeit erreicht hatte, wünschte auch ich mir kurzzeitig Justin Bieber zurück. Aber auf Grund einer Unvorsichtigkeit kenne ich jetzt Christinas wunden Punkt und sollte sie mich jemals wieder mit „Sooooorryyyhihhyy“ oder ähnlichem traktieren, werde ich mit voller Härte und Herbert Grönemeyer zurückschlagen! Sei gewarnt! 😀

Sarah führte uns in Tirana ein bisschen herum, zeigte uns die wichtigsten Sehenswürdigkeiten und die schönsten Cafés. Wir schauten Star Wars mit albanischem Untertitel, fuhren mit der Gondel auf den verschneiten Hausberg Dajti und zerstörten beim Versuch, Schokofondue zu machen, beinahe Sarahs Wohnung. Es waren sehr schöne und vor allem sehr lustige Tage, von einer genaueren Beschreibung möchte ich allerdings aus Gründen der Privatsphäre Abstand nehmen 😀

Weil Sarah leider nicht mit so einem ausgedehnten Winterurlaub gesegnet ist wie Christina und ich, mussten wir die Rückfahrt am Dienstag selbst bewältigen. An der Stelle, die Sarah uns gezeigt hatte, waren leider keine Busse zu sehen. Wir standen ein bisschen rum wie bestellt und nicht abgeholt, bis uns ein freundlicher Herr erklärte, dass die Busse zwischenzeitlich woanders halten. So fanden wir doch noch einen fahrbaren Untersatz nach Shkodra. Im Bus trafen wir einen lustigen Mann, der uns, als er hörte woher wir kamen, fragte, ob wir denn Angela mit Vornamen hießen, wir kämen ja schließlich aus Deutschland. Dann zeigte er uns noch Fotos mit seiner Nichte im Disneyland, gab uns umfassende Infos über die wirtschaftliche Lage in Albanien und stieg dann aus, nicht ohne uns noch Urlaubtipps in Südalbanien zu geben.

In Shkodra angekommen gurkten wir ein bisschen durch die Stadt, versuchten unsere letzten Lek unter die Leute zu bringen und suchten dann einen Bus nach Ulcinj. Das gestaltete sich allerdings ein bisschen schwieriger als gedacht. Laut eines Taxifahrers fährt nämlich ein Bus am Tag nach Ulcinj, aber von der Festung außerhalb der Stadt. Also liefen wir dort hin und machten es uns in der Sonne bequem. Christina sprach ein paar etwas zwielichtige Gestalten an, ob sie denn wüssten, ob und wann ein Bus nach Ulcinj fahren würde. Leider sprachen sie nur Albanisch, boten uns aber an, uns für 15€ nach Ulcinj zu fahren. Das war uns zu viel, also setzten wir uns wieder. Dann kam der Mann nochmal, zeigte uns 10€ und wir waren, begeistert über unser Verhandlungsgeschick (hüstel, hüstel…), einverstanden. Und so fuhren wir, günstiger und schneller als es mit einem Bus jemals gegangen wäre, die relativ kurze Strecke über die Grenze nach Ulcinj.

Auf dem Weg zu meiner Wohnung liefen wir in die Armen eines etwas seltsamen, aber doch liebenswürdigen Zeitgenossen, der uns auf der Straße anquatschte, uns zum Tee einlud und eigentlich hauptsächlich über Handball sprach. Als er uns dann doch mal zu Wort kommen ließ, erzählte ich, dass Fußball „much bigger“ in Deutschland ist. Oh Wunder, auch damit kannte er sich aus, erkundigte sich nach meinem Lieblingsklub, rief den Bruder eines Ex-FCK-Spielers aus Montenegro an, um mir ein Trikot zu besorgen, was aber leider nicht direkt klappte. Dann redete er wieder viel, fragte uns, ob wir Martin Luther oder Adolf Hitler lieber mögen (???), zahlte unseren Tee und entließ uns dann wohlwollend in Richtung zu Hause.

Dort angekommen kuschelten wir uns wieder in unsere Betten, da es leider nicht wärmer geworden war. Nach einem kurzen Nachmittagsschläfchen wachte ich allerdings mit den schlimmsten Halsschmerzen auf, an die ich mich erinnern kann. Unseren eigentlich geplanten Ausflug nach Kotor am nächsten Tag konnte ich vergessen. Nachdem mich auch noch die ganze Nacht der Schüttelfrost geplagt hatte und ich somit morgens um 6 ein wenig unausgeschlafen war, fuhr Christina alleine. Netterweise spielte sie am Abend dann noch meine Krankenschwester, kaufte für mich ein, kochte mir Tee und bemitleidete mich ausführlich. Ein Jammer, dass sie am nächsten Morgen nach Belgrad weiterfuhr. Denn wenn man krank ist, aber keiner da ist, der sich dein Gejammer anhört, fängt man an sich selbst zu bemitleiden. „Ich wäre jetzt gern zu Hause, wo meine Mama mir Tee bringt, mir meinen Apfel in dünne Scheiben scheidet und mir in tiefstem Mitleid die kühle Hand auf die Fieberstirn legt.“
Tja, da kann man leider nichts machen, jetzt liege ich noch ein bisschen schniefend und hustend auf dem Sofa, ernähre mich von Tee und Hustenbonbons und freue mich auf das halbe Jahr, dass mir hier noch bleibt.

Ich freue mich auch tatsächlich wieder auf die Schule, auf neue Herausforderungen, auf den Austausch im Februar, auf eventuelle weitere Reisen in der Region (als wären vier verschiedene Währungen im Geldbeutel noch nicht genug), auf hoffentlich viele Besucher, kurz, einfach auf eine geile Zeit!

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