Energie tanken

Hast du Lust eine Zugreise zu machen?

So simpel und doch so aufregend war die SMS eines Freundes, die das nächste Reiseabenteuer innerhalb der Mongolei einläuten sollte. Ziel war ein Energiezentrum bei Sainshand in der Wüste Gobi – ungefähr 450 km südöstlich von UB gelegen. Mit diesem Wort verbinden die meisten wohl zunächst erzeugbare Energien durch Kraftwerke oder ähnliches. Doch geht es hierbei vielmehr um spirituelle Energie, denn das Energiezentrum ist ein buddhistisches Kloster, das für die Reisenden auf mehreren Stationen verschiedene Aufgaben bereit hält, damit diese Kraft sammeln können.

Wir traten unsere Reise am Freitagabend um 22 Uhr mit dem Zug an. Bereits das war für mich ein kleines Abenteuer! Die Fahrt dauerte insgesamt 7 1/2 Stunden, wir fuhren also die gesamte Nacht, in einem so unheimlich coolen Nachtzug, mit einzelnen Abteilen, in denen jeweils vier Schlafplätze vorhanden waren. Genauso beeindruckt war ich ebenfalls von der gigantisIMG_6302chen Länge des Zuges. Wir saßen im letzten Waggong und bog der Zug um eine scharfe Kurve, hatte man eine grandiose Aussicht auf die erste Hälte des Zuges, der mitten im Nirgendwo seinen Weg durch die verschneite Landschaft suchte – wie bei Harry Potter ; )

Als wir um 5.30 Uhr am Bahnhof von Sainshand ankamen, einer ca. 20 000 Einwohnerstadt und damit der größten Stadt innerhalb der Gobi, war es noch stockdunkel und es fiel leichter Schneeregen (Zack, da war mal wieder ein weiterer Stereotyp dahin! Feuchte eklige Kälte in der Wüste – hallo ?!). Zudem sollte uns im Laufe des Tages noch ein unglaublicher Sturm begegnen, wie er nur selten über das Land hinwegfegt. Der Frühling ist hier wettertechnisch wirklich unberechenbar. Ein Glück, dass der bereits im Vorhinein organisierte Fahrer schon auf uns wartete und so konnte es in einem schön muckelig temperierten Wagen los gehen!

1. Station: Der Busenhügel

Nach einer guten halben Stunde Fahrt gelangten wir zu unserem ersten Zwischenstopp – zwei Steinerhebungen in der Form von Brüsten (Martina – irgendwie muss ich beim Schreiben gerade an dich denken, wie du lachend vor deinem Computerbildschirm sitzt   ; )). Diese sollen den Energietankenden DSC00459Fruchtbarkeit, viele Kinder und eine große Familie schenken, wenn sie von ihnen dreimal umrundet werden, während dabei immer wieder Milch verschüttet wird. Auf Grund dieses Brauchs haben die Busen auch ihre weiße Farbe erhalten, denn es sammeln sich etliche Schichten Milch auf ihnen. Bereits jetzt ist es jedoch nicht mehr so kalt, sodass die Milchschichten langsam anfangen zu schmelzen und sich ein sehr authentischer säuerlicher Geruch über die gesamt Gegend legt (ich möchte an dieser Stelle nicht dem Gedanken nachgehen, wie sich der Geruch wohl im Sommer intensivieren muss…).

Ich war erstaunt, wie viele Menschen sich zu der Zeit bereits auf den Beinen befanden. Das Wetter hatte sich in der kurzen Zeit jedoch nicht gebessert und so konnten wir den DSC00472berüchtigten traumhaften Sonnenaufgang der Gobi leider nicht genießen. Es war einfach nur grau und bewölkt. Doch viele Menschen stellten sich an den Rand des Berges, hebten die Arme und richteten ihre Handflächen entgegen der zwar nicht sonderlich sichtbaren, aber nichts desto trotz aufgehenden Sonne. Bei besserem Wetter muss das ein unfassbarer schöner Moment sein : )

2. Station: Der Energiekern

Die nächste Station, nur wenige Minuten entfernt von den Steinbusen, bot uns geballte Energie. In einem großläufigen Kreis von weißen Stupas befindet sich in drei DSC00487Himmelsrichtungen jeweils ein kleiner Tempel, deren Inneres sich stets durch eine große Steintafel schmückt, auf der buddhistische Gottheiten abgezeichnet sind. Hier kann man beim Berühren jeder dieser Gottheiten beten und um die Erfüllung seiner Wünsche bitten. Auf dem gesamten PlatDSC00514z verteilen sind zudem mehrere Statuen, in denen Räucherstäbchen angezündet werden können. Auch hier bringt anschließendes dreimaliges Umrunden Glück und Energie. Ebenso können Vodka und Reis geopfert, sowie Bonbons mit Energie gesegnet werden. Auf einzelnen Flächen innerhalb des Platzes kann man sich nach diesen anstrengenden Bräuchen dann eine Verschnaufspause gönnen und mit dem Gesicht gen Sonne neue Kraft tanken.

Insgesamt empfand ich die Landschaft hier wieder als atemberaubend schön, diese endlosen Weiten sind immer noch verblüffend – wenn ich in ein paar Monaten wieder in Deutschland bin werde ich mich vermutlich erst einmal beengt fühlen.

DSC00512 DSC005183. Station: Die Energieschlucht

Als nächstes brachte unser Fahrer uns zu einer Art „Mini – Grand Canyon“, bei dem sich das einzige Mal ein klein wenig die Sonne zeigte – oh wie schön! : ) Bei ein paar Mongolen DSC00535schien das bereits Sommergefühle hervorgerufen zu haben und so zogen diese direkt ihre T-Shirts aus und schmiegten sich mit dem nackten Rücken an eine Felswand in der Schlucht. Spaß bei Seite, auch dies scheint ein Brauch gewesen zu sein, da meine mongolischen Sprachkenntnisse jedoch noch nicht über eine simple Begrüßung, der Benennung meines Berufs sowie einige höfliche Floskeln hinausgehen, bleibt mir dieser zumindest derzeit wohl noch verschlossen.

Nur für Tim!

Nur für Tim – ich bin wirklich da

Station 4: Klosteranlage

Als nächstes gelangten wir zum Herzen unserer Energiereise. Auf einem weitläufigem Gelände sammeln sich hier mehrer Kloster an. Zu Schade nur, dass alle zu der Zeit, in der wir diese besuchen wollten, geschlossen hatten und so konnten wir diese nur von außen bewundern.

DSC00558Nach diesem straffen Programm gönnten wir uns anschließend eine kurze Verschnaufspause in einem nahe gelegenen Jurten-Camp, tranken Suutei Tsai (ein mongolischer Milchtee) und versuchten unsere durchgefrorene Füße (die gesammelte Energie schien noch nicht in unseren gesamten Körper durchgedrungen zu sein) aufzuwärmen.

Station 5: Der Wunschberg

Nach dieser kurzen Aufwärmphase stand dann noch eine klein wenig längere Autofahrt bevor uns, bDSC00588is wir unsere letzte energetische Station des heutigen Tages erreichen sollten. Mittlerweile war dichter Nebel aufgezo- gen, nichts mehr mit blauem Himmel, Sonne und schöner Aussicht, aber irgendwie brachte das Wetter auch etwas Verwunschenes und Magisches mit sich.

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Bis hier und nicht weiter

Wir machten uns also voller Tatendrang auf den Weg zur Spitze des Berges – beziehungsweise besser gesagt nur der männliche Teil unserer Gruppe, denn Frauen ist es hier untersagt, den gesamten Berg zu besteigen. Doch an diesem Tag fiel uns diese Tatsache nicht sonderlich schwer zu akzeptieren. Wie man auf dem Foto rechts sehen kann, war zu dem Zeitpunkt schon nicht mehr von einer Aussicht zu reden und weiter oben muss nur noch dichterer Nebel gelegen haben. So haben wir uns zumindest die anstrengenden Treppenstufen sparen können.

DSC00573DSC00575Station 6: Ruhen in Sainshand

Ok, ich gebe es zu, das ist keine offizielle Station der Energiereise durch die Gobi, aber trotzdem war es ein sehr schöner Ausklang unseres Ausfluges. Auch wenn Sainshand meines Empfindens nach keine Augenweide ist, haben wir die Zeit bis zu unserer Abreise um 21.30 Uhr … nutzen können. Vor Ort war ein amerikanischer Freiwilliger, der seit 1 1/2 Jahren an einer Schule Englisch unterrichtet. Dieser führte uns in ein sehr leckeres chinesisches Restaurant (ich habe sogar einen leckeren Salat essen können) und stellte uns danach noch seine Wohnung zur Verfügung, in der wir uns ein wenig ausruhen und entspannen konnten. Super nett – wie waren alle sehr dankbar!

Voller Energie kann ich jetzt also in meine nächsten Wochen hier in der Mongolei starten. Denn ich habe mir noch so einiges vorgenommen die nächsten Wochen bis zu den Sommerferien. Am Freitag startet mein Märchen-Projekt, das ich insgesamt mit 24 Schülerinnen und Schülern der 4. Klasse (sie lernen seit fast 2 Jahren Deutsch) durchführen werde. Auf dem Plan steht Märchen lesen und eigene Märchen schreiben, sodass wir am Ende unser eigenes Märchen-Buch zusammenstellen können. Ich bin sehr gespannt wie das alles so funktioniert, denn DaF zu unterrichten ist dann doch nochmal ein ganz anderer Schnack!

Die liebsten Grüße an euch alle nach Deutschland und in alle anderen entfernten Regionen dieser Erde! Und natürlich eine große Umarmung!

7 Gedanken zu „Energie tanken

  1. Oh, welch schöne spontane Reise in die Wüste Gobi, liebe Dana!
    Herzliche Glückwünsche zu Deinem Geburtstag, den Du bestimmt heute ganz besonders und ganz anders gefeiert hast als sonst!
    Ich wünsche Dir weiterhin eine tolle Zeit &gutes Gelingen in der Schule, Gisela

  2. liebe Dana wir sind nur am staunen.
    Ganz toller Bericht mit den Bildern.
    Danke . wir dürfen alles mit erleben.
    Oma u. Opa wünschen Dir weiterhin alles liebe und gute(:)

  3. Hi Dana,
    habe gerade Deinen Blogeintrag gelesen … einfach super … war
    total begeistert. Nochmals happy birthday….
    von Herzen Helmy

  4. Die herzlichsten Glückwünsche zum Geburtstag, liebe Dana, und hab allerliebsten Dank für diese eindrucksvollen Berichte! Wir sind ohnehin beeindruckt davon, in welche Gefilde du dich aufgemacht hast. Peter und ich wünschen dir noch sehr, sehr viele wunderbare Momente und ganz viel Spaß und gutes Gelingen mit dem Märchen-Projekt, was gerade ich so toll finde.
    Ganz liebe Grüße, Gülden

  5. Auch ich habe beim Lesen die Energien spüren können!! Ein ganz toller neuer Blogeintrag liebe Dana. Feier deinen Geburtstag heute voller Energie :-))
    Liebe Grüße und Umarmungen von zu Hause von Mami

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