Die Magie der zehn Tage

Zehn Tage sind vorüber.

Zehn ereignisreiche, emotionale, aufreibende, bedeutsame Tage.

Zehn Tage des Neuartigen und des Beständigen. Zehn Tage der Vorfreude und der Unsicherheit. Zehn Tage des Lachens und des Weinens.

Zehn Tage, die viel verlangt und zugleich doch viel bewirkt haben.

Das Vorbereitungsseminar liegt hinter mir und mit diesem auch eine Vielzahl an fast nicht greifbaren neuen Erfahrungen: Auseinandersetzungen mit komplexen Themen im Austausch mit anderen Freiwilligen innerhalb von Seminaren (Rassismus, Transkulturalität, Macht(-Strukturen), Nachhaltigkeit,…), vielfältige Informationen zu kulturweit, meinem Einsatzland und meiner Einsatzstelle und nebenbei noch 157 neue Gesichter, unter denen man am letzten Tag immer noch unbekannte entdeckt. In diesem Beitrag möchte ich euch auf einen Rückblick über diese zehn Tage mitnehmen.

Das Seminargelände am Werbellinsee in Brandenburg an der Grenze zu Berlin lässt sich DSC00287nur mit dem Wort traumhaft beschreiben. Etliche kleine Wohnhäuschen verteilen sich über die naturbelassene Umgebung, die als Unterkunft für uns Freiwillige dienen. Nur wenige Fußminuten entfernt gelangt man zum See, der insbesondere in der Mittagspause zum Seele baumeln einlädt. Am Wochenende kann man hier sogar gemütlich einen Kaffee trinken und dem stressigen und anspruchsvollen Seminar-Alltag ein wenig entkommen. Denn das ProgramDSC00309m ist eng getaktet: jeden Tag wird man innerhalb von Seminaren und Workshops zu Auseinandersetzungen mit politischen, gesellschaftlichen und sozialen Themen angeregt und auch außerhalb der Seminare oder am Abend ebben die Diskussionen nicht DSC00260ab, sondern sind stets präsent. Eine unheimlich intensive Zeit, die ich erleben durfte, in der ich viel über mich selber, meine Rolle in der Gesellschaft aber auch meine zukünftige Rolle als Freiwillige lernen konnte. Ich bin sehr gespannt, ob und inwiefern ich diese Anregungen in den kommenden 5 1/2 Monaten umsetzen kann.

Doch verlassen wir einmal die Seifenblase. Zehn Tage können selbstverständlich auch Schwierigkeiten bereit halten. Durch den Abschied von meiner (Wahl-)Heimat bin ich der eigenen gewohnten Umgebung bereits so fern, fühle mich dieser aber doch so nah, da die weite Reise in die Mongolei erst noch bevor steht. Zudem kann das Kennenlernen einer so großen Anzahl an neuen Leuten zwar unheimlich spannend, aber ebenso anstrengend sein – da sehnt man sich manchmal doch ein wenig nach einer vertrauten Umgebung, einem Wohlfühltraumschlösschen (Jasmin 🙂 ), einem Rückzugsort. Und Seminare ohne meine Bremer-Menschen sind sowieso erstmal aus Prinzip doof! 😉 Eine schwierige Situation für mich, die zunächst durch Heimweh nach so vielen lieben Menschen geprägt war, mit der ich in den ersten beiden Tagen zunächst lernen musste umzugehen.

Aber nach einer ersten Eingewöhnungsphase wurden diese Gefühle dann doch schnell beiseite geschoben und ich muss wirklich sagen, dass ich mich die meiste Zeit sehr wohl DSC00244gefühlt habe. Insbesondere das Bestehen der sogenannten Homezones, eine beständige Gruppe von ca. zehn Freiwilligen, die von einer Teamerin betreut wird und mindestens einmal pro Tag ein festes Zeitfenster für ein Treffen zur Verfügung hat, hat diese Wohlfühlstimmung noch einmal unterstützt. Ich danke euch, liebe Homezone, für diese wundervolle Zeit, ich hab euch alle sehr lieb gewonnen! Auch die Angebote am Abend waren klasse und haben nur dazu beigetragen, sich hier wohlzufühlen: von Poetry Slam über einen Filmabend und gemütliches Beisammensein mit Wein und Kartenspiel bis hin zu einer großen Party am letzten Abend.

Mit den zehn Tagen in meinen Gedanken gehe ich bestärkt in meinen Auslandsaufenthalt, mit offenen Augen und Ohren für alles Fremde, aber insbesondere für Gemeinsamkeiten, die bei einem so ungewissen Abenteuer wohl manchmal aus dem Blickfeld geraten können.

Eine große Umarmung an euch alle!

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