сайн байн уу? - sain bain uu?
Herzlich Willkommen auf meinem Blog, sozusagen meinem Internet-Tagebuch über meinen Mongoleiaufenthalt. Regelmäßig gab es neue Artikel und Fotos online und ich versuchte dadurch, einen möglichst guten Einblick in mein Leben im fernen Asien zu geben. Jetzt ist der Blog vollendet.Schon lange war es geplant, dass die drei »kulturweit«-Freiwilligen zusammen nach Darkhan, der zweitgrößten Stadt der Mongolei, fahren, um ein bisschen aus der Hauptstadt herauszukommen. Geplant war der Ausflug für Mitte Mai, doch dann hat es zeitlich nicht ganz geklappt, dass wir alle drei zusammen fahren und so musste ich ein klein bisschen mein Ego heraushängen lassen und habe mich dann selbst alleine auf den Weg nach Darkhan gemacht und dort meinen Namensvetter Sebastian getroffen, der an der Schule Soyuz als Deutsch- und Englischlehrer arbeitet.
Bereits am Morgen bin ich aufgebrochen und nach einer dreistündigen Busfahrt endlich in Darkhan angekommen. Das Wetter war grandios, sodass ich meine zwei Tage dort wirklich in vollsten Zügen genießen konnte. Darüber hinaus hatte ich auch noch meinen persönlichen Tourguide, der sich dankenswerter Weise diese zwei Tage für mich Zeit nahm und mir Darkhans Highlights zeigte.
Nachdem ich in Darkhan angekommen bin, habe ich erst einmal Sebastians Schule einen Besuch abgestattet. Die private Schule wird von Batsukh geleitet, der fließend Mongolisch, Russisch und Deutsch spricht. Es ist eine mongolisch-russische Schule, aber die Schülerinnen und Schüler lernen auch Englisch und Deutsch als Fremdsprachen. Die Schule Soyuz wird ebenso wie meine Einsatzstelle, die Alexander-von-Humboldt-Schule, von der ZfA (Zentralstelle für das Auslandsschulwesen) finanziell und materiell unterstützt. Die Schule ist klein, aber fein und eine Art Dauerbaustelle. An allen Ecken und Enden wird geschraubt, gehämmert, gepflastert, usw – und das alles während des laufenden Schulbetriebs und unter vollem Einsatz des Direktors, der auch noch Deutsch unterrichtet. Das ist wirklich ein 24 Stunden Job, doch Batsukh hat sich mit seiner Schule einen Traum verwirklicht und lebt diesen mit all seiner Kraft und mit viel Herz für all die Kinder und Jugendlichen.
Am meisten habe ich in den zwei Tagen die frische Luft und die Gelassenheit der Menschen dort genossen. Kaum Autos auf den Straßen, strahlender Sonnenschein, keine Hetze auf den Straßen und rauchfreier Himmel – was will man mehr? Neben dem „Wahrzeichen“ Darkhans, dem 16-stöckigen und größten Hochhaus Darkhans, habe ich auch das Darkhan-Museum, den Tempel, den Kinderpark, die berühmte Buddha-Statue und die berühmte Abbildung des Pferdekopfgeigers gesehen. Eine Auswahl an Fotos meines wirklich sonnigen und erfrischenden Ausflugs steht in der Bildergalerie unter diesem Text.
Eigentlich dachte ich, nach Darkhan fahren zu können, ohne, dass mich jemand sieht oder dergleichen. Aber wie soll es anders sein, laufe ich die Straße in Darkhan entlang, als mir plötzlich eine Mongolin entgegenläuft und mich freundlich grüßt. Wer war es? Die Kassiererin aus meinem Stamm-Supermarkt um die Ecke in Ulaanbaatar. Tja, so klein ist die Welt. Ich spekuliere schon darauf, dass ich in der Wüste Gobi oder an einem anderen Fleck während der großen Tour auch jemanden sehe, den ich kenne.
Mittlerweile ist es nun schon fast einen Monat her, als ich meine erste Nacht in einem mongolischen Ger verbracht habe. Diese Übernachtung stand in Zusammenhang mit einem Geburtstag, nämlich dem einer Kollegin von der Goethe-Schule. Simon, »kulturweit«-Freiwilliger an der Goethe-Schule und ich waren zuständig für Speis … und den Trank übernahm die Kollegin selbst. 😉
An einem schönen und sonnigen Freitagnachmittag starteten wir in Richtung Osten. Unser Ziel war ein privates Ger-Camp, wo wir unter uns waren und tun und lassen konnten, was wir wollten. Dort angekommen bezogen Simon und ich erstmal unser Ger und beschäftigten uns danach mit dem Grill, wo wir den Abend eingesetzt werden sollten. Dieser Grill war jedoch „ein bisschen“ verrostet, vor allem die Halterung des Ständers. Dies hatte zur Folge, dass der Halt des Grills sehr unsicher war, vor allem bei der einen oder anderen Windböe. Mit einem genialen Trick sind wir dem allerdings entgegen gegangen und haben einfach links und rechts neben dem Grill zwei Tische gestellt, sodass der Grill eingeklemmt war und nicht umfallen konnte, geschwankt hat er dennoch.
Typisch mongolisch kamen die ersten Gäste knapp eine Stunde nach offiziellem Beginn, sodass das Anschüren des Grills anfangs völlig unnötig gewesen war. Wie gut, dass wir keine Kohle verbrannten, sondern erst mal mit Holz den Grill anheizten. Denn Kohle war Mangelware, reichte aber dennoch für das Grillen der berühmten Nürnberger Bratwürste, die hier in der Mongolei mindestens doppelt so groß und doppelt so dick sind wie die Originale und darüber hinaus aus Hammelfelsich bestehen. Neben diesen so genannten Nürnbergern gab es dann noch Schaschlik, welches zuvor liebevoll von der Kollegin gesteckt wurde.
Die Atmosphäre im Ger-Camp war wirklich sehr, sehr angenehm. Alle saßen draußen zusammen und als es kälter wurde, sind wir ins Restaurant-Ger gegangen, wo viel gequatscht, gesungen und gelacht wurde. Spät am Abend waren so gut wie alle Gäste noch da, die eigentlich nicht vorhatten, dort zu übernachten. Am nächsten Morgen sah man jedoch alle (teilweise verkaterten) Gesichter beim Frühstück mit Rum-Torte und Milchtee wieder.
Der erste Schritt in Richtung Nomadenleben war mit dieser Übernachtung im Ger also getan, auch wenn es kein „richtiges“ Ger war. Einen Ofen besaß es nämlich nicht, es wurde elektrisch mit einem Ofen geheizt, den wir in der Nacht aufgrund seiner brummenden Geräusche jedoch ausschalteten. Folglich hatte ich am nächsten Tag eine leichte Erkältung, denn in den Nächten kühlt es trotz der warmen bis heißen Tagestemperaturen stark ab. Warten wir ab, wie die Übernachtungen während der großen Tour werden.