сайн байн уу? - sain bain uu?
Herzlich Willkommen auf meinem Blog, sozusagen meinem Internet-Tagebuch über meinen Mongoleiaufenthalt. Regelmäßig gab es neue Artikel und Fotos online und ich versuchte dadurch, einen möglichst guten Einblick in mein Leben im fernen Asien zu geben. Jetzt ist der Blog vollendet.Vier Wochen lang waren Johanna und ich zusammen mit Zezegmaa und ihrem Sohn Bayarhu unterwegs auf dem Land. Ganz nach mongolischer Tradition sind wir in Sonnenrichtung erst in den Süden, dann in den Westen und dann in den Norden gefahren. Vier Wochen Erlebnis pur und was ich alles erlebt habe, kann man in meinem Reisetagebuch nachlesen. Eigentlich habe ich viel mehr Fotos gemacht, die Auswahl war nicht einfach … aber ich hoffe dennoch, dass sie einen ausreichenden Einblick geben.
Samstag, 09.06.2012
Es geht los! Heute starten Johanna und ich auf die große Mongolei-Tour, auf die wir uns schon die ganze Zeit freuten. Jetzt ist es endlich soweit. Die Vorfreude steigt, während wir unser Transportmittel, einen russischen Kleinbus, beladen. Es dauert nicht lange und wir verlassen die mongolische Hauptstadt, von der wir nun nach knapp neun Monaten wirklich genug haben. Am Stadtrand von Ulaanbaatar treffen wir an einem Ovoo (einem Steinhaufen) die erste deutsche Reisegruppe. Die nächsten Tage werden wir die Gruppe noch öfters sehen. Ziel der heutigen Fahrt ist der Gebirgszug Baga Gazryn Chuluu, einer Gegend, in der Chingis Khan in schwierigen Zeiten Zuflucht suchte. Auf dem Weg dorthin erleben wir einen Teil des Nomadenlebens live. Wir brauchen Wasser und müssen es aus einem Brunnen schöpfen, keine leichte Aufgabe, wenn man das zum ersten Mal macht. Am frühen Abend kommen wir am Gebirgszug an, wo wir uns eine Nische zum Zelten suchen. Der Abend endet mit einem gemeinsamen Gesellschaftsspiel im Auto: Mensch ärgere Dich nicht. Anschließend verleben wir eine von zwei kältesten Nächten während der Reise.
Sonntag, 10.06.2012
Der erste Morgen während der Fahrt und wieder eine neue Hürde zum Bewältigen: der Klogang. Im Grunde ist es ganz einfach, vor allem für Männer, denn auf dem Land macht das jeder so. Wenn man allerdings ein größeres Geschäft verrichten muss, so muss man erst einmal auf Suche nach einem geeigneten Platz gehen: meist ist es ein Baum oder ein Busch, der guten Sichtschutz bietet. Doch vor allem an heißen Tagen muss man auf Fliegen und Mücken achten, denn sonst hat man an ganz unbequemen Stellen Mückenstiche und dieses Gefühl ist nicht wirklich angenehm. Ich spreche aus Erfahrung. Den zweiten Fahrtag weiter in Richtung Süden werde ich nicht so schnell vergessen. Wir fahren durch die Steppenlandschaft und können soweit sehen, wie das Auge reicht. Zum ersten Mal in meinem Leben sehe ich eine Fata Morgana und werde sie auch in den kommenden Tagen im Gobi-Gebiet noch öfters sehen. Heute werden wir an einer Stuppa zelten, ganz in der Nähe zeltet die Reisegruppe, die wir am Vortag am Stadtrand von Ulaanbaatar getroffen haben.
Montag, 11.06.2012
Nach einer tollen Morgenwanderung geht die Fahrt weiter. Heute Abend werden wir zum ersten Mal in einem Camp übernachten. Auf dem Weg dorthin treffen wir eine Kamelkarawane, die den Anschein hat, dringend Wasser zu brauchen. Wir fahren an diesem Tag im Konvoi mit der großen deutschen Reisegruppe und machen Halt an der Karawane. Das ist der perfekte Moment für ein Fotoshooting mit Kamelen, einige Tage später werde ich sogar auf einem reiten. Roland, ein älterer Mitfahrer der deutschen Reisegruppe und ich, wir retten die Kamele, indem wir geschickt Wasser, welches sich unter einer Eisenrinne versteckte, freilegen. Mit einem guten Gefühl geht die Fahrt weiter zum Camp. Die Wege der Reisegruppe und unser Weg trennen sich vorerst, wir übernachten im Camp und sind fast die einzigen Gäste. Auch dort treffen wir auf Deutsche, was in den nächsten Tagen noch öfters der Fall sein wird. Deutsche reisen eben gerne, auch in die Gobi der Mongolei.
Dienstag, 12.06.2012
Manchmal ist es auch gut, falsch zu fahren. So auch an diesem sonnigen Vormittag, wo der Weg zur Geierschlucht verfehlt wird. Dafür fahren wir durch eine pflanzenreiche Schlucht mit wunderschönen Pferden. Der Duft der Blumen und das Rauschen des Wassers zaubert ein Lächeln auf den Mund. Ein weiterer Fahrer, den wir auf dem Weg treffen, wird nach dem richtigen Weg gefragt und dann dauert es auch nicht lange und wir kommen an der Geierschlucht an. Nach einem kurzen Museumsbesuch begeben wir uns auf eine lange und entspannte Wanderung durch die Schlucht, wo wir total begeistert sind: Gletschereis mitten in der Wüste. Natürlich lassen wir uns den Spaß und das Abenteuer nicht nehmen, auf dem rutschigen Eis weiter zu wandern und so haben wir aufregende Momente und tolle Fotos auf dem Eis in der Wüste. Für den Abend ist eigentlich wieder eine Übernachtung im Zelt geplant, doch der wilde Sandsturm macht dies nicht möglich. Notgedrungen müssen wir in einem Camp übernachten und werden bei jedem Schritt von tausenden Sandkörnern ins Gesicht und auf die nackte Haut geschlagen. Es ist tierisch heiß und in der Nacht verschlucke ich mehrere Sandkörner, die am nächsten Morgen für einen komischen Geschmack in meinem Mund sorgen.
Mittwoch, 13.06.2012
Auch am Morgen herrscht noch wilder Sandsturm, sodass der eigentlich geplante Fotoausflug zum Sonnenaufgang hinter den Sanddünen entfallen muss. Dafür schlafen wir eine Runde länger und haben danach umso schöner geformte Sanddünen, die wir erklimmen. Anfangs ist der Weg noch einfach, doch je höher man kommt, desto schwieriger ist das Laufen. Mit jedem Schritt sinkt man weiter tief ein und hat das Gefühl, zehn Meter nach hinten zu fallen. Kurz vor dem Ziel muss ich aufgeben, und genieße das Rutschen auf dem Sand. Jede kleine Sandlawine, die ich auslöse, erzeugt ein tiefes Brummen, nicht ohne Grund tragen diese Sanddünen den deutschen Namen: „Singender Sand“. Der Weg führt weiter zum Flammenden Kliff, das aufgrund der noch nicht ausreichend tiefen Sonnenstellung nicht ganz flammt, aber dennoch leicht glüht. Ganz in der Nähe zelten wir am Sauksalwald (Sauksal ist eine typische Wüstenpflanze) und erleben dort einen traumhaften Sonnenuntergang, einer von vielen auf der vierwöchigen Reise.
Donnerstag, 14.06.2012
Heute soll der Tag sein, an dem ich endlich auf einem Kamel reiten kann. Langsam aber sicher bewegen wir uns nämlich schon weiter in Richtung Westen und verlassen das Gebiet der Gobi. Das heute ist also die letzte Möglichkeit, auf einem Kamel zu reiten. Tatsächlich finden wir auch eine nette Familie, wo uns zunächst Kamelmilch gereicht wird und anschließend angeboten wird, auf den Kamelen zu reiten. Eine Stunde lang sitze ich auf dem riesigen Tier zwischen den zwei prall mit Wasser gefüllten Höckern und habe eine tolle Zeit. Die Tour führt uns heute zu einem verfallenen Kloster mitten in einer Oase. Es entsteht der Eindruck, als wäre man im alten Rom mit all seinen Ruinen und alten Bauten. Ganz in der Nähe zelten wir an einem Luxus-Camp. Das Camp darf den Titel „Bestes Camp 2010“ mit sich tragen und führt sogar deutsches Schnitzel im Restaurant.
Freitag, 15.06.2012
Aufgrund des langen Ausschlafens, was dringend nötig ist, kann der Plan nicht ganz eingehalten werden. Wir erreichen das heutige Ziel Karakorum, die ehemalige Hauptstadt der Mongolei, zu spät und sehen uns nur kurz die Stadt an, bevor wir in einem Camp früh ins Bett gehen, um am nächsten Morgen fit zu sein.
Samstag, 16.06.2012
Der heutige Tag ist der typische „Touristen-Tag“. Am frühen Morgen starten wir zum Kloster Erdene Zuu, welches zum Weltkulturerbe der UNESCO zählt. Wir haben eine klasse Führung auf Englisch und erfahren viel über das buddhistische Leben und die Stadt Karakorum, die Chinghis Khan zur Hauptstadt der Mongolei machte. Einige Steinschildkröten sind aus dieser alten Zeit noch übrig geblieben und markieren die alte Stadt. An einem Ovoo mit einigen Pferdeköpfen, die den Göttern als Gabe gegeben wurden, sehen wir auf das alte Handelszentrum der Mongolei. Anschließend fahren wir zum Tuwchon-Kloster, einem Kloster hoch in den Bergen. Allein der Weg dorthin ist Meditation genug. Man wird ganz eins mit der Natur und ist man erst einmal oben an der Spitze angekommen, kann man gut verstehen, warum so viele Mönche dieses Kloster schätzen. Die Nacht verbringen wir am Fluss mit einem Lagerfeuer. Heute vor genau einer Woche starteten wir die Tour. So schnell vergeht die Zeit.
Sonntag, 17.06.2012
Das Thema Wasser sollte heute eigentlich eine wichtige Rolle spielen. Erster Punkt unserer Fahrt ist nämlich der Orkhon-Wasserfall, doch es hat nicht genug geregnet und so fließt kein Wasser am Wasserfall. Wir sehen leidglich eine steile Felswand und können und das malerische Bild vom Wasserfall vorstellen. Am späten Nachmittag kommen wir in Tsenkher an. Dieser Kurort ist berühmt für seine heißen Quellen, die für uns eher eine kleine Enttäuschung sind. Die Vorstellungen der Kurbäder Deutschlands und der der Mongolei lassen sich nicht ganz miteinander vereinbaren. Trotzdem ist es ein schönes Gefühl, im Freien im heißen Wasser mit dem ganzen Körper zu entspannen. In der Nähe eines Camps schlagen wir unsere Zelte auf und bereiten Kartoffelsalat für den nächsten Tag vor, der in der Nacht jedoch von einer Kuh gefressen wird. Einziger Hinweis: Ein Kuhfladen direkt vor dem Zelteingang.
Montag, 18.06.2012
Mal wieder müssen wir eine lange Wegstrecke zurücklegen, bis wir endlich am Weißen See ankommen. Es ist schon Abend, als die Nomaden das Ger für uns aufbauen. Die Nomaden leben ohne Strom und so kann man beim Besuch am Abend nicht mal mehr das Gesicht des Nachbarn richtig erkennen. Keine lange Frage, es wird sofort geschlafen.
Dienstag, 19.06.2012
Nachdem ich in der Gobi bereits Reiterfahrung mit einem Kamel sammeln durfte, ist heute das Pferd dran. Ziel des Reitausflugs ist der Vulkan Khorgo. Leider muss die Kamera im Ger bleiben, schließlich ist es das erste Mal, dass ich auf einem Pferd sitze und man kann ja nie wissen. Nach knapp 90 Minuten kommen Zezegmaa, unsere Tourguide, und ich am Fuß des Vulkans an. Die Treppe, die eigentlich zum Krater hinauf führt, verpassen wir und so entschließen wir uns, auf den Vulkansteinen abenteuerlich den Vulkan zu erklimmen. Oben angekommen hat sich alle Anstrengung gelohnt. Leider gibt es keine Fotos, aber Erinnerungen und Bilder im Herzen. Auf dem Rückweg nehmen wir jedoch die Treppe und besteigen wieder unsere Pferde. Im Schritt, Trab und Galopp bringen sie uns schnell und sicher wieder zurück zum Ger, wo wir von einer Tausendschaft von Fliegen erwartet werden. Wir entschließen und, weiter zu fahren und auf dem Weg ins nächste Aimag (vergleichbar mit einem Bundesland) zu zelten.
Mittwoch, 20.06.2012
Bereits am frühen Morgen vernehmen wir Tiergeräusche und entdecken Yaks in unmittelbarer Nähe von uns. Sie werden gerade gemolken und die Besitzerin lädt uns in ihre Jurte ein. Leckere Jakmilch und verschiedene Milchprodukte sind unser Frühstück an diesem Morgen. Nach einer nicht allzu langen Fahrt kommen wir in Uliastai an, dem Aimagzentrum der Zavkhan-Provinz und gelichzeitig der Heimat unseres Fahrers Munkhbat, mit dem wir von Tag zu Tag immer mehr Mongolisch sprechen. Freunde von Munkhbat laden uns nach Hause ein und geben uns die Möglichkeit, bei ihnen zu duschen. Anschließend laden sie uns in ein nahegelegenes Gercamp ein, wo wir die Nacht verbringen werden.
Donnerstag, 21.06.2012
Unser Fahrer ist ständig unterwegs. Verständlich, denn schließlich ist das seine Heimat, in die er vielleicht nur zweimal im Jahr kommt – zu Zagaan Sar und eben wenn er mit Touristen dort ist. An diesem Tag zelten wir in einem hascha, das ist das mongolische Wort für Zaun und bezeichnet ein kleines Grundstück mit einem Ger am Rand einer Stadt. In diesem hascha wohnen Munkhbats Großeltern und wir dürfen vor ihrem Ger unsere Zelte aufbauen. Am Vormittag besuchen wir das Aimagmuseum. Vor allem der Ausstellungsteil zum Thema Folter war sehr interessant, ebenso auch ein eignes Museum, welches berühmten Leuten des Aimags gewidmet ist, wie beispielsweise dem ersten demokratischen Präsidenten der Mongolei oder dem Vorsitzenden des Olympischen Komitees in der Mongolei. Nach dem Mittagessen im hascha der Großeltern gehen wir zum Kloster der Stadt, von dem man einen guten Ausblick auf das Zentrum des größten Aimags hat.
Freitag, 22.06.2012
Am Morgen fahren wir zum Otgon Tenger, dem heiligsten Berg der Mongolei. Auf ihn selbst darf man nicht steigen, aber man kann ihn von einer anderen Erhebung aus sehen. Bei unserem Besuch haben wir lediglich seine Spitze gesehen, der Rest war vom Nebel eingehüllt. Es regnet den ganzen Tag in Strömen. Johanna und ich bauen die Zelte in Rekordzeit auf und wir müssen mitten in der Pampa zelten, da das Auto liegengeblieben ist.
Samstag, 23.06.2012
Am Morgen warten wir auf Hilfe, um das Auto wieder anzubekommen. Endlich hält ein kleiner Laster mit starken Mongolen. Wir schieben das Auto gefühlte 20 Kilometer, bis es an einem kleinen Hang abwärts endlich anspringt. Doch all die Mühe und Verspätung hat sich gelohnt, denn während der Fahrt sehen wir einen Steppenfuchs und Wildgazellen, die direkt vor uns den Weg überqueren. Ein einmaliges Erlebnis, das ich so schnell nicht vergessen werde. Die Nacht zelten wir an einem See im Khovd-Aimag, an dem laut Reiseführer mehrere Vögel zu sehen sein sollten, doch wir bekommen nur zwei Pelikane von hinten zu Gesicht.
Sonntag, 24.06.2012
Wir nähern uns immer weiter dem Westen, wo eigentlich der Besuch einer Adlerfamilie auf dem Programm steht. Dieser Besuch kommt aus nach wie vor unerklärlichen Gründen nicht zustande, dementsprechend ist die Laune bei mir nicht ganz so gut. Wir drehen unsere Route und fahren östlich ins Uvs-Aimag wo wir nach einer langen Fahrt an einem Salzsee zelten.
Montag, 25.06.2012
Die letzten zwei Tage waren so gut wie reine Fahrtage, deswegen entschließen wir uns, noch eine Nacht am See zu zelten. Aufgrund des schönen Wetters wird dieser Tag zum Badetag erklärt. Den Mongolen wird Schwimmunterricht erteilt und wir genießen es, im Salzsee zu schwimmen. Am Abend machen wir eine kleine Wanderung zu Heilquellen, die ganz in der Nähe des Salzsees an einem Berg entspringen.
Dienstag, 26.06.2012
Unser nächstes Ziel ist der Khuvsgul-Aimag. Der Weg dorthin ist wieder sehr weit und so ist der heutige Tag wieder ein reiner Fahrtag. Wir fahren entlang der Millenniumsstraße, die gerade von Chinesen gebaut wird. Sie verstehen kein Wort Mongolisch und können uns nicht weiterhelfen, wenn wir nach dem Weg fragen – wir fahren also nach Gespür und fahren richtig. Genächtigt wird dieses Mal wieder in einem Zelt. In der Nacht muss ich um 04:00 Uhr aufstehen, weil es zu kalt ist. Ich hole mir wärmere Klamotten aus dem Auto und bemerke, dass überall Frost ist. Es ist die kälteste Nacht während unserer Tour.
Mittwoch, 27.06.2012
Nachdem im Aimagzentrum von Khuvsgul alle wichtigen Dinge eingekauft wurden, das Auto voll getankt wurde, kann die Fahrt zum Khuvsgul-See, dem zweitgrößten See der Mongolei, endlich fortgesetzt werden. Spät abends kommen wir im Camp „Blue Pearl“ an und essen um 23:00 Uhr zu Abend.
Donnerstag, 28.06.2012
Am Vormittag lernen wir Mongolen kennen, die bei UFC (United Food Cooperation) arbeiten und uns über ihre Schnapsproduktion erzählen. Mit ihnen zusammen gehen wir bei sommerlichen Temperaturen im Khuvsgul-See baden und genießen den restlichen Tag mit schönem Wetter am See.
Freitag, 29.06.2012
Heute besuchen wir die Rentierzüchter. Die Rentiere leben in der Nähe des Khuvsgul-Sees, wir müssen mit unserem kleinen Bus ein Stück durch den Wald fahren und kommen nach ca. 15 Minuten bei ihnen an. Im Tipi bekommen wir Rentiermilch gereicht und erfahren, dass dort auch eine Schamanin lebt. Wir fragen an, ob sie für uns eine Zeremonie abhalten kann und nach genauem Betrachten stimmt sie zu und bittet uns, am Abend wieder zu ihr zu kommen. Am Nachmittag entschließe ich mich noch einmal, auf einem Pferd zu reiten. Dieses Mal macht der Ausritt allerdings weniger Spaß, da ich ein störrisches und faules Pferd erwische. Johanna ist auf dem See mit dem Kanu unterwegs und ich schließe mich ihr an. Fast schon in der Nacht machen wir uns auf den Weg zur Schamanin, wo noch weitere Deutsche und Schweizer sind. Für uns sechs Ausländer macht Enkhtuya extra eine Zeremonie. Es ist ein bisschen angsteinflößend, als sie anfängt, sich anzuziehen, ihre Maske aufsetzt und auf ihre Trommel schlägt. Ganz wild in Trance bewegt sie sich durch das Tipi. Ich frage sie, ob meine Studienwahl die richtige Entscheidung ist. Sie sagt mir, dass ich eine gute Wahl getroffen habe und in zwei Jahren aus dem Westen etwas Neues für mich kommen wird. Was sie damit meint, werde ich in zwei Jahren sehen.
Samstag, 30.06.2012
Für unsere Reise haben wir extra Reservetage eingeplant, um an Orten länger zu bleiben, die uns gut gefallen. So setzen wir einen dieser Reservetage für heute ein und bleiben einen Tag länger am Khuvsgul-See und genießen das traumhafte Wetter vor traumhafter Kulisse. Am Nachmittag gehen Johanna und ich noch einmal Kanufahren und am Abend machen wir ein Lagerfeuer, bevor wir erholt und entspannt im Zelt einschlafen.
Sonntag, 01.07.2012
Wir fahren zurück in Richtung Mörön und schauen uns einen Friedhof an. Das besondere an diesem Friedhof sind die Grabsteine. Sie werden als Hirsch- und Menschensteinstätten bezeichnet. Der Hirsch galt früher als Tier des Himmels und ist deswegen oft auf diesen Grabsteinen zu sehen. Eigentlich ist geplant, im Zelt zu schlafen, doch aufgrund der immer stärker werdenden Sommergewitter schlafen wir im Camp. Im Ger lerne ich, wie man Buuz (die gefüllten Teigtaschen) macht. Das Gewitter und der nahezu volle Mond sorgen für eine lange Nacht.
Montag, 02.07.2012
In Mörön, wo es Handyempfang gibt, stelle ich meine Weichen für die Reise nach Russland an den Baikalsee, die nächste Woche beginnen wird. Auf dem Weg ins nächste Aimag (Bulgan-Aimag) übernachten wir im Zelt.
Dienstag, 03.07.2012
Ziel unserer heutigen Fahrt ins Bulgan-Aimag ist der Vulkan Altan uul. Er ist ganz anders als der Vulkan, zu dem ich mit dem Pferd geritten bin. Hier ist alles grün, viele Lärchen prägen die Landschaft. Nach der langen Fahrt brauche ich dringend eine Wanderung und entschließe mich, auf dem Krater zu wandern. Während des kleinen Entspannungsgangs kommt ein Gewitter und man hört den Donner. Es ist ein tolles und zugleich angenehmes Gefühl, auf dem Vulkan zu wandern, während über einem ein Gewitter vorüberzieht. Am Abend besuchen wir eine Familie und bekommen dort Stutenmilch – jetzt haben wir alle verschiedenen Milchsorten getrunken (Schaf, Ziege, Kamel, Yak, Kuh, Rentier und Pferd). Wir schlafen bei der Familie im Ger und sehen zu, wie airag (die vergorene Stutenmilch) hergestellt wird.
Mittwoch, 04.07.2012
Am Morgen haben wir eine Sintflut im Ger, alles steht unter Wasser. Immer wieder kommen Sommergewitter und blockieren die Weiterfahrt. Das heutige Ziel heißt Erdenet. Erdenet ist die zweitgrößte Stadt der Mongolei und ist bekannt für seine Kupfermiene. Selbstverständlich ist es dann, dass wir uns diese Miene anschauen wollen. Eigentlich unzugänglich, aber mit ein bisschen Geschick und nettem Lächeln, lassen uns die Militärs durch und wir haben einen tollen Ausblick auf die große Kupfermiene. Wir übernachten in der Nähe von Erdenet in einem Zelt an einem eigentlich schönen Fluss, der am nächsten Morgen als Schlammfluss ganz anders aussieht.
Donnerstag, 05.07.2012
Heute geht es weiter zum Kloster Amarbaysaglant, einem an sich schönen Kloster, wenn man es instand halten würde. Traumhaft malerisch zwischen Hügeln und abseits jeglicher Zivilisation gelegen leben dort viele Mönche. Auch eine Klosterschule existiert, in denen die kleinen Lamas unterrichtet werden. 90 Minuten haben wir auf der Klosteranlage verbracht, um uns alles anzusehen. Trotzdem sind wir ein klein bisschen enttäuscht von dem, was man im Reiseführer vorgeschwärmt bekommt. In der Nähe des Klosters schlagen wir unsere Zelte auf und waschen uns im Fluss, denn Duschen mit heißem Wasser gibt es weit und breit nicht.
Freitag, 06.07.2012
Jetzt ist die Zeit gekommen, den Heimweg anzutreten. Nach fünf Stunden Fahrt machen wir Halt kurz vor der Hauptstadt und zelten ein letztes Mal mit traumhaftem Blick auf die Lichter der Hauptstadt.
Samstag, 07.07.2012
Nach vier Wochen und 6000 gefahrenen Kilometern sind wir gesund und munter wieder zurück in der mongolischen Hauptstadt Ulaanbaatar. Jetzt haben wir die Mongolei erlebt und gesehen, wie man sie sich immer vorstellt: Tiefe Täler, weite Flächen und hohe Berge. Die Tour mit all ihren Facetten, ein jeder einzelne Besuch bei Nomaden wird mir in Erinnerung bleiben. Nicht nur knapp 1000 Fotos, sondern vor allem die Erlebnisse und Gesprächen mit den Menschen bleiben für immer in meinem Herzen.
Endlich geht sie los … die sechstausend Kilometer umfassende Tour quer durch die Mongolei. Vier Wochen lang werde ich ab heute mit Johanna, meiner Mentorin Zezegmaa, ihrem Sohn und dem Fahrer im Süden, Westen und Norden unterwegs sein. In dieser Zeit werde ich meinen Blog nicht aktualisieren, da ich keinen Internetzugang habe. Dafür werde ich aber viele Fotos schießen und sie zeitnah nach meiner Rückkehr in der Hauptstadt hier auf meinem Mongolei-Blog präsentieren. Man darf gespannt sein.