сайн байн уу? - sain bain uu?

Herzlich Willkommen auf meinem Blog, sozusagen meinem Internet-Tagebuch über meinen Mongoleiaufenthalt. Regelmäßig gab es neue Artikel und Fotos online und ich versuchte dadurch, einen möglichst guten Einblick in mein Leben im fernen Asien zu geben. Jetzt ist der Blog vollendet.

Gut & günstig und Der weiße Riese

23. September 2011
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von Sebastian Burkard

Der mongolische Außenminister Zandanshatar (3. von links) und der deutsche Botschafter Peter Schaller (4. von links) informieren sich über die "Lesefüchse"Hier in Ulan Bator überschlagen sich momentan die Ereignisse, sodass ich nun endlich mal wieder einen aktuellen Bericht schreiben muss, sonst wird der nächste nämlich umso länger. Mittlerweile habe ich mich hier in meinem Duureg (= Stadtbezirk) recht gut eingelebt. Ich kenne den Weg zur Schule, zum nächsten Supermarkt und finde auch alleine wieder nach Hause zurück. Gestern zum Beispiel habe ich mir den deutschen Film „Das Leben der Anderen“ angesehen. Der Film wurde am anderen Ende der Stadt gezeigt, ich bin ca. eine Stunde dorthin gelaufen. Sowohl der Hin- als auch der Heimweg war sehr entspannend – es war nicht zu warm und nicht zu kalt. Schön angenehm, um einen Spaziergang zu machen. Was am Abend jedoch auffällig war: Der starke Smog im Zentrum der Stadt, hier muss ich sagen, dass ich etwas die deutsche Frischluft vermisse.

Aber Deutschland begegnet mir hier eigentlich fast jeden Tag. Klar, einerseits durch den Deutschunterricht in der Schule, aber … und jetzt seid gespannt … auch im Supermarkt. In meiner Zeit hier in Ulan Bator war ich nämlich auch schon mehrmals für Khosoo und mich einkaufen und die Bezeichnung „Exportweltmeister“ für Deutschland ist absolut gerechtfertigt. Denn sieht man sich in den Regalen um, so findet man Produkte aus der REWE-Reihe „Gut und günstig“, wirft man einen Blick in die Haushaltsabteilung kann man „Der weiße Riese“ kaufen, aber auch „Milka“ und „Haribo“ findet man im Süßwarenregal. Im Kühlregal gibt es dann Joghurts von „Ehrmann“ und auch hier putzt man sich mit „Colgate“ die Zähne und nimmt eine „Aspirin“, wenn man Kopfschmerzen hat. Heimweh werde ich also definitiv nicht bekommen, denn schließlich ist man hier die ganze Zeit von deutschen Produkten umgeben. Mein Zimmer ist mittlerweile auch eingerichtet. Die Fotos und Karten, die ich mitgenommen habe, zieren meinen Schreibtisch und so sind meine wichtigen Leute immer bei mir bzw. virtuell auf meinem Laptop.

In meinen Mittagspausen war ich nun schon mehrmals mit Kollegen mongolisch essen und eines ist festzustellen: Es ist sehr gut, aber fettig! Bis jetzt war aber noch nichts dabei, wo ich gesagt habe: Nein danke … sondern eher immer: „Hmm, lecker.“ Verhungern werde ich hier also auch nicht.

In der kurzen Zeit, in der ich hier bin, habe ich auch schon Bekanntschaft geschlossen mit dem deutschen Botschafter. Er besuchte nämlich zusammen mit dem mongolischen Außenminister eine Schule, an der ein deutsches Lese-Projekt vorgestellt wurde.  Für diesen Anlass durfte ich Fotograf spielen. Das war auch das einzige Mal bisher, dass meine Kamera im Einsatz war. Hier in der Mongolei (v.a. in Ulan Bator) sollte man nicht offen seine Wertgegenstände zeigen. Aber keine Angst, bald wird eine Wanderung gemacht und dazu werde ich meine Kamera mitnehmen und ganz viele Fotos machen und diese Eindrücke dann hier hochladen.

Am Montag beginnt meine „offizielle“ Arbeit an der Schule. Ich habe heute von der Schulmanagerin, das ist zu vergleichen mit dem stellvertretenden Direktor in Deutschland, meinen Stundenplan bekommen. 26 Unterrichtsstunden werde ich in der kommenden Woche besuchen und unterstützen, aber zuvor muss ich am Montag noch zur Ausländerbehörde, um mich anzumelden. Diese Bürokratie kann mindestens genau so lange dauern wie in Deutschland … ich mache mich also auf langes Warten gefasst. Aber da muss man eben durch. Diese Sachen sind sehr wichtig. Meldet man sich nicht an, so strahlt man viel Strafe.

Was gibt es sonst noch wichtiges zu erzählen? Heute ist eine Deutsch-Konferenz und am Abend ein Elternabend, an dem ich auch teilnehmen werde. Das sollte es erstmal gewesen sein … das Wochenende steht vor der Türe. Ich bin gespannt, was mich erwarten wird und dann geht es in die erste Arbeitswoche. Ich freue mich darauf schon sehr.

Drei mal der falsche Pin – kein Geld

19. September 2011
Schlagwörter:
von Sebastian Burkard

Ankommen ... und dann erst mal im neuen Zimmer zurecht findenAm späten Sonntagabend, ja schon fast eher in der Nacht bin ich am Flughafen Dschingis Khaan in Ulan Bator (oder mongolisch Ulaanbaatar) angekommen. Im Flug von Seoul nach Ulan Bator habe ich einen netten Mongolen kennen gelernt, er saß im Flugzeug neben mir. Er hat mir viel über die Mongolei berichtet und mir auch seine E-Mail-Adresse gegeben. Wir wollen uns auf jeden Fall mal einen Tag zum Mittag- oder Abendessen treffen und dann kann er mir seine persönlichen „UB-Highlights“ zeigen. Darauf freue ich mich schon sehr. Er war das Sahnehäubchen auf dem Kuchen, was die Mongolei angeht – denn nun war ich mir sicher: Dort wird mich niemand komisch anschauen, sondern eher nett und offen sein. Herzlich wurde ich dann von Khosoo (eine Deutschlehrerin, bei der ich nun wohnen werde), Tsetsegmaa (ebenfalls eine Deutschlehrerin, mit der ich bereits im Voraus viel Kontakt hatte) und Thomas, ein „richtiger“ Deutscher, der an der Schule unterrichtet, in der ich nun meinen Freiwilligendienst leisten werde, empfangen. Nach einem Smal-Talk während der etwas 30-minütigen Fahrt von Flughafen zu Wohnung habe ich einen weiteren Eindruck von der Mongolei bekommen. Bei der Autofaht handelte es sich eher um eine Achterbahnfahrt. Man fährt hier zwar auch rechts, aber auch im rechtsgelenkten PKW. Von überall, aus allen Ecken kommen Autos – Ampeln werden nicht immer beachtet, ein Tempo-Limit gibt es offensichtlich auch nicht und würde man anfangen, die Schlaglöcher zu zählen, müsste ich länger als ein Jahr hier bleiben. Ihr könnt euch also vorstellen, wie das Fahren war: Rauf und runter … links und rechts … bremsen. Um circa ein Uhr bin ich dann in meinem neuen Zuhause angekommen. Mein Zimmer ist super! Allgemein ist Khosoos Wohnung super und Khosoo selbst auch! Bei uns gibt es kein „mein“ und kein „dein“, sondern nur unser. Wir sind Kollegen und leben zusammen sozusagen in einer WG. Ich verstehe mich super mit ihr. Ihre Oma ist zur Zeit zu Besuch da. In ihrer Wohnung lebe ich in ihrem ehemaligen Arbeitszimmer, das sie extra für mich geräumt hat. Mir gefällt es wirklich sehr gut! Es war richtig gut, nach zwei sitzenden Schläfen auch mal wieder im Liegen zu schlafen.

Die erste Nacht war ruhig und entspannt – doch all diejenigen, die mich kennen, wissen Bescheid: Es ist Montag, Anfang der Schulwoche, ich bin gerade erst letzte Nacht angekommen und trotzdem fängt mein Dienst heute an. Mit Khosoo zusammen bin ich dann also in die Schule, habe die Direktorin besucht und bereits einige Deutsch-Stunden besucht. Mongolen sind sehr gut, was die Aussprache und Grammatik angeht. Manch ein deutscher Schüler könnte nicht sofort bestimmen, ob es sich bei einer Verbform um das Präteritum oder um das Perfekt handelt. Daher: Hut ab!

Nach der Schule bin ich mit Tsetsegmaa in Richtung Bank gegangen. Die Tour war eine lustige Reise. Quer durch Baustellen hindurch, auf befahrenen Straßen (so etwas wie Gehsteige existieren hier nämlich nicht), durch Hinterhöfe … ein richtiges Abenteuer! Wie man der Überschrift entnehmen kann, ist da wohl etwas schief gelaufen. Der liebe Sebastian war nämlich so schlau und hat anstatt des Visa-PINs seinen Girokonto-PIN eingegeben. Und das nicht nur einmal, sondern mehr als dreimal! Das war ein fataler Fehler. An dieser Stelle schon mal ein großes Entschuldigung an meine Eltern, die meine Handyrechnung aus der Mongolei bezahlen dürfen … ich musste natürlich bei der Bank anrufen und alles wieder rückgängig machen lassen. Nach gefühlten Stunden hin und her, Diskussionen mit den Bankangestellten hier in Ulan Bator habe ich endlich mongolisches Geld in Händen halten können. Jetzt ist alles wieder ok. Und weil die Sache mit den PINs so viel Spaß macht, habe ich es dann auch noch geschafft, den PIN für meine mongolische SIM-Karte dreimal falsch einzugeben. Jetzt war der PUK gefragt. Den habe ich Gott sei Dank richtig eingegeben, sodass ab nun meine T-Mobil-Karte in der Mongolei keinen Nutzen mehr findet und ich mobil nur noch mit der mongolischen Nummer zu erreichen bin.

Die Kamera blieb heute den Tag über daheim. Deswegen gibt es auch nur das Foto von meinem Zimmer, wir wollen es ja schließlich spannend machen. Aber keine Angst: Ich werde natürlich (wie gewohnt) viele Fotos schießen und sie euch hier präsentieren.

Jetzt soll es erstmal genug sein von den allersten Eindrücken und Erfahrungen. Mein weiß immer gar nicht, ob man alles geschrieben hat, was man eigentlich erzählen wollte, aber naja. Morgen ist auch noch ein Tag. In Khosoos Wohnung habe ich Internet – aber ich möchte es nicht jeden Tag nutzen. Mal sehen, wann mein nächster Beitrag kommt. Aber Sorgen muss sich keiner um mich machen!

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