сайн байн уу? - sain bain uu?
Herzlich Willkommen auf meinem Blog, sozusagen meinem Internet-Tagebuch über meinen Mongoleiaufenthalt. Regelmäßig gab es neue Artikel und Fotos online und ich versuchte dadurch, einen möglichst guten Einblick in mein Leben im fernen Asien zu geben. Jetzt ist der Blog vollendet.Deutsche Kultur gab es letzten Mittwoch hautnah mitzuerleben. Als Anlehnung an den Martinszug haben Grundschüler mit ihren Eltern zusammen Laternen gebastelt und waren am Abend in den Schulhof gekommen. Begonnen hat die Veranstaltung mit einem kleinen Theaterstück über St. Martin, das ich mit Schülern einstudiert habe. Dann hat auch schon der Umzug begonnen. Nachher gab es ein großes Feuer im Schulhof. Alle Kinder waren richtig stolz auf ihre Laternen. Besonders lustig fand ich die „Melonenlaternen“. Bei uns werden ja zu Halloween Kürbisse geschnitzt, hier macht man das mit Wassermelonen, weil es keine Kürbisse gibt. Sehr schön mit anzusehen.
Das Laternenfest war nur ein Event der letzten Woche. Letztes Wochenende gab es deutsche Kultur hautnah und zwar bei einem Gala-Konzert zum Mozartjahr in der Oper. Das war wirklich grandios, vor allem die Arien aus Opern, in denen Mongolen auf Deutsch gesungen haben. Am Tag darauf fand an meiner Schule ein großer Kulturwettkampf statt, bei dem sich jede Klasse in mehreren Kulturdisziplinen (Tanz, Gesang, Instrument, …) vor einer hartnäckigen Jury beweisen musste. Letzten Montag war Halloween. Das wird hier in der Mongolei stark gefeiert. Zusammen mit einer Deutsch-Praktikantin unserer Schule, Suvdaa (auf Deutsch: Perle), waren wir im Freizeitpark und haben die Halloween-Nacht gefeiert. Es ist wirklich immer was los. Nächste Woche wird Fasching gefeiert! Allerdings nicht am 11.11, sondern am 10.11 (weil das Restaurant für den 11.11 schon ausgebucht ist).
Mir macht die Arbeit hier wirklich viel Spaß, auch wenn es anstrengend ist und wenn ich oft mit zwischenmenschlichen Problemen konfrontiert werde. Was soll’s? Das Leben geht weiter … und es gibt Freunde in Deutschland – und noch wichtiger: auch in der Mongolei (!!!!!), die einen immer wieder aufbauen!
Die Situation hier kann man mit einer Castingshow vergleichen. Jedes Mal, wenn man es sich ansieht, denkt man: „Oh man, schlimmer und dümmer kann es doch nicht werden“. Doch schaut man sich die nächste Folge an, wird man eines besseren belehrt: „Doch, es geht schlimmer“. Und so ist es auch hier. Jeden Tag denkt man, dass die Spitze vom Eisberg schon erreicht ist, aber es wird wirklich jeden Tag getoppt. Bleibt abzuwarten, wann die Spitze wirklich erreicht wird.
Damit jeder, der das liest, mal einen kleinen Einblick in meine mongolische Woche bekommt, habe ich ein kleines Wochen-ABC zusammen gestellt. Doch eines sei gesagt: Diese Woche war speziell, so wie es jede Woche ist, aber weil mir die vergangene Woche besonders gut gefallen hat, werde ich diese als Exempel nehmen.
M wie Montag und Miese Laune
Heute am Montag ist Unterricht angesagt. Letzte Woche habe ich extra ein wunderschönes Arbeitsblatt zu Nebensätzen mit „dass“, „weil“ und „wenn“ erstellt. Immer wieder habe ich nachgefragt, ob sie alles verstanden haben und immer wieder bejahten die Zehnt- und Elftklässler die Frage. Dies nahm ich dann zum Anlass, darüber einen Test zu schreiben. Doch diese Entscheidung führte zu enorm schlechter Laune am Montag, denn direkt im Anschluss an die Teststunde hatte ich eine Freistunde, in der ich die Tests korrigieren konnte und das Ergebnis war katastrophal. Nur drei Schüler aus zehnter und elfter Klasse kamen über 50 %. Tja, entweder habe ich etwas am Unterricht falsch gemacht oder der Test war zu schwer. Zweites kann ich jedoch sofort ausschließen, weil der Test fast exakt genau das Arbeitsblatt war, das wir in der Stunde zuvor durchgearbeitet haben. Nur die Reihenfolge der Sätze war geändert. Was soll’s? Denn Gott sei Dank hatte ich an diesem Tag auch noch Unterricht in der Grundschule, was meine Laune enorm verbesserte. Es macht richtig Spaß, in der Grundschule zu sein und mit den kleinsten der Kleinen Deutsch zu üben. Schreiben, Sprechen, Basteln – manchmal vielleicht auch etwas anstrengend, aber trotzdem schaffen es die kleinen Schüler immer wieder, einem ein Lächeln auf die Lippen zu zaubern. Besonders zu Beginn jeder Stunde, wenn sie ihre Gedichte aufsagen und dazu tanzen. In der letzten Stunde habe ich einen kleinen Mitschnitt gedreht.
D wie Dienstag und DSD-Übergabe
Am Dienstag geht es mal wieder in die Botschaft. Grund dafür ist die Übergabe von Deutschen Sprachdiplomen. Sehr viele Schülerinnen und Schüler aus drei Schulen (Goetheschule, Schule 18 und Alexander-von-Humboldt-Schule) haben an der DSD-Prüfung teilgenommen und viele haben die Prüfung auch bestanden und bekamen für ihre grandiosen Leistungen die Zertifikate überreicht. Die meisten Schüler kamen übrigens von meiner Schule, was die Arbeit an der AvH auch so interessant macht, denn mit den Schülern kann man wirklich nicht nur auf einfachem Niveau Deutsch sprechen, sondern auch teilweise etwas anspruchsvoller. Johanna von der Schule 18 kann dies leider nicht von sich behaupten. Ich bin wirklich sehr froh, an der AvH-Schule zu sein, denn hier habe ich klasse Kolleginnen und eifrige Deutschlerner.
M wie Mittwoch und Medikamente
Der Mittwoch wurde mit einer ungewöhnlichen Nachricht am Morgen eröffnet. Khosoo, meine Mitbewohnerin muss ins Krankenhaus. Die vergangenen Tage hat sie schon immer sehr stark gehustet, sodass sie kaum mehr in der Lage war, normal zu sprechen und zu unterrichten. Jetzt war sie im Krankenhaus und hat einen Check durchgeführt und die Nachricht bekommen, dass sie gleich dort bleiben muss … und das insgesamt 10 Tage. Dies bedeutet einerseits, dass ich für zehn Tage alleine zu Hause bin und andererseits, dass eine Deutschlehrerin an der Schule ausfällt (und das, wo sowieso schon zu wenige Deutschlehrer an der Schule sind). Alles in allem lautet dann das Resultat: Mehr Arbeit für den Freiwilligen und mehr Unterrichtsstunden. Ich mache es aber gerne, denn in erster Linie ist wichtig, dass Khosoo wieder gesund wird. Die erste Nacht alleine war aber zugegebenermaßen schon etwas komisch. Sonst war ich immer gewohnt, dass der Fernseher noch lief oder dass Licht aus ihrem Zimmer kam. Aber so ist das Leben. Krass fand ich es dann nur nachts um 02:30 Uhr, als ich plötzlich über mir Schreie, Schläge und fliegende (vermutlich) Tassen und Teller mitbekommen habe. Dies scheint hier aber Standard zu sein, wurde mir gesagt. Die Mutter ist mit den Kindern zu Hause und der Mann vergnügt sich in der Kneipe, kommt mitten in der Nacht nach Hause und lässt dann seinen Frust an der Frau aus.
D wie Donnerstag und Dauerstress
Donnerstag war wirklich DER Tag in der vergangenen Woche. Ständig klingelte das Handy, neue E-Mails kamen ins Postfach, Kollegen benötigten Hilfe. Dieser Tag war wirklich Stress von morgens bis abends. Und das alles nur, weil am Nachmittag eine Konferenz an unserer Schule stattfand, an der alle Schulleiter der deutschen Schulen, Vertreter von politischen Stiftungen und der deutsche Botschafter teilnahmen. Dementsprechend musste die Schule sich natürlich von ihrer besten Seite zeigen. Die Putzfrauen schrubbten zusammen mit den Schülern und Lehrern, was das Zeug hält. Thomas (der Deutschlehrer an der Schule) und ich kümmerten uns um die Ausstattung in der Aula, Oyuna (Sektionsleiterin im Fach Deutsch) und ich waren für das Catering eingeteilt. 100.000 Tugrik durften wir für Essen und Getränke ausgeben. Im Nachhinein müssen wir sagen, dass der Aufwand eigentlich viel zu groß war für diese Veranstaltung. Denn das Ergebnis der Konferenz stand eigentlich schon zuvor fest: Schüler sollen stärker politisch gebildet werden. Diese Inputveranstaltung ist also vergleichbar mit einem Vorwort in einem 300-Seiten-Roman. Wir wissen also, dass noch einige solche Veranstaltungen, Projekte, Meetings auf uns warten werden. Da die Konferenz bis in den frühen Abend dauerte, war es dann 21:00 Uhr, als ich endlich zu Hause war, nachdem in der Schule schließlich alles wieder aufgeräumt werden musste.
F wie Freitag und Finale
Nachdem ich in dieser Woche schon zwei Mal das Vergnügen mit dem deutschen Botschafter hatte, darf ein drittes Mal natürlich nicht fehlen. Deswegen ging es am Freitag erneut in die Deutsche Botschaft. Dort fand nämlich das mongolische Lesefuchs-Finale statt. Dabei handelt es sich um ein Projekt der Goetheschule und der Alexander-von-Humboldt-Schule. Insgesamt sechs Schülerinnen und Schüler haben in den vergangenen Wochen fünf Bücher gelesen und sich für ein Lieblingsbuch entschieden, das sie bei diesem Finale vorgestellt haben. Doch nicht nur die Buchvorstellung alleine bildete den Rahmen der Veranstaltung, es ging vor allem darum, über die Bücher zu diskutieren und so sein sprachliches Können zu beweisen. Eine fünfköpfige Jury vergab dann Punkte nach einem Kriterienverfahren. Diese Punktzahlen durfte ich auswerten und dank meiner super Mathe-Kenntnisse hatte ich innerhalb kürzester Zeit den Sieger, oder besser gesagt die Siegerin, ermitteln können. Nomin von der Goetheschule hat wirklich tolle Arbeit geleistet. Sie hat das Finale gewonnen und darf nun nach Moskau fahren, wo ein weiteres Finale stattfinden wird – das Finale der GUS-Staaten und der Mongolei. Wer dieses Finale dann gewinnt, darf nach Deutschland fahren. Dementsprechend groß waren die Vorbereitung und die Aufregung. Wir drücken Nomin die Daumen und sind sicher, dass sie auch den Wettbewerb in Russland gewinnen wird. Während der Buchpräsentation habe ich auch ein Video gemacht, damit man mal sehen kann, wie Mongolen Deutsch sprechen. Für alle wahrscheinlich erstaunlicherweise gut. (Doch eines darf man nicht vergessen: Bei einigen handelt es sich um so genannte „Deutschlandrückkehrer“, die also als Kind für längere Zeit in Deutschland gelebt haben).
Doch damit nicht genug, denn am Abend war ein gemeinsames Essen mit drei Deutschkolleginnen ausgemacht. Oyuna, Ganaa, Amraa und ich gingen dann nach dem Lehrersport zusammen lecker essen. Und dann kam plötzlich die Frage, ob ich denn nicht Lust hätte, mit in die Disco zu gehen. Natürlich habe ich nicht lange überlegt und „ja“ gesagt. Zuerst musste ich allerdings noch mal nach Hause und mich umziehen, da ich noch das traditionelle „Botschafts-Outfit“ anhatte und ich damit eher ungern weg gehen wollte. Es ging wieder in die bekannte Ü30-Disco in der Nähe meiner Wohnung. Am Tag schneite es jedoch stark und am Abend war alles gefroren auf den Straßen. Der Weg zur Disco war also wirklich eine Rutschpartie. Der Discoabend war wieder total spitze. Doch dann kamen die Kolleginnen noch auf die Idee, Karaoke singen zu gehen, denn die Disco hat wieder um 24:00 Uhr Schluss gemacht. So fuhren wir also nachts mit dem Taxi zum Karaoke-Singen. Ich war ehrlich gesagt total müde. Zu alledem kam dann noch dazu, dass alle Karaoke-Räume besetzt waren und wir gefühlte zwei Stunden gewartet haben, bis so ein Raum frei wurde. Dann endlich ging es in den Raum und es wurde kräftig auf Mongolisch, Russisch und glücklicherweise auch manchmal auf Englisch gesungen. Ob man es mir glauben mag oder nicht … aber es war 05:30 Uhr, als ich wieder zu Hause war! Trotzdem wirklich ein grandioser Abend … eine grandiose Nacht.
S wie Samstag und Spaghetti
Um 05:30 Uhr zu Hause angekommen, sofort ins Bett, aber nicht lange geschlafen. Denn um 11:00 Uhr waren vier Schüler zur Nachhilfe bei mir zu Hause. Wir haben dann zusammen vier Stunden lang Deutsch gepaukt. Am späten Nachmittag ist dann Johanna zu mir gekommen. Eigentlich war ausgemacht, dass wir feiern gehen, doch dazu war ich aufgrund der letzten Nacht wirklich beim besten Sinne nicht in der Lage (vor allem auch deswegen, weil ich wusste, dass es heute – am Sonntag – bei der Hochzeitsfeier einer Biologielehrerin unserer Schule weitergehen würde). Aus dem Partyabend wurde dann ein gemütlicher Filmabend zu Hause. Zuvor haben wir zusammen gekocht … leckere Spaghetti mit einem gesunden Salat stellten das mongolische Essen mal in den Schatten. Das Kochen hat großen Spaß gemacht und das Ergebnis war wirklich klasse. Auch dieser Tag endete spät. Um 23:00 Uhr ist Johanna dann wieder nach Hause gegangen und ich habe mich direkt schlafen gelegt und habe in der Küche alles stehen und liegen gelassen, weil ich wirklich keine Lust mehr hatte und einfach nur noch schlafen wollte.
S wie Sonntag und Schreiben
Heute habe ich am Vormittag Zeit, diesen Blogartikel zu schreiben und die Küche wieder aufzuräumen. Ich hoffe sehr, dass ich in diesem wirklich langen Text mit Bildern viele Informationen über mein Leben in der Mongolei geben konnte. In gut zwei Stunden geht es dann los zur Hochzeit der Biologielehrerin, zu der ich eingeladen in. Ich würde sagen: Mal überraschen lassen, wie dieses Abenteuer endet.
Weiterhin gilt: Alles im grünen Bereich, volle Fahrt voraus!