сайн байн уу? - sain bain uu?
Herzlich Willkommen auf meinem Blog, sozusagen meinem Internet-Tagebuch über meinen Mongoleiaufenthalt. Regelmäßig gab es neue Artikel und Fotos online und ich versuchte dadurch, einen möglichst guten Einblick in mein Leben im fernen Asien zu geben. Jetzt ist der Blog vollendet.Ein großes Strahlen auf meinem Gesicht bekam ich, als ich diese Woche erfuhr, dass ich beim Projektwettbewerb des Pädagogischen Austauschdienstes den dritten Platz gemacht habe. 90 kulturweit-Freiwillige auf der ganzen Welt hatten die Möglichkeit, sich an diesem erstmalig ausgeschriebenen Wettbewerb zu beteiligen. Für die Bewerbung musste man eine dreiseitige Projektbeschreibung einreichen. Meiner Meinung nach ist das ganz schön lang, ich persönlich hatte immer Probleme damit, mich nicht ständig zu wiederholen. Aber alles in allem scheint der Jury mein Projekt gefallen haben, sonst wäre ich nicht auf dem dritten Platz gelandet.
„Das Projekt von Sebastian Burkard überzeugte die Jury, bestehend aus Vertretern der Deutschen UNESCO Kommission, der Zentralstelle für das Auslandsschulwesen und des Pädagogischen Austauschdienstes der Kultusministerkonferenz, insbesondere durch die Idee eine zusätzliche, jahrgangsübergreifende Förderung für Schüler zu schaffen, die bereits einen längeren Zeitraum in Deutschland gelebt haben.“ (Ausschnitt aus der Jury-Begründung)
Das Projekt, das ich einreichte, trägt den Titel „Deutschlandrückkehrer“ und ist für all diejenigen gedacht, die in Deutschland, Österreich oder der Schweiz geboren wurden bzw. dort für längere Zeit gelebt haben. Der Gefahr, dass die Schülerinnen und Schüler im normalen Deutsch-als-Fremdsprache-Unterricht unterfordert seien, wird mit dieser Idee entgegengewirkt.
Insgesamt habe ich vier Gruppen, mit denen ich mich jeweils einmal in der Woche für zwei Stunden treffe. Ergebnisse meiner Projektarbeit werde ich demnächst auch hier auf meinem Blog präsentieren können. Aufgrund des aktuellen „Grimm-Jahrs“ beschäftige ich mich momentan in der Grundschulgruppe mit dem Märchen Rotkäppchen. Wir haben zuerst das Märchen gelesen, haben dann begonnen, Bilder für eine Ausstellung zu malen und werden ab nächster Woche das Märchen verfilmen. Was ich mit den anderen Gruppen mache, darüber erzähle ich ein anderes Mal.
Diesen Montag fand dann die feierliche Übergabe des Preisgeldes an meiner Einsatzstelle statt. Die Fachberaterin der Zentralstelle für das Auslandsschulwesen las in Anwesenheit aller Deutschkolleginnen und -kollegen die Begründung der Jury vor. Nicht nur ich freute mich, sondern in diesem Moment freuten sich alle mit mir über 100 Euro, die ich für das Projekt einsetzen kann.
„kulturweit, kulturweit … wir reisen mit kulturweit“ – an diesen Mottosong meiner Homezone vom Vorbereitungsseminar erinnere ich mich gerne zurück, wo heute vor genau fünf Monaten der Freiwilligendienst am Werbellinsee in Berlin begann. Seit dieser Zeit habe ich viele neue Erfahrungen gesammelt – und zwar auch kulturell, denn schließlich bin ich ja ein „KULTUR“-weit-Freiwilliger.
Letztes Wochenende war ich insgesamt zwei Mal in der Staatsoper der Mongolei und konnte mich dort von zwei berauschenden Programmen überwältigen lassen. Beim ersten Besuch handelte es sich um ein Oboenkonzert mit großem Symphonieorchester. Die Solistin studierte teilweise auch in Deutschland und so waren v.a. auch viele Deutsche bei diesem Konzert, da eine spezielle Einladung an alle Deutschen herausging.
Der zweite Event war ein Ballett, und zwar Schwanensee von Tschaikowsky. Ich habe mir wirklich lange überlegt, dort hin zu gehen, aber eigentlich wollte ich einen freien Sonntag zu Hause haben. Lediglich ein Termin stand an. Ich traf mich am frühen Nachmittag mit einer Kollegin von der International School hier in Ulaanbaatar und sprach mit ihr über eine mögliche Zusammenarbeit. Dann sagte sie, dass sie eigentlich jetzt in Schwanensee gehen würde, auch schon ein Ticket hat, doch zu Hause noch viel zu korrigieren hat. Diese Chance habe ich natürlich sofort beim Schopf gepackt und ihr die Karte abgekauft und das habe ich nicht bereut. Die Inszenierung von Schwanensee hat mir wirklich sehr, sehr gut gefallen.
Beide Male saß ich in der ersten Reihe. Für mich als für mongolische Verhältnisse großen Menschen war der freie Raum bei den Füßen recht beschränkt, da der ersten Reihe gleich der Orchestergraben anschloss. Dies hatte dann bei Schwanensee natürlich einen kleinen Vorteil, da man so direkt dem Orchester und den Tänzerinnen und Tänzern bei ihren Darbietungen zusehen konnte.
Eine Sache, die ich jedoch nie verstehen werde, ist die Besucheranzahl bei solchen Veranstaltungen. Nach dem letzten Gong sah ich mich jeweils nochmal um und merkte, dass das Theater höchstens zu einem Viertel gefüllt ist. Nach der Pause ist es dann aber wirklich knapp die Hälfte der Stühle, die besetzt sind und am Ende des Stücks ist das komplette Theater voll. Das hört man nicht zuletzt an der Lautstärke des Applauses. Ein tosender Applaus wäre niemals so stark beim lediglich zu einem Viertel ausverkauften Haus. Komisch, oder? Dafür gibt es nur eine Erklärung: Die Uhrzeit auf den Tickets wird mongolisch interpretiert. Es heißt also: Es ist schön, wenn Du um 17:00 Uhr da bist, wenn Du „ein bisschen“ später kommst, ist auch nicht so schlimm. Dieses mongolische Verhalten werde ich mir hoffentlich nie angewöhnen, denn als Deutscher im Ausland muss man schließlich das Klischee des „immer pünktlich sein“ pflegen und durchhalten.