сайн байн уу? - sain bain uu?

Herzlich Willkommen auf meinem Blog, sozusagen meinem Internet-Tagebuch über meinen Mongoleiaufenthalt. Regelmäßig gab es neue Artikel und Fotos online und ich versuchte dadurch, einen möglichst guten Einblick in mein Leben im fernen Asien zu geben. Jetzt ist der Blog vollendet.

Der Besuch der schwarzen Männer

31. März 2012
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von Sebastian Burkard

Ein falsches Visum sorgt für Verwirrung bei der Ausländerbehörde. Daher statteten sie mir einfach mal einen Besuch abEs ist ein Mittwoch wie jeder andere auch. Die einzige Veränderung ist, dass ich am Nachmittag nicht wie gewohnt zu zweit mit meinem Kollegen im Deutschbüro sitze, sondern alleine. Mein Kollege war nämlich zu dem Zeitpunkt in Deutschland.

Mein Schreibtisch steht im Raum so, dass ich mit dem Rücken zur Türe sitze. Desöfteren geht bei uns immer mal wieder die Türe auf, weil Schüler nachsehen, ob wir da sind oder weil sich Fremde an der Türe irren – neben unserem Büro ist nämlich das Büro der Schulmanagerin. Daher beachte ich meist die Leute auch nicht, die in der Türe stehen, da sie nach meist einer Sekunde wieder weg sind und die Türe wieder zu ist.

So war es auch am letzten Mittwoch, doch die Türe geht nicht wieder zu, sondern ich höre laute Schritte, drehe mich um und sehe plötzlich zwei große Männer in schwarzen Anzügen. Einer fängt sofort mit mir auf Mongolisch zu sprechen an. Ich gebe ihm zu verstehen, dass ich kein Mongolisch spreche (obwohl ich es ja eigentlich doch tue) und sofort fragt der zweite: „But do you speak English?“ Ich antworte: „Yes, I do.“ und mit dieser Aussage nimmt der erste von beiden auch schon ungefragt auf dem Bürostuhl meines Kollegen Platz.

Sie fragen mich nach meinem Ausweis und meiner Registrierungskarte. In der ganzen Aufregung muss ich erst einmal nachdenken, wo diese Unterlagen sind. Ah – klar, in meinem Geldbeutel. Ich zeige ihm meine Registrierungskarte und zeitgleich verändert sich sein Gesichtsausdruck. Man merkt: Irgendetwas stimmt nicht. Ich frage mich ständig: Warum bin ich alleine in diesem Raum? Kann ich nicht jemanden zum Übersetzen holen, doch das war nicht möglich. Sie halten mich auf meinem Stuhl sozusagen gefangen. Ein Mann fragt mich, warum ich nicht in der Universität sei und ich sage, dass ich kein Student bin und deswegen nicht zur Uni gehe. Gott sei Dank öffnet sich plötzlich die Tür und eine Kollegin kommt herein. Sie tut so, als würde sie etwas suchen, lauscht aber dem Gespräch und mischt sich schließlich ein. Sie erklärt den Männern meinen Status: dass ich eben ein Freiwilliger bin und kein Student. Die Männer schauen weiterhin skeptisch und verlangen ein Gespräch mit der Direktorin.

Ich stehe auf, sehe meine Kollegin an, die mir zuzwinkert als klein: „Es wird schon alles. Mach dir keine Sorgen.“ Trotzdem mache ich mir Sorgen, weil jetzt das Gespräch auf Mongolisch weiter geführt wird und ich aufgrund der schnellen Geschwindigkeit und der Aufregung nur einzelne Bruchteile verstehe, wie: Freiwilliger, achtunddreißig Stunden, kein Geld. Nach circa zehn Minuten ist das Gespräch beendet und meine Kollegin übersetzt mir den Kerninhalt. Problem ist, dass ich ein falsches Visum habe. Ein S-Visum (für Studenten) und eigentlich ein V-Visum (für Volunteers, also Freiwillige) bräuchte.

Da ich im Alphabet unter den drei Freiwilligen an erster Stelle stehe, kam ich in das Vergnügen, diese Männer kennen zu lernen. Johanna und Simon blieben von so einem Besuch verschont. Jetzt ist alles wieder OK. Ich durfte meine alte Karte behalten, die Mitarbeiter vermerkten das Gespräch auf ihren Unterlagen und kommen hoffentlich nicht ein zweites Mal.

Zwölf Medaillen

28. März 2012
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von Sebastian Burkard

Ein Teil der Preisträger der Alexander-von-Humboldt-Schule mit ihren LehrkräftenMit einem grandiosen Ergebnis endete am 17. März die nationale Deutscholympiade in der Mongolei. Die Alexander-von-Humboldt-Schule kann mit zwölf erzielten Medaillen sehr stolz auf sich sein.

In den Prüfungsräumen arbeiten die Schülerinnen und Schüler sehr konzentriertDie Vorbereitungen für die Deutscholympiade begannen schon Monate zuvor. Immer wieder wurde diskutiert, welche Schülerinnen und Schüler denn überhaupt zur Olympiade geschickt werden. Schließlich ging es dabei ja auch darum, möglichst viele Medaillen zu gewinnen. Insgesamt gab es nämlich elf verschiedene Gruppen – je nach Klassenstufe und nach Schwierigkeitsgrad (Anfänger, Fortgeschrittene, Deutschlandrückkehrer). Pro Gruppe konnte man maximal drei Deutschlernen schicken und pro Gruppe gab es drei Preisträger: Gold, Silber und Bronze. Eine Gruppe war bestimmt für Zehntklässler, die noch nie in Deutschland waren und als Gewinn für den Erst- und Zweitplatzierten eine Deutschland-Sommerreise bekamen. Sowohl die Gold- als auch die Silbermedaille ging an meine Einsatzstelle und so werden dieses Jahr im Sommer zwei Schülerinnen meiner Schule eine Reise quer durch Deutschland machen – von der Zugspitze bis nach Sylt.

Nach jeder Runde geht es in den großen Korrektursaal, wo alle Arbeiten korrigiert werdenDie Olympiade Mitte März war für alle Schüler der Sekundarstufe, sprich: ab Klasse sieben. Aus verschiedenen Schulen (ZfA und PASCH) kamen Schüler mit ihren Lehrern an die Goethe-Schule, wo der Wettkampf dann durchgeführt wurde. Mongolen und Deutsche übernahmen die Aufsicht während der Prüfungen, korrigierten sie und nahmen abschließend die mündliche Prüfung ab. Meine Aufgabe bestand während der kompletten Olympiade darin, im Wettkampfbüro mitzuarbeiten. Dort waren neben der Fachkoordinatorin die drei Freiwilligen aus der Mongolei und wir füllten Tabellen aus, schrieben Urkunden, usw. Seit knapp einem Monat sind wir hier nämlich zu dritt in der Mongolei. Neben Johanna (an der Schule 18) und mir (Alexander-von-Humboldt-Schule) hat nun auch die Goethe-Schule einen Freiwilligen: Simon (übrigens aus Bayern – wir verstehen uns klasse und haben in der kurzen Zeit auch schon viel zusammen unternommen). Wir saßen also dann meist zu viert im Wettkampfbüro und trugen die Ergebnisse aus den zwei schriftlichen Tests und der mündlichen Prüfung in den Computer ein, der uns dann automatisch die ersten drei einer jeden Gruppe aufzeigte.

Neben einer Urkunde und der Medaille bekamen die Preisträger auch SachspendenWährend unserer Arbeit wurden wir des Öfteren gestört: Mütter, die meinten, wir hätten falsch korrigiert und sogar Beschwerdebriefe schrieben oder Betrugsfälle innerhalb der Kandidatengruppen – wo ein Fortgeschrittener in eine Anfängergruppe gesteckt wurde usw. Es kam auch zu Disqualifizierungen, weil sich manche Schulen nicht an die ausgeschriebenen Bestimmungen für die Gruppen hielten und Schüler falsch zuteilten. Diese Arbeit im Wettkampfbüro war nervenaufreibend, hat aber mit dem Team sehr viel Freude gemacht.

Nach dieser harten Arbeit haben wir uns alle ein leckeres Abendessen verdientZwölf Medaillen sind meiner Meinung nach ein hervorragendes Ergebnis und dabei darf man nicht vergessen, dass beide Preisträger der Deutschlandreise von unserer Schule kommen. Insgesamt liegt die Alexander-von-Humboldt-Schule nach der Goethe-Schule auf Platz 2. Medaillen haben hier ein sehr hohes Ansehen. Im Lebenslauf, wo man eigentlich den Absatz „Soziales Engagement“ erwartet, listen Mongolen all ihre Medaillen auf, die sie seit Kindheitstagen in diversen Wettbewerben gewonnen haben.

Jetzt laufen gerade die Vorbereitungen auf Hochtouren für die Mini-Deutscholympiade. Also nochmal eine Olympiade, dieses Mal allerdings für die Kleinen: Schülerinnen und Schüler von Klasse 3 bis 5 kommen Mitte April an meine Einsatzstelle und werden dort ihre Deutschkenntnisse im Wettkampf unter Beweis stellen.

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