сайн байн уу? - sain bain uu?
Herzlich Willkommen auf meinem Blog, sozusagen meinem Internet-Tagebuch über meinen Mongoleiaufenthalt. Regelmäßig gab es neue Artikel und Fotos online und ich versuchte dadurch, einen möglichst guten Einblick in mein Leben im fernen Asien zu geben. Jetzt ist der Blog vollendet.Schon zum festen Bestandteil meiner Woche wurde der Mongolisch-Sprachkurs am Mittwochnachmittag. Jede Woche knapp zweieinhalb Stunden Mongolisch prägen einen doch sehr. Jetzt sind die dreißig Pflichtstunden um, die die Austauschorganisation »kulturweit« von jedem Freiwilligen fordert.
In den dreißig Stunden wurde nicht nur das Sprechen, sondern auch das Lesen und Schreiben geübt. Schließlich gibt es hier in der Mongolei in der Schrift keine lateinischen Buchstaben, alles wird in Kyrillisch geschrieben und das war für mich schon eine starke Umstellung.
Besonders schwer fiel mir neben dem Erlernen des neuen Alphabets vor allem die Aussprache. Manche Konsonanten werden hier hart ausgesprochen. Ein Beispiel ist so der Buchstabe „l“, der bei uns im Deutschen relativ weich mit der Zunge gebildet wird. Im Mongolischen bildet man das „l“ im Rachen und spukt es regelrecht sehr hart aus.
Die Grammatik – so habe ich es mir sagen lassen – ähnelt sehr dem Lateinischen. Mir persönlich bringt das ja eher nichts, weil ich Latein nie gelernt habe. Insgesamt gibt es acht Fälle im Mongolischen, dafür werden Verben aber nicht konjugiert.
Unsere Sprachlehrerin (ich besuchte mit Johanna zusammen den Sprachkurs) war stets sehr bemüht mit uns und hat – so wie ich denke – bei unserer Aussprache einiges durchgehen lassen, was wir bei den Deutschschülerinnen und Deutschschülern an unseren Einsatzstellen nicht tun. Wir legen großen Wert auf Aussprache und obwohl Johanna und ich uns beide bemühten, klang es doch manchmal sehr komisch.
Auffällig bei der Sprache ist, dass manche Wörter ausländischen (vor allem englischen und deutschen) teilweise sehr ähneln, wenn nicht sogar gleich sind. Sie sind eben in Kyrillisch geschrieben und deswegen fällt es beim ersten Blick nicht auf. Wenn man aber Kyrillisch lesen kann, dann fallen einem Wörter wie „Bank“, „Supermarkt“, „Ketchup“, „Auto“, „Delphin“ usw. schnell in den Blick.
Lustig ist, dass es hier im Mongolischen auch eine eigene Schreibschrift gibt. Dummerweise sind manche Schreibschrift-Buchstaben gleich mit anderen kyrillischen Buchstaben, z.B. ist das Schreibschrift-T ein „m“. Man liest aber nicht das „m“, sondern das „t“ – und einmal las ich im Restaurant eine Speisekarte mit „gebratenen mums“, anstatt „tums“. Problem nur, dass „mums“ Brüste bedeutet und so bestellte ich fast anstatt gebratenen Kartoffeln gebratene Brüste. 😉
Doch mit diesen dreißig Stunden Sprachkurs ist lediglich der Pflichtteil zu Ende, der von kulturweit gefordert wird. Auch weiterhin werde ich regelmäßig den Mongolisch-Sprachkurs besuchen und so hoffentlich einerseits den Wortschatz erweitern und andererseits sicherer werden im Sprechen und im Lesen.
Weitere Momentaufnahmen gibt es in der Bildergalerie:
Es ist Freitag spät am Abend (22:00 Uhr) und ich schaue gerade „Troja“. Es ist kurz vor der ersten Schlacht, als plötzlich mein Handy klingelt. Es ist eine unbekannte Nummer und ich gehe ran. Eine Frauenstimme spricht mit mir auf Deutsch und sagt: „Hallo Sebastian.“ Ich muss erst einmal überlegen, kann die Stimme aber nicht zuordnen. Ich sage: „Hallo.“ Die Stimme sagt: „Ich habe deine Nummer von Khosso. Hast du morgen schon etwas vor?“ Ich runzel die Stirn, weil … was meint die Frau denn mit „etwas vor haben“. Ich sage: „Warum?“ Schließlich erklärt sie mir, dass sie Reiseleiterin ist und ein Ticket für eine Radtour hat, morgen aber leider verhindert ist und mir gerne das Ticket verkaufen würde. Ich überlege nicht lange und sage „Ja, gerne. Bis morgen dann.“
Das war also die Einführung zum spontanen Radausflug an einem wunderschön sonnigen Samstag. Eigentlich war ich noch am Husten, dachte aber, dass die Luft auf dem Land mir ganz gut tun würde und das hat sie anscheinend auch. Am Samstagmorgen um 09:00 Uhr haben sich alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer am Zaisan-Dekmal getroffen. Dort bekamen wir einen kleinen Snack und uns wurde erklärt, wie der Tag abläuft. So eine Radtour wird regelmäßig von einem Fahrradclub organisiert. Schließlich bekam jeder sein Fahrrad und ich hatte echt Angst, Fahrrad zu fahren. Schließlich bin ich schon seit über sieben Monaten nicht mehr auf einem Fahrrad gesessen. Doch alle Angst war unberechtigt, lediglich die erste Minute war ungewohnt – doch dann fuhr sich das Rad wie von alleine.
Die Tour führte uns 13 Kilometer gen Osten. Nur zwei Kilometer davon fuhren wir auf dem Asphalt – alle andere Strecke war Naturschutzgebiet auf Schotter ohne Autos. Es war wirklich schön, die Natur zu genießen. Die Sonne strahlte, es war wunderschönes Wetter und die Gruppe war auch toll. Ich war nicht der einzige Deutsche, es war noch ein Deutscher dabei, eine Deutschlehrerin und ihr Sohn – sodass ich mich also auf Deutsch gut verständigen konnte während unserer Radtour.
Am Mittag machten wir eine Rast inklusive kleinem Fotoshooting als Andenken an den Ausflug und dann ging es auch schon wieder zurück. Dieses Mal hatten wir aber Gegenwind und das Treten der Pedale wurde schwer. Die Geschwindigkeit veränderte sich im Vergleich zur Hinfahrt aber kaum, denn bereits bei der Hinfahrt wurde in einem ehr langsamen „Kaffeefahrt-Tempo“ gefahren, wahrscheinlich, um auf die älteren Teilnehmer Rücksicht zu nehmen. Manchmal haben einige jüngere aber eine kleine Strecke genutzt, um ein bisschen Gas zu geben.
Etwas anstrengend war also dann die Rückfahrt und umso erleichterter war man dann, als man am Nachmittag wieder am Zaisan-Denkmal ankam. Zwar hatte ich am Folgetag echt Muskelkater in meinen Beinen, aber der Ausflug hat sich in jeder Hinsicht gelohnt. Hoffentlich wird das nicht meine letze Radtour gewesen sein, es hat mir wirklich großen Spaß gemacht. Und wieder einmal sieht man: Spontane Aktionen sind eh die besten Aktionen. 😉