Ab nach Nairamdal
Nach einer wirklich für meine Verhältnisse langen Pause melde ich mich wieder zu Wort. Der März war in seinen Zügen wie eigentlich jeder Monat hier sehr ereignisreich. Ich befinde mich jetzt in der zweiten Hälfte meines Einsatzes, die Halbzeit ist also schon vorbei. Eigentlich wäre es jetzt an der Zeit, die letzten sechs Monate Revue passieren zu lassen, doch dafür nehme ich mir ein anderes Mal Zeit. Wichtiger sind erst einmal die Ereignisse von Anfang März.
Mit 200 Schülerinnen und Schülern von fünf verschiedenen Schulen ging es in der ersten Märzwoche in das internationale Ferienlager „Nairamdal“. Man könnte also sagen: Es ging ins Schullandheim. Schon die einstündige Fahrt war wieder ein Abenteuer. Im wackligen Bus und auf nicht ausreichend asphaltierten Straßen führte uns Weg aus der Hauptstadt raus in die Natur. Die Landschaft und vor allem auch die Luft waren in Nairamdal sehr angenehm. Man könnte fast sagen, dass es Urlaub war, wären da nicht die knapp 200 Schüler gewesen, die jedoch nur am Vormittag in unserer Obhut waren.
Eine Woche lang beschäftigten sich die Schüler in neun verschiedenen Workshops mit dem Leitthema: „Die vier Elemente“ – von einem Versuchsworkshop zum Thema Luft bis zum Schattentheater, in dem u.a. der Wasserkreislauf dargestellt wurde, konnten sich die Schüler aussuchen, wo sie denn am liebsten sein möchten.
Mein Kurs lautete: „Die vier Elemente in den Märchen der Gebrüder Grimm“. Passend zum Grimm-Jahr 2012 haben wir jeweils pro Tag ein Märchen gelesen und anschließend das Märchen nachfotografiert. Es en6tstanden echt tolle Fotostorys, die bei der Abschlusspräsentation gezeigt wurden. Mein persönliches Lieblingsmärchen war hierbei „Hänsel und Gretel“. Eine Auswahl der Bilder gibt es hier zu sehen.
Am Nachmittag wurden die Schüler von den Nairamdal-Lehrern betreut. Daher kann ich auch recht wenig über das Nachmittagsprogramm erzählen, denn das bestand bei mir meist nur aus Schlafen, Spazieren gehen oder Zusammensitzen mit den Kolleginnen. Was ich jedoch aus der Moderation weiß, für deren Übersetzung ich am Eröffnungs- und Abschlussabend zuständig war, ist folgendes: ein Sportwettkampf, Karaoke singen, Sternwarte und noch einiges mehr. Die Schüler hatten nachmittags jedenfalls immer ein volles Programm und waren zu unserem Vorteil abends meist geschafft.
Nairamdal an sich finde ich eine grandiose Anlage. Mit Jugendherberge, Schule, Theater, Sporthalle, Sportplätzen im Freien und vielem mehr ist es ein idealer Treffpunkt für Kinder und Jugendliche aus der ganzen Mongolei. Das Konzept funktioniert dort schon seit zwanzig Jahren und ich bin sicher, dass auch die Nachfrage in den nächsten zwanzig Jahren kaum abnehmen wird.
In die Deutsche Woche fielen dieses Jahr zwei Geburtstage von Kolleginnen, das sechsmonatige Freiwillige Soziale Jahr von Johanna und mir und der Frauentag am 08. März. Für diesen habe ich allen meinen Kolleginnen etwas geschenkt – so wie es sich eben in der Mongolei (und meiner Meinung nach überall auf der Welt an diesem Tag 😉 ) gehört.
Regelmäßig bekamen wir am Nachmittag oder am Abend Besuch von den Deutschkolleginnen, die nicht mitgefahren sind. Einige mussten ja schließlich auch in der Schule bleiben und den Deutschunterricht der anderen vertreten.
Jeden Abend trafen sich alle Schülerinnen, Schüler und Lehrer im großen Theater von Nairamdal. Am ersten Abend fand dort der Eröffnungsabend statt, mal gab es einen Kulturwettbewerb, bei dem ich in der Jury sitzen durfte, mal eine Disko und auch den Abschlussabend, der sehr emotional war. Viele – vor allem Mädchen – weinten und wollten noch länger dort bleiben. Für viele der Teilnehmer ist es wohl die einzige Möglichkeit, einmal im Jahr aus der Stadt rauszukommen und so ist der tränenreiche Abschied beim mongolisch-deutschen Gute-Nacht-Lied nachzuvollziehen. Dieses Lied prägte übrigens die ganze Woche und wurde deswegen von mir auch zum Lied des Monats gewählt.
Während des Abschlussabends wurde dann das Nairamdal-Video für die Deutsche Woche vorgestellt. Eine Zusammenstellung der „Best-of-Fotos“, die in der ganzen Woche entstanden sind: Bilder einer Woche, die mir sehr gefallen hat, in der man ein bisschen vom Alltagsstress befreit war und die Natur in ihren vollen Zügen genießen konnte.