Kulturerlebnisse weit weg von zu Hause
„kulturweit, kulturweit … wir reisen mit kulturweit“ – an diesen Mottosong meiner Homezone vom Vorbereitungsseminar erinnere ich mich gerne zurück, wo heute vor genau fünf Monaten der Freiwilligendienst am Werbellinsee in Berlin begann. Seit dieser Zeit habe ich viele neue Erfahrungen gesammelt – und zwar auch kulturell, denn schließlich bin ich ja ein „KULTUR“-weit-Freiwilliger.
Letztes Wochenende war ich insgesamt zwei Mal in der Staatsoper der Mongolei und konnte mich dort von zwei berauschenden Programmen überwältigen lassen. Beim ersten Besuch handelte es sich um ein Oboenkonzert mit großem Symphonieorchester. Die Solistin studierte teilweise auch in Deutschland und so waren v.a. auch viele Deutsche bei diesem Konzert, da eine spezielle Einladung an alle Deutschen herausging.
Der zweite Event war ein Ballett, und zwar Schwanensee von Tschaikowsky. Ich habe mir wirklich lange überlegt, dort hin zu gehen, aber eigentlich wollte ich einen freien Sonntag zu Hause haben. Lediglich ein Termin stand an. Ich traf mich am frühen Nachmittag mit einer Kollegin von der International School hier in Ulaanbaatar und sprach mit ihr über eine mögliche Zusammenarbeit. Dann sagte sie, dass sie eigentlich jetzt in Schwanensee gehen würde, auch schon ein Ticket hat, doch zu Hause noch viel zu korrigieren hat. Diese Chance habe ich natürlich sofort beim Schopf gepackt und ihr die Karte abgekauft und das habe ich nicht bereut. Die Inszenierung von Schwanensee hat mir wirklich sehr, sehr gut gefallen.
Beide Male saß ich in der ersten Reihe. Für mich als für mongolische Verhältnisse großen Menschen war der freie Raum bei den Füßen recht beschränkt, da der ersten Reihe gleich der Orchestergraben anschloss. Dies hatte dann bei Schwanensee natürlich einen kleinen Vorteil, da man so direkt dem Orchester und den Tänzerinnen und Tänzern bei ihren Darbietungen zusehen konnte.
Eine Sache, die ich jedoch nie verstehen werde, ist die Besucheranzahl bei solchen Veranstaltungen. Nach dem letzten Gong sah ich mich jeweils nochmal um und merkte, dass das Theater höchstens zu einem Viertel gefüllt ist. Nach der Pause ist es dann aber wirklich knapp die Hälfte der Stühle, die besetzt sind und am Ende des Stücks ist das komplette Theater voll. Das hört man nicht zuletzt an der Lautstärke des Applauses. Ein tosender Applaus wäre niemals so stark beim lediglich zu einem Viertel ausverkauften Haus. Komisch, oder? Dafür gibt es nur eine Erklärung: Die Uhrzeit auf den Tickets wird mongolisch interpretiert. Es heißt also: Es ist schön, wenn Du um 17:00 Uhr da bist, wenn Du „ein bisschen“ später kommst, ist auch nicht so schlimm. Dieses mongolische Verhalten werde ich mir hoffentlich nie angewöhnen, denn als Deutscher im Ausland muss man schließlich das Klischee des „immer pünktlich sein“ pflegen und durchhalten.
Ach ist das klasse! Ich habe mich neulich arbeitsmäßig (wegen Partnerstadtsjubiläum mit Rennes 2014) auch darüber unterhalten und festgestellt, dass Pläne machen, gute Vorbereitung und Pünktlichkeit typisch deutsch sind! 🙂