Weihnachten einmal ganz anders
Zugegeben muss man sagen, dass bei dem ganzen Schnee und den wirklich kalten Temperaturen zumindest wettermäßig gute Weihnachtsstimmung entsteht. So etwas wie Weihnachtsmärkte, geschmückte Häuser und Straßen oder Weihnachtsmusik an jeder Ecke gibt es hier allerdings nicht – dafür aber Weihnachtsmänner aus Schokolade, die in den Supermärkten verkauft werden (Osterhasen übrigens auch schon! – Mongolen verstehen eben nicht den Sinn dahinter …), geschmückte Weihnachtsbäume vor allen großen und wichtigen Einrichtungen und einen riesen Coca-Cola-Weihnachtsmann vor einem Einkaufszentrum.
Das eigentliche Weihnachten wird hier in der Mongolei nicht gefeiert. Die Mongolen sind meist buddhistisch oder haben gar keinen Glauben. Es gibt zwar so etwas wie einen Weihnachtsmann, der hier allerdings „Winteropa“ heißt und nicht in einem traditionellen roten Kostüm (geprägt von Coca Cola) kommt, sondern in einem blauen (geprägt von Pepsi). Diesen Vergleich finde ich recht amüsant. Und der „Winteropa“ kommt auch erst am 31.Dezember.
Um dann trotzdem ein bisschen in die richtige Weihnachtsstimmung zu kommen, bleibt einem nichts anders übrig, als das, was wir für typisch weihnachtlich empfinden, in den Tagen vor und an Weihnachten durchzuziehen: Plätzchen backen und essen, Weihnachtsmusik hören, in ein Weihnachtsstück gehen und natürlich ein schöner Heiliger Abend. Doch fangen wir erst einmal ganz von vorne an. Bebildert wird das Ganze übrigens wieder in einer Galerie am Ende des Artikels (danke an Johanna, die mir einige Fotos zur Verfügung stellte).
Am dritten Adventssamstag stand das erste weihnachtliche Kulturprogramm an, nämlich ein weihnachtliches Jazzkonzert. Zwei Mongolen (Kush und Oyuka) haben in einem sehr schönen Theater, welches zudem auch noch wunderschön weihnachtlich geschmückt war, zusammen mit einer Band Weihnachtsschlager im Jazz-Stil gespielt und somit für einen weihnachtlichen Ohrengenuss gesorgt. Es war wirklich ein grandioses Konzert. Beim Konzert waren u.a. auch zwei Deutschstudentinnen, mit denen Johanna, Grit und ich uns verabredeten. Während wir drei im Voraus noch lecker Essen waren, gingen die Studentinnen schon einmal voraus. Sie rechneten nicht damit, dass man sich für dieses Konzert schick anziehen muss und waren deswegen zunächst sehr geschockt, als sie ins Theater gingen. Darauf ereilte uns eine SMS, die ich einfach abfotografieren musste. Hier könnt ihr sie selbst sehen. Ist doch süß, oder?
In der darauf folgenden Woche habe ich mir zum Ziel gesetzt, drei Plätzchensorten zu Hause zu backen und tatsächlich habe ich es durchgezogen und an einem Nachmittag bzw. Abend geschafft. Neben den bekannten Butterplätzchen wurden Schokomakronen und Nussplätzchen gebacken. Nicht jedes Plätzchen hatte am Ende die Form, die es eigentlich haben sollte – aber das Aussehen spielt bei Plätzchen keine Rolle, sondern eher der Geschmack und der war und IST immer noch gut. Da wurde ich mehrmals von Testkostern bestätigt und war am Ende richtig stolz auf das Ergebnis von rund vier Stunden Plätzchen backen. Es hat großen Spaß gemacht, endlich in der Küche mal wieder etwas zu machen – wo ich die Arbeit dort ein Wochenende zuvor relativ komisch fand. Auf dem Boden unseres Wohnzimmers lag nämlich ein halbes Rind, welches zerkleinert werden musste. Es blutete erstmal zwei Tage auf dem Boden aus, bevor man sich an das Zuschneiden machen konnte. Keine wirklich interessante Arbeit, wie ich finde. Das Fleisch musste jetzt schon gekauft werden, sodass wir für Winter und Frühling gut eingedeckt sind und gleichzeitig Geld sparen, denn nächstes Jahr wird das Fleisch teurer. Doch genug jetzt vom mongolischen Fleisch-Teil, zurück zu Weihnachten.
Neben den selbstgemachten Plätzchen kamen dann auch in zwei Weihnachtspaketen aus Deutschland Leckereien: Lebkuchen, Schokoladenherzen, usw. Somit war also auch der kulinarische Weihnachtsteil voll ausgeschöpft und zwar sehr gut.
Weiter ging es dann am Tag vor dem Heiligen Abend: In der Staatsoper wurde das Ballet „Der Nussknacker“ aufgeführt. Ein schönes Theatererlebnis – passend zu Weihnachten. Wenn man die manchmal etwas schrägen Töne des Orchesters nicht mit in die Bewertung einnimmt, war die Aufführung wirklich hervorragend. Tolle Leistung der Mongolen. Ich habe noch nie zuvor den Nussknacker gesehen, geschweige denn ein Balletstück auf einer Theaterbühne. Ich war wirklich begeistert.
Kulturell somit gut eingestimmt auf das Weihnachtsfest konnte ich dann den Heiligen Abend in gemütlicher Atmosphäre verbringen. Ein junges deutsch-mongolisches Ehepaar hat zum Weihnachtsabend bei sich eingeladen. Voraussetzung war lediglich, dass man kostümiert kommt und ein Geschenk mitbringt, was bei der Bescherung verwichtelt wurde. Ein Kostümfest am Heiligen Abend? Klingt etwas komisch – ja, das habe ich mir im ersten Moment auch gedacht, aber letztlich war es wirklich eine sehr schöne Sache. Ich musste mir gar nicht viel Mühe geben, sondern habe mich komplett weiß angezogen, einen Schal umgeschmissen, einen Hut aufgesetzt und drei schwarze Punkte auf mein Oberteil geklebt und schon war ich ein Schneemann. Meiner Meinung nach das beste Kostüm vom ganzen Abend 😉 Es gab Leckeres zum Essen und Trinken, die Wohnung war schön weihnachtlich dekoriert, wir hörten Weihnachtsmusik und haben zusammen gespielt und viel geredet. Ein anderer Heilig Abend, aber in jedem Fall ein sehr schöner Heiliger Abend.
Im Nachhinein muss ich sagen, dass ich mir die Advents- und Weihnachtszeit hier nicht so spannend und interessant hätte vorstellen können, wie sie letztlich dann auch war. Ich bin froh darüber, so viele nette Menschen um mich herum zu haben, mit denen man die Dinge zusammen feiern kann, die einem persönlich wichtig sind: wie eben das Weihnachtsfest. Das Weihnachtsfest war jetzt der Auftakt der Feierlichkeiten in der Mongolei. Im Februar wird es weiter gehen mit dem Nationalfest Zagan Sar, dem Frauentag, dem Lehrertag und dem Soldatentag. Alles große Feste, auf die ich schon sehr gespannt bin. Doch zuvor muss erst einmal ins neue Jahr gefeiert werden. Die Zeit vergeht so schnell, am Samstag ist schon Silvester. Mal schauen, wie das neue Jahr dieses Mal eingeläutet wird.
Hallo Sebastian, ich habe gerade Deinen Beitrag bei Antenne Bayern gehört… und habe folgendes Anliegen. Ich organisiere Schüleraustauschprogramme oder auch Schulbesuche in den Ferien… Könntest Du mir einen Kontakt zu Deiner Deutsch-Mongolischen-Schule vermitteln. Vielleicht auch zu einer anderen Schule, falls sich Deine Schule nicht für einen Schüleraustausch oder Schulbesuch interessiert…
Ich selbst, werde irgendwann zwischen dem 30.07. und 14.08. in Ulan-Bator sein… Vielleicht ergibt sich ein Treffen…
Herzlicher Gruß aus München
Bernhard Warsitz