Eines möchte ich aber vorwegnehmen: Es fällt mir dieses Mal wirklich schwer, mich kurz zu fassen, weil die Tage in China wirklich sehr schön waren. Hoffentlich sind die Fotos (nur eine Auswahl!) eine kleine Gegenleistung zum langen Text. Die große Bildergalerie steht am Ende des Blog-Artikels! 🙂
Eigentlich hätte ich am Donnerstag vor einer Woche gerne mein erstes Türchen vom Adventskalender geöffnet, doch dafür war am Morgen einfach keine Zeit. Um kurz nach sechs klingelte nämlich der Wecker. Schnell also fertig machen für die langersehnte Reise nach China. Früh morgens ging es mit der Transsibirischen Eisenbahn los in Richtung Peking. In einer wirklich toll ausgestatten Kabine mit Sofa und Dusche (die wir mit uns mit den französischen Nachbarn teilten) vergingen die 36 Stunden nach Peking wie im Flug. Langweilig wurde uns auf der Zugfahrt keineswegs. Irgendwann haben Johanna und ich uns Gedanken über die deutsche Sprache gemacht und versucht, Regeln für die Vergangenheitsformen von Verben zu finden. Im Nachhinein ist uns aufgefallen, dass unsere Sprache (zumindest was die Grammatik angeht) nicht gerade die einfachste ist. Mitten in der Nacht kamen wir an die mongolisch-chinesische Grenze. Dort wurden wir auf ein anderes Fahrgestell übergesiedelt, denn in der Mongolei existieren andere Schienen als in China. Dieser Vorgang war sehr lustig. Wir durften in der Kabine bleiben und wurden durch eine spezielle Hebemaschine auf ein anderes Fahrgestell gehoben. Zuvor wurde jeder einzelne Wagon abgekoppelt und danach wieder zusammen gekoppelt. Das tat kräftige Schläge und weckte selbst den müdesten Zugfahrer. Problem an der ganzen Sache war nur, dass das ein Akt von mehreren Stunden war und für die Dauer des Übersetzens die Toilette verschlossen war. Am frühen Morgen dann, als Johanna und ich die Augen öffneten, konnte man sofort den landschaftlichen Unterschied von China zur Mongolei sehen: Plötzlich wird durch die Berge gefahren – in der Mongolei fährt man um die Berge herum – und Schnee ist eher Mangelware, während er in der Mongolei kaum mehr wegzudenken ist.
Dementsprechend leicht fertig stand am Sonntag der Ausflug in die Verbotene Stadt an. Wahnsinn, wie groß der ganze Komplex ist. Da braucht man wirklich viel Zeit, um sich jede Ecke anzusehen. Dank unseres Freiwilligenausweises haben wir sogar ermäßigten Eintritt bekommen. Im großen Kaiserpalast ging es dann los, sich jedes Gebäude in aller Ruhe anzusehen. Aufgehalten wurde man jedoch mehrmals von Chinesen, die an einem zogen und unbedingt ein Foto mit uns haben wollten weil wir ja ach so tolle Haare haben – und die Chinesen ja noch nie einen Ausländer gesehen haben. Na gut, wir sind ja sozial und haben uns ablichten lassen. „One, two, three – smile“ Wer weiß, wie viele Fotos von uns jetzt im Internet umherkreisen. Eines Tages werden wir uns wiederfinden auf einer großen Werbetafel für den Tourismus in der chinesischen Hauptstadt. Wie dem auch sei – Verbotene Stadt ist einfach ein Muss, und deswegen haben wir uns diesen Ausflug auch noch angetan, obwohl wir von der Nacht zuvor noch ein bisschen mitgenommen waren. Es hat sich in jedem Fall gelohnt! Vom nahe gelegenen Kohlehügel hatte man einen schönen Blick über die Verbotene Stadt, wobei am Sonntag dann doch mehr Smog und Nebel unterwegs war, sodass man nicht allzu weit sehen konnte. Im angrenzenden Park konnten wir dann Zeugen vom Vergnügungsleben in den Parks werden. Ältere Leute halten sich fit, indem sie singen, tanzen, Sport treiben. Wie das aussehen kann – hier ein Beispiel zum Thema Tanz. Aufgenommen im Pak am Kohlehügel:
Am Abend ging es dann mit Moni zusammen in den Nachtzug nach Hangzhou, wo unser Zwischenseminar stattfand. Wir hatten eine sehr interessante Kabinen-Mitbewohnerin. Sie sprach kein Englisch, fand uns aber recht lustig. Wir fanden sie auch lustig und so wird diese Nachtfahrt wirklich in meinem Gedächtnis bleiben. Sicherlich war es nicht nur die liebe Chinesin, die diese Fahrt unvergesslich macht – aber sie hat ihren nötigen Beitrag dazu geleistet.
Nach der langen Nacht in Shanghai haben wir uns wirklich sehr früh am Morgen (06:30)aufgemacht zum Flughafen in Shanghai. Es war ein Spiel mit der Zeit … jede Minute war wichtig. Der Flug ging um kurz vor acht und vom Hostel zum Flughafen braucht man mit der U-Bahn ca. 50 Minuten. Letztlich haben wir dann innerhalb non 20 Minuten Check-In, Passkontrolle, Sicherheitskontrolle gemacht und sind dann an Board gegangen, wo es dann auch direkt nach Peking losging. Am Flughafen in Peking dann die große Überraschung: Unser Flug nach Ulaanbaatar fällt aus – zu schlechtes Wetter in der Mongolei. Der Flieger geht erst am späten Nachmittag, wir werden in ein Hotel gebracht. Gut … nach zwei Stunden Aufenthalt im Hotel dann zurück zum Flughafen und das lange, lange Warten beginnt. Am Gate keine Info … alle warten auf den Flug nach Ulaanbaatar. Die Maschine steht bereit, doch niemand darf boarden. Der Flug-Manager am Gate gibt keine Infos, wir warten also weiter. Irgendwann leuchtet am Bildschirm ein rotes Feld auf: „Cancel“. Oh nein, denken wir uns. Heute geht es also definitiv nicht nach Ulaanbaatar. Schnell ging es also zurück zum Ticket-Counter, doch anscheinend nicht schell genug: Für Montag gab es keine Tickets mehr, der nächstmögliche Flug für uns war also der Dienstag-Flug. Gut, was bleibt uns anderes übrig. So wurde aus den 11 Tagen China-Reise also eine 13-Tage China-Reise. Ich mein, Unterkunft und Verpflegung zahlte Air China – was will man mehr? Schade, denn wenn wir das früher gewusst hätten, dann hätten wir auch noch ein wenig in Shanghai bei de Kollegen bleiben können. Naja, wir haben auch so die Zeit ganz gut über die Runden gebracht.
Den zusätzlichen Reisetag am Montag habe ich nochmal voll ausgenutzt. Während Johanna im Hotel geblieben ist, machte ich mich auf den Weg in die Innenstadt und erkundete auf eigene Faust den Himmelstempel. Mit der U-Bahn ausgestiegen am Platz des Himmlischen Friedens, ging es zu Fuß entlang am Mao-Mausoleum durch die älteste Einkaufsstraße Pekings zum Himmelstempel. Dort hatte ich richtig Glück, weil ich noch gerade so ein Ticket bekommen habe. Drei Minuten zu spät und der Ticketschalter wäre nicht mehr offen gewesen. Nach rund vier Stunden Sightseeing habe ich mich dann wieder auf den Weg in Richtung Hotel gemacht.
Am Dienstag dann aber stand dem Rückflug in die Mongolei nichts mehr im Wege. Nach einem zweistündigen Flug kamen Johanna und ich dann von 13 wirklich unvergesslichen Tagen gesund zurück in unsere Heimat und freuen uns auf die kommende Zeit mit Weihnachtsfeiern und vielem mehr hier in der Mongolei.