Ein Tag … viele Highlights

20. Oktober 2011
von Sebastian Burkard

Nun ist es also so weit. Nach langer Pause kommt der nächste Eintrag und das, obwohl ich eigentlich dafür gar keine Zeit habe, weil die Unterrichtsvorbereitung ruft. Aber lange kann ich es nicht mehr aushalten, die Ereignisse vom letzten Sonntag nur für mich zu behalten. Deswegen hier eine kleine Revue zum letzten Sonntag (mein Monatstag in der Mongolei!):

Es ist Sonntagmorgen. Alles eigentlich so wie immer. Heute soll aber ein besonderer Tag werden, denn alle Lehrer unserer Schule machen einen Ausflug und ich bin dazu eingeladen. Treffpunkt ist um 09:00 Uhr an der Schule. Da ich einen relativ kurzen Weg zur Schule habe, dachte ich mir: „Ach, kannst Du noch etwas liegen bleiben“. Um 08:30 Uhr klopft es an meiner Tür. Khossos Stimme erklingt: „Sebastian, Du musst aufstehen.“ Ach Du meine Güte … jetzt aber schnell fertig machen. Schnell schnappe ich mir mein Handtuch und gehe ins Bad, greife zum Duschkopf und … Wasser marsch. Aus welchem Grund auch immer hatte ich plötzlich die ganze Duschhalterung in der Hand und das brühend heiße Wasser strömte aus der Wand. Ich schreie wie verrückt „Khosoo, Khosso“. Sie kommt, nimmt ihr Handy und ruft schnell die Handwerker. In der Zwischenzeit übernimmt Khosoo die Stellung im Bad drückt die Halterung gegen die Wand. Zwischenzeitlich bin ich allerdings von oben bis unten patschnass geworden. Sehr schnell trafen dann auch die Klemptner ein, doch vergleichsweise langsam konnten sie den Schaden beheben. Khosoo drückte die Halterung weiter gegen die Wand, die Dusche war mittlerweile schon recht voll gelaufen mit Wasser. Ich wurde degradiert, ein Ventil zuzudrücken, aus dem Wasser herauskam. Irgendwann war das Wasser so heiß, dass Khosoo nicht mehr konnte. Ich löste sie ab und übernahm die Halterung an der Wand und wurde zeitgleich mit kochendem Wasser getauft. Wenige Sekunden nach meiner Übernahme machte es: „Peng“ und das Ventil, das ich eigentlich zudrücken sollte, explodierte und zerstörte das Licht im Badezimmer mit einer atemberaubenden Explosion. Nun stand ich also da im Badezimmer, von oben bis unten nass, die Dusche lief schon über, sodass das Wasser im Badezimmer stand. Endlich kamen dann weitere Klemptner, die dann die Halterung an die Wand drückten und wieder einigermaßen für Ordnung sorgten. Immer wieder strömte mehr und mehr Wasser aus der Wand in die Dusche. Khosoo nahm eine kleine Wanne und goss das Wasser damit in das Klo. In der Zwischenzeit kamen die Nachbarn von unten und beschwerten sich über eine tropfende Decke … und dann endlich haben es die Klemptner geschafft, das Wasser war abgestellt. Trotz alledem ist das Resultat riesig: Ein Badezimmer unter Wasser, zwei Menschen von oben bis unten komplett nass und die Wohnung unter uns, bei denen es hineintropfte. Ein toller Anfang für den Tag.

Ich bin schließlich alleine zum Lehrerausflug gegangen, Khosoo kümmerte sich um alles zu Hause. Wir sind in einem Bus für eigentlich 10 Personen mit 16 Personen gefahren. Der Sitzkomfort war dementsprechend gering, aber was soll’s. Am Stadtrand endlich angekommen, gingen die Türen auf und ich denke mir nur: „Oh nein, das ist aber heute verdammt kalt.“ Es waren gefühlte Minusgrade, in Wirklichkeit wahrscheinlich so gegen 10°C, aber der kalte Wind hat alles noch schlimmer gemacht. Die Lehrer unserer Schule wurden gezählt und auch Lehrer von anderen Schulen aus dem ganzen Bayangol-Distrikt sind gekommen. Die Wanderung kann also beginnen. Ich freue mich schon, etwas mehr wieder vom Land zu sehen, doch die Freude stirbt schnell, denn als wir an einem großen Feld angekommen sind, mussten sich alle Lehrer (ca. 300!) im Kreis aufstellen. In der Mitte wurde ein CD-Player aufgestellt und dann … nächstes Highlight des Tages … wurde Gymnastik gemacht und zwar zu meinem absoluten Lieblingslied von Justin Bieber: „Baby“. Genau deswegen wähle ich dieses Lied auch zum Lied des Monats Oktober. Nachdem wir unsere Körperteile dann 10 Minuten lang gestreckt, gebeugt und gekreist haben, ging es wieder zurück in Richtung Busse. Dann dachte ich mir: „Tolle Veranstaltung“. Aber die Mongolen haben immer eine Überraschung parat und so auch dieses Mal. Wieder an einem großen Platz angekommen, stand eine Bühne mit großen Lautsprecherboxen, aus denen fetzige Musik ertönte. Eine Deutschlehrerin sagte zu mir: „Ich muss mal nach meinen Pferden sehen“. Hä, was soll denn das heißen? Dann bin ich schnell darauf gekommen. Das ist der mongolische Ausdruck für „Ich muss mal schnell für kleine Mädchen“. Aber egal, nur das so am Rande als Hinweis für die mongolische Kultur. Zurück zum Platz: Auf einmal gingen alle Mongolen zu ihren Fahrzeugen, holten Zelte und bauten diese auf. Innerhalb von wenigen Minuten entstand ein riesiges „Zeltlager“. Jede Sektion, also jeder Fachbereich einer jeden Schule, hatte sein eigenes Zelt mitgebracht. Dann ging es ins Zelt: Mittagspause. Dafür habe auch ich einen Beitrag geleistet, nämlich einen Obstsalat, Gemüsesticks und einen Dip. Das alles habe ich am Abend zuvor mit Khosoo zu Hause vorbereitet. Im Zelt gab es dann das nächste Highlight des Tages … nämlich im Bezug auf die Getränkewahl. Ob man es glauben mag oder nicht, es wurde heißer Glühwein getrunken. Der Glühwein vom Nürnberger Christkindlesmarkt, in Weihnachtstassen, so wie wir es vom Weihnachtsmarkt kennen, am Glühweinstand stehen und zusammen Glühwein trinken. Ein herrliches Gefühl kann ich sagen. Wirklich!

Nachdem die Mittagspause dann beendet war, habe ich langsam aber sicher den Sinn der Veranstaltung verstanden. Es handelte sich nämlich um eine Wahlkampfveranstaltung. Bald sind hier in der Mongolei Parlamentswahlen und deswegen versuchen Politiker, mit tollen Aktionen (für Mongolen tolle Aktionen), für die Partei zu werben. Es gab also Ansprachen, Musikbeiträge usw.

So viel dazu … der Ausflug hat aber in jedem Fall Spaß gemacht. Zur Feier meines einmonatigen Aufenthalts hier in der Mongolei sind wir (d.h. Khosoo, weitere Deutschlehrerinnen, die Sozialarbeiterin, zwei Grundschullehrerinnen und ich) zusammen in die Disco gegangen. Das war auch mal Zeit. Die ganze Zeit nur arbeiten und „nie“ Spaß haben. Deswegen kam der Anlass wie gerufen. Ganz in der Nähe von meinem Zuhause hier ist ein cooler Club, an dem Tag war eine Ü30-Party angesagt. Wir haben also unsere Hüften geschwungen zur Musik von Modern Talking, Boney M und Abba. Sehr amüsant, das kann ich sagen! Spätestens seit diesem Tag mit allen seinen Highlights verstehe ich mich mit den Kolleginnen und Kollegen an meiner Schule perfekt. Wir sind zusammen ein tolles Team.

Das soll es aber gewesen sein zum Jubiläumstag für mich in der Mongolei. Am Wochenende versuche ich, über die jetzige Woche zu berichten, wobei ich hier zu jedem Tag etwas Einzigartiges erzählen kann. Man kann also gespannt sein. Eine neue Seite über meinen Abflug (mit Bildern) wird auch bald online sein.

Und: Fotos gibt es zu diesem Ausflug leider keine, weil ich den Akku meiner Kamera aufgrund der Hetze am Morgen zu Hause vergessen habe! Sorry, dafür beim nächsten Mal! – Doch dank meiner Kollegin Amgaa kann ich wenigstens drei Fotos des Ausflugs zeigen.

2 Kommentare
  1. 26. Oktober 2011
    Milena permalink

    Gott war das gerade witzig, das zu lesen. Ich war nur noch am Lachen 😀

  2. 20. Oktober 2011
    Daniela Höpfner permalink

    Hallo lieber Bruder!
    Konnte mich kaum auf dem Stuhl halten vor lauter Lachen.
    Hoffentlich sind Mama und Papa gut versichert um deine Schäden zu bezahlen.Deine sogenannte ERSATZMAMA wird riesig viel Freude mit dir haben und dich so schnell nicht vergessen wenn Du wieder zurück nach Hause fliegst.
    Das du immer für Überraschung gut bist daran sollten sich alle in der Mongolei gewöhnen.Wünschen dir weiterhin VIELLLLLLLLLL Spaß.
    Deine Schwester Daniela mitManuel und Juliana

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