Der erste Schnee
Ja, alle haben richtig gelesen: Der erste Schnee. In der letzten Nacht wurde es hier in Ulan Bator so kalt, dass aus dem Regen Schnee wurde und das bescherte mir heute Morgen ein Lächeln im Gesicht, bedeutete aber zugleich warmes Anziehen – denn auch die Tagestemperatur fiel unter 0°C und so wird es nun die kommenden Monate weiter gehen. Aber es ist schön, das kann man mir durchaus glauben!
Es gibt einiges zu berichten, sodass ich mir sogar eine Liste geschrieben habe, welche Themen ich nun alle ansprechen will. Mal sehen, ob ich alles unterbringe.
Am Sonntag habe ich mich mit Johanna (ebenfalls kulturweit-Freiwillige) und ihrer Gastfamilie getroffen. Wir sind zusammen zum Zaisan-Denkmal, von wo man einen herrlichen Blick auf Ulan Bator hat, gegangen. Hoch in den Lüften haben wir die etwas angenehmere Luft genießen können, die es auf der „normalen“ Ebene in Ulan Bator nicht gibt, aber das Smog-Problem habe ich ja bereits schon erwähnt. Nachdem wir viele Fotos gemacht haben, sind Johanna und ich zusammen auf’s Land, um die ersten richtigen Eindrücke der mongolischen Natur zu bekommen und es war ein grandioser Ausflug! Hier in der kleinen Bildergalerie kann man einen kleinen Eindruck davon bekommen, was wir in einem dreistündigen Fußmarsch an Natur erleben durften. Aber aufgepasst: Der Text, also mein Eintrag, geht nach der Bildergalerie weiter!
Mittlerweile sind auch alle bürokratischen Dinge erledigt. Auch hier denkt man, man wäre in Deutschland. Für jede Kleinigkeit muss man einen Antrag ausfüllen, Passbilder abgeben und natürlich auch zahlen. Es war ein richtiges Abenteuer. Hier braucht man ein Schreiben der Schule, wo man arbeitet, dort braucht man eine Bestätigung der deutschen Botschaft. Und zu guter letzt braucht man auch eine Unterschrift aus dem mongolischen Bildungsministerium. Dort übrigens habe ich eine weitere mongolische Sitte kennen gelernt. Die Sekretärin verlangte ein spezielles Schreiben, welches sich in meinem Ordner befand. Ich musste auf dem Gang warten und nur die Mentorin durfte ins Büro. Meine Mentorin kam also zurück und verlangte dieses Schreiben. Um den Vorgang etwas zu beschleunigen, habe ich meinen Rucksack auf den Boden gestellt, meinen Ordner nebenhin und dann im Knien das Dokument gesucht. Daraufhin habe ich erfahren, dass es in der Mongolei unüblich ist, Sachen auf den Boden zu stellen. Und als ich diese Aussage hörte, musste ich zuerst nachdenken und anschließend zustimmen. Tatsächlich habe ich noch niemanden gesehen, der seine Tasche auf den Boden stellte. Vielleicht liegt der Grund in der nicht vorhandenen Sauberkeit, man konnte es mir offiziell nicht erklären. Aber zurück zur Ausländerbehörde: In einem extra Zimmer wurden dann auch Fingerabdrücke genommen und Fotos gemacht. Es war ein langwieriger Prozess, aber nun bin ich offiziell als Auslandsdeutscher in der Mongolei gemeldet und befinde mich also von nun an nicht illegal im Land.
Eigentlich sollte mein Dienst in der Schule am Montag starten. Da jedoch die Behördengänge den ganzen Montag in Anspruch genommen haben, wurde mein Dienstantritt auf Dienstag verschoben. Passt ja auch besser, das weiß sogar Herr Taschenbier beim Sams, denn „Dienstag hat er Dienst“. Den Vormittag über war ich in Grundschulklassen und musste doch immer wieder sehr schmunzeln über die kleinen Mongolen, vor allem zu Beginn des Unterrichts. Nachdem ich mich vorgestellt habe, wurde mir ein „typisch deutsches Ständchen“ gesungen. Und, was war es? Einmal der „Bi-Ba-Butzemann“ und einmal „Die Tante aus Marokko“. Wirklich klasse, was die kleinen drauf haben. Heute durfte ich am Vormittag bereits selbst eine elfte Klasse unterrichten. Das hat mir auch sehr viel Spaß gemacht. Und anschließend haben die Schüler gesagt, dass sie öfters mit mir Deutsch lernen möchten. Das hat mich sehr gefreut. Trotzdem kann es ganz schön anstrengend sein, von 09:00 Uhr bis 16.00 Uhr in der Schule zu sein und zu unterrichten (mit einer einstündigen Mittagspause).
Der Grund, wieso ich übrigens nicht täglich in meinen Blog schreiben kann und warum ich ihn nicht täglich aktualisieren kann, ist die Internetverbindung in meinem aktuellen Zuhause. Manchmal funktioniert das leider nämlich nicht so, wie ich es mir vorstelle und deswegen entfallen leider auch manche ausgemachten „Skype-Gespräche“ und das tut mir im Herzen immer sehr weh, aber man kann es eben leider nicht ändern. Ich bin dann selbst immer richtig sauer, aber aufregen bringt hier nichts.
Tagtäglich übrigens begibt man sich hier in Lebensgefahr, nämlich beim Überqueren der Straße. Es gibt zwar Fußgängerüberwege und genau so Fußgängerampeln, doch diese werden einfach nicht beachtet. Es wird gehupt, was das Zeug hält. Ich, als von sich an schreckhafter Mensch, habe es hier auf den Straßen also nicht sehr leicht. Die ganze Zeit denke ich, dass mich jemand grüßen will (so wie man es vom Hupen aus Deutschland gewohnt ist) – doch dann merke ich, dass mit dem Hupen eher „Vorsicht, jetzt komme ich“ ausgedrückt wird. Wer hierzu noch einen kleinen Fakt wissen will: In der Mongolei gibt es jährlich über 100 Verkehrsunfälle, gemessen an der Zahl der Einwohner ist das sehr viel! Man muss hier also WIRKLICH aufpassen, wo man wie über die Straße geht.
Eine weitere Sitte hier in der Mongolei ist das Handgeben nach dem Fußtritt. Komische Satzformulierung, ich weiß. Gemeint ist folgendes: Wenn ich jemandem aus Versehen auf den Fuß trete, muss ich ihm als „Entschuldigung“ die Hand geben. Das sollte man wissen, bevor man in die Mongolei kommt – sonst bekommt man schnell Blicke von verwirrten Mongolen.
Heute habe ich zum Abend übrigens gekocht, es dürfte das erste mal gewesen sein (so weit ich mich an meine letzten 18 Lebensjahre erinnere) und welch Wunder, es ist NICHTS schief gegangen. Die Schinkennudeln haben perfekt geschmeckt! 🙂
Zum Abschluss lediglich noch der Hinweis, dass mein Blog bald aktualisiert wird (mit weiteren Seiten und Fotos). Nach wie vor freue ich mich über Internetpost, hoffe, dass ich mit Text und dieses Mal auch mit Bild einige Eindrücke rüberbringen konnte und schicke zum Abschluss kalte Schneegrüße aus der Mongolei!
Hallo Sebastian!
Mensch, toller Blog, sehr interessant alles! Nach dem ganzen Stress zum Schulstart kam ich heute erst dazu (Feiertag) mal zu lesen, wie es dir bisher ergangen ist. Und während ich vom ersten Schnee in Ulan Bator lese, sitze ich hier in T-Shirt und Flip-Flops… – aber wohl auch nicht mehr lange, denn auch in Bamberg soll ein Temperatursturz kommen.
Ich freue mich, dass du dich offensichtlich schon richtig gut eingelebt hast. Und – gibt’s auch schon eine Theatergruppe? 🙂
Sehr spannend finde ich neben deinen ausführlichen Beschreibungen natürlich auch die Fotos, schließlich hat man hier ja kaum eine Vorstellung von der Mongolei. Also, ich freue mich darauf, bald wieder mehr von dir zu lesen und wünsche dir, dass dich auch noch länger kein schmerzhaftes Heimweh ereilt!
Herzliche Grüße aus Bamberg und vom CG
Astrid van Essenberg
Hallo lieber Basti! Klingt ja wirklich spannend, was du alles erlebst! Hier in Deutschland sind wir vom ersten Schnee noch weit entfernt – der Altweibersommer wärmt mit 25 Grad.
Die unterschiedlichen Sitten und Bräuche in den Länder ist schon interessant: heute war daz uauch etwas in der Süddeutschen im Streiflicht – da hat sich Kaiser Barbarossa mal shcön ins Fettnäpfchen gesetzt, als er seinen Gästen nach einer langen Reise anbot, sie könnten sich setzen – die hatten das mal glatt als Beleidigung aufgefasst. Ich hoffe, es gibt keine solchen Fettnäpfchen für dich, in die du aus Versehen treten kannst. Viel Spaß weiterhin und alle Gute!
Lieber Sebastian,
ich verfolge interessiert deine Einträge und muss schon sagen: Ganz schön beeindruckend, was du innerhalb von so kurzer Zeit alles erlebst… Ich hoffe sehr,
es geht dir gut – zumindest hat es den Anschein – und du genießt die Zeit im Ausland!
Gaaanz liebe Grüße aus good old Germany
von Diana Stanke