Letzten Sonntag nahmen wir an einem Ausflug teil. Der Veranstallter versprach eine Reise in die nomadische Kultur, und obschon zu erwarten war, dass es sehr touristisch werden würde, beschlossen wir, dass es allemal besser sei als einen Sonntag in UB zu versauern.
Abfahrt: Acht Uhr morgens
Fahrtzeit: c.a. zwei Stunden.
Wir fanden uns in der Steppe wieder, ohne zu wissen was genau passieren würde (die Beschreibung war auf Mongolisch). Eine Australierin erklärte uns, dass ein Fohlenrennen stattfinden werde.
»Normally, they don´t run but today they do.«
Man hatte 108 Pferde an einm Seil angeleint und trieb nun die Eltern zusammen. Wir schlossen Wetten hab; ich entschied mich, ohne tatsächlich an Sieg zu glauben, für Nummer 26.
Danach fuhren wir mit unserem Reisebus zur etwa 500 Metern entfernten Ziellinie, wo sich vorerst Reiter, im Wettbewerb maßen. Einjeder trug einen langen Stock bei sich, an dem eine Schnur zur Schlinge gebunden war. Es stellte sich als sehr nützliches Werkzeg heraus, sowohl um Pferde zu treiben, als auch sie einzufangen.
Die erste Disziplin bestand darin, den auf dem Boden liegenden Stock, im Vorbeireiten aufzuheben.
Es war kalt (0 °C).
Sie ritten mit vollem Tempo – ein Wunder, dass sie nicht vom Pferd vielen, und griffen von ihren ausgewachsenen Pferden den Stock.
Man war beeindruckt.
Einen Reiter riss es mitsamt Pferd zu Boden, große Aufregung, schließlich hatte ich noch nie ein Pferd fallen sehen. Glücklicherweise war ausser Stolz nichts verletzt.
Ein junger Mann im Anzug, spielte Pferdekopfgeige – ich fragte mich, wie er die Kälte aushielt.
Im zweiten Teil der Wettbewerbs mussten die Teilnehmer ein Pferd einfangen. Eine Herde aus etwa 20 Tieren wurde vorbeigetrieben und die Reiter versuchten mit ihrem Werkzeug eines zu erwischen.
Wieder beeindruckte mich die Gelassenheit, mit der alles passierte, alle waren sehr routiniert und ließen die Abläufe beinahe einfach aussehen.
Dann schließlich das Rennen.
Die erwachsenen Tiere wurden hinter der Ziellinie versammelt, eine Unzahl von Pferden, damit die Ponys, in Sehnsucht nach ihren Eltern, schnellstmöglich die Strecke bewältigten.
Was man nicht bedachte: Eine Herde Kühe, die etwas abseits, nah an den Ponys jedoch, graste. Große Verwirrung.
Die Australierin lachte.
»My god, what did we expect? I mean, we´re betting on baby horses., what could possibly go wrong?… ›Fuck it! I´m a cow now!‹«
Wir lachten.
Ein paar, hatten es dennoch zu ihren Eltern geschafft, die Gewinner wurden vorgelesen, Nummer 26 ging leer aus.
Die zweite Attraktion unserer Tour war ein Nationalpark. Niemand wusste genau, was es dort eigentlich zu sehen gab. Wir fuhren zwei Stunden über Trampelpfade. Mehrmals hatte ich Angst der Bus könnte umkippen.
Man unterhielt sich über Synchronisationen. Ein Mexikaner beschwerte sich, dass Hermoine in der spanischen Version von Harry Potter einen anderen Namen habe. Er wirkte etwas beruhigt, als ich ihm von Hermine erzählte.
Eine Inderin meinte in ihrem Land bliebe alles gleich, was ihr koreanischer Freund zum Anlass nahm, sie zu foppen.
»Harry Potter and the Half-Blood Maharaja«, sagte er mit indischen Akzent.
Wie lange der erste Teil nur ginge, alleine bis sich jeder den sprechenden Turban aufgesetzt hat. Und dann noch die ständigen Tänze.
Er versuchte einen Bauchtanz nachzumachen und sang dabei »Avada Kedavra«.
Ausgelassene Stimmung.
Wir hielten an. Wir waren noch nicht am Zielort (ein Tourismuszentrum, in dem man einen Film anschauen konnte), aber draßen waren Pferde zu sehen.
Die Leute waren fasziniert, ich verstand nicht weshalb.
»It´s like beeing in your history book!«, wurde mir mit glänzenden Augen versichert. Anscheinend gelang es mir nicht Begeisterung zu heucheln und so erklärte man mir, dass es sich um ganz besondere Urpferde halte.
Man schaute mich verständnisslos an, als ich Euphoriesprünge vermissen ließ. Sie wimeten sich wieder den Pferden.
Für mich waren diese Przewalski-Pferde (Ich habe es später nachgeschaut) ebenso gut wie die, die wir vorher gesehen hatten. Ausserdem war mir kalt.
Um nicht aufzufallen machte ich Fotos.
Der Höhepunkt des Tages war nun überschritten, und da nicht nur ich fror, beschloss man nach kurzer Diskussion direkt nach UB umzukehren. Es wusste ja auch niemand, wie weit die Hütte noch entfernt sei.
Eine halbe Stunde später, kamen wir am Tourismuszentrum an.
Ich musste lachen.
Immerhin gab es Tee. Den Film beachtete niemand, man unterhielt sich.
45 Minuten später fuhr man dann tatsächlich zurück. Die Stimmung war erschöpft, die meisten schliefen. Als endlich Lichter an der Straße auftauchten, und man wusste, dass die Hauptstadt nicht mehr weit ist, war es schon spät.
Wir nahmen noch ein Taxi nach Hause und ich ging ohne Umschweife ins Bett.
Ein schöner Ausflug in einem Land, mit dem ich langsam beginne mich verbunden zu fühlen.
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hi Jakob, schön dass du dich da wo du bist verbunden fühlst. bis bald Luise