Zwei Welten..
Der Bezirk Minburi, in welchem ich lebe ist Beispielhaft dafür, dass Thailand in zwei Welten geteilt ist. Auf der einen Seite geprägt durch Reichtum, Villen und Einkaufshallen auf der anderen durch Armutsviertel, Schmutz und Wassermangel. Es gibt keine wirkliche Mittelschicht, sondern nur die Reichen, die Armen und die Farangs (die Ausländer oder Weißen), welche einen Sonderstatus in der Gesellschaft einnehmen.Das Klassendenken ist in der Gesellschaft sehr tief verankert, so ist es für jemanden aus einer hohen Schicht im Regelfall normal Müll auf die Straße zu werfen – es gibt schließlich Arbeiter der niedrigeren Schicht, die ihn wegräumen. Meine Schule liegt mitten im Herzen eines Farang /Reichen Viertels, welches den Namen Perfect Place trägt.
Andere solcher Viertel heißen Exklusive oder Lakeside Home und spiegeln genau das wieder, was ich mir unter einer „Gated Community“, ein Begriff den ich bisher nur aus dem Geographieunterricht kannte, immer vorgestellt hatte. Ich wohne ca. 300m von so einer Gated Community entfernt und ja- auch ich profitiere von ihr. Es wäre leider gelogen etwas anderes zu behaupten. Den 20minütigen Schulweg würde ich wohl kaum mit dem Fahrrad zurücklegen, müsste ich mich durch die befahrenen Straßen außerhalb des Pefect Place schlängeln.
Ich fahre also jeden Morgen um sieben mit dem Fahrrad los, die ersten 300m sind noch recht chaotisch, ein typisches Vorviertel zu einer „Gated Community“, könnte man sagen. Es gibt den täglichen Markt mit Essensständen, Hunden die umher rennen und Händlern die ihre Waren anbieten, aber es gibt auch Supermärkte und Apartmentkomplexe. In diesen wohnen die wenigen mittelständigen Thailänder (meistens zu zweit oder zu dritt) oder eben alleinstehende Farangs wie ich, die sich ohne Familie nicht gleich ein ganzes Haus im Perfect Place mieten wollen. Nicht, dass ihr mich falsch versteht…, ein eigenes Haus wäre für viele alleinstehende Farangs durchaus erschwinglich! Man muss immer bedenken ein reicher Thailänder- z.B. ein Professor an einer Universität, verdient in der Regel immer noch wesentlich weniger Geld als z.B. eine Kindergärtnerin bei uns in der deutschsprachigen Schule. Die Lebenshaltungskosten sind allerdings angepasst, für mich also in vielen Bereichen ungewohnt günstig.
Jedenfalls wusel ich mich mit dem Fahrrad einmal quer durch die Ramkhamhaeng Soi 164, in der ich wohne. Kurze Zeit später komme ich am Eingang des Perfect Place an. Normaler Weise werde ich als Weiße sofort durch gewunken, nur einmal wollte die Security meine Schul-ID sehen….
Hinter diesem ersten Sicherheitsposten beginnt eine neue Welt. Es hat etwas von einer amerikanischen Vorstadt, wie man sie aus Hollywood Filmen kennt. Ich fahre vorbei an Villen – oft von zusätzlichen Zäunen umgeben, Parkanlagen, dem Golfplatz so wie künstlich angelegten Seen. Auch die Straßen sind von hohen Mauern umgeben. Von einer etwas höher gelegenen Brücke erhasche ich dann aber doch einen Blick auf die angelegenden Elendsquartiere- heruntergekommene Holzhütten mit Wellblechdächern-schmutziges Wasser, staubige Sandwege…! Hier haben die Leute die dafür zuständig sind ein möglichst heiles Thailandbild zu schaffen wohl gepfuscht. Mein Glück, sonst wäre mir bestimmt nicht so schnell klar geworden wie erschreckend die Disparitäten wirklich sind und dass der größte Teil von Thailand ganz anders ist als es mir hier im Perfect Place vermittelt wird.
Ca. 15 min später erreiche ich die Schule- auch hier wieder Wachposten, einer der Security Leute sieht mich schon von Weitem und öffnet das Tor. Mein Arbeitstag innerhalb der geschützten „expatriate community“ kann beginnen…, als Kulturaustausch kann man das was ich hier mache allerdings nur schwer verkaufen, also werde ich viel freie Zeit nutzen um den Rest von Thailand zu entdecken….
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