Zugfahren in China ist eine spannende Sache: Man ist gewissermaßen gezwungen 17 Stunden lang mit wildfremden Menschen auf engsten Raum ein Abteil zu teilen. Und ebendiese Menschen sind mir mit so viel Wärme und Freundlichkeit entgegengekommen. Als ich in einem Nebensatz erwähnte, das ich Hunger hätte, habe ich sofort von der einen Süßes bekommen, von der anderen eine ganze Packung Schnellnudeln und von wieder einem anderen Birnen, Süßkartoffel und ein gekochtes Ei (Freilandhaltung sogar). Und wir haben uns alle wirklich nett unterhalten (soweit es mit meinem Chinesisch eben ging). Da war die Mutter mit ihrem hyperaktivem 4 Jährigem Sohn, der ständig rumkletterte und an der Mutter hing mit den Worten „Ich lieb dich, ich lieb dich, ich lieb dich…“ Das war vielleicht goldig! Da war noch eine richtig nette Studentin aus Kunming und 3 andere Männer mittleren Alters. Es war witzig mit so viel unterschiedlichen Personen ein Abteil zu teilen. Und die Landschaft war herrlich! Mit dem Zug kommt man auch in die ländlicheren, unberührten Gebiete rein die nochmal eine ganz andere Seite Chinas zeigen.
Hinweis für all diejenigen die noch mit dem Zug in China reisen wollen: Ich habe notdurftig den Hard Sleeper genommen und habe folgende Erfahrungen mit den Betten gemacht:
– Ich war auf dem untersten Bett, das hatte den Vorteil einen Tisch zu haben und man ist mitten drin im Geschehen. Allerdings saßen auch viele auf meinem Bett und haben es als Sofa benutzt. Unpraktisch wenn man sich mal hinlegen möchte…
– Bei dem mittleren Bett hat man eine gute Aussicht: Man kann sich hinlegen, entspannt aus dem Fenster schauen, es ist auf der genau richtigen Höhe dafür.
– Bei dem obersten Bett hat man die meiste Privatsphäre und es ist am sichersten. Allerdings hätte ich etwas Angst vor runterfallen und es soll auch etwas kalt werden wegen der Klimaanlage…
Soviel zum Thema „Hard Sleeper“ . Aber ich möchte anmerken, dass die Betten nicht wirklich hart sind (im meinem Hotel sind sie härter) und ich gut schlafen konnte. Abgesehn natürlich von einer skurrilen Begegnung mitten in der Nacht. Da kam der Nachtwächter zu mir und weckte mich auf, mit der Taschenlampe direkt in mein Gesicht scheinend, nur um zu sagen, ich sollte mein Handy nicht auf dem Tisch liegen lassen. Die nachfolgenden Träume drehten sich nur noch um Wächter und Taschenlampen… Aber zumindest habe ich mich im Zug sicher aufgehoben gefühlt.
Apropos skurill! Als ich auf dem Zug gewartet habe kam eine Putzfrau und sagte zu mir ich solle mich auf die andere Seite setzten. Das tat ich auch brav und dann fing sie doch tatsächlich an den Steinboden mit einer Gießkanne zu bewässern. Mit einer richtigen Gießkanne! Und auf dem Boden war nur eine riesige Pfütze danach…
Bottom line: Ich bin gut in Kunming angekommen und es war eine spaßige Rückfahrt!
Dass das Zugfahren in China ein Abenteuer ist kann ich nur bestätigen. Ich war voriges Jahr 9 Wochen in China unterwegs und war begeistert. Kunming war eine meine letzten Stationen, bevor die Reise dann weiter Richtung Vietnam ging.
Alles Gute bei Deinem einjährigen Aufenthalt in China!