Da ich bisher fast ausschließlich über meine Freizeitaktivitäten berichtet habe, ist es nun definitiv an der Zeit, auch mal ein paar Worte über die Schule und den Unterricht zu schreiben.
Meine Einsatzstelle ist die Preparatoria 5 der Universidad Guadalajara, die insgesamt ca. 3200 Schüler_innen besuchen. Es gibt zwei Zyklen, in denen die Schüler in die Prepa kommen: die „matutinos“ vormittags und die „vespertinos“, die ab dem Nachmittag unterrichtet werden.
Vor meiner Ankunft in Mexiko wusste ich nur, dass ich den Deutschlehrer irgendwie beim Unterricht unterstützen werde, aber nach inzwischen zwei Monaten hier kann ich natürlich etwas genauer beschreiben, was ich „beruflich“ so mache. 😉
Ich bin unter der Woche jeden Tag an der Schule: mittwochs und freitags von 9-15 Uhr, montags und donnerstags von 11-15 Uhr und am Dienstag gibt es von 9-14 Uhr Deutschunterricht.
Ich bin echt ganz zufrieden mit meinem Stundenplan, da ich nachmittags noch Zeit habe, um etwas zu unternehmen. Im Moment nutze ich diese Zeit dazu, den von „kulturweit“ vorgeschriebenen Sprachkurs zu machen.
Außerdem ist die Schule nicht weit von meiner Wohnung entfernt, ich brauche nur ca. 15 Minuten mit dem sogenannten tren ligero, der dem Prinzip nach unserer U-Bahn gleicht.
Ich habe mich von Anfang an sehr gut mit dem Deutschlehrer Mario (einziger Deutschleher an der Prepa) verstanden und er hat mir genau erklärt, wie das mit dem Deutschunterricht so funktioniert.
Hauptsächlich bin ich im Deutschunterricht dabei während er den Unterricht hält. Dabei verfolge ich alles und beantworte beispielsweise Fragen seitens der Schüler_innen, zum Beispiel zu Vokabeln. Außerdem kann ich dem Lehrer, der sehr gut, jedoch nicht 100% fehlerfrei Deutsch spricht, bei Unsicherheiten (Rechtschreibung, Ausdruck) helfen. Der Unterricht besteht vor allem daraus, dass wir Übungen aus dem Kurs- bzw. Arbeitsbuch machen. Eigentlich sind diese aufgebaut wie die Bücher bei uns, es gibt Lese-, Aussprache- und Hörübungen. Außerdem machen die Schüler_innen oft selbst kleine Dialoge und zur Abwechslung gibt es Spiele wie Bingo oder Pantomime, um die neuen Verben zu lernen.
An meiner Einsatzschule gibt es ja nur den einen Deutschlehrer und teilweise kommt es zu Überschneidungen bei den Kursen. In diesen Fällen halte ich den Unterricht (vor allem Übungen aus dem Kurs- bzw. Arbeitsbuch) für einen der Kurse nach genauer Absprache mit Mario.
Zudem übernehme ich die Betreuung der Schüler_innen, die Ende Mai eine Goethe-Sprachprüfung absolvieren werden und mache mit ihnen Aufgaben aus einem Vorbereitungsbuch.
Zur Zeit singen wir in einigen der Kursen deutsche Lieder, z.B. von den Ärzten. Ein Kurs hat das Lied „Rosenrot“ von Rammstein einstudiert und wird dieses auf einem schulinternen Konzert nächste Woche präsentieren werden. Kurze Zwischeninfo: Rammstein ist hier bei jung und alt sehr bekannt und beliebt, fragt mich nicht warum..haha 😀
Für mich ein großer Unterschied im Vergleich zu meiner Schulzeit ist, dass es keine Abfragen, geschweige denn Exen gibt. Klar müssen die Schüler_innen ganz normal Prüfungen schreiben, aber ohne dieses ganze System der mündlichen Noten erscheint mir der Schulalltag bzw. zumindest der Deutschunterricht weniger stressig und mit weniger Notendruck.
Bisher habe ich nur gute Erfahrungen mit den Schüler_innen gemacht! Auch wenn manche es mit der Pünktlichkeit oder den Hausaufgaben nicht so genau nehmen, sind sie hilfsbereit und defintiv braver im Vergleich zu dem, was unsere Lehrer in meiner Schulzeit ab und an so mitmachen mussten ;D
Es gibt auch eine ganz interessante Umgangsform: an der Tür fragen alle immer „Darf ich reinkommen?“, wobei die Antwort natürlich immer „Ja!“ ist, aber naja, der Höflichkeit halber..
Viele der Schüler_innen sind sehr interessiert und geben mir immer Essensempfehlungen. „Waas, das hast du noch nicht probiert?!“ Eine der Schülerinnen hat mir z.B. einmal eine Guayaba (Guave) mitgebracht, die es in Deutschland so nicht gibt. Ein anderer Schüler hat mir typische Süßigkeiten aus Guadalajara geschenkt. Dieser Schüler hat mich an einem Samstag auch zum Frühstücken eingeladen. Aus diesem Frühstück wurde dann aber ein ganzer Tag mit viel typisch mexikanischem Essen, einem kleinen Ausflug nach Tlaquepaque (eingemeindeter Stadtteil Guadalajaras) und ich war erst abends wieder zuhause.
Eine andere Schülerin widerum hat mich vor Kurzem zu ihrem 16.Geburtstag zum Familienessen eingeladen und wir waren in einem Restaurant mit riesigem Buffet.
Für die Schüler_innen bin ich denke ich schon eine Respektsperson, da ich ja auch ab und zu alleine den Unterricht halte. Letztendlich bin aber doch näher an ihnen und es ist kein Problem, wenn ich auch mal in meiner Freizeit etwas mit ihnen unternehme oder mit den Mädels über das Thema Jungs rede. Zudem ist der Alterunterschied ja auch nicht soo groß, meine alumnos sind alle ca. zwischen 14 und 18 Jahre alt.
Insgesamt ist auch das Verhältnis zwischen den Schüler_innen und Mario sehr locker und in der Schule wird mir mein Freiwilligendienst nicht schwer gemacht.
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