Liebe Leute,
langsam aber sicher muss ich am eigenen Leib erfahren, wie schwer es ist, einen Blog zu schreiben. Und damit meine ich leid nicht, dass es mir schwer fällt, deutsch zu schreiben, weil ich mittlerweile so sehr in der slowenischen Sprache drin bin…
Das Problem ist einfach, dass ich zu viel erlebe und zu wenig Zeit zum Schreiben habe! (…weil ich eben so viel erlebe und nicht vorm PC hocke… – Ja, dieses Phänomen gibt es auch noch heutzutage!)
Von daher fasse ich jetzt einfach mal ganz kurz und knackig die vergangenen Ereginisse zusammen:
Das Wochenende habe ich mit zwei weiteren Kulturweit-Freiwilligen, der Mentorin der einen Freiwilligen und dem Neffen der Mentorin in einem kleinen Küstenstädtchen an der Adria verbracht. Natürlich war der gesamte Aufenthalt dort ein Erlebnis. Wir sind am Samstag mal eben kurz nach Triest, also nach Italien rüber gefahren und haben dort italienische Nudeln gekauft. Allein das fand ich schon unglaublich cool. Anschließend haben wir mit dem vermeintlich deutschen Spießertum aufgeräumt und sind nachts um zwölf Uhr schwimmen gegangen (und wurden glaube ich offiziell für verrückt erklärt).
So, Leute, und jetzt fragt ihr euch natürlich: „Wenn Meline nur in ein paar kurzen Sätzen erwähnt, dass sie in Italien und in der Adria war, was kann sie dann so sehr beeindruckt haben?“
Und genau das erzähle ich jetzt:
Das, was mich so beeindruckt hat, war das Hostel (bzw. die Besitzer).
Ich kannte bisher nur Hostels von großen Hostel-Ketten. Dem entsprechend überrascht war ich dann auch, als wir – nach einstündigem Suchen – unseres gefunden hatten. Unsere Bleibe für die kommenden zwei Tage war nämlich einfach eines dieser kleinen Häuser, das sich an einem kleinen Gässchen gelegen zwischen zwei weitere kleine Häuschen zwängt. Das Hostel bot Platz für insgesamt neun Gäste plus die zwei Besitzer. Diese erzählten uns dann bei der Ankunft auch gleich ganz stolz, dass an diesem Wochenende nur Deutsche in ihrem Hostel seien (… außer uns waren alles Niederländer, aber gut, das ist für die Leute hier unten wohl ein Brei…)!
Die folgenden Tage verbrachten wir dann also größtenteils außerhalb des Hostels mit Städten angucken, essen und Kaffee trinken (zusammengefasst: mit Geld ausgeben).
Und am Sonntag beim Auschecken habe ich dann noch mal Geld ausgegeben. Aber dafür habe ich auch einiges geboten bekommen! Und zwar war die „Rezeption“ das Schlafzimmer der werten Hostel-Väter. Die beiden saßen dann mit vier weiteren Freunden, alle um die Mitte zwanzig auf ihrem Schlafsofa und sahen in einem alten Mini-Fernseher fern. In entspannter Atmosphäre saßen alle (mehr oder weniger bekleidet und tätowiert) zusammen und haben geraucht… und zwar nach dem Geruch zu Urteilen nicht nur Zigaretten.
Diese Szenerie hat mir schon ein ziemlich großes Grinsen auf das Gesicht gezaubert, aber als keiner der Männer dann in der Lage war, uns passendes Wechselgeld zu geben (und damit meine ich nicht, dass es kein Wechselgeld gab!) und wir fünf Euro weniger gezahlt haben, war ich echt in Hochstimmung.
Und diese Hochstimmung hatte ich auch am Montag, als mir mein werter Vermieter eröffnet hat, dass am Nachmittag meine langersehnte Waschmaschine eintreffen und installiert werde.
Aber, meine Freunde, hier in Slowenien ist nichts wie es scheint. Das wird mir immer deutlicher. Der wunderbarste Einkaufsladen hat keinen Wecker, Handtuchhalter sind keine Garderoben (wie ich gerade schmerzlich feststellen muss, aber dazu komme ich später…) und Waschmaschinen zu bekommen heißt nicht immer gleich, dass sie funktionstüchtig sind.
Entgegen meiner Erwartungen habe ich am Montag dann also tatsächlich, nach 3 Wochen und 3 Stunden warten, am Abend meine Waschmaschine erhalten und auch installiert bekommen. Da es eine gebrauchte und vermutlich über Vetternwirtschaft erstandene Maschine war, gab es keine Gebrauchsanweisung. Der Vermieter fragte mich also freundlicher Weise noch, ob ich weiß, wie man Knöpfe drückt. Großspurig und selbstsicher lehne ich die Einweisung dankend ab und will, nachdem ich wieder allein in meinem Zimmer bin, mit der lang ersehnten Wasch-Party beginnen. Blöd war nur, dass ich zwar die Knöpfe, die Knöpfe aber, mangels weiterer Verbindung zum Inneren der Maschine, diese nicht bedienen konnten. Binnen weniger Minuten schlug also meine Stimmung von himmelhoch jauchzend zu welpenartig schluchzen um.
Nach langem Hin- und Her habe versprach mir mein Vermieter dann, am nächsten Tag vorbeizuschauen.
Und eben jenen darauffolgenden Dienstag wird mein lieber Nachbar Tilen wohl erst einmal nicht vergessen. Begonnen hat alles damit, dass ich, vorausschauend wie eh und je, mein Zimmer umräumen wollte, damit ich Platz habe, einen Wäscheständer aufzustellen. Gedacht, getan. Nur leider nicht so ganz erfolgreich. Verstaubt und verschwitzt habe ich dann nach einiger Zeit an der Nebentür geklopft. Ja, und was soll ich sagen. Tilen reichte mir den kleinen Finger und ich griff nach der ganzen Hand (fairerweise muss ich sagen, dass er meinte, ihm hätte der Tag Spaß gemacht und man hilft eben seinen Nachbarn!).
Eigentlich wollten wir beide nur zusammen den Schrank um einen Meter verschieben, aber dann kam eins ums andere und wir spielten geschlagene zwei Stunden Real-Life-Tetris – und zwar mit ansehnlichem Endergebnis, ich habe jetzt ein Doppelbett!).
Anschließend lud ich, spendabel wie ich bin, Tilen auf einen Kaffee ein. Und als wir wieder kamen stand Metall gewordener Traum vor meiner Tür! Eine nagelneue, noch in Folie verpackte und Bedienungsanleitung enthaltene Waschmaschine wartete darauf, in meinem Zimmer ein neues Zuhause zu bekommen.
Und das sollte schon wenig später so sein. Allerdings waren in diesem „wenig später“ auch ein paar Ausraster, einige Telefonate und viel Schweiß inbegriffen.
Denn unser lieber Vermieter hat, nachdem Tilen ihn angerufen hat, wann er denn komme um die Waschmaschine zu montieren, letztgenanntem einfach die Aufgabe der Installation übergeben.
Und so kam es dann, dass ich, nachdem wir die erste Maschine erst abmontiert und herausgewuchtet haben, meine eigene Waschmaschine angeschlossen habe.
Also mal ganz ehrlich, ich habe ja schon gehofft, dass ich hier in Slowenien selbstständig werde. Aber dass ich mal (fast ohne Hilfe) eine Waschmaschine anschließe (ich bin eigentlich ja schon stolz, dass ich sie überhaupt bedienen kann!), das hätte ich mir in meinen kühnsten Träumen nicht vorgestellt!
Die letzten Tage habe ich dann größtenteils mit Waschen, in der Schule sein, danach mit Schülern Kaffee trinken und von ihnen schlimme slowenische Wörter lernen (die ich niemals laut sagen kann…!) und einkaufen verbracht.
Außerdem bin ich gestern mit den ersten Klassen nach Südslowenien gefahren. Dort hatten sie von Freitagmorgen bis Samstagnachmittag Workshops zu den einzelnen Fächern. In Sport wurde Kanu gefahren, in Bio wurden kleine Tierchen aus der Kolpa gekeschert und dann unter dem Mikroskop untersucht und in Deutsch wurde ein Comic gemalt und dann in kleinen Sketchen dargestellt.
Abgesehen von der unglaublichen Schönheit des Tales in dem wir waren (Fotos folgen hoffentlich), war ich auch von dem Engagement der Lehrer echt beeindruckt! Nicht die Workshops waren echt interessant gemacht, sondern sogar abends in der Freizeit wurde von malen beim Kunstlehrer über Pizza backen (und essen) über an der Kletterwand klettern alles angeboten.
Nachmittags kam ich dann relativ geschafft aber vorfreudig (ich hab schließlich jetzt eine Waschmaschine, die mich immer mit freundlich riechendem Waschpulver begrüßt in meine Wohnung.
Nachdem ich ausgepackt habe musste ich dann noch kurz Milch kaufen gehen. Und wer hätte es anders erwartet (gut, ich, denn sonst hätte ich wohl einen Rucksack und keine Handtasche genommen) kam mit etwas mehr als nur Milch zurück. Besonders stolz war ich darauf, dass es zufällig gerade bei Aldi Handtuchhalter gab. Und ich bin schon etwas länger am Überlegen, ob ich mir nicht so eine Art Garderobe, die man sich an die Tür hängen kann, anschaffen soll. Mein Zimmer hat sonst nämlich nichts, wo ich meine Jacken oder Handtaschen aufhängen kann. Ich nehme also freudig gleich zwei von den wunderbaren Dingern mit (ohne sie wirklich näher zu betrachten).
Zuhause bekam dann auch ganz schnell die Folgen meines Vorschnellen Einkaufs zu spüren:
Dieser Handtuchhalter war nämlich nicht, wie ich es erwartet hatte, dafür bestimmt, dass man ihn mit den Haken auf der einen Seite an der Oberleiste der Tür anhängt und die Haken, die sich spiegelverkehrt an dem anderen Ende des Objekts als Aufhängungsmöglichkeit dienen. Nein, dieser blöde Handtuchhalter hat, was im Laden durch die Verpackung verdeckt war, von der Mitte der Haken abgehend, einen Kleiderbügel-Haken, der als Aufhängung dient! Alle anderen Haken (also an beiden Seiten) sollen als Handtuchhalter dienen! Ich meine, was soll denn das?! Es steht Handtuchhalter auf der Verpackung und dann ist auch ein Handtuchhalter drin! Also, meine lieben Leute, mein Tag ist gelaufen. Ich habe insgesamt fünf Euro für etwas ausgegeben, das ich weder essen kann noch nützlich ist!
In diesem Sinne verabschiede ich mich jetzt und breche das Nutellaglas an, das ich mir (neben der vermeintlichen Garderobe) auch noch gekauft habe… wenigstens etwas Nützliches!
Hallo! Ich habe deine Seite ganz durch Zufall gefunden und mit viel Interesse durchgelesen 😀 Es ist immer erfreulich zu sehen, dass sich Menschen, wenn auch wenige, für das kleine-aber-feine, ein bisschen eigene und doch ziemlich heimatliche Land interessieren und sich an Kleinigkeiten erfreuen, die Eingeborene natürlich für ganz selbstverständlich halten. Das ist doch eigentlich eine Rarität. 🙂 Ich werde deine Beiträge bestimmt mit Freude weiterlesen, wenn du denn die Zeit findest, sie mit der Welt zu teilen, um kleine Stückchen meiner Heimat, plaudernde Damen, grüne Hügel, Miniaturzüge und Berge in der ewigen Ferne und lokale Supermärkte, die alles und nichts anbieten, auch weit von Slowenien entfernt genießen kann. Ich verbringe meinen Alltag nämlich wegen meines Studiums auf Deutsch – finde solche Erzählungen eines jemanden, der mit Freude und Wertschätzung dieselben Kleinigkeiten erkundet, die man selbst mal gelebt hat, aber trotzdem (oder gerade deswegen) herzerwärmend und schön. 🙂