Dosenöffner und andere Kochkünste

Meine lieben Leute,

mittlerweile bin ich schon ganze drei Wochen hier!

An manchen Tagen kommt es mir vor, als wäre es schon viel länger hier… Was das frühe Aufstehen zum Beispiel angeht, habe ich das dringende Verlangen nach Urlaub!

Aber auf der anderen Seite dann bekomme ich jeden Tag auf´s Neue zu spüren, dass ich meine Komfortzone verlassen habe und in einem Land lebe, in dem jedes Wort ein Zungenbrecher ist.

Mit dem Slowenisch lernen klappt es übrigens, gelinde gesagt, mäßig gut. An meine mangelnden Sprachkenntnisse hat mich dann vor ein paar Tagen eine ältere Dame erinnert. Wir gingen zusammen eine Straße hoch, ich wollte in einen Park, und sie… tja, keine Ahnung!

Auf jeden Fall grüßte ich sie dann höflich mit „Dober dan“ wie man das eben so macht. Und dann konnte ich förmlich sehen, wie sich automatisch ein Stein auf den anderen legte, sodass unsere Sprachbarriere sich undurchdringlich dem Himmel empor hob.

Die Dame fing dann nämlich gut gelaunt an, mit mir zu plaudern. Das allein fand ich schon bemerkenswert, sie hatte eine volle Einkaufstüte in der Hand und die Straße war nicht gerade abschüssig!

Ich antwortete ihr dann also mit meinem Profi-Slowenisch, dass ich kein Slowenisch kann. Sie sah mich ganz erstaunt an und sprach, ohne Rücksicht auf Unverständnis, weiter. Ich dachte mir dann mal: „Gut, vielleicht will sie sich ja nur etwas von der Seele quatschen“ und lief also freundlich lächelnd und ab und zu nickend neben ihr her. Blöd ist schon, wenn man nicht weiß, was man da abnickt. Ganz blöd ist, wenn man dann fragend angeguckt wird und die ganze Tarnung auffliegt!

Ich wendete dann einfach das Blatt und erklärte ihr, dass ich Deutsch, Englisch und Spanisch spreche. Das hat sie dann auch verstanden. Blöd aber, dass sie keine der Sprachen beherrschte (oder es nicht einsah, in Slowenien nicht Slowenisch zu sprechen…).

Und dann habe ich eines der lustigsten (aber in dem Moment peinlichsten, da auf offener Straße) Missgeschicke angezettelt:

Ich ging auf Frontalangriff und fragte auf englisch, ob ich nicht ihre Einkaufstasche den Berg hochtragen soll. Und nein, die Dame kann kein englisch! Und nein, Leute, ich sollte später keine Pantomimin werden! Nachdem ich meine Frage dann nämlich gestikulierend untermalt hatte, hat die Dame, anstatt sie mir zu geben, die Einkaufstüte geöffnet und mir ihre Lebensmittel angeboten! Und versucht dann mal, ohne zu sprechen, aus der Nummer wieder rauszukommen… Glücklicher Weise war dann irgendwann der Park in Sicht und ich konnte unseren gemeinsamen Weg, ein wenig peinlich berührt, verlassen.

Darüber hinaus habe ich gestern beim Einkaufen meine kulinarische Vielfalt um ein Großes erweitert: Ich habe mir einen Dosenöffner gekauft. Und während für viele Leute dieser Dosenöffner lediglich Dosen öffnet, öffnet er für mich Tore zu mehr Variabilität in der Küche! Jetzt gibt es nicht mehr nur Pasta sondern auch mal Mais aus der Dose! Ein Traum wird wahr…

Ja, und ansonsten sieht mein Wochenende so aus, dass ich heute mit ein paar Schülern zu einem Handballspiel fahre und anschließend Pizza essen gehe. Es scheint also ein ganz traditionell slowenischer Tag zu werden. Nein, also ich freue mich wirklich und bin gespannt, was der Tag so bringt.
Liebe Grüße aus Crnomelj!

Dieser Artikel hat 1 Kommentar

  1. Ahaha, ja, das mit der Sprache und dem höflich nicken kommt mir so bekannt vor!

    Ich wurde die Tage auf Lettisch gefragt, ob ich Deutsch spreche (ich hatte mich gerade auf der Straße mit meinem Chef unterhalten), hab nur leider kein Wort verstanden und einfach nur freundlich gelächelt. Der Mann war etwas verwirrt, ich ebenso :D.

Zur Werkzeugleiste springen