<<Achtung: Langer Artikel!! Die Redaktion der Schülerzeitung hat mich gebeten einen Text über meine ersten Eindrücke hier in Lima zu schreiben. Über die selben Themen habe ich das auch gleich mal noch für meinen Blog gemacht. Der Text ist etwas sarkastisch. Ich hoffe das stört niemanden. Viel Spaß beim lesen.>>

Was sind erste Eindrücke? Erste Eindrücke von einem anderen Land sind meistens die Unterschiede die man im Vergleich zu seiner Heimat feststellt.
Jetzt bin ich doch schon über 3 Wochen hier und habe einiges gesehen. Im Grunde ist das meiste gleich. Die Autos fahren auf der rechten Seite und halten wenn die Ampel Rot ist. Vormittags gehen die Menschen zur Arbeit und abends kommen sie wieder nach Hause. Das Bad hat eine Dusche, ein Klo, ein Waschbecken. Aus dem Wasserhahn kommt Wasser und die Sonne geht morgens auf und abends wieder unter.
Ein paar Unterschiede konnte allerdings auch ich feststellen oder zumindest mein Magen. Die Bakterien, die sich hier im Essen, in der Luft oder wo auch immer befinden, sind anders als in Deutschland. Das konnte ich bereits nach wenigen Tagen feststellen. Mein Magen und Darm wird sich daran wohl noch gewöhnen müssen, wenn sie es denn überhaupt irgendwann tun.
Natürlich gibt es hier auch anderes Essen. Die meisten Gerichte werden aus Fett heraus gebraten, was das Problem vom Übergewicht hier sicher nicht dezimiert. Zum Mittagessen gibt es meist einen scharfen Dipp, sollte es nicht eh schon Messerscharf gewürzt sein. Ist ein Gericht mal nicht spicy, soll vorkommen, dann ist es so süß, dass man meinen könnte, da ist jemanden ein Päckchen Zucker in das Essen gefallen. Auch im Supermarkt musste ich feststellen, dass es so etwas wie Naturjogurt nicht gibt, sondern nur Jogurt mit allen möglichen Geschmäckern und Zucker. Sollte man in einem Supermarkt doch mal ein „Naturjogurt“ entdecken, dann ist das zwar ohne Geschmack. Zucker ist trotzdem drin. Haferflocken gibt es nur auf dem Biomarkt zweinmal in der Woche. Die meisten Brötchen sind gezuckert und schmecken etwas wie Osterbrot. Es gäbe noch einiges mehr an Beispielen … Die Supermärkte sind super groß, aber halbwegs naturbelassene Sachen kann man nur nach langem Suchen finden.
Die Schule an der ich arbeite hat für deutsche Standards eine sehr gute Ausstattung und ein super Angebot. Vom Kindergarten bis zum Abitur und darüber hinaus wird vieles angeboten. Bereits in der Grundschule hängen in vielen Räumen Smartboards und in allen Beamer. Die Schule betreibt ein eigenes Schwimmbad und besitzt einen Kunstrassenplatz. Zudem sind für alle Zuständigkeitsbereiche im Vergleich zu Deutschland viele Leute angestellt. In der Bibliothek zum Beispiel arbeiten 3 Personen und für den IT-Bereich sind 5 Leute zuständig. Viel Mühe wird sich auch in der Ausbildung geben. Bereits im Kindergarten wird mit den Kindern Deutsch gesprochen, ob die das verstehen oder nicht. Gut ist dann, dass sie in der ersten Klasse das meiste verstehen und der Unterricht (auch Mathe Naturkunde …) auf Deutsch durchgeführt werden kann. So spricht hier so manches Kind in der dritten Klasse besser Deutsch als wir damals Englisch in der neunten Klasse. Dazu muss man sagen, es ist eine Privatschule, die bestimmt schon eher im oberen Preisniveau angesiedelt ist. Die Eltern zahlen also auch einiges für die Ausbildung ihrer verwöhnten Kinder. Allerdings ist dem Geld, dass man hier in Peru für eine Schule ausgeben kann nach oben keine Grenze gesetzt.
Das Wetter ist angenehm warm wenn nicht zu heiß. Im Moment zumindest (März bis April). Im Winter soll das ins Gegenteil umschlagen. Im Moment scheint die Sonne ca. 9 Stunden am Tag und um die Mittagszeit wird es unangenehm heiß. Von 1 Uhr bis 3 Uhr ist es draußen nicht auszuhalten. Durch das Phänomen „El Nino“, das hier alle 15 Jahre auftritt spielt das Wetter etwas verrückt. Normal ist es um diese Jahreszeit schon wieder kälter. Stattdessen haben wir hier noch Hochsommer und in den Bergen regnet es ungewöhnlich viel. Deshalb gibt es im Moment viele Schlammlawinen die Probleme bereiten.
Der Verkehr ist eine Sache für sich. Wer ein neues Auto fährt, hat entweder viel Geld oder viel Nerven, weil davon auszugehen ist, dass nach wenigen Wochen die ersten Kratzer im Lack sind. In einer Großstadt wie dieser gibt es nun mal viel Verkehr und eben dann auch große Staus. Dazu kommt, dass hier ca. jeder zweite ohne Führerschein fährt. Hupen und drängeln steht an der Tagesordnung. Dazu kommt, dass die meisten hier gar keinen Führerschein haben und Verkehrsregeln keine Beachtung geschenkt wird. Aus meiner Sicht ist das gar nicht so schlimm, weil ich hier eh nicht Auto fahre. Nicht so gut finde ich allerdings, dass mal als Fußgänger am besten Augen im Rücken haben sollte. Denn wer zu Fuß unterwegs ist muss zu Seite spurten, sobald ein Auto kommt sollte er nicht überfahren werden wollen. Zebrastreifen werden sowieso nicht beachtet und eine grüne Fußgängerampel zählt auch nicht, sondern nur, dass der stärkere Vorfahrt hat. Und das sind nun mal die Autofahrer.
Die meisten Autos haben hier übrigens keinen Abgasfilter und es stinkt bis zum Himmel. An viel befahrenen Straßen hat man so gute Chancen sein Lungenkrebsrisiko zu erhöhen. Asthmatiker können erst gar nicht in Lima leben. Wer sich nach 10 min Aufenthalt an einer Hauptstraße abschminkt weiß auch warum. Denn an dem Abschminktuch hängen jetzt sichtlich die ganzen kleinen Partikel der Abgase.
Einen besonderen Sinn für Nachhaltigkeit gibt es hier aber insgesamt nicht. 10 Millionen Leute wohnen in einer Wüste in der sie jeden Tag ihre Parks und die großen Mittelstreifen bewässern. Hier wird das Wasser, weil es so stark verschmutzt ist, nicht gereinigt nachdem es benutzt wurde, sondern bevor man es benutzen möchte. Die Plastikkultur ist auch etwas extrem. Stofftüten habe ich noch nie gesehen.
Das mag aber auch an der großen Schere zwischen Arm und Reich liegen. Mehr als die Hälfte von Lima besteht aus kleinen Hütten. Wir würden das als Slum bezeichnen. Hier werden die Elendsviertel „junge Dörfer“ genannt. Da ist klar, dass für viele andere Interessen als Nachhaltigkeit im Vordergrund stehen.
Die Armut lässt leider auch die Kriminalität steigen. Die Schule wird zum Beispiel Tag und Nacht überwacht und ist von einer großen Mauer umgeben. Als Ausländer sollte man auch nicht in ein Straßentaxi einsteigen, sondern sich ein Taxi Seguro rufen, das teurer ist aber dessen Fahrer einen dafür nicht ausraubt. Es wird empfohlen manche Stadtviertel erst gar nicht zu betreten und Wertgegenstände niemals öffentlich zeigen. Insgesamt gilt es vorsichtig zu sein.
Das sind jetzt vielleicht nicht nur Eindrücke sondern bereits Feststellungen. Vielleicht werden im Laufe des Jahres ein paar davon noch mal ins Wanken gebracht. Ich freue mich jedenfalls noch auf viel mehr Eindrücke und ich hoffe ihr auch.
Liebe Grüße
M