Da ich einen bestimmten Ruf ja schon weghabe, sei es bei meiner Homezone vom Vorbereitungsseminar, sei es bei meinen Freunden ja sogar bei meiner Familie, will ich niemanden enttäuschen und deswegen auch einen Blogeintrag über die Speisen und Getränke in Lettland schreiben. Und entgegen allen Vermutungen eurerseits, geht es jetzt nicht um Bier oder Spirituosen. Natürlich nicht.
Sind wir ehrlich, das sind ja die Eindrücke, die einem ab den ersten Tag begleiten und auch nicht wieder weichen. Also was kann ich über das Essen in Lettland sagen? Erst einmal ein kleines Zitat aus meinem Reiseführer:
„Die traditionell lettische Küche ist bodenständig und bäuerlich, ziemlich schwer, doch herzhaft lecker und auch voller Überraschungen. Gemüsesuppen (sakņu zupa) von kräftig bis klar, süße Mehl- und Quarkspeisen, Milchsuppen und deftige Gerichte wie graue Erbsen mit Speck, Graupensuppen und Aufläufe aus Buchweizen (griki) und Gerste (grūbas) prägen die Speisekarte des Hausgemachten.“
(Bevor mir zufällig das gleiche ‚Missgeschick’ passiert wie unserem Bundesverteidigungsminister a.D. und mir F.A.Z. und Die Zeit auf die Schliche kommen: o.V.: Lettland. Riga, Marco Polo Reiseführer, 2. aktualisierte Auflage, München 2008, S. 24.)
Tja darunter kann man sich doch etwas vorstellen, oder? Für gestandene Kerle klingt das doch nicht schlecht, mal abgesehen von den Suppen aber wirklich nach großer Küche irgendwie auch nicht. Was sind jetzt meine Eindrücke von der lettischen Küche. Um sofort eine Einschränkung zu machen: ich war noch nicht bei einer lettischen Familie zu Hause und habe in die Töpfe oder auf die Teller geschaut aber eines kann ich aus den oben gemachten Angaben auf jeden Fall bestätigen: deftig ist es meistens. Was ich persönlich echt gut finde. Wenn man es wirklich darauf anliegt bekommt man hier (um eine gute Freundin aus Kiel zu zitieren) Fleisch mit Fleisch und dazu noch etwas Salat. Ehrlich gesagt konnte ich das auch des Öfteren beobachten, dass viele sich einfach ein Stück Fleisch bestellen und dazu einfach nur ein wenig Salat essen. Das ist das Geheimnis der überwiegend schlanken Menschen in Riga. Ich habe euch erwischt. Ha! Das habt ihr euch so gedacht! Na ja aber mal ehrlich mein norddeutscher Magen ist schon eine Sättigungsbeilage gewöhnt und deswegen esse ich nicht nur Fleisch mit etwas Salat sondern dazu darf es gern auch eine gestandene Portion Kartoffeln oder Reis sein. Und was ist die Wirkung? Keine Ahnung, ich fühl mich nicht unbedingt fetter aber richtig gut geht es mir nach einem solchen gestanden Mittagessen wirklich nicht. Vielleicht lerne ich ja irgendwann draus (aber ich kenn mich ziemlich gut, also würde ich nicht damit rechnen).
Aber was gibt es sonst noch?? Kommen wir mal zu den Nahrungsmitteln, von denen sich junge Leute hauptsächlich ernähren: dem Fast Food. Natürlich haben es auch die amerikanischen Fast Food Ketten nach Lettland geschafft. Aber wenn man sich hier schon ein Klumpen Fett ins Gesicht drücken muss, dann sollte es wohl eher von der finnischen Kette Hesburger sein, denn da hat man tatsächlich das Glück etwas Fleisch zwischen die Kiemen zu bekommen. Wenn man aber auf regionales (also osteuropäisches) Fast Food besteht, sind die Pelmeni-Bars zu empfehlen. Die haben viele Vorteile, die beiden wichtigsten sind, dass man erstens leckeres Essen für relativ wenig Geld bekommt und man zweitens streng genommen kein Wort Lettisch sprechen muss, um dort zu essen. Ist nämlich alles Selbstbedienung.
Aber Lettland hat vor allem zwei Dinge zu bieten, die alle Probleme auf der Welt lösen können. Sie sind beide vielleicht die wichtigsten Errungenschaften unserer Zivilisation. Zum einen Kārums und zum anderen Dipi. Kārums sind vielleicht der beste Snack, den man sich wünschen kann. Würde die ganze Welt aus ihnen bestehen, wären alle Konflikte und Kriege obsolet. Aber was verbirgt sich hinter ihnen. Streng genommen sind Kārums einfach nur Quarkbatzen, die meistens mit Schokolade überzogen sind. ‚Eklig’ sagt ihr? Nein total super! Nicht nur, dass diese Quarkmasse, wenn man von ihnen abbeißt mehr im Mund wird, nein es gibt sie auch noch in verschiedenen Versionen und gefühlt kommt jede Woche eine neue hinzu. Absolut großartig!! Ich weiß, es gibt auch Quarkriegel in anderen Teilen der Welt aber nur hier haben sie die Macht die Welt zu verändern!
Hinter Dipi steckt eine Allzweckwaffe, die eigentlich in jeden Haushalt gehört. Ursprünglich sind sie dazu gedacht, mit ihnen und einen richtig großen Klecks Sahne Dips für Chips anzurühren aber man kann damit alles machen, unter anderem Soßen oder man kann Hackfleisch damit würzen, ja sogar Wände und Türen mit den leeren Tüten verschönern. Ach Freunde, ich könnte ewig so weiter machen aber ich sollte es lieber lassen.
Was ist also lettisches Essen für mich? Es besteht nicht nur aus Dipi und Kārums aber schlimm wäre es nicht. Die Letten, die ich befragt habe, sagen eigentlich, dass es keinen Unterschied zu anderen mittel- und osteuropäischen Ländern gibt und ich sehe das ehrlich gesagt genau so.
Ist es also wichtig, diese Frage zu beantworten? Natürlich nicht. Aber wozu dann dieser Artikel fragt ihr? Naja erstmal war es höchste Zeit euch mit Kārums und Dipi bekannt zu machen, zweitens hatte ich Lust dazu und drittens geht es ja um meine Eindrücke und um die Fragen, die ich mir stelle. Ist es dann nicht gut, wenn ich manche Fragen nicht beantworten kann ja vielleicht sogar mit mehr Fragen zurück komme als vor der Abreise (Zitat Anna Veigel). Vielleicht… Ist ja auch egal, zwingt euch ja keiner dazu meine Ergüsse durchzulesen.
Also bis dann: Visu labu!
PS: Das Bier schmeckt hier wirklich hervorragend!