Heut‘ hat es geschneit! Es ist Mitte März und es schneit. Gestern hatte sich das Wetter schon angekündigt: zuerst mit starkem Wind, ich hatte einen sehr starken Blickkontakt mit dem Sand
(zum Glück hatte ich ein wenig Brillenschutz, sodass Diskretion irgendwo bestehen blieb), aber ich konnte ihn auch riechen und schmecken, zum Glück blieben die Ohren verschont, dank der Mütze und der Kapuze. Der Wind kündigte das schlechte Wetter an, es folgte ein starker Regen und heute dann der Schnee. Ja, ich weiß, übers Wetter redet man, wenn man nicht weiß worüber man reden sollte. Aber für mich ist Schnee schon eine kleine „Sensatione“
(so würde meine bekannter italienischer Freund sagen)
😉
WP_20140316_002 Ein Wettergenuss aus weißem Zuckerguss

Fast zwei Wochen sind schon vergangen und es kommt mir gar nicht so vor. Vielmehr glaube ich, dass ich schon viel länger hier lebe würde. Wahrscheinlich weil ich mich hier wirklich wohlfühle.

Jeden Morgen stehe ich auf, mache mich fertig für die Schule. Verlasse mein kleines, süßes und gemütliches Zimmer im Wohnheim, gebe meinen Schlüssel an der Rezeption ab
(die Frauen an der Rezeption sind so nett! Eine von ihnen hat mir heute zwei Gläser Marmelade – Erdbeer und Apfel – mitgebracht. Zum Tee, den hier jede_r zu jeder Gelegenheit bekommt und trinkt! Sie wollte mir ‚was Gutes tun „Ich habe auch eine Tochter in etwa Ihres Alters, die im Ausland lebt, und ich weiß, wie es sich anfühlt, wenn die Mutti so weit weg ist.“ Ist das nicht süüüüß? Ich war gerührt und konnte dies auch nicht abschlagen.)

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Und laufe meistens zum Trolleybus, weil der schneller zur Schule fährt und auch öfter.

Während des Vorbereitungskurses hatte ich viele spannende Gespräche und Diskussionen. Und einmal wurde ich gefragt wie ich mir mein Leben in Belarus vorstelle, aus dem Grund, weil ich ein slawisches Äußeres habe und zu Beginn meines Lebens zuerst auf russisch gesprochen hatte. Ich hatte daraufhin gemeint, dass ich wahrscheinlich nicht groß auffallen werde, solange ich nicht spreche oder wenig spreche. Und es ist tatsächlich so! Wenn ich kurze Sätze oder gar nur ein paar Worte im Bus äußere, dann fällt es nicht so auf. Aber sobald ich anfange mehr zu sprechen, dann wird es kritisch, denn vor lauter Nervosität fallen mir plötzlich nur noch deutsche Wörter ein oder ich verfalle in einen starken russischen Akzent… 😀 Das passiert meistens bei Menschen, die ich nicht kenne, aber es legt sich.

Ich hatte einen großen Wunsch vor meiner Ausreise nach Belarus: ich wollte unbedingt eine Gruppe finden, in der ich belarussische Tänze und Lieder lerne. Zuerst versuchte per Email Kontakt mit einigen Gruppen aufzunehmen, dann per Telefon, aber irgendwie konnte ich niemanden erreichen. So schrieb ich mir die Adressen der jeweiligen DK’s (nicht „Dance Keepers“ – wie meine ehemalige Tanzgruppe hieß – , sondern „Dom kultury“ [das Haus der Kultur]) und begab mich auf die Reise. Den vergangenen Freitag marschierte ich durch die ganze Stadt. Ich wurde von Ort zu Ort geschickt und wurde einfach nicht fündig, doch „immer wenn du glaubst es geht nicht mehr, kommt von irgendwo ein Lichtlein her“ und so war es bei mir. Ich fand endlich die Straße eines andere DK’s raffte mich nochmal auf und begab mich dorthin. Siehe da! Ich wurde fündig. UND HEUTE: wurde ich spontan von einer netten Dame angeschrieben und zur Probe eingeladen 🙂 Ich überlegte keine Sekunde und sagte zu!
Es war eine Gruppe von sechs Frauen (es waren bei weitem nicht alle da) und wir hatten auf belarussisch gesungen und dazu Reigen (auf bela/russisch „Chorowod“) getanzt. Das war einfach klasse, ich schwebte auf Wolke unendlich. 🙂 Heute habe ich gelernt, dass man beim Chorowod zur Frühlingszeit beim Tanzen stampfen muss, um den Boden aufzuwecken sowie den Frühling. Diese Woche Samstag, am 22. März, kommt eine Gruppe aus einem Dorf „Stalbun“ und wird ihre Lieder singen, die dabei helfen sollen den Frühling herbeizurufen und die Gruppe, in der ich mitgesungen hatte, wird sie beim Singen unterstützen. Vielleicht werde auch ich schon da mitsingen.

Wer hat an der Uhr gedreht?
Ist es wirklich schon so spät?
Ich glaub, ich muss jetzt nun geh’n.
Bis bald und auf ein Wiederseh’n!