Langsam komme ich in die Routine. Ich bin nicht mehr die deutschsprechende Attraktion der Schule. Langsam beginne ich auch meinen Rhythmus zu finden. Heute habe ich gecheckt wie lang der Trolleybus (für die, die ihn nicht kennen: http://de.wikipedia.org/wiki/Oberleitungsbus) fährt und gestoppt wie lang ich zur Schule brauche. Eine gute Viertelstunde 🙂 CHECK! Mit der Schulkantine wurde abgemacht, dass ich dort frühstücken und zu Mittag essen darf. Also, ist mein erster Weg, nachdem ich meine Sachen in dem Klassenzimmer, das ich mit einer freundlichen Kollegin teilen darf, in die Kantine. Die Damen in der Küche wissen schon nach einer Woche was ich ungefähr zum Frühstück esse. Im Moment frühtstücke ich noch allein, wie eine Verbannte, weil die Schüler_innen sich noch nicht ganz trauen mit mir zu sprechen und wenn ich mich zu Ihnen setze, dann schauen sie völlig verschreckt. Sehe ich so furchteinflößend aus?? 😀 Danach geht’s ersteinmal zu meinem Ansprechpartner und er bespricht mit mir in etwa den Tagesablauf. Heute hatte ich an keinem Unterricht teilgenommen, sondern habe eine Präsentation für zwei Unterrichtseinheiten, die kommenden Freitag anstehen, vorbereitet. Ich beginne erst so langsam einen Plan zu entwickeln.
Besonders witzig ist es während der Pause. Die Kinder sind so aktiv und turnen durch die Korridore wie kleine Äffchen. Wenn ich durch die Korridore laufe, dann wird mir ein fröhliches und gar stolzgewusstes „Guten Tag“ entgegen gerufen, worauf ich mit einem „Hallo“ antworte. Die Kinder schauen dann verwundert 🙂 Ich bin das „Guten Tag“ nicht so gewöhnt… Ein freundliches „Hallo“ oder schickt auch würde vielleicht der Siegerländer sagen. Naja, er würde wahrscheinlich sogar eher „Schur“ sagen. 🙂 Heute wurde ich kurzzeitg von einer Schar von Viertklässlern umringt und sie quatschten mich auf russisch zu. Ein kleiner Bub tippte mich an und meinte zu mir „Ich heiße Sascha“. Ich gab ihm darauf die Hand und sagte meinen Namen. Dann kam ein anderer und gab mir die Hand und so ging es Reihe um. Die Kinder waren so neugierig und sprangen um herum und fragten, was dies und jenes auf deutsch heißt. Irgendwann fragte mich ein Schüler „Potschemu wy wsegda smjejotisj“ (Wieso lachen Sie immer?) Da musste ich doppelt und dreifach lachen und fragte ihn, ob ich vielleicht eher weinen sollte. 😀 Ach, die Kiddies.
Heute war wieder herrliches Wetter draußen! Ich kam noch rechtzeitig aus der Schule, sodass ich noch einiges an Sonne tanken durfte. Neben unserer Schule befindet sich ein See, der aber noch gefroren ist. Ich machte einen Spaziergang am See bis zu meiner Haltestelle. Viele Menschen saßen am See. Es gibt schöne Pavillons, in die man sich hineinsetzen kann, oder Bänke, von denen man die anderen Menschen oder die Natur beobachten kann. Der Frühling kündigt sich an!

Heute war ich mutig und ging einen etwas anderen Weg bis zu meiner Trolleybus-Haltestelle und kam an einer orthodoxen Kirche vorbei. Naja und jede_r, der mich kennt, weiß, dass ich an einer Kirche nicht vorbeigehen kann, ohne da hineingeschaut zu haben. Eine schöne Kirche. 🙂 Leider hatte ich keine Gelegenheit gehabt mit dem Pastor zu sprechen, nennt man das in der orthodoxen Kirche auch so? Ich glaube meine Eltern hatten immer „Batjuschka“ (veraltet für „Väterchen“) gesagt. Hmmm… Da muss ich mich noch mal schlau machen.
Ich musste mich heut‘ aber auch etwas ärgern. 🙁 Und zwar war ich heut in der Bank, und ich habe das Gefühl, dass einige Menschen hier einfach kein Gefühl für Privatsphäre haben. Vor mir stand eine ältere Frau direkt neben einer anderen Frau, die gerade von der Bankdame bedient wurde, ohne dass sich beide Frauen kannten. Ich stand natürlich mit viel Abstand hinter der älteren Frau. Dann kam eine andere Frau in die Bank und fragte, ob ich anstehe, ich bejahte dies. Als ich dann an der Reihe war, stellte sich die Frau auch einfach neben mich und schaute mir quasi über die Schulter, was ich denn mache. Ich habe die Frau dann höflich um Diskretion gebeten 😉 Sie wirkte leicht verwundert, während die Bankdame kichern musste.
Am heutigen elektrizitätsfreien Morgen habe ich heute erfinderisch werden müssen (,denn Not macht ja bekanntlich erfinderisch, nicht wahr?) und ging mit meinem Föhn bewaffnet auf die Suche nach einer elektrizitätsfähigen Steckdose und wurde in der Gemeinschaftsküche fündig. So habe ich heute beim Haareföhnen Herrn Kühlschrank und Herrn Herd näher kennengelernt. War nett, wir sehen uns bestimmt bald bei ’nem Mittag- oder Abendessen wieder.
Achso, was ich Euch noch vorenthalten hatte, aber sehr lange erzählen wollte:
Ich bin Millionärin! War jetzt kein großer Traum von mir, aber nett zu hören 😀
An die belarussischen Rubel muss ich mich noch gewöhnen… Etwa 13.000 Rubel sind 1 Euro. Schick oder?
Es grüßt Euch aus der Ferne,
Eure Marina :0)
Meine Schule 🙂



