Ankunft vor Abfahrt

Es fühlt sich komisch an Zuhause zu sein. Die letzten 10 Tage beim Vorbereitungsseminar in Berlin habe ich mehr und mehr realisiert was hier tatsächlich passiert. Ich fühlte mich gewappnet, gestärkt und vorbereitet. Jetzt ist es so komisch wieder im kleinen Antholing zu sitzen. Als wäre alles wie vorher. Als hätte sich nichts verändert. Als würde ich morgen zum Schulbus gehen und wieder zur Schule fahren.

Zu verinnerlichen, dass ich Dienstag tatsächlich wegfahre, aber nicht zur Schule sondern in eine fremde Stadt in einem fremden Land mit einer fremden Sprache, fällt mir plötzlich so unglaublich schwer. Die Zeit rennt und sie wartet nicht auf mich. Die letzten Monate, Wochen, Tage kamen Schlag auf Schlag. Kaum Zeit dazwischen mal tief durchzuatmen. Erst das frühe Ende unseres Urlaubs, weil uns in Mailand die Scheibe des Autos eingeschlagen wurde. Dann der ganze Stress mit Reperatur, Karten sperren und Neubeantragungen. Und dann kam schon der Abschied von meinen Freunden und plötzlich winke ich meinen Freund zum letzten Mal am Gate und dann, und dann, und dann.. sitze ich im Zug nach Berlin..

Nein, jemand anderes rennt Zügen hinterher. Ein anderes ich sucht den Europaplatz, stopft sich nachmittags mit Kaffee und Keksen voll. Ein anderes Ich springt nachts in den Werbelinsee, witzelt mit ihren Zimmergenossinnen, telefoniert ewig mit den Googlesupport. Ein anderes Ich öffnet Bierflaschen mit Bierflaschen, sucht Sternbilder am Himmel und singt enthusiastisch „we are the world“. Ein anderes Ich sitzt in Seminaren und denkt über sich und die Welt und über Packlisten nach. Ein anderes Ich fährt zurück nach Hause… und findet mich.

Denn ich war die ganze Zeit hier, in meinem Zimmer und hab mich unter der Decke versteckt. Und jetzt wird es Zeit, dass dieses andere Ich mich packt und mitnimmt und dann, dann fühle ich mich gar nicht mehr komisch, dann fühle ich mich wieder bereit.

Ein Gedanke zu “Ankunft vor Abfahrt

  1. Hey,
    Wir kennen uns zwar nicht aber ich habe gerade gesehen, dass du nach Pécs gehen wirst. Dort habe ich die letzten 12 Monate verbracht und es ist eine wirklich tolle Stadt, die dir viel zu bieten. Auch wenn einem Ungarisch am Anfang wir ein einziger Kauderwelsch vorkommen wird bekommt man doch irgendwann den Dreh raus. Ich wünsche dir jedenfalls wahnsinnig viel Spaß in good old Magyarorszàg

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