
Im Kulturweit-Programm ist ein Zwischenseminar fest eingebaut. Für uns Tadschiken ist das Seminar in der Mongolei, genauer, Ulan Bator. Und da das weit weg ist, haben wir uns gedacht, dass wir gleich n paar Umwege machen.
Die Planung
Lange wurde überlegt, welche „Umwege“ genommen werden können. Nachdem insbesondere Adrian verbrachte Tage auf den einschlägigen Flüge-Suchen-und-Buchen-Webseiten. Vielen Dank von meiner Seite dafür! Irgendwann stand dann der Plan fest:
Hinflug:
Chudschand – Tokio
und dann später: Tokio – Ulan Bator
Rückflug
Ulan Bator – Peking
Peking – Chudschand
Alle Angaben ohne Zwischenstopps.
Ein paar Tage Tokio und <72 Stunden Peking. Dank Touristen- und 72-Stunden-Transitvisa.
Doch schon beim Buchen begannen die Probleme. Durch das Schicksal wurde Peking von Adrians Besuch verschont. Als „Upgrade“ hat sich dann Lina, die Freiwillige aus der Hauptstadt, entschieden, mit mir Peking mal von innen anzuschauen.
Soviel zum Vorwort. Auf zu Kapitel 1.
Hinflug und Tokio
Morgens, 7 Uhr und n paar zerquetschte. Mittags geht die Hinroute Chudschand – Tyumen – Moskau – Tokio los. Den Handywecker ausschaltend sehe ich meine Mails. Irgendne Mail vom Reisebüro, die sagt, dass mein Flug gecancelt wurde, genauer: Der Flug Chudschand Tyumen Fängt ja gut an. Außerdem WhatsAppnachrichten meines Vaters, der mir nach Chudschander Uhrzeit am frühen morgen, als ich noch schlief, ähnliches berichtet hat, da er auch die Mails bekommen hat. Nach europäischer Zeit war es tiefe Nacht, vielen Dank dafür.
Da der Vater nun schläft, da in Europa inzwischen noch tiefere Nacht ist, vier Stunden Zeitverschiebung und so, wird zum einen Adrian kontaktiert, der auf der anderen Seite der Stadt wohnt, und die Situation der Gastmutter dank der Gastschwester übersetzt. Und sofort gehts los. Sachen werden gepackt, der schläfrige Adrian angestachelt, dass ganze Gleichzutun, da wir dann ASAP zum Flughafen tuckern. Dort wird nach Flügen geschaut. Ein Direktflug Chudschand – Moskau. Nächste Aufgabe Bargeld. Visa streikt, also nochmal durch die Stadt rennen. Die Frau am Schalter hat uns versichert, dass es keine Probleme mit dem Gepäck und der Kostenerstattung gibt..
Vorspulen auf: Moskau, Domodedovo
Wir kommen nicht an unser Gepäck. Da das Gepäck auf Moskau gebucht ist, müssen wir zur Gepäckausgabe. Was sich ohne Visa als de-facto unmöglich erweist. Also hoch zum Transit-Check-in. Es ist inzwischen Mitternacht und zwei übermüdete aber heldenhaft eifrige Beamtinnen erklären uns, das wir n bissel blöde waren, und das wir warten sollen. Eine Stunde später haben wir die Zusicherung, dass unsere Taschen nach Tokio mitkommen. Außerdem gibts noch ne Runde Bordkarten für den Moskau – Tokio Flug und endlich ab in den Transitbereich. dort die nächste Herausforderung. Unser Flug geht erst in ~16 Stunden. Ab ins Kinderparadies. Der relativ kleine Raum ist mit Großplastikspielzeug ausgestattet, so Kindertische und so.. Außerdem läuft gruselige Weihnachtsmusik oder es kommen Knallgeräusche, weil auf dem Beamer, der einen Teil des Bodens beleuchtet, Schneeflocken auf dem „Boden“ fallen. Und dabei halt Knallgeräusche machen. Laute Knallgeräusche. Schwer zu verstehen? Für uns auch.
Aber nicht alles ist schlecht: Der Boden ist mit Schaumstoff überzogen und hat den Komfort einer Plastikisomatte. So pennen also die Chudschander KuWeitis umgeben von russischen Familien und teilweise handgreiflichen Kindern – Adrian ist sich fast sicher, dass er durch den Tritt eines Kindes aufgewacht ist – im Domodedovo.
Dann, irgendwann, sitzen wir im Flugzeug. Japan Airlines. Es gibt eine Viererreihe in der Mittel und zwei Zweierreihen außen in der Economy. Wir sitzen in der Zweierreihe. Es ist schon schön, mal ein bisschen Privatsphäre zu haben. Mal keinen „Steve Jobs“. Steve Jobs?
//Handlungssprung, weil der Autor es nicht gebacken kriegt.
Zurückspulen nach Chudschand.
Wir betreten das Flugzeug nach Moskau. Eben waren wir noch froh, dass wir unseren Flug erreichen. Jetzt merken wir, wie müde wir sind, nach dem stressigen Tag. Und dann merken wir’s: Das Flugzeug besteht aus Babys. Gefühlt die hälfte der Passagiere scheint noch bewindelt zu sein. Und kaum hat man’s realisiert, geht’s schon los. Der Kanon des Quakens, Schreiens und des „Wäh Wäh“. Adrian und ich hoffen noch kurz, dass wir weiter hinten im Flugzeug sitzen können. Ich schaue auf meine Karte. Ich sitz mitten im Getümmel. Adrian sitzt ganz hinten. Sogar eine kleine Zwischenwand mit so nem Stoffvorhang zwischen ihm und den Lärmterroristen. Wir schöpfen Hoffnung. Also auf zum Steward. „Pomenjat“ heißt tauschen auf Russisch. Wird schon klappen. Der Steward versteht uns sofort. Wir wägen uns sicher. Doch dann: Wir sollen beide nach vorne. Auf meinen Platz und halt der daneben. Adrian überlegt noch kurz, ein gnädigeres Schicksal zu erbitten, ich resigniere, da ich im Kern immer noch froh genug bin, dass wir überhaupt n Flugzeug haben. Die Kinder werden uns schon nicht töten. Und im Domodedovo werden wir dann schon schlafen können..
Also auf die Plätze. Ich sitze am Gang, Adrian in der Mitte. Und dann kommt „Steve Jobs in Weiß“. Der junge Herr hat den Fensterplatz in unserer Reihe. Da er einen weißen Rollkragenpullover trägt, hat er seinen Namen auch schon weg. Adrian und ich „smalltalken“ noch kurz, was bei unserem 5-Wörten-Wortschatz durchaus witzig und eher hölzern ist, dann wird gestartet. Ich verliere irgendwann das Bewusstsein und gehe meiner Lieblingsflugzeugtätigkeit nach: Mit offenem Mund, leicht schnarchend, schlafen. So bekomme ich die Abenteuer von Adrian und Steve leider nur am Rande mit.
Als ich dann irgendwann wieder aufwache, beginnt Adrian mich für meinen festen Schlaf zu bewundern. Am Anfang meines Schlafes hat er noch weiter „gesmalltalkt“, danach Bilder von Steve’s Kindern bewundert. Dann hat Steve Musik gehört und gesungen. Muss ne schöne Atmosphäre gewesen sein. Kinder und Schlager. Dann ist Steve wohl zweimal über mich rüber geklettert, um zur Toilette zu kommen, was ich nicht bemerkt habe. Es fällt mir immer noch schwer, dass alles zu glauben. Wach werde ich auf jeden Fall dadurch, dass Steve, der inzwischen auf der anderen Seite des Ganges sitzt, sich mit den Leuten hinter uns unterhält. Ich gehe zur Abwechslung mal zur Toilette, und sehe wie der rückwärtige Teil des Flugzeugs noch mindestens fünf freie Plätze hat…
Irgendwann sind wir dann im Domodedovo. War n einmaliges Erlebnis..
Vorspulen nach: Japan Airlines
Im Flugzeug bei Japan Airlines sitzen wir wie gesagt „privat“. und wie: Es gibt ein geniales Fernseh/Musik/Konsolensystem an unseren Plätzen. Also zuerst einmal die Spiele der Konsole angucken, denn auf der Rückseite der Fernbedienung, die in der Lehne versteckt und rausnehmbar ist, ist ein kleines Gamepad. Nach einer Runde Tetris gegen Adrian hat dieser schon keine Lust mehr, ich war wohl ein bisschen zu brutal zu ihm. Also ein bisschen Street Fighter II. Das kann man zwar nicht im Versus spielen, aber die KI sorgt auch schon für große Gefühle. Ich spiele, bis Adrian mich ermahnt, dass ich langsam peinlich werde, weil ich durchs Flugzeug brülle, weil ich wieder mal sehr knapp verloren habe. Dann kommt auch schon das Essen, dazu Bier. Dann noch n Whiskey, man gönnt sich ja sonst nichts und kostenlos ist kostenlos. Wir spielen irgend ein Japanisches Strategiebrettspiel mit so schwarzen und weißen Steinen, dass ein bisschen an Schach erinnert. Nach meiner Zählweise habe ich beide Runden gewonnen, Adrian ist da anderer Meinung, aber wer Interessiert sich schon für die Spielregeln und so.. Dann noch Mad Max – Fury Road geguckt, „Der mit Abstand beste Actionfilm der letzen Jahre“ -Le__Art.
Und dann sind wir endlich in Tokio
To be continued.