[Anmerkung: Die Bilder, die ich für explizit halte, sind ganz unten als Miniaturen unkenntlich vorhanden. Wer einen Schafskopf sehen möchte, muss die Bildchen anklicken.]
Es gibt immer ein erstes Mal. Also zumindest bei den meisten Dingen. Egal. Heute durfte ich jedenfalls eine Schlachtung erleben. Da
ich nun schon seit fast zwei Jahrzehnten auch Fleisch esse, dachte ich: „warum nicht?“
Aber eigentlich fange ich die Geschichte ganz falsch an. Heute ist Opferfest. Курбан Байрам (Kurban Bajram). Und deswegen wird geschlachtet. Und in meiner Gastfamilie, bei den Abdurachmonovs, beginnen nun die letzten Minuten des namenlosen Schafes, dass vorher in der Scheune seine Zeit verbracht hat.
Also wurde das Schaf geholt und geschlachtet. Wie man so ein Schaf halt schlachtet. Ich dachte im vorhinein, dass ich mich einfach dazustelle und ganz eventuell sogar ein bisschen dazu verpflichtet bin, so als Schafesser. Für all die Schafe, die bereits meinen Magen gefüllt haben, nun also eine Konfrontation mit einem Stück Realität.
Ich dachte, dass es keine Große Sache wäre. So fing also die Schlachtung an, Akmal, der Schlachter, hat mich tief beeindruckt mit seinem Handwerk. Ich hab ihn später gefragt, wie alt er sei.. „18“. Und wie lange er schon schlachte.. „seit 10 Jahren“. Ich war ziemlich baff. Zuerst dachte ich „wow, der ist nur ein Jahr älter als ich und schon so erfahren“ aber dann ist mir eingefallen, dass ich selber schon 18 bin und er keinen Zeitvorsprung hat, sondern einfach so deutlich mehr Arbeitserfahrung hat..
Während der Schlachtung war ich die meiste Zeit passiver Beobachter. Einfach zuschauen. Neutral aussehen. Beim zweiten bin ich wohl ziemlich gescheitert. Foteh hat mich immer wieder gefragt, ob ich sitzen wolle.. Es ist immer wieder traurig, wenn man sich nicht mehr selbst vorgaukeln kann, dass alles „easy“ ist. Ich kann nur schwer nachvollziehen, wie ich ausgesehen haben muss; wahrscheinlich eine Mischung aus Müde, Ernst und Passivität, böse Zungen würden sagen: Starre.
Irgendwann, kurz nach dem Häuten bin ich dann meine Kamera holen gegangen und hab, um das Klischee des europäischen Touristen zu erfüllen, ordentlich Bilder gemacht. Schade, dass ich kein Plan von Fotografie hab. Durch die Funktion des Fotografierens habe ich einen ganz anderen Zugang bekommen und ich bin echt Stolz auf die paar Bilderchen. Das erste mal, dass ich mit Begeisterung in Tadschikistan fotografiere..
Später am Abend wurde dann zumindest ein Teil des Schafes verspeist, was mir super schmeckte. Sogar ein geniales Stück Leber war dabei!
Jedem, dem sich eine ähnliche Chance bietet, würde ich raten, sie zu nutzen. Es war für mich ein bisschen wie Achterbahn fahren. Zwischendurch frage ich mich, ob die Idee „einzusteigen“ dumm war. In einigen Sekunden bereue ich die Entscheidung. Aber am Ende fühlt ich mich relativ krass und bin Stolz drauf.
Und zu guter letzt: Bilder für die „ganz Harten“



