Ja, eigentlich wäre Sibirien schon abgedreht genug gewesen, aber nein… durch das Bosch-Lektorenprogramm hatte ich jetzt auch noch die Möglichkeit nach China zu fahren… nach CHINA! Ich hatte immer Schiss vor Asien und hatte mich damals gefragt, wie Mohamed denn bitte nach Südkorea zum Studium fahren kann, ohne die Schrift zu kennen oder ein Wort der Sprache zu sprechen. Und jetzt habe ich das gleiche getan und fand es super!
Am Mittwoch, dem 19. März ging die Reise los, nachdem ich lange 4 Wochen auf meinen Pass aus Chabarovsk warten musste. Ich musste nämlich meinen Reisepass mit all meinen wichtigen Dokumenten wie Migrationskarte, Visum und Registrierung ans hintere Ende von Russland schicken, um dort mein Visum für die Frühjahrsakademie in Xuzhou zu beantragen. Aber alles ging gut, abgesehen von der großen Enttäuschung, dass ich Ende Februar nicht nach Jakutsk zu den Lektorentagen von Eva fahren konnte, aber anders wäre es wirklich nicht möglich gewesen. Aber an diesem besagten Mittwoch konnte ich endlich in den Zug nach Novosibirsk steigen und mich fünf Stunden mit essen, lesen, aus dem Fenster schauen und den Schnee beobachten beschäftigen. Dann ging es gleich weiter mit der aufregenden Suche nach dem Bus zum Flughafen und als ich dort ankam, konnte ich mir garnicht vorstellen, dass von hier aus Flugzeuge nach Peking starten sollten. Der Flughafen schien mir winzig und ich fragte auch zweimal nach, ob es auch wirklich stimmte, dass hier die internationalen Abflüge seien. Ich machte es mir im Restaurant gemütlich und trank Tee, genoss Blini und schaute den ziemlich schlechten Robin Hood Film mit Kevin Costner. Ich bekam mein Ergebnis des letzten Tests des Goethe-Fernkurses und habe mit einer glatten 2,0 abgeschnitten 😉
Im Flugzeug konnte ich 4 Stunden tief und fest schlafen vor Erschöpfung und wachte wirklich nur kurz zum Essen auf, um dann sofort wieder weiter zu schlafen. So kam ich zwar ein wenig gerädert, aber doch eigentlich fit morgens um 5 in Peking an, konnte gleich den ersten Zug um 6 Uhr zum Bahnhof nehmen und sah einen genialen Sonnenaufgang als Willkommensgeschenk. Da mir Jing, eine Freundin aus Jena mit der ich als International Scout im Haus auf der Mauer gearbeitet hatte, eine sehr gute Beschreibung zu meinem Hostel geschickt hatte, kam ich relativ flott und ohne großen Stress um 7 Uhr an und fand eine sehr überraschte Romy im Handtuch vor. Es wurde nicht lange gefackelt, sondern gleich zügig zum Frühstück gegangen. Es war schon strange irgendwo in China, vor allem in Peking zu sein und gemeinsam mit Romy beim Frühstück zu sitzen. An diesem ersten Tag sagte ich wohl auch alle 10 Minuten „Peking! Ich bin in Peking! Unglaublich!“ Draußen fotografierte ich alle Fahrräder, vor allem die Mütter und Väter, die ihre Einzelkinder auf dem Gepäckträger zur Schule fuhren. Romy zeigte mir gleich die große Einkaufsstraße (Kaptalistenstraße, wie sie zu sagen liebt) und so schlenderten wir stundenlang durch Läden und auch eine ziemlich eklige, aber mir wohl ewig im Gedächtnis bleibende Marktstraße. Dort gab es nicht nur Heuschrecken und Seepferdchen auf Spießen, sondern auch noch kleine Miniskorpione, die noch an ihren Spießen zappelten… aber am schlimmsten war eigentlich der Geruch. Zwischen den ganzen kleinen Ständen standen große offene Mülltonnen, die nicht gerade gut rochen und zwischendrin hungrige Chinesen, die sich irgendwelche undefinierbare Dinge in die Münder stopften und „Stinke Tofu“. Zu diesem Zeitpunkt war mir das noch kein Begriff, aber der Gestank war erbärmlich. Mir wurde ziemlich schlecht und ich musste auf direktem Weg aus dieser Delikatessengasse raus.
Um 12 Uhr sollten wir uns mit Jing an der Hausnummer 88 treffen. Romy und ich irrten von einem Haus zum nächsten und liefen gefühlte 500 Mal ein kleines Stück Wufangjing ab, ohne Erfolg. Irgendwann begann ich Menschen zu fragen, erst in einem Apple-Store, der junge Mann sagte und, dass es gleich gegenüber das Haus sei. Romy glaubte ihm aber nicht und so fragten wir auch noch in einem Hotel und eine nette Dame auf der Straße… als ich dann doch noch den Hausmeister des Edelkaufhauses fragte, meinte der mit nicken und lächeln „Ja ja, hier!“ Hmmm, super das Haus hatte 3 Eingänge und wir waren auch echt fertig. Also beschlossen wir am „Haupteingang“ zu warten und die Sonne zu genießen. Hatte ich schon gesagt, dass das Wetter phantastisch war? Neben einer großen katholischen Kirche, die Jing als Treffpunkt nicht eindeutig genug fand 😛 Nach einer viertel Stunde fing ich an Menschen auf Englisch anzusprechen, ob ich mal telefonieren dürfte, da ich keine chinesische Handynummer hatte. Mein dritter Versuch klappte und so stellte sich heraus, dass Jing einfach nur auf der anderen Hausseite stand. Das war eine Freude! Nach zwei Jahren sahen wir und endlich wieder und dann auch noch wirklich in China. Damals hatte ich mehr aus Spaß gemeint, dass ich sie mal besuchen komme, doch jetzt arbeitet sie beim DAAD in Peking und der Zufall wollte es, dass sie genau einen Monat früher bei facebook postete, dass sie eine neue Arbeit gefunden hatte. Wir gingen gleich alle drei Mittagessen und zwar „Hotpot“ essen. Jeder von uns bekam einen eigenen Topf und Jing bestellte gefühlt die halbe Karte. Es gab Tofu, Pilze, Grünzeug, Fleisch, Shrimps, und und und, das man zum Garen in den Topf warf und nach einer kurzen Zeit mit seinen Stäbchen wieder rausfischen musste. Es war wirklich lecker und hatte den gleichen Effekt wie Fondue. Man saß eine lange Zeit zusammen, hatte das Gefühl die ganze Zeit zu essen, aber wurde nicht wirklich satt… es war einfach toll und es gab viel zu erzählen. Im Anschluss daran zeigte uns Jing, die bis zum Abend frei hatte, den Lamatempel. Das Wetter war einfach genial und der Tempel wirklich beeindruckend. Man ging immer durch das Innere des Tempels hindurch und kam in einen neuen Hof und zu einer weiteren Möglichkeit Räucherstäbchen anzuzünden und zu beten. Nach dem Tempel gingen wir zu Fuß in eine kleine aber sehr schöne Einkaufsstraße mit vielen süßen Geschäften und gönnten uns in einem Cafe eine Pause. Ich kann jetzt perfekt auf Chinesisch Pu Er Chai bestellen, der aber leider nach nix schmeckt. Auf dem Weg zu unserem letzten gemeinsamen Besichtigungspunkt unserer Tagestour, einem großen See, lud mich Jing noch ein „Stinketofu“ zu essen. Der riecht echt grausam und schmeckt meiner Meinung nach nix. Aber man weiß echt schon 2 km bevor ein Stand kommt, dass man dort diesen Tofu in einer komischen Soße verkauft. Und es soll eine Delikatesse sein… jaja.
Jing musste sich dann leider verabschieden und wir haben jetzt ausgemacht, dass wir uns in 2 Jahren entweder in Georgien oder Istanbul treffen. Das könnte eine schöne Tradition werden. Romy und ich ließen um den See herum und suchten etwas zu Essen. Langsam war es Nacht geworden und überall glitzerten die Lichter.
Romy wollte unbedingt etwas westliches zum Abendessen, nur leider war ich an der ersten und wohl eben auch letzten Pizzaria vorbeigelaufen und so mussten wir ziemlich lange und fiel spazieren gehen, bevor wir letztendlich doch noch ein kleines und feines Cafe fanden. Ich gebe euch einen Rat… wenn ihr Hunger habt und ihr möchtet nichts Scharfes essen, bestellt nicht „Kung Pao Chicken“!!! Ich musste beim ersten Bissen sofort an Michael Mittermeier und das „Operiert mir das Chilli raus“ denken. Es war das erste von wenigen weiteren Malen, dass ich in China wegen des Essens weinte!!! Abgesehen von der Tatsache, dass ich bei der Suche der Metrostation voll in die falsche Richtung gelaufen war, ging dann aber doch noch alles gut und wir kamen fertig und erfüllt um 22 Uhr abends am Hostel wieder an. Ich musste dringend ins Zimmer, um mich bettfertig zu machen, aber Romy machte für uns den „Mauertrip“ für den nächsten Tag fix! Obwohl man sich eigentlich bis 20 Uhr anmelden musste, durften wir noch mitfahren und sollten eine große Überraschung erleben.
Also hieß es um 6.30 aufstehen und um 7 Uhr beim Frühstück sein. Außer uns war nur ein einziger junger Mann im Restaurant. Wir wurden in ein Taxi gesetzt und zu einem Bus gefahren. Also Romy und ich einstiegen, war der Bus noch sehr leer, doch nach und nach füllte er sich mit Menschen. Und dann meinte Romy auf einmal „Ha, ich dachte schon ich hätte Elli gesehen!“ Und schwups, da war sie! Meine Elli vom Novosibirsk-Eintrag aus Blagowestschenk stieg in den Bus ein und konnte es wohl im ersten Moment auch nicht glauben. Es gab ein großes Hallo. Sie konnte gerade noch sagen, dass sie nicht alleine ist, da stiegen auch noch Franzi aus Vladivostok und Marei aus Mogilew in Belarus ein. Es gibt wirklich viele Mauerabschnitte, die man besuchen kann und fast jedes Hostel bietet Fahrten an und doch saßen 5 Boschis in einem Minibus und fuhren gemeinsam dorthin, obwohl es nicht abgesprochen war. Ich finde das ist ein Wunder… oder zumindest ein großes Glück!
Die Mauer war auch genial! Das Wetter war… na wie wohl… phänomenal. Romy und ich fuhren mit der Gondel nach oben und liefen gemeinsam 3 Stunden treppauf treppab, während die anderen die Treppen nach oben nahmen und dann relaxt auf den Stufen saßen und Bier tranken, als wir zu unserem Treffpunkt zurückkamen. Zum Abschluss fuhren wir alle gemeinsam die 1585 Meter lange Sommerrodelbahn nach unten… leider hatten wir eine chinesische Schnecke vor uns, aber Spaß hats trotzdem gemacht. Danach gings zum Mittagessen in ein Restaurant und dann ab in den Bus zu unserem 2-stündigen Heimfahrt-Mittagsschläfchen. Um 4 Uhr kamen wir wieder am Hostel an und gingen auf die Suche nach einem Cafe. Das war nicht das einfachste Unterfangen, aber wir schafften es doch. Danach gingen Romy und ich in unser Hostel und eigentlich war uns schon klar, dass wir zu müde und lustlos waren das Bett noch einmal zu verlassen. Die anderen meldeten sich eh nicht, da sie auf dem Weg zum Hostel Jane trafen und sich gleich noch mit Michi, dem Lektor in Peking trafen und versackten. Und an Tag 3 sollte die Verbote Stadt plus der Platz des himmlischen Friedens folgen.
Bereits beim Ausflug zur Mauer wurden Franzi, Ellli und Marei von einer chinesischen Studentin von Michi begleitet. Wir hatten ausgemacht, dass wir uns um 9 Uhr an der Metrohaltestelle am Platz des himmlischen Friedens treffen wollten, doch leider gab es zwei verschiedene Haltestellen und wir hofften einfach nur, dass wir an der richtigen ausgestiegen waren. Glücklicherweise stand das Mädchen gleich da und freute sich, dass wir so pünktlich angekommen waren. Jetzt hieß es nur noch auf die anderen warten. Doch nach 20 Minuten waren sie immer noch nicht da… natürlich hatten wir keine Handynummer und Romy wurde langsam pissig. Wir wurden die ganze Zeit angestarrt, man konnte genau sehen wer wohl vom Land kommt und das erste Mal in Peking ist und das erste Mal „Langnasen“ und „Bleichgesichter“ sieht 😉 Romy wollte schon ein Schild aufstellen „Nicht berühren! Nicht füttern!“ Es stellte sich heraus, dass die Mädels an einer Metrostation in der Nähe ausgestiegen waren, dann zu unserer Station liefen und draußen warteten, während wir drinnen unten darauf warteten, dass sie aus der Bahn kommen. Nun ja, nach nur schlappen 45 Minuten fanden wir uns dann auch tatsächlich!
Und so begaben wir uns in die unendlichen Massen von Chinesen und Ausländern, die an diesem Tag in die Verbotene Stadt pilgerten, da am Tag zuvor Michele Obama zu Besuch war und die Stadt für die Öffentlichkeit gesperrt war. Aber manchmal ist es eben doch ein Vorteil Ausländer und in kleinen Gruppen unterwegs zu sein, denn wir kamen relativ schnell voran. Allerdings hatte Romys Marco Polo Reiseführer recht, denn wenn man nicht sehr früh vor all den anderen in die Verbotene Stadt kommt, ähnelt das Besichtigen der Thronräume und des Innenlebens der Tempel einem Schlachtfeld. Es wird geschupst, geschrien, fotografiert und gedrängelt al ob es kein Morgen gibt. Nach dem zweiten Versuch gab ich auf und genoss einfach das Wetter, die Atmosphäre und das Gefühl in einem chinesischen Film zu sein J Die Gebäude sehen wirklich alle aus wie in den Filmen von Tiger und Dragon und unwillkürlich musste ich die ganze Zeit an Mulan denken. Wir hatten uns die Audioguides ausgeliehen und ließen uns von chinesischen Sprechern Informationen und Anekdoten aus der Kaiserzeit erzählen. Spannend waren für uns vor allem die Geschichten der Konkubinen und wie man an Ansehen gelangte. Die Aussprache und Betonungsfehler der Sprecher ließ uns abwechselnd schmunzeln und kichern, so klang beispielsweise Charisma wie eine Krankheit und fasziniert waren wir auch, dass eine Konkubine nach einer Ohrfeige vor Gram und Ärger starb.
Anschließend besuchten wir den Platz des himmlischen Friedens, aber nicht ohne ein Bild mit Mao natürlich. Auf dem Platz selbst wurden wir wieder zur Attraktion und durften nicht nur mit Chinesen gemeinsam Fotos machen, sondern wurden auch einfach so zu Hauf mit dem Handy fotografiert. Inzwischen war es schon mittags zum 3 und wir beschlossen zum Ausruhen in unsere Hostels zu gehen und uns abends zum gemeinsamen Abendessen mit Michi zu treffen. Als wir um 19 Uhr an besagter Metrostation ankamen, war ich total fasziniert von der Tanzgruppe, die da in völliger Ruhe öffentlich tanzte. Vor lauter Begeisterung und Faszination merkte ich gar nicht, wie ich in Mara, Goschja und Fabian rannte. Im Endeffekt saß ein großer Tisch Boschis zusammen und gönnte sich Unmengen an Spießchen. Es war toll mal wieder, nach Georgien, so viele bekannte Gesichter zu sehen und alle waren noch total aufgekratzt in China zu sein. Nach dem Essen verabschiedete sich Romy und ich brav, um ins Hostel zu fahren, zu packen und früh schlafen zu gehen, während die Anderen noch mindestens eine Bar unsicher machten. Als wir gerade in unseren Bettchen lagen, klopfte es an der Tür und Flavia lächelte uns entgegen. Sie war abends angekommen und hatte in der Bar gerade ein zwei Bierchen getrunken. Wir verabredeten und für den nächsten Morgen und gingen alle pennen.
Morgens mussten wir um 8 Uhr am Bahnhof stehen, der eine gute halbe Stunde und mit zwei Mal umsteigen von uns entfernt war. Ich hatte mit meinem Trackingrucksack glück, denn meist gibt es in Peking nur Rolltreppen, die Menschenmassen von unten nach oben befördern und so mussten Romy und Flavia ihre schweren Koffer meist die Treppen runterwuchten. Als wir am Bahnhof ankamen war das Wiedersehen eine noch größere Freude, da noch viele weitere Gesichter nicht nur von Lektoren zu entdecken waren, sondern auch von unseren „Chefs“ des Programms. Gemeinsam stiegen wir in den komfortablen Hochgeschwindigkeitszug ein, der mit 306 km/h nach Xuzhou bretterte. Die vier Stunden vergingen im Flug, ich kam nicht zum Schlafen, sondern quatschte oder schrieb an meiner Skizze für das Innovationsstipendium.
In der Kleinstadt Xuzhou (mit nur 9 Mio Einwohner) selbst mussten wir mal wieder warten bis der Bus uns abholte und uns dann aber direkt bis zum Hotel fuhr. Viel Zeit blieb nicht bis zur Stadtführung, die uns eigentlich nur das Gebiet um das Hotel vorstellte, damit wir uns ein wenig besser orientieren konnten, wo Restaurants, Supermärkte und die Bushaltestellen zu unserem Campus waren. Abend gab es bereits das offizielle Eröffnungsabendessen, an dem auch alle wichtigen Herren und Damen der Universität teilnahmen. Am nächsten Morgen begann die offizielle Frühjahrakademie mit dem altbekannten Open Space und den Weiterbildungseinheiten. Ich hatte diesmal Hochschulreformen und Kommunikationskompetenz belegt. Beide Einheiten waren nicht wirklich berauschend und von der letzteren kann ich mit gutem Gewissen sagen, dass sie schlicht und einfach schlecht war. Die Frau war unsicher, konnte wichtige und unwichtige Details nicht auseinander halten und war, für Karsten im wahrsten Sinne des Wortes, einschläfernd 😀
Der Ausflugstag war ein echtes Highlight. Wir fuhren zu einer Grabstätte eines Königs der Region und anschließend durften wir in einer Art Park entspannen. Franzi, Abilash, Levan und ich bestiegen den höchsten Hügel von Xuzhou mit der atemberaubenden Höhe von 148m über dem Meeresspiegel, aber man muss auch sagen, dass der Ort unterhalb des Meeresspiegel liegt. Die Aussicht war phantastisch und das Wetter insgesamt eh mal wieder genial. Auch hier wurden wir gefragt, ob wir Bilder mit Leuten machen würden. In Xuzhou hatte ich eh das Gefühl, dass die Menschen alle etwas irritiert waren, wo diese Aliens herkamen. Am Abend haben wir noch Karaoke gesungen, wie es sich für China gehört 😛
Die Woche hat mir aber wirklich gut getan. In Georgien hatte ich ja das Gefühl, dass ich gar nicht das Gefühl der Herbstakademie mitbekomme, weil ich abends ja nie mit den Lektoren unterwegs war, sondern meist mit Sero Zeit verbrachte. Diesmal war es schön abends gemeinsam mit den Lektoren Essen zu gehen und auch mal die Lektoren aus dem vorherigen Lektorenjahr besser kennen zu lernen. Mit Imke, Katharina und Lisa hatte ich eine schöne Zeit und viel über das Lektorat in China gelernt. Ich bin begeistert mit welchen Hilfsmitteln man sich in China durch den Dschungel aus Zeichen und Lauten hangelt, um sich zu verständigen. Es gibt super Smartphone-Apps mit denen man selbst Zeichen erkennen kann. Sero wollte unbedingt, dass ich für seine Schwester Hundeleinen oder Laufgeschirr für ihre Kinder kaufe, aber er konnte nicht verstehen, dass ich a) nicht Urlaub machte, sondern auch meinen Programmablauf hatte und b) es echt schwierig ist ohne Sprachkenntnisse Dinge zu suchen. Im Endeffekt habe ich Kinderrucksäcke in Mini und Mickeyform gekauft und als Rony und Roza die Bilder gesehen haben, haben sie sich total gefreut und mir gleich Voicemessages geschickt, in denen sie sich bedanken
Ja, die Woche ging wieder sehr schnell um, aber am Ende weiß man auch nie, wem man was schon erzählt hat und hat aber grundsätzlich das Gefühl, dass man mit einigen noch gar nicht gesprochen hat. Als ich hörte, dass Stefi und Stefi gemeinsam nach Kambodscha fuhren und Ruben sich noch eine Woche Philippinen gönnte, war ich schon etwas wehmütig, dass ich gleich am nächsten Tag wieder nach Tomsk zurückkehrte.
Aber auf mich wartete die georgische Tanzgruppe Erisioni in der Konzerthalle und Volker, der Mann meiner ehemaligen Chefin vom DAAD in Georgien. Er hielt einen Fachkurs für Geschichte im DaF- Unterricht an der Staatlichen Universität in Tomsk. Wir tranken zusammen Kaffee, gingen Souvenire shoppen (ich bin jetzt stolze Besitzerin von russischen Riesentüchern) und mit Dana zusammen besuchten wir auch das Puppentheater, um uns das Stück „Die Geschichte einer Puppe“ anzusehen. Dieses Puppentheater ist wirklich unglaublich und Andjelia, eine serbische Freundin aus dem Wohnheim und ich haben jetzt beschlossen jedes Wochenende noch wenigstens eines seiner Stücke zu sehen. Volker hat auch glücklicherweise meinen Koffer mit 20kg mit nach Tbilisi genommen. Jetzt habe ich die Möglichkeit nur mit dem Rucksack nach Deutschland zurückzukehren.
Sonst ist das Leben in Tomsk sehr ruhig und entspannt. Ich habe wenig Unterricht in meiner eigenen Gruppe, aber viele Einladungen in den Unterricht von anderen Lehrern. Am Dienstag habe ich beispielsweise etwas zu Ostern in Deutschland gemacht und in den nächsten Tagen kommen noch Einladungen zu Präsentationstechniken, Bräuchen und dem deutschen Hochschulsystem. In 3 Wochen werde ich mich schon wieder auf die Reise begeben, denn dann kommen eine Reihe von Maifeiertagen und auf der Herbstakademie haben Flavia, Ruben und ich unsere Lektorentage in Tschita geplant. Deshalb möchte ich mit dem Zug zum Baikal und dann weiter nach Tschita fahren. Susi, eine Würzburgerin, die in Chemnitz studiert wird mich begleiten, zumindest bis Ulan-Ude. Ich habe 10 Tage Zeit, um mir Krasnojarsk, Irkutsk, den Baikalsee, Ulan-Ude und die Umgebung anzusehen. Dann werden wir 5 Tage Programm in Tschita machen (Aktionen in der Schule, Lehrerfortbildung, Bewerbungstraining plus Freiwilligendienste für die Studenten). Im Anschluss überlege ich, ob ich nicht noch mit dem Zug nach Vladivostok über Chabarovsk fahre. Dann war ich auch am letzten Zipfel Russlands und kann getrost Ende Mai/Anfang Juni mit Dana den Weg Richtung Moskau auf mich nehmen. Ja, in zwei Monaten ist mein Jahr in Sibirien schon wieder vorbei. Endlich!
Ich habe mir jetzt vorgenommen, jede Woche eine Hausarbeit zu schreiben und beginne mit dem Modul „Projektmanagement“. Außerdem habe ich es aufgegeben Russisch zu lernen und treffe mich mit meiner Tandempartnerin, die auch Englischlehrerin ist jetzt um mein Englisch zu verbessern. Ich habe beim Coaching der Frühjahrsakademie herausgefunden, dass mich Russisch nicht glücklich macht und ich es auch wohl nicht für die Arbeit in Zukunft brauche. Für mein tägliches Leben in Georgien habe ich auch Georgischkenntnisse und das Russisch, das ich bis jetzt kann Hilft mir auch. Ab heute beginne ich wieder regelmäßig Sport zu machen, um mein Sommerziel weiter zu verfolgen und ich muss weniger Kuchen mit Dana essen! Mit Dana gehe ich heute ins Kino, darauf freue ich mich schon sehr, bleibt nur die Frage wie viel ich wirklich verstehe.
Ich werde wohl um den 15. Juni für eine Woche nach Bamberg kommen und dann anschließend nach Tbilisi fliegen, um wieder die DAAD-Sommerschule zu leiten. Ich bin auch gerade an einem georgisch-russischen Projekt mit dem Heusskolleg, um Künstler aus Tomsk nach Tbilisi zu holen, aber wenn es weiter so langsam vorangeht, dann wird das bis Juli also in der Zeit als Boschlektorin nichts. Heute versuche ich noch meine Skizze für das Innovationsstipendium fertig zu schreiben, damit dass endlich ein Ende hat und aus meinem Kopf und von meinen To-Do-Listen verschwindet. Die Chancen sind gut und mein Konzept immer klarer auf dem Papier.
So, Schluss jetzt!


























































Tja, wenn du es aufgegeben hast, dann muss ich wohl noch mehr Kinokarten kaufen und dich zu deinem Glück zwingen 🙂