Meine liebe lesende Gemeinde,
heute ist Feiertag, aber fragt mich nicht welcher… auf jeden Fall habe ich genug Zeit, um euch von meiner letzten Woche zu erzählen. Raus muss ich auch nicht, denn jetzt ist endlich der Winter da und es schneit zwar nur leicht, aber es lädt trotzdem dazu ein im Haus zu verweilen und Tee zu trinken.
Letzten Sonntag war ich mit Dana ja nochmal bei den Bremer Stadtmusikanten und diesmal haben sie uns sogar reingelassen, aber irgendwie sind diese Philharmonie-Abo-Karten trotzdem verhext, denn als wir auf unseren Platz wollten, saßen da schon welche, die eigentlich neben uns sitzen sollten, auf deren Plätzen aber auch schon Leute saßen… die auch Karten für diesen Platz hatten, keine Abokarten, sondern einfach Karten für einen Besuch… Dana regelte das dann mal kurz und setzten uns auf andere Plätze, da unsere eigentlichen Nachbarn ein kleiner Junge und seine Mutter waren und die Mutter uns sehr dankbar war, dass sie nicht mit dem Kleinen nochmal umziehen musste.
Das Konzert war super! Auf der Bühne standen ein Geschichtenerzähler, 4 Solisten und das Philharmonieorchester. Außerdem wurde passend zum Text des Erzählers mit Sand gemalt… es war ein richtig schöner Abend. Die Geschichte der Bremer Stadtmusikanten in Russland ist ganz anders als in Deutschland. Hier sind die Tiere schon von Anfang an zusammen mit einem Troubadour unterwegs und kommen zu einem Schloss, in dem eine motzige Prinzessin mit ihrem Vater wohnt. Natürlich verlieben sich Troubadour und Prinzessin, nur werden die Stadtmusikanten aus der Stadt geschmissen, weil ihre Pyramide bei der Vorstellung zusammenbricht. Nachdem die Truppe aber den König vor Räubern beschützt und der Troubadour als Held gefeiert wird, bekommt er die Prinzessin als Frau. Kurzzeitig vergisst er seine Kumpels, dann gehen alle gemeinsam, auch die Prinzessin, auf Tour 🙂
Es waren so viele Kinder in dieser Vorstellung… unglaublich! Ich dachte mittags ja schon „Meine Güte, wo kommen all die kleinen Stöpsel her“, aber abends war es genauso. Ich dachte in Tomsk leben nur Studenten, diese Vorstellung hat sich jetzt relativiert.
Am Dienstag sprachen wir beim Stammtisch über Bräuche und Feste im Winter, wie zum Beispiel Halloween, St. Martin, Nikolaus, Weihnachten und die Adventszeit allgemein. Stefi und ich wollten mal abtasten was unsere Deutschlerner in Tomsk so interessiert. Und ob sie lieber basteln, backen, singen oder Filme schauen… sie wollen alles machen 🙂 und so sitze ich im Moment an meinen Überlegungen zur „Schönen Adventszeit 2013“ und stelle das Programm mit Stefi, Christian und Christina, meiner Mitbewohnerin auf.
Wir werden erst am Freitag, den 29.11. Adventskalender basteln, dann eine Nikolausaktion für Kinder im Heim organisieren, gemeinsam Plätzchen backen und am 4. Adventsfreitag dann eine Weihnachtsfeier, eventuell mit dem Russisch-Deutschen Haus organisieren. Dafür muss ich verschiedene Quellen um Geld fragen und sehe mich doch wieder einen Antrag bei Bosch stellen, um Bastelkram, Backzutaten und Tee mit Keksen zu finanzieren.
Gerade kam Christina rüber und zeigte mir ihre Bastel-Falt-Technik für Adventskalender… na toll, ich seh mich schon wieder als absoluten Idioten da sitzen und irgendwelche Papiere verstümmeln…
Am Mittwoch wollten Dana und ich erst mit ein paar von Danas Kolleginnen ins georgische Restaurant, aber das Treffen wird wohl erst kommende Woche stattfinden und so wollten wir dann zum Mexikaner, den Dana aber nicht mehr ausfindig machen konnte und so saßen wir mal wieder glücklich bei Pelmeni Projekt. Es ist wirklich so einfach mich glücklich zu machen 🙂 Teigtaschen mit Fleischfüllung in Brühe mit saurer Sahne und mir gehts gut! Ich werde auch immer sicherer beim Bestellen auf Russisch und bin nicht mehr ganz so aufgeregt. Aber so richtig große Fortschritte mach ich im Russischen nicht, da bin ich aber auch selbst dran Schuld, denn ich setze mich nicht jede freie Minute hin und wiederhole Wörter oder schau mir die Grammatik der letzten Stunden an… also darf ich auch nicht motzen!
Am Donnerstag wollte ich mit Dana eigentlich zu Dance-Mix ins Fitnessstudio gehen, da dieser Kurs aber komplett aus dem Programm genommen wurde, probierten wir Zumba aus. Boa ich hab so viel geschwitzt, aber die Musik war echt gut und so werden wir diesen Kurs wohl öfter besuchen. Ich hatte nur so Hunger, weil ich nicht so viel zu Mittag gegessen hatte und dieser Apfel-Po der Tanzlehrerin ließ in mir das Gefühl aufkommen, als müsste ich nach vorne gehen und ihr in den Hintern beißen… ich konnte mich allerdings zusammenreißen.
Freitag durfte ich in einem Kurs, der sich gerade auf eine deutschsprachige Sektion bei einer Konferenz vorbereitet, die Kunst des Zitierens vorstellen. Das ist echt nicht einfach, wenn die Studenten nicht so gut Deutsch sprechen und man das was man in der Uni in einem ganzen Semester „Wissenschaftliches Arbeiten“ gelernt hat, irgendwie komprimiert in eine Stunde packen soll. Ich war nach der Veranstaltung auch gut fertig, aber nächsten Freitag sind Präsentationstechniken dran, das ist einfacher. Außerdem habe ich mich mit der Dozentin des Kurses geeinigt, dass wir so eine Veranstaltung auch noch einmal für die Dozentinnen und Doktoranden an der TPU machen sollten und ich meinte, es wäre gut, wenn man eine Broschüre verfassen würde, in der alle Vorgaben für eine wissenschaftliche Arbeit enthalten sind. Das könnte dann ab Februar anstehen.
Als ich mit Dana und Stefi im Anschluss Kuchen essen war, habe ich gemerkt, dass alle Energie aus meinem Körper weg war. Ich hing nur noch am Tisch und als wir wieder im Büro saßen, hatte ich keine Motivation noch irgendwas zu machen, geschweige denn noch zur Step-Aerobic zu gehen. Irgendwie merkte ich, dass ich nach Hause musste und nur noch schlafen wollte. Ich denke, dass es einfach die vielen verschiedenen Dinge waren, die mich zu diesem Zeitpunkt überforderten: Die Vorbereitungen für die Herbstakademie, die Adventszeit, die Woche des sozialen Engagements, keine Zeit für mein Goethe-Fernstudium, die Bewerbung für das Mentoring-Programm, Überlegungen für die Zeit nach dem Bosch-Lektorat (Masterstudium in Tiflis oder in Deutschland, Innovationsstipendium, …), und dann auch noch einen eigenen Vortrag für die Konferenz, für die ich auch die Zitier- und Präsentationstechniken vorstelle.
Und zu diesen ganzen Aufgaben kommt auch noch der Fakt, dass Sero uns jetzt eine Wohnung in Tiflis gefunden hat und ganz alleine umziehen muss und ich ihm so gerne helfen würde die Wohnung einzurichten und für ihn da zu sein. Aber es sind ja nur noch 2 Wochen und dann bin ich wieder in Georgien, bei meinem Mann und treffe sowohl die ganzen anderen Lektoren als auch mein DAAD-Büro.
Ich hab mal wieder viele Ideen und Pläne und freue mich schon etwas Klarheit in meine Zukunft zu bringen.
Das Wochenende habe ich mit Dana verbracht und wir haben uns gestern ein klassisches Konzert mit Stücken von Mozart und Beethoven angehört, das eigentlich schon Samstagabend stattfinden sollte. Danach sind wir wieder zu Dana nach Hause gegangen und haben uns die Filme angesehen, die wir eventuell bei der Woche des sozialen Engagements zeigen.
Ich hoffe, dass ihr eine schöne Woche habt und es euch gut gehen lasst. Ich wünsche euch wenig Stress und viel Gelassenheit, die könnte ich auch gebrauchen!

Mara 🙂 B-A-S-T-E-L-N…
Anne, es ist nun mal BASTELN… und ich werde es immer so nennen, um meine Abneigung zum Ausdruck zu bringen 😉
Ich vermisse die Geschichte, dass auch diesmal unsere Plätze doppelt vergeben waren :)Aber diesmal waren wir schneller!
Hast du ja hiermit erledigt 😉 Nur ein wenig genauer müsstest du es noch beschreiben…