Ich bin eine echte Lektorin…huuuuu… (Teil 1)

Mea culpa, mea maxima clupa! Ja, ja ich hab es mal wieder NICHT geschafft…

Aber dafür ja jetzt ausführlich die letzten 2 Wochen:

Am Sonntag, den 13. Oktober waren Dana und ich abends in „Romeo und Julia“ – eine Rockoper. Mann, mann, mann die Russen stehen auf Schmalz halleluja. Ich hab vom Text nicht allzu viel verstanden aber ein minutelanges- Romeo, Julia, Romeo, Juliiiiaaaa, Roooomeoooo, Juliiiiaaa… -Gehauche hab ich auch ohne fließende Russischkenntnisse verstanden. Die Bühnendeko war sehr schlicht, schon fast spartanisch mit 3 rollbaren Trennwänden ausgestattet, auf denen alle Protagonisten des Stücks nach belieben rumrollten. In der Pause checkten Dana und ich mal wieder Stylings ab… und ich muss sagen, manche Russinnen haben es wirklich drauf… andere sollten lieber noch ein bissi üben. Aber was soll ich sagen, das mit dem fein raus putzen beherrsche ich auch noch nicht in Perfektion, da ist der Punkt Bequemlichkeit doch zu wichtig.

Einen Tag später durfte ich dann mit Stefi und Christian „Schwanensee“ vom St. Petersburger Ballett genießen und ich muss sagen Siegfried hatte mal wieder einen überaus attraktiven Ar…Allerwertesten 🙂 Diese Muskeln huiuiui, da viel mir beinahe das Operngläschen aus der Hand. Aber ich war schon ein wenig überrascht, dass weder Stefi noch Christian je Schwanensee gesehen hatten, denn es war bereits meine 3. Aufführung. Dana kam ja gar nicht mit, da sie der Meinung ist, dass sie es schon so oft gesehen hat, dass sie es mittlerweile selbst mittanzen könnte (ich würde das gerne mal sehen!)und genau weiß wann welcher Schwan wie aus welcher Ecke getänzelt kommt…  Naja, der beste Tänzer meiner Meinung nach war der Zauberer, der wirklich super die Rolle des Fieslings tanzte! Ich hab mich auf jeden Fall nicht gelangweilt, aber etwas irritiert von den sehr jung aussehenden Tänzern, die bestimmt erst 15/16 Jahre alt waren, war ich schon.

Achja und vor lauter Muskeln an Siegfrieds Popo hab ich ja ganz vergessen, dass an diesem Tag auch meine erste Unterrichtsstunde stattfand! Herrje, ich habe 6 Studenten (4 Jungs und 2 Mädchen), die schon seit 6 Jahren Deutsch an der Schule lernen, aber kann mir mal bitte jemand erklären was die da machen??? Sie verstehen fast nichts und hatten wirklich sehr Angst vor mir. Aber mittlerweile nach vier gemeinsamen Unterrichtsstunden wissen sie, dass ich ganz harmlos bin und selbst ganz wenig Russisch kann, denn ich habe ihnen meine russische Hausaufgabe vorgelesen 😉 Taktisch klug, um zu zeigen, dass sie keine Angst haben brauchen. So tanzte ich also in den letzten 4 Deutschstunden Worte und Verben des Tagesablaufes und spielte pantomimisch Dinge wie Bushaltestelle, aufstehen, frühstücken, Mensa und Studentenwohnheim… macht Spaß… vor allem den Studenten. Ich finde es aber schon auch doof, dass ich die russischen Rückfragen nicht verstehe und auf Deutsch können und trauen sie sich nicht etwas zu erfragen. Aber ich werde auf jeden Fall auch besser in der Unterrichtsvorbereitung und kann mittlerweile ganz gut abschätzen was sie in welcher Zeit schaffen und wenn nicht, dann wird eben improvisiert… für was hab ich den (Süd)osteuropastudien studiert…

Ich wurde von einer weiteren Lehrerin in ihren Unterricht eingeladen, um über typisch deutsch-russische Stereotype zu sprechen. Mir machen diese Einladung sehr Spaß. Ich lerne neue Studenten kennen, die Interessierten befreunden sich danach mit mir auf vkontakte, dem russischen facebook und kommen zu Veranstaltungen wie dem Deutsch-Stammtisch oder Filmen. Ein Student brachte mich auch wirklich ins Schwitzen, weil er wirklich gute und interessante Fragen über den Umgang mit Migranten, die Mietpreise und die Einstellung zu Religion in Deutschland stellte.

Leider ging ich am Dienstag mit Dana zu einem fortgeschrittenen Yogakurs für Artisten oder Schlangenmenschen… es war unheimlich was diese Frau von uns verlangte und 2/3 der Kursteilnehmer auch wirklich nachmachen konnten… Nach einer Stunde waren Dana und ich sogar zu fertig für die Sauna und nach nur einem Gang gingen wir nach Hause. Am nächsten Tag war ich krank und bin es bis heute immer noch… ich schiebe es auf den Yogakurs der schlechtes Karma für meine Psyche war. Naja, aber mittlerweile geht es wieder besser und ab Montag wartet Step-Korrektia Figuri auf Dana und mich… es klingt… nach Arbeit!

Am Freitag schloss ich meinen Goethe Fernkurs über Grammatik ab und konnte somit am Freitag mit Dana beruhigt ins Sanatorium fahren, das ca. 30-45 Minuten von Tomsk entfernt in einem Dorf lag. Dana hatte uns eine kleine Hütte gemietet, in der es vier Betten, eine Küche, eine Toilette ohne Dusche und ein Wohnzimmer mit Fernseher gab. Wir dachten allerdings, dass die Hütte irgendwo außerhalb in einem kleinen Waldstück läge, tja dem war leider nicht so und so fanden wir unser kleines Heim in einem baumbepflanzten Zwischenstück zwischen 2 Wohnblocks neben einem Kinderspielplatz… nunja, man kann nicht alles haben 😀

Wir hatten ein sehr schönes und eigentlich entspanntes Wochenende mit zahlreichen Spaziergängen am Fluss und einem wirklich guten kulturellen Programm, da Dana mir mal wieder einige russische Filmklassiker zeigte. Wir schauten auch den Film „Moskau glaubt Tränen nicht“, der in 2 Teilen, also insgesamt 3 Stunden das Leben von 3 Freundinnen erzählte, die gemeinsam in einem Wohnheim lebten. Leider stellten wir fest, dass wir nur den ersten Teil hatten, doch wie das mit dem Schicksal und Glück so ist… wurde der 2. Teil gleich am nächsten Tag im Kino des Sanatoriums gezeigt! Da schauten wir auch einige Folgen von Mascha und der Bär.  Außerdem erfuhr Dana, dass es eine Tischtennisplatte gab und so war sie nicht mehr zu halten 😉 Wie lange hab ich schon kein Tischtennis mehr gespielt??? Letzte Chorfahrt? Wann war das? Naja, ich kam aber wieder ganz gut rein und gewann sogar 2 Spiele 😀 Mittlerweile besitzen Dana und ich Schläger und Bälle und nächste Woche wird die Tischtennisplatte in meinem Wohnheim in Beschlag genommen!

Sonntagabend kamen Dana und ich wieder in Tomsk an und ich muss sagen, dass ich doch ziemlich fertig war. Entweder lag es an der vielen frischen Luft oder an den anstrengenden Schlachten an der Tischtennisplatte… ich musste auf jeden Fall ganz schnell ins Bett.

Übrigens habe ich auch schon meine Visaverlängerung beantragt und bekomme voraussichtlich  am 8. November mein Visum für ein ganzes Jahr. Und am 15. geht es ja dann los nach Moskau für 2 Tage und von dort aus direkt nach Georgien. Für die Herbstakademie habe ich jetzt auch noch einiges zu tun, da ich dort die Module „Teamentwicklung“ und „Projektanträge/steuerung“ belegen werde und noch je eine Vorabaufgabe erledigen muss. Im Anschluss werde ich dann Hausarbeiten schreiben, um Credit-Points für diese Kurse zu bekommen. Ich finde das Programm von der Robert Bosch Stiftung wirklich super und kann es jedem empfehlen. Man kann sich in vielen Dingen ausprobieren und weiterentwickeln und bekommt Unterstützung und Weiterbildungen in vielen nützlichen Bereichen.

 

Zwei total entspannte Personen am Wochenende

Zwei total entspannte Personen am Wochenende

 

Beim Spaziergang am Fluss (Sanatorium)

Beim Spaziergang am Fluss (Sanatorium)