Ich sitze gerade im Bus nach Novosibirsk, da morgen Mittag ein Treffen der Kulturmittler in Sibirien vom Deutschen Konsulat organisiert wird und der Konsul uns Bosch-, DAAD- und Goethe-Instituts-Lektoren eingeladen hat. Aber ich sitze nicht alleine hier, denn Elli ist extra aus Blagoweschtschensk gekommen, um auch an den Treffen teilzunehmen und hat die Chance genutzt und mich noch in Tomsk besucht.
Aber ich beginne lieber da, wo ich letzte Woche aufgehört habe. Sonntag fand meine Wahlveranstaltung im Russisch-Deutschen Haus statt und es war wirklich sehr gut. Am Ende hatten 43 Personen gewählt und es gab ein ähnliches Wahlergebnis wie es dann tatsächlich in Deutschland wurde. Die FDP flog auch bei uns aus dem Bundestag, nur dass sie bei uns nicht eine Stimme bekam. CDU wurde auch in Tomsk stärkste Kraft… darüber kann man sich freuen, man kann es aber auch lassen. Die Veranstaltung stellte mich aber wirklich sehr zufrieden. Die Arbeit und unser Engagement hatten sich gelohnt und wir konnten interessierte Menschen spielerisch informieren und zum Nachdenken und Diskutieren anregen. Leider war Dana nach ihrer Dienstreise nach Ischim und Tymen so krank, dass sie an der Veranstaltung nicht teilnehmen konnte. Steffi und Christian waren nach den 2,5 Stunden auch gut fertig und mir taten so die Füße weh, aber ich konnte Montag erstmal ausschlafen. Es war ein gutes Gefühl eine Veranstaltung gelungen hinter sich gebracht zu haben und jetzt entspannt einen Gang runterzuschalten. Dana war bis Mittwoch krank geschrieben und so verbrachte ich wenig Zeit im Büro, da es alleine keinen Spaß machte im ungeheizten und leeren Büro zu sitzen und ich blieb lieber zu Hause, trank Tee, beantwortete Mails, sortierte meine Rechnungen…
Dienstag kam Steffi nach ihrem Unterricht und dem Russischkurs in mein Wohnheim und wurde von Christina, Edita und mir mit Kürbissuppe und Nudeln mit Kürbissoße bekocht, weil Christina einen nicht mehr enden wollenden Kürbis gekauft hatte, der uns schon einen Tag zuvor selbstgemachte Kürbis-Ravioli bescherte. Danach gingen wir gemeinsam zum Deutsch-Stammtisch und zu meiner Verwunderung gab es wieder 2 Tische und wieder kamen insgesamt ca. 25 Russen und Deutsche und tauschten sich über „Gesten“ in den verschiedenen Ländern aus und unterhielten sich auch über die Wahl und Familienbildung in Deutschland und Russland.
Die ersten 3 Tage meiner neuen Woche verbrachte ich auch damit das nächste Buch des Goethe-Kurses in Angriff zu nehmen und bearbeitete jeden Tag ein weiteres Kapitel in „Grammatik lehren und lernen“, den ich nächste Woche anmelden und bearbeiten werde, damit wenigstens dieses Kapitel ein baldiges Ende nimmt.
Mittwoch saß ich nach dem ersten gemeinsamen Mittagessen nach einer gaaaaanz langen Zeit, eineinhalb Wochen, mit Dana endlich wieder im Büro und wurde von einem Mädchen besucht, das einen Bescheid der Deutschen Bank brauchte und ich formulierte ihr den Brief, damit sie das richtige Dokument schnell bekam, das sie für die Beantragung des Visums brauchte. Da ich die Unsicherheit und die ewigen Wartezeiten der Visumsbearbeitung kenne und es für mich kein großer Aufwand war diesen Brief zu schreiben, machte ich das relativ flott und fand zur Belohnung einen überaus leckeren Schokomuffin auf meinem Schreibtisch als ich von meinem Russischkurs zurückkam. So arbeitet man doch gern 🙂
Freitag hab ich so viel Geld für Kultur ausgegeben, wie noch nie an einem einzigen Tag, glaub ich… Dana und ich haben uns jetzt 2 Abos der Philharmonie gekauft. Einmal ein Orchester-Abo und dann noch eines mit Konzerten wie „Die Bremer Stadtmusikanten“ und weitere nette Geschichtchen.
Außerdem kommt die Tanzgruppe Erisioni aus Georgien Anfang November nach Tomsk. Dana ist vor Begeisterung durch die Vorhalle der Kasse gehüpft und deshalb haben wir für den Schnäppchenpreis von 1700 Rubel (40€) Karten gekauft. Weil Romeo und Julia als Musical nur 600 Rubel kostete haben wir uns das auch gleich noch gegönnt.
Heute ist ja schon Montag und Elli und ich gerade auf dem Weg nach Novo, deshlab berichte ich auch von meinem gemeinsamen Wochenende mit Elli. Am Samstag trafen sich Dana und ich zum gemeinsamen Frühstück und saßen sage und schreibe 5 Stunden in diesem Cafe und aßen uns durch die halbe Karte… wir begannen mit Gemüseomlett und als Sascha nach 2 Stunden kam, wollte wir sie natürlich nicht alleine essen lassen und beschlossen, natürlich nur aus Solidarität ;), mexikanische Paninidinger zu essen… sehr lecker. Nach einer weiteren Pause und schon dem 2. Liter Ingwertee bestellten wir auch noch Waffeln und arbeiteten während der ganzen Zeit natürlich hart, obwohl es eigentlich Wochenende war.
Dana hatte mich lediglich gefragt, ob mir noch eine Veranstaltung einfallen würde, zu deren Zweck man Gelder aus dem DAAD Alumni Referat verwenden könnte. Ich hatte mir überlegt, dass ich am 03.12. gerne einen Film zum „Internationalen Tag der Menschen mit Behinderung“ zeigen wollte. Daraus spannen wir innerhalb unserer Cafe-Session eine ganze Inklusionswoche mit allabendlichen deutschen Filmen zu diesem Thema, Vorträgen, Workshops und Ideen- sowie Fotowettbewerben. Außerdem wollten wir mit Vereinen in und um Tomsk Kontakt aufnehmen und Freiwillige aus Deutschland und Russland (Tomkser/Novosibirsker Gebiet) einladen oder befragen/interviewen. Sascha war von dem Thema zwar auch angetan, meinte aber auch, dass es sein könnte, dass nicht so viele Leute sich für dieses Thema interessieren und welchen Nutzen Deutschlerner in Russland denn hätten. Aber genau dieses Thema ist auch spannend in Deutschland und ist eben deshalb ein landeskundlichen Thema, bei dem man Unterschiede und Gemeinsamkeiten herausarbeiten kann. Ich möchte gerne zum Nachdenken anregen und ein Bewusstsein für die hiesigen Zustände schaffen und dass es nicht unbedingt so bleiben muss und welche Möglichkeiten der Veränderung es geben kann.
Nach dieser intensiven Nachdenkphase begleitete ich Dana noch zum Arzt, der ihr leider eine Bronchitis diagnostizierte und meinte sie solle auf jeden Fall zu Hause bleiben und sich erholen. Damit war klar, dass sie nicht nach Novo fahren würde. Elli kam Samstagnacht in Novo mit dem Flugzeug aus Chabarowsk an und fuhr mit dem Bus weiter nach Tomsk. Sie kam mitten in der Nacht bei Steffi und Christian an, die schon morgens nach Novo aufbrachen, um sich dort umzusehen und ein wenig Zeit in Novo zu verbringen. Elli und ich hatten einen wirklich schönen Sonntag. Morgens brachte ich Kuchen und Teilchen zum Frühstück mit und danach machten wir einen langen Spaziergang durch Tomsk und ich zeigte ihr den Fluss, den Lenin, die Altstadt, wir besuchten das Tomsker Historische Museum und aßen Pilmeni. Nachmittags erreichten wir mein Wohnheim und ruhten uns intensiv bei Tee und Internet aus 🙂 Elli hatte bisher Probleme mit ihrem Computer und dem Internet und so planten wir gemeinsam unsere Weiterreise am nächsten Tag und das Hostel für die Übernachtung.
Es war super spannend und interessant zu hören wie unterschiedlich doch unsere Standorte in Russland sind. Während ich gemeinsam mit Dana, Steffi und Christian alles plane, ist Elli doch allein auf weiter Flur. Ihre nächste Ansprechpartnerin ist die DAAD-Lektorin in Chabarowsk, die 16 Stunden mit dem Zug entfernt ist. Es gibt kein Goethe Institut im Fernen Osten und die nächste Botschaft/Konsulat ist in Novosibirsk. Wir haben schon gemeinsame Pläne und Vorstellung von einem gemeinsamen Projekt und wenn alles gut geht, dann werde ich eventuell nächstes Jahr im Februar oder so nach Fernost-Russland reisen und dort einen Workshop machen 🙂 Wie spannend!
Jetzt geht die Reise aber erstmal nach Novosibirsk, wo wir die Kulturmittler aus Sibirien kennenlernen werden und abends beim Empfang bestimmt auch das ein oder andere Gespräch mit Sektchen führen sollten 😉 Ich werde davon berichten!

















Marali, das liest sich, als ob du schon ein halbes Jahr da wohnst! Konnten dich denn auch schon russische Sakriköstlichkeiten beglücken oder ist es dort eher mit internationaler Küche gehalten? Wie gehts dir in deinem Wohnheim?!
liebste Grüße aus Buenos Aires,
Rowena
die Elli aus Blago übrigens… 😉
yeah, voll die schönen Bilder von unserer noch schöneren Zeit und Reise :)! Zehre immer noch davon und komm gar nicht hinterher, Projektideen zu sortieren. Jetzt muss ich aber erstmal ne Tonne Schlaf nachholen, deshalb спокойной ночи und до встречи 🙂