Puuuuh… es ist vollbracht! Wochenlang habe ich daraufhin gefiebert, konnte es garnicht erwarten und hatte doch auch ein bissi Schiss. Meine Schwestern in Georgien. Was würden sie sagen? Wie würden wir uns verstehen? Der erste Schwesternurlaub überhaupt. Nur wir 3! Von meinem Papa kam vorher noch eine E-Mail: „Vertragt euch – ihr seid doch schon groß!“ Ich war also nicht die einzige die sich Sorgen machte. Doch um dem Ganzen vorzugreifen – es war ein super toller Urlaub! Einer meiner Besten! Es war anstrengend, ja. Aber wir haben unheimlich viel gesehen, gequatscht, gesungen und getanzt.
Am Samstag, den 23. Juli kamen meine Schwestern in Tbilissi an. Soso hatte mich vorher bei mir zu Hause abgeholt und fuhren gemeinsam zum Flughafen. Ich war total aufgeregt. Endlich würde ich meine Schwestern wiedersehen, beide, gleichzeitig,… das kam das letzte Mal bei dem 88. Geburtstag meiner Oma vor! Meine Vorfreude wurde noch verlängert, da der Flug 40 Minuten Verspätung hatte. Und nach gefühlten 2 Stunden, die meine beiden Großen auf ihr Gepäck warten mussten, kamen die Grazien auch mal aus dem Gepäckdingensraum. Unverkennbar gehörten sie zusammen, da sie beide den gleichen Rucksack auf dem Rücken hatten. (Den Mama anscheinend mit BARMER Bonuspunkten erstanden hatte… oder wie war das?) Nachdem ich sie in die richtige Richtung gelohts hatte und damit schon die Aufmerksamkeit des ganzen Flughafens auf uns gelenkt hatte – drei Blondienen, die kein Georgisch oder Russisch sprechen reichen dafür schon vollkommen aus – fielen wir uns in die Arme! Wir fuhren erstmal zu mir nach Hause und zogen uns um und machten und fertig für einen kleinen Stadtspaziergang. Meine große Schwester Frauke stellte 100 000 Fragen und der arme Soso musste alle beantworten 😉 zumindest schlug er sich wacker und versuchte es. Nach einer kleinen Tour von der Metechikirche, der Festung Narikhala, der ersten Bergbesteigung in wunderschönen Sandalen, die meine Füße schon am ersten Tag mit Blasen übersäten und einem wunderbaren Abendessen auf dem heiligen Berg Mtadsminda sagte keiner mehr was und Soso bemerkte, dass wir alle ins Bett mussten, da wir am nächsten Tag schon wieder um 8.30 Abgeholt wurden und davor ja noch alle duschen und frühstücken mussten.
Mit stundenlang mädchenhaft in Pyjamas rumsitzen und sich Jungsgeschichten der letzten Wochen und Monate erzählen war leider nix… Meine Schwestern schwangen sich gleich in ihre Betten und waren in nullkommanix ins Traumland abgesegelt. Ich ließ den Abend mit meiner Mitbewohnerin Lilli und einem Freund, Zura auf unserem Balkon ausklingen.
Am nächsten Morgen ging’s los! Aufstehen, frühstücken und ab in Sosos Auto… Es ging in Richtung Kazbegi. Aber erstmal erkundeten wir die alte Hauptstadt Georgiens Mzchreta: Kloster, Kirche, Kirche, Kirch… nein doch nicht. 😉 Soso erzählte uns alles über die damalige Zeit, wann die Kirchen entstanden und wer wen wann überfiel und eroberte. Mittlerweile ist die Stadt sehr touristisch und es gibt spannende Dinge zu entdecken… Tempel im römischen Stil… wie kommen die da nur hin???
Nach einer ziemlich hubbeligen Fahrt über irgendwelche Schotterpisten und hinter gefühlten 100 000den türkischen und russischen LKWs kamen wir am Nachmittag in Kazbegi/ Stepandsminda an. Dazwischen haben wir noch irgendwelche sowjetischen Aussichtspunkte und von eisenhaltigem Wasser rotgefärbte Hügelchen erklommen, aber das nimmt jetzt alles zu viel Zeit und Platz in Anspruch!
Wir brachten unser Gepäck zu unserer Unterkunft und fuhren dann an die russische Grenze. Wollten eigentlich nur mal gucken und dann gleich weiter zum Wasserfall wandern. Doch auf dem Rückweg stand eine aufgeregt Menschenmenge am Straßenrand und Frauen weinten. Soso fand heraus, dass eine 23-jährige sich nur die Schuhe im Fluss waschen wollte und dann von der Strömung mitgerissen wurde. Ihre Leiche wurde einen Tag später auf der russischen Seite gefunden…
Wir hielten ein paar Kilometer weiter an und wanderten zu einem Wasserfall… alter Schwede oder Georgier… ich besitze keine Kondition. Ich dachte ich sterbe als ich in der Wärme den Anstieg hochkeuchen musste. Und es sollte nicht die letzte Besteigung einer Anhöhe werden… es war der Anfang einer seeeeehr langen wanderfreudigen Woche!
Abends saßen wir gemütlich beim Essen draußen zusammen und tranken Wein, erzählten Schwänke aus unserem Leben und … tanzten! Das war ein Spektakel. Meine älteste Schwester, Frauke, wollte sich mal wieder früh verabschieden, weil alt, äähm nein müde und stieß auf heftigen Widerstand seitens Sosos und Archils (Sohn des Hauses). Mit gekonnt georgischer Angriffspose tanzte Archil meine Schwester an, die kreischend davon lief und nicht wusste wie sie mit diesem Tanzverhalten umzugehen hatte. Meine mittlere Schwester und ich konnten es nicht auf uns sitzen lassen, dass man in Stepandsminda nun vielleicht den Eindruck hatte deutsche Mädchen könnten und wollten nicht tanzen… wir MUSSTEN das Gegenteil beweisen!!! Und das taten wir… eindrucksvoll! Von dieser Tanzveranstaltung gibt es auch ein ca 40 minütiges Video, das Soso ohne unser Wissen einfach vom Tresen aus gedreht hatte… wen es interessiert, der kann das Video gerne gegen eine seeehr hohe Schutzgebühr bei mir anfordern 😉 Wir konnten uns dann aber doch verabschieden und uns in die Kojen werfen!
Am nächsten Morgen kam der Aufstieg zum Kloster „Gergetis Sameba“. Der Anblick ist wahn… wunderschön. Vielleicht sollte ich aufklären, warum der Titel meines Blogs so lautet. Frauke hatte die schöne Angewohnheit bei sehr, ich meine sehr sehr vielen Dingen „das ist Wahnsinn“ zu sagen. Egal ob Ausblick, Infos zur Geschichte oder aktuellen politischen Lage in Georgien… irgendwas war immer „Wahnsinn“ und Kathrin und ich konnten nicht an uns halten und mussten einfach Wolle Petris Hymne: „Wahnsinn“ zum Besten geben. http://www.dailymotion.com/video/x5ws7f_wolfgang-petry-wahnsinn-original-pa_music Überall… ohne Rücksicht auf Verluste. Egal ob im Nationalpark, im Auto, in Klostern oder in Restaurants… wir sangen und alle sangen mit! Es wurde zum Running-Song
Aber zurück nach Kazbegi und der Wanderung zum Kloster. Es ist wirklich eine schöne Strecke und im Nachhinein auch gar nicht so schlimm wie ich befürchtet habe, aber wenn wir um 8 Uhr und nicht um 10 los gelaufen wären, hätten wir uns doch einiges an Wärme sparen können. Oben angekommen machten wir 1A Nonnenbilder und ein wunderbares Nonnenshooting 😛 Sind wir nicht alle ein bisschen Nonne???
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