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Fachkurs in Telawi (Eine Hommage an den kachetischen Wein!)

Ich kann und will es nicht ändern… jede Woche ist hier spannend, interessant und nie so wie die Woche davor! Nach meiner Reise durch Russland und die Ukraine ging es in Georgien gleich wieder voll los. Ich kam nach Hause und durfte am nächsten Tag gleich wieder ins Büro. Dort wartete eine Menge Arbeit auf mich, alle Dinge die noch kurzfristig erledigt werden mussten. Einen Tag später startete dann die Fachsprachentagung zu der viele Gäste aus Deutschland kamen. In kleinen Sektionen  wurde über die Fachsprache Deutsch in den einzelnen Disziplinen Jura, Wirtschaft, Medizin, Medien u.a. diskutiert. Am Sonntag wurde dann alles wieder entspannter: Wir machten eine Exkursion in die Region Kachetien. Es war toll! Klöster, Ruinen, Sonne, Wälder und eine lustige Truppe Germanisten.

Montag begann dann der Fachkurs „Fachsprache Tourismus am Beispiel der Weinregion Kachetien“. Im Nachhinein kann ich sagen, es war bis jetzt der lustigste Kurs den ich bisher in Georgien erlebt habe. 15 schnatternde und gackernde Germanistinnen, die einen armen Professor ziemlich auf Trapp hielten. Herr Prof. Dr. Spillner fand es am Anfang glaub ich noch ziemlich witzig, aber nach ein paar Tagen sah man auch ihm an, dass es leichter schien als es wirklich war.

Ich hatte den Eindruck, dass sich Dozenten und auch Professoren in Georgien manchmal aufführen wie 5. Klässer in Deutschland. Jeder möchte als erstes die Antwort sagen, anstatt sich zu melden wird einfach rein gerufen, nebenbei wird ununterbrochen getuschelt… ich wäre an Herrn Spillners stelle irgendwann ausgerastet! Tagsüber saß ich entweder mit im Kurs (meist aber nur recht kurze Zeit, bis mir wieder beinah der Kragen platzte), oder auf der Terrasse unserer Unterkunft mit einem wunderbaren Blick auf den großen Kaukasus und lernte Georgisch. Ab und zu machte ich auch mit Nino Besorgungen oder versuchte einfach nur der Hitze zu entfliehen.

Die Abende waren die beste Zeit! Am Montag hatte Levan, unser Fahrer Geburtstag. Überraschend kamen meine Chefin Lisi und er und brachten Schaschlik und 10 Liter Wein. Es war eine Party wie ich sie noch nie gesehen habe. Es wurde getrunken, gegessen, noch mehr getrunken (auf die Liebe, auf die Frauen, auf Levan natürlich, Bruderschaft wurde getrunken und aus Hörnern… ) und zum Schluss wild getanzt. Ab September werden wir jetzt einen georgischen Tanzkurs belegen und alle georgischen Germanistinnen tanzen mit. Ich freu mich schon so! Ich war ja bei einer Aufführung vom georgischen Ballett „Sukishvilebis“ und fand eigentlich nur die Männer super, weil mir die Frauen zu langweilig waren, aber dieser Fachkurs hat mir gezeigt, wie toll der Tanz der Frauen sein kann. Mir wurde auch schon gesagt ich bräuchte gar keinen Kurs, ich  könnte das auch so schon. Es war wunderbar endlich mal wieder, nach so langer Zeit zu Tanzen und sich mal so richtig auszutoben. Am Ende des Abends stand ich weinend neben einem total verstimmten Klavier, an dem mit voller Inbrunst Miranda saß und georgische Lieder schmetterte. Ich war einfach so fertig, wo in Deutschland setzt sich jemand einfach an ein Instrument und die ganze restliche Gruppe kann mitsingen? Ich war so gerührt und da vielen einfach die Tränchen. Zu meiner Verteidigung muss ich aber auch sagen, dass meine Chefin auch auf der Tanzfläche weinte, da sie den Text einen Liedes übersetzt bekam… es war einfach ein emotionsgeladener Abend.

Der nächste Abend wurde ruhiger. Lisi und Levan fuhren wieder nach Tbilissi und die Frauenhorde und ich fuhren an einen nahe gelegenen See. Da gab es nur Männer… NUR Männer. Und die Reaktion auf unsere Ankunft war ein Spektakel für sich. Wir genossen die volle Aufmerksamkeit aller männlicher Besucher jeder Altersschicht. Der beste Augenblick war, als ich mich gerade mit 3 Germanistinnen beim Kaffee trinken befand und wir darüber diskutierten, dass uns für Lateinamerikanische Tänze die Partner fehlen und wir das deshalb nicht machen könnten. Ich meinte daraufhin, dass wir einfach wieder hierher fahren sollten, denn es gäbe ja genug Männer hier, vor allem auch die 4 am Nachbartisch, die Karten spielen und Bier trinken. „Wir sind 4, die sind 4… passt doch!“ Daraufhin kam vom Tisch nebenan „Joa, wir sind 4, ihr seid 4, das stimmt schon!“ Ohje… da wars erstmal ruhig. Die hatten vorher Polnisch oder so gesprochen… naja war wohl auch ein Deutscher dabei. Uns wurde dann am Schluss noch eine gute Fahrt gewünscht, bevor die 4 mit ihren Tramperrucksäcken in die Pampa hinaus stapften.

Und dann kam Mittwoch und der Besuch im Weingut Schuchmann. Es war super schön, nur leider hatte ich meinen Lagerkoller. Erst Russland, dann die Reise zurück, dann Fachtagung, dann Fachkurs… ich wollte nur Heim und meine Zimmertür zumachen und diesen 15 Frauen den Ton abstellen … und dann kam auch noch jeder an und fragte: Was ist denn los? Wieso schaust du so? Sei nicht so schlecht drauf, das macht uns auch ganz traurig! Lass mal Fotos machen, dann gehts dir gleich besser! Boa, das ist das was mich am meisten nervt… Alles wurde besser nachdem ich 5 verschiedene Weine probiert hatte und mich der kachetische Rotwein wieder aufgepäppelt hatte. Ihr müsst hier her kommen und Wein trinken! Die Stimmung der Gruppe wurde schlagartig noch besser und alle saßen, aßen und genossen den Ausblick auf den großen Kaukasus. Hach… schön wars!

Abends stand die nächste Party an! Levan hatte Lisi davon überzeugen können, dass man doch nochmal feiern sollte. Lisi stellte CDs mit deutscher Musik und Lieder aus ihrer Jugend zusammen und so tanzten wir auf  Tokio Hotel, Modern Talking und unserer neuen DAAD Hymne „Geboren um zu Leben“ von Unheilig. Die Georgier gaben diesmal schon ziemlich früh auf. Wohl aufgrund des nachmittäglichen Weingenusses. Der harte Kern Levan, Lisi, Nino und ich blieben bis 4.30 Uhr und länger auf!

Am nächsten Tag ging es dann nach Hause und in ein entspanntes Wochenende, da ich Freitag bis Sonntag nicht arbeiten musste. Ich war so glücklich endlich mal wieder meine Männerrunde bestehend aus Irakli, Giorgi, Sandro und Zurab zu treffen. Zusammen mit Lilli, meiner neuen Mitbewohnerin schauten wir Fußball im Goethe Cafe und fuhren dann zu uns. Bewaffnet mit Bier, Gitarre und Dschadscha wurde es ein echt schöner Abend, oder besser Nacht bis Morgens… Giorgi spielte Gitarre und die Jungs sangen und diskutierten. Es war das perfekte Gegenprogramm zur Frauenparty 😛  Um 5 Uhr gab ich auf und verabschiedete mich, Lilli blieb noch bis kurz vor 6 mit den Jungs… das verlangt nach Wiederholung!

Sonntag wurde dann super entspannt. Ich hab den ganzen Tag nichts gemacht. Geschlafen, gelesen und mich ausgeruht! Lilly hatte einen ziemlichen Schädel, ich hatte gottseidank schon bei den letzten 5 Gläsern Whiskey ausgesetzt. Am Montag startete dann eine recht normale Arbeitswoche… komischen Gefühl so im Büro zu sitzen 😉

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