Die Seminarwoche ging ziemlich schnell vorbei. Wir waren noch im Konservatorium in St. Petersburg und haben uns Schwanensee angesehen. Das Ballett war ok, ab und zu ein wenig unsynchron… kann ich aus meiner Black Swan Perspektive sagen 😉 Ich, die Oberkritikteuse Mara Reich-Ranicki… Aber der Po des Ballettprinzen…hhhrrrr nicht zu verachten!
Freitag und Samstag haben wir die meiste Zeit damit verbrach abreisende Leute zu verabschieden und uns die Stadt anzusehen. Anne, Sophie und Ich haben mit unseren abgelaufenen Studentenausweisen beschissen, nachdem unsere kulturweit-Ausweise zu kritischen und abweisende Reaktionen führten. Die Erimitage ist der Hammer, so viele Ausstellungsstücke, dass man, wenn man sich für jedes Teil 1 Minuten nehmen würde 8 Jahre dort verbringen würde. Wir haben auch eine echt tolle Bootstour gemacht, deren Anfang leider ein bisschen schwierig war, da der Mann der die Karten abreisen wollte nicht unsere komischen Flyer haben wollte, sonder immer nur „tschiiiiieeeeeek“ gesagt hat und mich damit zur absoluten Weißglut gebracht hat. Aber die Tour war umso besser… Nach 2 Stunden hatten wir viele Ecken, die wir zu Fuß nicht gesehen hatten und auch nicht mehr geschafft hätten, erkundet. Festung, Kirchen, Seitengässchen… diese Stadt ist auf jeden Fall eine Reise wert!
Samstag abend bereiteten wir dann unseren Eurovision-Abend vor und besorgten Semitschki, Chips und Getränke. Für Anne, Sophie und mich war leider schon nach einer Stunde Schluss, da wir zum Bahnhof mussten, um mit dem Nachtzug nach Moskau zu fahren.
Ich habe noch nie in so einem Schlafwagen geschlafen. Ein offenes Abteil, so lang wie ein normales ICE Abteil mit ca. 60 Betten die an den Gängen und um die Tische angelegt waren. Meistens Männer, aber auch ein paar Frauen und Kinder. Ich hatte schon die Befürchtung, dass ich vor lauter schnarchenden Männern nicht pennen könnte, aber ich war so geschafft, dass mich weder der Lärm, noch das (auffallend geringe) Rattern des Zuges mich störten.
Zu Moskau kann ich nicht viel sagen. Viele Touristen, noch mehr Polizisten und Soldaten, laut, warm, ok, aber nicht überragend! Auch das Hostel war nicht der Knüller, aber fürs schlafen und Zeit totschlagen bis der Nachtzug nach Kiev fuhr… ok.
Naja Moskau war auch schön wenn ich so nachdenke: Der Gorkipark mit seinen vielen Inlineskatern… eh überall in Russland, in der Ukraine… Inlineskater. Der Rote Platz auf dem ein großes Sportfestival stattfand, der Kreml, der bestimmt tolle Kirchen zu bieten hat, aber ich einfach keinen Sinn mehr für Gotteshäuser hatte und wo man (Ich) mit einer Trillerpfeife ganz streng angetrillert wird, wenn man den Zebrastreifen verlässt auf dem die Fußgänger die Straße überqueren müssen. tztztz… als ob sonst jemand in Russland darauf achten würde, dass jemand über nen Zebrastreifen läuft. Wobei ich ja ehrlich zugeben muss, dass die Russen im Vergleich zu den Georgiern doch zivilisiert Auto fahren… Sorry Jungs!
Der Nachtzug von Moskau nach Kiev war auch so ein Erlebnis. Erstmal wurden unsere Pässe ewig kontrolliert und untersucht, weil die Zugbegleiter unsere Identität und unser Russlandvisum nicht gefunden haben. Dann wurde auf unsere Tickets geschrieben, dass wir Deutsche sind… als ob wir das nicht selber wüssten… hatte aber doch seinen Sinn, da unsere Tickets eingesammelt wurden und wir dann kurz vor Kiev informiert wurden, dass wir bald da sind. Also war der Vermerk nicht für uns, sondern für den jungen Mann.
Bei unserem Schlafplatz waren wir umgeben von Moldauern, die auf dem Heimweg nach Chisinau waren. Es war so ungewohnt für mich auf einmal wieder Rumänisch zu hören und nicht so gut zu verstehen, da sie meiner Meinung nach doch einen ausgeprägten Dialekt haben. Erst waren die Jungs um uns sauer, weil Anne mal klipp und klar gesagt hat, dass sie keinen Bock hat die Techno-House Musik vom Handy die ganze Nacht zu hören und dass sie pennen will. Das führte dazu, dass das ganze Zugabteil nach Kopfhörern suchte. Und dann waren sie nochmal ziemlich verdutzt, als ich den Schaffner auf Rumänisch fragte, ob wir denn unsere Tickets zurückbekommen würden, da wir diese für unsere Abrechnung bräuchten. Ich hörte die ganze Zeit nur auf Rumänisch: „Die Deutsche spricht Rumänisch!“ Vielleicht hatten sie auch befürchtet, dass ich verstanden habe was sie vorher über uns gesagt haben… hab ich aber nicht! Morgens wurden wir rechtzeitig nformiert, dass wir bald ankommen und ich verabschiedete mich mit einem unbeantworteten: „O zi buna!“
Kiev ist tooooll! Der Satz der mir von der free tour Stadtführung in Erinnerung geblieben ist, war: „Ich habe schon viele Parks in Städten gesehen, aber ich habe noch nie die Stadt im Park gesehen, wie hier!“ Das ist von irgendeinem berühmten Schriftsteller oder Künstler. Er hatte recht! Die Stadt war total relaxed. Genau das Richtige nach Moskau und dieser Nachtzugfahrt und dem uns bevorstehenden Flug am nächsten Tag. Es war schön einfach im Park zu sitzen und Eis zu essen, den Bauarbeitern beim Streichen, Verputzen und Rumbuddeln zuzusehen… alles für die EM natürlich, und eine überschaubare Menge total entspannter Menschen zu sehen. Gute Stadt!
Tja und dann war er auch schon vorbei, unser Ausflug… Es war auch wieder ein schönes Gefühl nach Hause zu kommen. In den eigenen 4 Wänden zu sein, die Währung zu kennen und wenigstens wieder etwas zu verstehen. Unsere Ankunft war auch mal wieder genial. Da uns ein Freund von mir nicht abholen konnte, nahmen wir den Bus und hatten gleich mal wieder die Ehre die Besonderheiten einiger georgischer Männer zu erfahren. Erst setzte sich der junge Mann neben mit im Bus und versuchte aus für mich sehr unerklärlichen Gründen seine Finger unter meinen Po im Bus zu schieben… ich hatte versiffte Klamotten an, einen Tramperrucksack auf meinen Knien und bestimmt keinen Rosenduft (nach dem etwas ruckeligen Rückflug) um mich… naja, er versuchte das gleiche bei Anne, die eine Reihe vor mir saß. Aus diesem Grund verließen wir lachend und Kopfschüttelnd den Bus und liefen zu mir nach Hause. Männer, tztztz! Ich sehe es einfach als eine nette Geste, dass wir endlich wieder hier sind und sich die Jungs einfach so freuen 😛
Die letzten zwei Anmerkungen zu dieser Episode… als wir nach Hause, also in mein Haus kamen, gab es für 2,5 Tage kein Wasser mehr. Das war vll ein Sch…! Ich musste ja am nächsten Tag wieder Arbeiten und hatte ab Freitag Fachsprachentagung mit vielen deutschen und internationalen Professoren… da will man ja auch nicht müffeln… aber Katzenwäsche tat es auch, bis das Wasser wieder floß.
Und das 2. Malör… ich meinte noch am Flughafen zu meinen Mädels: „Vielleicht sollte ich Levan anrufen, der holt uns auf jeden Fall am Flughafen ab!“ Tja hab ich aber nicht gemacht und nachts um 0.30 bekomm ich einen Anruf, den ich im Tiefschlaf annehme, dann aufflege und dann noch irgendwie meinen Ton ausschalte und höre somit keine weiteren Anrufe, keine SMSese und nix und wundere mich, dass am nächsten Morgen zahlreiche Anrufe von Nino und Levan auf meinem Handy sind. Und auch eine SMS von Nino: Mara wo bist du? Levan sitzt am Flughafen und wartet auf dich… Ja, shit ey! Uns wurde vor unserer Abreise der Rückflug storniert und so haben wir natürlich umgebucht. Ich hab das nur nicht bei meiner Chefin im Kalender geändert und somit dachte unser lieber Levan, dass die Kleine um 21 Uhr ankommt, ich war aber schon um 17.30 wieder in Georgien. Und so saß der Arme 3 stunden am Flughafen und rief nachts Nino an, die wiederum Elisabeth anrief und Nino Lekishvili und bestimmt auch Tamuna und so suchte das ganze DAAD Büro nachts um 1 Uhr die Kleine, die friedlich in ihrem Bett lag und schlief… wie es sich gehörte.
Ich hatte schon Pralinen für Levan besorgt und als Elisabeth ins Büro kam, ließ sie erstmal alles fallen und musste mich mit den Worten „Was hätte ich deiner Mama sagen sollen, wenn wir dich nicht mehr gefunden hätten!“ drücken. Es ist eben doch eine DAAD Familie hier. Levan hat mir verziehen! Und über all die Ereignisse und Erlebnisse der Fachsprachentagung in Tbilissi und des Fachkurses in Telawi berichte ich wenn ich aus meinem Kurzurlaub aus Kutaissi und dem Arbeitsaufenthalt aus Batumi zurück bin… OH GOTT! Ich werde nie mehr hinterher kommen alles schreiben zu können! Vor allem weil meine Schwestern auch noch in 2 Wochen da sind…
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