Hallo meine Lieben,
ich kann es selbst nicht glauben. Es ist schon wieder ne Woche rum und es gibt viel zu berichten von Guido, Rugby, Gastfreundschaft, Herta Müller und viel Alkohol 😉 (Nein, ich bin kein Alkoholiker, zumindest noch nicht!)
Aaaaalso, lasst mich mal in meinen Kalender schauen, um diese letzte Woche zu rekonstruieren… hmmm…Stimmt! Montag und Dienstag hab ich hauptsächlich damit verbracht Rumänisch (! , ja ich kann mir eure verwunderten Blicke vorstellen) zu lernen, da ich noch eine Prüfung am Mittwoch ablegen musste. Aber es ist alles gut, ich hab bestanden und das Leben ist wieder schön! Jetzt kann ich mich voll und ganz auf Georgien, Georgisch und Georgier/innen konzentrieren. Auch wenn ich ehrlich sagen muss, dass ich nur Jungs kennenlerne… nach meiner anfänglichen Nino-Phase sitzen ich mädelstechnisch irgendwie auf dem Trockenen 🙁 egal, die Jungs sind nett und irgendwann werden die Mädels schon aus ihren Häusern kommen 😉
Mittwoch hatte ich also diese Prüfung und bin dann abends erstmal mit Kalina schwimmen gegangen. Mit jedem weiteren Besuch in diesem Schwimmbad steigt meine Begeisterung dafür. Es sind jetzt auch vermehr Menschen in diesem Bad und wir haben rausgefunden, dass an dem Sonntag, an dem wir das erste Mal dort waren, es eigentlich geschlossen war und deshalb auch Reparaturarbeiten durchgeführt wurden und diese komische rostige Schubkarre da rumstand… also alles schön und Kalina und ich gehen flei0ig drei mal die Woche! Mittlerweile weiß ich auch, dass die Besitzerin Maia heißt und ich habe mir sowohl Schwimmbrille, als auch Badekappe gekauft, um jetzt voll durchzustarten! Bikinifigur… ich komme! Nach dem Schwimmbadbesuch hat es sich jetzt schon so eingependelt, dass Kalina immer noch auf einen Tee oder ein Abendessen bei mir vorbeikommt und auch mit Magda ist alles schön. Sie ist zwar immer noch sehr schüchtern und ist entweder in ihrem Zimmer oder sitzt mit Freunden vor facebook, aber ich bring sie jedes Mal mit meinen Georgischversuchen zum lachen und das ist das Wichtigste!
Am Donnerstag kam dann Guido Westerwave aka Superwelle nach Tbilissi und hat an der Staatlichen Javakhishvili Universität, kurz TSU, einen kurzen Vortrag über die 20jährigen Beziehungen zwischen Georgien und Deutschland gehalten. Ich kann euch sagen, der hat sein Englisch verbessert! Und er hat sogar zum Teil die Fragen selber verstanden, wobei ich sagen muss, dass ich mit der Aussprache mancher Georgierinnen auch so meine Probleme hatte! Hat man davon eigentlich in Deutschland irgendwas mitbekommen? Also, dass Superguido in Georgien war? Nein? Na, dafür gibts ja Mara Kolumna, die euch die neuesten Nachrichten (nicht mehr ganz so aktuell, sorry) auf den Tisch bringt! http://www.dw.de/dw/article/0,,15811149,00.html hier zum weiterlesen!
Nach diesem Vortrag und einem Beinah-Händeschütteln mit unserem Außenminister, aber nur beinah, weil ich es mir dann doch anders überlegt hatte 😉 , hab ich mich mit Zurab getroffen! Er ist eine arangierte facebook-Freundschaft… ja das hat was indisches, oder? Tatia und Tornike aus Hannover haben ihn mir sozusagen empfohlen, also ran an den Mann! In einer Menge von Studenten, Professoren und Botschaftern haben wir uns dennoch gefunden. Er hat mir gleich mal Irakli, Sandro und Giorgi vorgestellt… vielleicht sollte ich doch lieber Männer sammeln, ich glaub da bekomm ich mehr zusammen! Nach zwei Gläschen Rotwein und einer sehr leckeren Laugenstange (!!! Man bemerke hier LAUGENSTANGE! in Georgien und die hat besser geschmeckt als jede andere die ich in Jena gegessen habe!!! Georgier sind eben doch die besseren Bayern!) sind wir in die Altstadt gelaufen und haben in einem Cafe mit Livemusik den Abend auskllingen lassen. Ich möchte mich ja nicht beschweren, aber ich darf hier nie meine Sachen die ich konsumiere selbst bezahlen und ich kann mich garnicht wehren, denn entweder ist schon alles bezahlt und ich hab garnichts mitbekommen oder mir wird freundlich mein Geld wieder zurückgeschoben… was soll ich tun, ich bin ein „germaneli gogo“, also ein Mädchen, das aus Deutschland, dem Ausland kommt, also habe ich doppelt keine Chance mich an der Rechnung zu beteiligen… Ich schau mal wie lange meine Gastgeber das noch durchhalten 😉 und ich auch! Der Abend endete damit, dass ich nicht mal mit den Jungs U-Bahn fahren durfte, sondern ganz alleine in ein Taxi gesetzt wurde, das natürlich schon vorher bezahlt wurde und drei Mal dürft ihr raten, wer das Geld NICHT gegeben hat… und nach Hause gefahren wurde, nur weil ich ein gaaaaaanz kleines bisschen in meinem Rock gebibbert habe! Ja, also ich hätte das auch noch bis nach Hause überlebt, wenn ich mit den öffentlichen Verkehsmitteln gefahren wäre! Aber gut, ich beschwere mich nicht… sie meinen es ja nur gut 😀
Freitag hatte ich dann mal wieder Georgisch… ich werde jetzt zwei Mal die Woche von meiner Georgischlehrerin Manana auf der Arbeit besucht und ich lerne diese Sprache. Ich muss sagen hier fällt es mir wirklich viel leichter mir die Worte zu merken, da ich sie die ganze Zeit höre und von ihnen umgeben bin… in Deutschland hatte ich einfach keine Chance. Und alle sind begeistert von meinen Fortschritten und überrascht wenn ich Dinge verstehe, da ich ja doch erst seit 3,5 Wochen hier bin, doch die 5 Monate Sprachkurs in der Kaukasiologie in Jena zahlen sich aus! Danke Natia!!! Außerdem habe ich Keta kennengelernt, eine Deutsche, die mit ihrem Mann hier ist, der beim Samarither Bund arbeitet. Sie hat mir erzählt, dass sie beim Goethe Institut einen Literaturzirkel betreut und im Moment Herta Müllers „Herztier“ liest. Als ich daraufhin erzählte, dass ich Südosteuropastudien studiert habe und rumänische Literaturgeschichte als Fach belegt hatte, meinte sie, dass ich ja als Expertin mal eine Stunde gestalten könnte, in der es um Ceausescu und die politisch-historische Lage im Rumänien jener Zeit geht. Ich habe zugesagt und bin mal gespannt! Achja und bei der Fachsprachentagung im Juni soll ich einen Vortrag über Interkulturelle Wirtschaftskommunikation halten, wie das Studium aufgebaut ist und was Vor- und Nachteile sind… Ich werd mit meinem Studium doch noch was!!! 🙂
Freitag kam erst Kalina zu mir, doch wir haben es leider nicht mehr zum Schwimmen geschafft, da das Bad schon zu hatte. Also einfach nur entspannt Tee trinen und quatschen. Danach bin ich dann mit Irakli und Giga, einem Freund aus Kutaissi, unterwegs gewesen… der Abend endete mit wilden Tanzeinlagen von uns Dreien in Iraklis Küche… mehr muss ich nicht sagen, oder?
Am nächsten Morgen bin ich dann verkatert zum Schwimmen gegangen, hey… versprochen ist versprochen. Ich hab das Haus aber nicht ohne eine Drohung von Irakli verlassen: „Wenn du zu spät zum Rugbyspiel kommst… bring ich erst dich um, und dann deine gesamte Familie in Deutschland!“ ooooookay… Also sind wir ein wenig schneller geschwommen und nach dem Umziehen und Essen ins Taxi gesprungen. In Tbilissi herrschte Ausnahmezustand… überall Autos, Taxis, Stau, Menschen mit Flaggen, Bemalungen im Gesicht und Gegröhle gemischt mit Gehupe! Erst dachte ich mir, na ne halbe Stunde zu diesem Stadion sollte reichen, aber weit gefehlt! Wir kamen nur milimeterweise voran und andauernd rief ein total nervöser Irakli an wo wir denn nun seien, telefonierte sogar mit meinem Taxifahrer und klang zum Schluss wirklich verzweifelt! Aber bis auf einen kleinen, ziemlich doofen Zwischenfall (denn ich hatte Irakli falsch verstanden und dachte, dass er 2 Tickets für Nora und Jasper bekommen hätte und hatte das NICHT im Satz überhört, und somit eine Nora vor dem Stadion ohne Karte und wir schon drin 🙁 ) war es ein wirklich interessantes Spektakel.
Lena und ich wissen ja, dass Fussball-Fans in Jena wie Orks klingen und sich auch so verhalten, aber das ist nichts gegen Rugby-Fans in Tbilissi bei einem Spiel Georgien-Russland! Das ist Krieg… ich hatte das Gefühl irgendwo zwischen Herr der Ringe und Starwars zu sein! Grölende Männer, Menschenmassen vor den vergitterten Eingängen, es hatte auch was von Titanic, nur das die Menschen versuchten in das Gebäude reinzukommen… Es war super, zwar kalt, aber Georgien hat 46:0 gewonnen, was will man als Fan in Georgien mehr??? Was ist das nächste Spiel? Ich bin dabei! By the way… „scheni deda“ ist ein georgischer Fluch und wer diesen Ausspruch in seiner Perfektion hören möchte, sollte wirklich ins Stadion gehen… man hört es an allen Ecken und in sämtlichen Lautstärken! Ach ja, und da das Stadion im Freien ist und nicht überdacht, setzt man sich auf Zeitungspapier oder Plastiktüten um seinen Po vor Schmutz zu bewahren. Da man aber andauernd aufspringen und seinen Nachbarn küssen muss, wenn Georgien punktet, fliegen aufgrund des starken Windes Unmengen von Papieren und Plastiktüten durch die Luft… hat aber auch was Schönes, vor allem im Sonnenschein und im super klaren, wolkenlosen Himmel!
Der Abend nach diesem glorreichen Spiel war leider nicht so der Brüller 🙁 Erst wollten wir uns mit Sophie und den Mädels aus Rustavi treffen, die aber leider ein Mal zu oft für meine Nerven ihre Pläne umgeworfen hatten und ich irgendwann wirklich entnervt war, sowohl Irakli als auch Kalina von den neuen Plänen zu erzählen. Dann wollten wir zu Kalina fahren und dort mit anderen EVSlern Wein trinken, aber der Taxifahrer kannte die Straße nicht dun musste die ganze Zeit seine Scheibe innen mit der Hand wischen, da seine Lüftund nicht funktionierte und es aber auch nicht einsah das Fenster zu öffnen… Tja, nach 30min ließ Irakli den Mann wieder zurückfahren… und ich bin dann relativ angepi… und schlecht gelaunt noch mit in den Supermarkt, aber meinte dann, dass ich müde bin und nach Hause gehe. Was zu großer Verwirrung und Verstimmung bei den Jungs führte. Ich bin also nach Hause gegangen und nach 15min klingelte es an der Tür und Gioirgi, Nika und ein Mädchen (definitiv nicht Nino) versuchten mich im Schlafanzug und Birkenstock-Hausschuhen zur Tür rauszuziehen. Also hab ich versprochen nach kurzer Zeit bei Irakli vorbeizukommen und die Armen haben nichts getrunken und saßen nur rum bis ich da nach geraumer Zeit ankam. Danach sind wir noch zusammen in eine Bar gegangen, in der aber so ruhige Musik lief, dass ich beinah auf dem Sitzsack eingeschlafen bin.
Sonntag habe ich nichts Besonderes gemacht. Zum Früstück gabs Chinkali mit Rindfleischfüllung, obwohl ich eigentlich mal welche mit Käse-, Champignon- oder Kartoffelfüllung probieren wollte. Aber jedes Mal wenn ich versucht habe etwas anderes zu bestellen, kam die Antwort: Haben wir nicht! 🙁
Die meiste Zeit danach habe ich mein Zimmer aufgeräumt, abgespült und einfach mal relaxed. Abends hab ich einen Film geschaut und ein wenig Georgisch gelernt. Ich hatte gerade eben wieder Unterricht und bin mit einem hochroten Kopf aus diesen 90 Minuten rausgegangen, weil Manana so viele neue Wörter mitgebracht hat… aber ich werde eine brave Schülerin sein und bis Freitag alles in und auswendig lernen!
Eigentlich wollte ich mit der Deutschlehrerin, die in meinem Haus einen Stock über mir wohnt heute Kaffee trinken, aber Nora hat gerade angerufen und so werde ich um 18 Uhr in die Zauberflöte gehen! Juuhuuu! Für 3 Lari, also 1,50€! Ich liebe Georgien!
So, das wär es erstmal wieder von meiner Seite! Ich verspreche das nächste Mal wieder eher zu schreiben! Und ja, ich lade auch die ganzen Bilder in dieser Woche hoch! 🙂
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