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Mein erlebnisreiches Wochenende

Gamartschobat ihr freudigen Leser,

ich bin ja sehr froh und auch ein wenig stolz, dass meine Berichte soviel Anhänger und Interessierte finden! Ich freue mich über jeden Kommentar und jede Mail, die ich bekomme! Schreibt mir, denn ich will ja auch mitbekommen was ihr so macht!

Mein Wochenende war spitze, aber irgendwie auch sehr kurz. Im Vergleich zu letzter Woche war ich die ganze Zeit unterwegs. Freitag habe ich erstmal entspannt, Wohnung aufgeräumt, Geschirr abgespült… Magda kam ja am Samstag. Sie ist sehr nett, aber wir haben bis jetzt nicht soviel gesprochen. Im Moment wohnt sie mit ihrer Mama zusammen in ihrem Zimmer und außer „Hallo“ und „Tschüss“ haben wir noch nicht viel geredet, da wir beide viel unterwegs waren. Samstag früh erstmal ausschlafen und dann fertig machen mit Windjacke und Wanderschuhen… ich wurde auf der Straße von fast jedem von oben bis unten gemustert… egal, es gilt praktisch angezogen zu sein, wenn man die georgische Landschaft erkunden möchte! Und dann auf zur U-Bahnhaltestelle Didube, wo ich Sophie und ihre Mitbewohner treffen sollte. Natürlich hat es nicht auf Anhieb geklappt und wir mussten erst telefonieren und verwirrt dreimal um den Platz laufen bis wir uns gefunden haben. Als ich endlich an der richtigen Stelle ankam, fand ich lediglich 3 nicht georgisch aussehende und genauso „praktisch“ angezogenen Mädchen wie mich. Nach einem gegenseitig ausgetauschten fragenden Blick und einem „Mara?“ mit französischen Akzent lernte ich Krischka, die Freundin und Mitbewohnerin von Sophie kennen, außerdem noch Blanka, die polnische Mitbewohnerin und Conny, eine österreichische Europäische Freiwillige, die in Tbilissi wohnt. Sophie kam nach 3 Minuten, denn sie war auf der Suche nach mir… es war ein großes Hallo und freudiges Wiedersehen nach mehr als 8 Monaten. Aber wie wir feststellten, fühlt es sich so an als ob wir uns nur 2 Wochen nicht gesehen haben.

Ma petite et moi!

Dann ging das Abenteuer los: Wir mussten die richtige Maschrutka finden… man kann sich die Situation so vorstellen… 5 Mädels, wild auf Englisch schnatternd, suchen einen kleinen Minibus auf dem, natürlich auf Georgisch, die Ortangaben stehen. Das wäre gar nicht so schwierig, würden uns nicht andauernd Taxifahrer auf Russisch anbieten uns für horrende Preise dorthin zu fahren, wohin wir möchten, oder aber jede gefragte Person in eine andere Richtung zeigen… Gut, nach 10 Minuten wildem Hin- und Hergelaufe plus Taxifahrerabschütteln finden wir doch die richtige Maschrutka, die direkt vor unseren Augen wegfährt… NEIIIIIIIN! Aber puh… Erohlung von dem Schock, es folgt gleich die Nächste. Also Ticket kaufen für 1 Lari (50Cent) und rein in die gute Stube… wie die Hühner sitzen wir dann da in der letzten Reihe und lachen und gackern und unterhalten den ganzen Bus! Die Maschrutka füllt sich rasch und ab geht die Fahrt nach Mzcheta, das ca. 30 Minuten von Tbilissi entfernt liegt. Bei der ersten Haltestelle steigt nur ein Mann aus, dann kann also nicht die „richtige“ Station für uns sein, wir folgen dem Gesetz der Masse… nur leider gibt es keine Masse, da immer nur 3 oder 4 Menschen aussteigen… ratlos sitzt eine Meute aufgeregter Mädels in dieser Maschrutka und weiß nicht ob sie jetzt aussteigen soll oder nicht… irgendwann sitzen nur noch 3 weitere Menschen im Bus, der Fahrer schaut uns durch den Rüclspiegel fragend an und sagt irgendwas auf Georgisch… daraufhin springen wir auf und verlassen lachend und erleichtert den Bus! Wir sind da… in Mzcheta.

Blanka, Ich, Kriska und Sophie 

 

Nach der holprigen Fahrt muss zunächst eine Toilette gefunden werden, was sich als schwieriger erweist als gedacht. Also doch erst in die erste Kirche. Eine kleine Kapelle steht im Garten neben dem Friedhof, hier hat Nino (!!! hahaaa… nach langer Zeit endlich mal wieder eine, Nr. 7) gebetet und so hat König Mirian ihr eine winzige Kapelle gebaut. Da Blanka aber langsam wirklich nicht mehr kann und die ganze Zeit droht sich einfach den nächsten Baum zu schnappen, ziehen wir weiter. Da sehen wir das erlösende Schild, eine öffentliche Toilette! Ich muss zugeben, ich hab sie mir nicht mal von innen angeschaut, mir hat der Anblick von außen gereicht… aber um fair zu berichten… auch in Deutschland gehören öffentliche Toiletten nicht zu meinen Lieblingsplätzen! Da Conny sich während der Klo-Expedition eine Zigarette angezündet hat und mit dieser nicht durch die Straßen laufen möchte, weil sie selbst in Tbilissi schon von fremden Leuten angesprochen wurde – Frau, Zigarette, komisch – bleiben wir eine weile stehen und gehen dann erst weiter. Nachdem das Bedürfnis „Toilette“ abgehakt ist, kommt jetzt die nächste Ebene „Essen“. Wir suchen also frierend, weil wirklich kalter Wind, eine Bleibe. Das erste Restaurant ist noch im Bauprozess, das zweite zu teuer und das dritte… genau richtig für uns. Cafe und Restaurant in einem. Wie sich herausstellt ohne Küche, aber nachdem wir bestellt haben, läuft die Bedienung raschen Schrittes aus der Tür… die Spannung steigt! Wir trinken währenddessen Bier und quatschen über unsere bisherigen Erfahrungen mit Georgien, wie wir hier leben und was die Anderen in ihrem EVS (European Voluntary Service) so für Projekte machen. Nach 15 Minuten kommt die Bedienung mit einem rieeeesigen Korb voller dampfender Speisen: Wir essen Lobio (roter Bohneneintopf) und dazu viel Brot und fühlen uns schon wie richtige Georgierinnen… Man muss dazu sagen, der Grund warum wir Lobio essen ist, dass sie die meisten der vorher ausgewählten Speisen nicht hatten, aber hey… Essen ist Essen und es ist lecker und für mich eh alles neu! Auch dieses Cafe hat keine Toilette, doch nach einem halben Liter Bier, fragen wir die Bedienung und werden in die nächste Straße geschickt… hey, so ne Toilette hab ich seit meiner Reise von Rumänien nach Bulgarien nicht mehr gesehen! Mit ein wenig Geschicklichkeit geht alles!

Danach gehts in die große Kirche, in der wir auch den Anfang eines Gottesdienstes miterleben. In Deutschland heißt es immer, dass Muslime Kopftuch tragen, doch hier betritt auch keine Frau ohne Kopfbedeckung das Gotteshaus. Da Blanka, Krischka und ich keinen Schal tragen, streifen wir die Kapuzen unserer Outdoorjacken über, was sowohl zu Verwirrung aber auch zu vermehrtem Schmunzeln bei den anderen Teilnehmern führt. Da wir noch die Ruine besichtigen wollen und die letzte Maschrutka bereits in 2 Stunden fährt verlassen wir das nach Weihrauch riechende Gebäude und begeben uns wieder in die eisige Kälte. Auf dem Weg zur Ruine werden wir von einem der Straßenhunde bis zu unserem Ziel begleitet. Dort findet gerade ein privates Fotoshooting von russisch sprechenden Jugendlichen statt. Bewaffnet mit Chanel Handtaschen und riesigen Sonnenbrillen, aber ohne Highheels (woohooo!) wird gepost was die Kamera aushält! Wir machen es nach!

Danach gehts ab in die Maschrutka und in Richtung Tbilissi. Aber hey, was wäre eine Fahrt ohne einen betrunken Mitfahrer der nach Lust und Laune alle Mitinsassen anspricht und alle munter unterhält! Als letztes kommen wir an die Reihe. In lautem und von einer wirklich starken Alkoholfahne begleiteten Georgisch fragt er nach unserer Herkunft und freut sich über jedes georgische oder russische Wort.

Gott sei dank erreichen wir nach kurzer Zeit Tbilissi. Wir verabschieden uns und ich verspreche den Mädels nächstes Wochenende nach Rustavi zu kommen. Mit Conny tausche ich Nummern aus, da sie vor hat viel Wandern zu gehen und ich weiß, dass ich das alleine nie machen würde. Bei mir angekommen sehe ich endlich Magda, aber sie verlässt gerade die Wohnung. Nach kurzer Absprache mit Irakli werde ich von ihm abgeholt und wir fahren mit dem Taxi nach einer kleinen Odysee zu einem Irish Pub wo wir die Übertragung des Rugbyspiels Georgien-Rumänien schauen. Da wir um halb acht schon anfangen Wodka zu trinken, bin ich um neun schon gut bei der Sache und da auch noch ein Freund, Nika, Geburtstag feiert und uns einen Wodka nach dem anderen ausgibt, tanze ich irgendwann mit Nika wild zur Livemusik. Es wird das unterschiedlichste Zeug von Beatles über The Police und sonst noch vieles (ihr wisst doch… Mara und Bands oder Titel… no chance) gespielt. Nika... the dancing-kingNika und ich bekommen sogar Applaus für unsere schweißtreibende Performance! 😛 Zum Abschluss des Abends droht noch eine Schlägerei, die jedoch durch lange andauernde Diskussionen verhindert werden kann. Bereits um halb zwei falle ich glücklich in mein Bett. Und wieder einmal habe ich zwei facebook-Freunde und einen ausgeflippten Tanzpartner mehr gefunden 😀

Sonntag lässt sich relativ schnell zusammenfassen: erst 3 Maschinen Wäsche bei Irakli gewaschen, da ich keine Lust hatte meine Bettwäsche und sämtliche Handtücher mit der Hand zu waschen, dann mit Kalina das Schwimmbad gesucht und gefunden, Abo für 12 Besuche mit 100 Lari bezahlt und dann mit Schrecken festgestellt, dass wir dort jetzt noch 11 Mal schwimmen müssen… aber hey, immer positiv sehen ja: Es war Wasser im Becken! Nein, aber jetzt mal im Ernst. Das Schwimmbad hat 4 Bahnen, ist 20 Meter lang und wird glaub ich nur von uns benutzt. Wir haben und vorgenommen es am Mittwoch zu fotografieren… das muss für die Nachwelt oder auch einfach nur meine Leser festgehalten werden. Eine rostige Schubkarre die eine laute Pumpe beherbergt, Moos an der Decke und grünlich wirkendes Wasser… ja, das ist das ultimative Abwehrkräfte-Stärkungsprogramm! Aber der Besitzer strahlte total stolz als er es uns zeigte und machte auch noch freudig die unglaublich kalt wirkende Deckenbeleuchtung an. Bin mal gespannt wie viele andere Menschen ich dort antreffen werde! Danach gabs noch Abendessen für Kalina und mich bei mir zu Hause mit Käse, Brot und Tee. Kalina war total begeistert, weil ich einen Großteil meines Geldes in die unterschiedlichsten Teesorten investiert habe und sie sich garnicht sattsehen konnte an all den Früchte- und Kräutertees, da sie in letzter Zeit immer nur Grün- und Schwarztee bekam. Und zu guter Letzt meldete sich die verrückte Mädelstruppe aus Rustavi auch noch überraschend an und beehrte mich mit ihrer Anwesenheit und einer großen Flasche Bier. Die Drei rannten total fasziniert durch meine Wohnung und überlegen jetzt schon wie sie alle bei mir einziehen können.

Alles in allem war es ein sehr lustiges und auch anstrengendes, aber schönes Wochenende! Und jetzt heißt es… rein in die neue Arbeitswoche!

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