mein erster Schultag

große Schule, tolle Aussicht, nette Lehrerin, große Klassen (35-37 SuS), Museumsbesuch – Ich freue mich auf eine tolle Schulzeit 🙂

Am Donnerstag habe ich mittags Piedad kennengelernt – die Lehrerin mit der ich in den nächsten Monaten zusammen arbeiten werde. Wir haben uns an der Kirche Santo Domingo in der Innenstadt getroffen, von wo aus wir zur Schule laufen konnten. Das Colegio Municipal Fernandez Madrid liegt mitten in der Altstadt von Quito. Von außen ist es ein unscheinbares Gebäude, sodass ich mit dem großen Innenhof, dem wunderschönen Blick auf die Stadt und den vielen dazugehörigen Gebäuden nicht gerechnet hatte.

Piedad zeigte mir zunächst das Schulgebäude, danach ihre Klasse. Sie hat ein großes Klassenzimmer für sich alleine, mit vielen Materialien wie Büchern, Spielen und Bastelutensilien. Hinten im Klassenraum ist Platz um Bewegungsspiele machen zu können. Wir werden acht verschiedene Gruppen von Zehntklässler*Innen (SuS sind 13-15 Jahre alt) unterrichten. Die Klassengröße liegt zwischen 35 und 37 Schüler*Innen. Die Schüler*Innen haben alle nur ein Jahr lang Deutsch – d.h. wir fangen mit allen bei Null an. Nachmittags gibt es jedoch Clubes, in denen auch schon „fortgeschrittenere“ Schüler*Innen unterrichtet werden. Hier weiß ich jedoch noch nicht genau wann diese stattfinden werden und was die SuS bereits können.

Insgesamt gibt es in der Schule ca. 60 SuS mit besonderen Bedürfnissen (necesidades especiales). Piedad freut sich sehr über mein Sonderpädagogikstudium und würde sich freuen, wenn ich auch individuell mit dieser Schülergruppe arbeite. Bei den Zehntklässler*Innen sind insgesamt acht Schüler*Innnen mit Förderbedarf (FS Lernen, Sehen – mehr weiß ich noch nicht). Zudem hat sie schon mit dem Schulleiter gesprochen, dass ich auch in anderen Gruppenkonstellationen mit den SuS mit Förderbedarf arbeiten könne. Des Weiteren wäre sie daran interessiert, dass ich eine Schwimmgruppe betreue – die Schule verfügt über ein eigenes Schwimmbad.  Es gibt also scheinbar genug zu tun 🙂 🙂

Am Freitag hatte ich dann den ersten Tag Unterricht. Ich beginne um 7:40 Uhr – komme somit also erst zum zweiten Kurs, da der erste bereits um 7 Uhr beginnt. Piedad möchte jedoch nicht, dass ich so früh den Fußweg von der Estacion La Marin zur Schule hochgehe, sodass ich erst später beginne. Am Freitag hatten wir zwei Kurse, in denen wir das Sich-Vorstellen und die Zahlen wiederholt haben. Alles fand spielerisch statt, was mir sehr gut gefallen hat. Die Schüler*Innen waren gut bei der Sache, haben mich sofort akzeptiert und es hat wirklich viel Spaß gemacht! Während Piedad vorne Aufgaben vorgegeben hat, bin ich durch die Reihen gegangen und habe mit den Schülern individuell gesprochen.

Mittags gingen wir in das Museo de la Ciudad, wo eine Ausstellung von einem deutschen Künstler gezeigt wurde. Der Künstler selbst war vor Ort und zeigte uns eine halbe Stunde lang seine Werke. Dabei ging es um die Darstellung der Gedanken und Wahrnehmungen der Kultur, zum Einen aus Sichtweise der Eroberer (Spanier) , zum Anderen aus Sichtweise der indigenen Bevölkerung Ecuadors.
Ich persönlich fand die Darstellung kritisch. Ein Deutscher spricht über die Wahrnehmung der Spanier und der Ecuadorianer … Der Künstler hat versucht sich in die Kultur einzuarbeiten – dass dies jedoch nicht immer gelungen ist wurde an einigen Stellen deutlich, beispielsweise als Nachfragen gestellt wurden. Mir stellt sich hierbei die Frage: Wieso spricht ein Deutscher über die ecuadorianische Kultur (die nicht seine eigene ist) und vergleicht diese mit der Wahrnehmung von Spaniern (zu denen er sich auch nicht zählen kann)? Inwieweit ist diese Darstellung authentisch? Wieso können die Spanier und Ecuadorianer nicht selbst zu Wort kommen?
Nach der Führung konnten die Schüler sich, mit einem ecuadorianischen Guide, die Ausstellung zur Geschichte Ecuadors und zur Geschichte des Gebäudes ansehen und erklären lassen. Das fand ich sehr informativ und gut gemacht.

Morgen geht es nun weiter in der Schule. Ich freue mich auf eine spannende Zeit!

 

Vorbereitungsseminar und Ankunft in Quito

Da sich beim letzten Blog einige über zu viel Text beschwert haben folgt nun eine kurze Zusammenfassung für alle die nicht viel lesen wollen 🙂

Vorbereitungsseminar am Werbellinsee:
spannend, zum Nachdenken anregend, neue Leute kennenlernen, informativ, anstrengend

Ankunft in Quito:
ohne Probleme, guten Flug, Heimfahrt mit Judy, erste Nacht bei ihr verbracht, Gefühl nach Hause zu kommen
Ankunft in der WG am nächsten Tag:
aufregend, Vorort, überflutetes Zimmer, nette Leute, schöne Wohnung 

 

Für alle die mehr Infos möchten:

Die Vorbereitung :
Vom 01.09 bis 10.09 habe ich mich zusammen mit 319 anderen Freiwilligen am Werbellinsee bei Berlin getroffen. 10 Tage lang bereiteten wir uns auf unseren Freiwilligendienst vor. Dieses Jahr war die Gruppe der Freiwilligen (und dadurch auch die Teamer*Innen-Gruppe) so groß wie nie zuvor, zwischenzeitig müssen wir um die 400 Leute gewesen sein. Das Gelände liegt irgendwo im Nirgendwo – direkt an Wald und See angrenzend -, bietet Platz für ca. 1000 Gäste und verfügt über kleine Häuser in denen sowohl die Seminare als auch die Schlafzimmer waren. Zudem gibt es ein Seminarhaus, in dem sich auch das Orga-Büro befand.

Die 10 Tage teilten sich in Workshops und Homezone-Zeiten ein. Die Homezones waren feste Bezugsgruppen in denen wir uns mit Menschen austauschen konnten, die in ähnliche Regionen gehen wie wir. In meiner Gruppe waren 12 Leute und zwei Trainerinnen. In diesem „geschützen Rahmen“ fanden sowohl Reflexionen zu den zuvor besprochenen Themen statt als auch Gespräche über eigene Erwartungen, Sorgen und Ängste. Die Workshops waren in fünf Themenblöcke aufgeteilt: Gesellschaftliche Machtstrukturen und der FWD, Reflexions- und Schutzräume: Empowerment, Weißsein, Gender, Klassismus, Kreativität und Praxis, Gesundheit, Prävention und eigene Grenzen und UNESCO-Themen. Zu jedem Thema wurden unterschiedliche Einheiten angeboten. Im Vorfeld hatten wir die Möglichkeit uns die Themen näher anzusehen (teils 25 verschiedene) und drei Wünsche zu äußern – welche bei mir immer berücksichtigt wurden. Zusätzlich gab es eine Exkursion nach Berlin, bei der wir vom Auswärtigen Amt begrüßt wurden und an unterschiedliche Themen-Stadtführungen teilnehmen konnten. (Ich besuchte eine Führung zur Obdachlosigkeit in Berlin, die von einem ehemals Obdachlosen durchgeführt wurde. Sehr spannend, informativ, aufklärend, zum Nachdenken anregend…). Zwei der zehn Tage wurden durch unsere Partnern gestaltet. Für mich war somit das Goethe Institute /PASCH zuständig. Dabei ging es vor allem um die Vorbereitung auf unseren Einsatz an einer Schule: welche Lehrmethoden gibt es, wie kann man Unterricht gestalten etc… ;)….
Das Seminar hat auf jeden Fall seine Berechtigung, auch wenn wir alle die 10 Tage schon extrem lang fanden. Der tägliche Input kann irgendwann einfach nicht mehr verarbeitet werden, die Gruppengröße führte dazu, dass man selten alleine war (auch wenn man sich die Freiräume durchaus zwischendurch schaffen konnte). Die Themen waren jedoch alle wichtig – auch wenn für mich vieles eine Wiederholung war, da ich schon an einem ähnlichen (weltwärts-)Seminar teilgenommen hatte…
Insgesamt war es aber eine gute Zeit, in der ich zudem super nette Leute kennenlernen durfte.

Ankunft in Quito: 
Am Dienstag Morgen um kurz vor acht ging es dann endlich los – von Düsseldorf nach Madrid und von Madrid nach Quito. Der Flug war echt gut, ich war bei weitem nicht so aufgeregt wie 2015 und habe mich einfach nur unglaublich doll gefreut. In Quito hat Judy mich vom Flughafen abgeholt, mit dem Bus ging es in die Stadt und von dort aus dann mit dem Taxi zu

Choclo

ihr nach Hause. Es war wieder einfach das Gefühl anzukommen, zu Hause zu sein… Super schön und unbeschreiblich. Judy hatte für mich extra Choclo gekocht und Bratäpfel vorbereitet. Trotz 23 Stunden Reise war ich nicht allzu müde, sondern einfach nur glücklich wieder hier zu sein. Daher habe ich mich riesig gefreut, als am Abend noch Karolina und Gerrit vorbeigekommen sind. Karo habe ich vor zwei Jahren in Deutschland kennengelernt. Sie ist Ecuadorianerin und hat in Dortmund promoviert. Die letzten beiden Jahre habe ich viel Zeit mit ihr in Deutschland verbracht und es ist einfach so unglaublich, dass wir uns nun hier in Quito wieder begegnen und wieder nicht weit voneinander entfernt wohnen. Karo ist im Mai nach Ecuador zurück gekommen. Ihr Freund Gerrit kam dann vor ca. einem Monat nach.

Den Mittwoch habe ich relativ ruhig verbracht. Vormittags bin ich mit Judy in die Stadt gefahren, da ich mir zum einen eine SIM Karte kaufen wollte, zum anderen dachte ich, dass ich hier mein Visum registrieren lassen müsse. Wie sich herausgestellt hat gibt es jedoch ein neues Gesetzt, wonach die Registrierung nicht mehr notwendig ist. Allerdings kam dabei heraus, dass mein Visum eigentlich schon acht Tage vor meiner Abreise abläuft. Ich hatte sowas schon befürchtet, aber da ich dem Konsulat in Deutschland sowohl meine Flugdaten per Kopie geschickt hatte, als auch zweimal per Mail die Dauer des Aufenthaltes bestätigt hatte, war ich davon ausgegangen, dass alles stimmt. Jedoch ist es so wie befürchtet – das Visum gilt ab Ausstellungsdatum und nicht ab Einreise ins Land… Ich werde nachher mal dem Konsulat in Deutschland schreiben und mal sehen was sich da machen lässt. Ich bin aber ganz entspannt, dass sich da eine Lösung finden lässt.

Mittwoch Abend ging es dann los zur WG. Da meine Mitbewohner tagsüber nicht da waren, konnte ich nicht vorher kommen. Also nahm ich gegen acht Uhr abends ein Taxi und los ging es… Die Wohnung liegt im Stadtteil La Vicentina – ein ruhiger Teil etwas außerhalb und doch sehr zentral. Ich wurde von einigen Leuten schon im Vorfeld verrückt gemacht, es sei hier alles gefährlich, die Gegend sei unglaublich weit entfernt etc. Der Eindruck von „weit entfernt“ bestätigte sich zunächst, als wir im Dunkeln immer weiter in einen Vorort fuhren, der Verkehr immer weniger wurde und die Straßen immer enger und verschlungener. Zunächst fanden wir die Straße nicht, doch nachdem der Fahrer viele Passanten gefragt und ich mit meinem Mitbewohner telefoniert hatte, erreichten wir endlich das Haus. Die Begrüßung war herzlich – wobei mir sofort gesagt wurde, dass es schlechte Nachrichten gäbe. Die gute Nachricht sei, dass ich nun angekommen wäre – die schlechte dass mein Zimmer unter Wasser stände. Nachdem ich mir die Bescherung angesehen hatte – ca. 2-3 cm. hohes Wasser im ganzen Zimmer – nahm ich mir den dritten Aufnehmer und half den beiden Jungs das Wasser vom Holzboden aufzuwischen. Neben meinem Zimmer war auch das Bad, Teile des Wohnzimmers und ein Teil des Schlafzimmers von meinem Mitbewohner überflutet. Wie sich nachher rausgestellt hat, ist im Bad ein Hebel vom Warmwasserbehälter aufgegangen und hat mit krassem Druck das Wasser im ganzen Haus verteilt.

Die WG ist super schön, ich habe ein kleines Zimmer für mich alleine (direkt neben dem Bad ;)), es gibt ein großes Wohn-/Esszimmer, eine kleine Küche und drei weitere Schlafzimmer. Momentan sind wir zu sechst in der Wohnung – ein Zimmer wird sich geteilt und eine neue Mitbewohnerin aus Spanien hat die letzten Nächte bei uns im Wohnzimmer geschlafen, zieht aber bald in die WG über uns.
Über uns ist eine weitere WG mit vier Schlafzimmern, darüber eine Dachterasse mit einem kleinen „Garten“ und einem „Apartment“. Dort wohnt ein weiterer Mitbewohner. Seine Freundin kommt in der nächsten Woche ebenfalls zu uns (schwanger, Baby kommt im Dezember). Die drei Stockwerke sind durch eine Treppe miteinander verbunden. Die Haustür unten zur Straße ist immer zu, alle anderen Türen sind alle offen, sodass es faktisch keine getrennten WGs sind, sondern eine große Gemeinschaft. Super cool. Momentan sind wir (wenn ich das alles richtig überblicke) ein Ecuadorianer, ein Spanier und eine Spanierin, zwei Franzosen, ein Columbianer, zwei Venezulaner und eine Venezulanerin und ich 🙂 Aber kann auch sein dass ich jemanden vergessen habe, hier laufen ganz viele Menschen rein und raus und manchmal blicke ich noch nicht durch wer hier wo wohnt :D. Alle sind super nett, es ist immer was los und trotzdem kann ich mich zurückziehen wenn ich gerade meine Ruhe haben will. Abends wird hier oft Gitarre gespielt, gesungen, wir haben ein Cajon, Flöten, es wird gemeinsam weg gegangen ….  Also – ich fühle mich wohl!!