Archiv des Autors: Luise Thürbach

Mein Start in Albanien – zwischen Aufbruch, Aufregung und Dankbarkeit

Als ich zu Hause meinen Koffer gepackt habe und die letzten Sachen in meine Tasche gewandert sind, hatte ich ein ganz schönes Durcheinander an Gefühlen: Vorfreude, Aufregung, aber auch Unsicherheit. Ich habe mich gefragt, wie es wohl sein wird, in einem neuen Land anzukommen, in einer Kultur, die ich kaum kenne, und mit einer Sprache, die mir völlig fremd ist. Nach dem Vorbereitungsseminar war mein Kopf voll – mit Gedanken, Erwartungen, Sorgen und ganz viel Neugier. Und gleichzeitig hatte ich auch ein Gefühl von Erleichterung: Endlich geht es los. Nach der ganzen Planung und Organisation war es jetzt so weit, loszugehen.

Auf dem Weg zum Flughafen nach Düsseldorf hatten wir erst einmal eine Panne. Für einen Moment habe ich mich gefragt, ob das wohl ein Zeichen ist, dass ich nicht lossollte. Aber am Ende hat alles doch noch geklappt, und als ich in Tirana aus dem Flugzeug gestiegen bin, war alles andere vergessen. Ich wusste: Jetzt beginnt meine Zeit hier. Ich war nervös, glücklich und vor allem aber voller Vorfreude. Ein Jahr Albanien. Ein Jahr voller neuer Erfahrungen.

Jetzt, etwa anderthalb Monate später, kann ich sagen: Ich bin angekommen. Und ich könnte kaum glücklicher sein. Die Wochen sind wie im Flug vergangen – mein erster Arbeitstag an der Schule, das erste Projekt, der Sprachkurs, neue Freundschaften, Ausflüge. Alles ging so unfassbar schnell, und trotzdem fühlte es sich so leicht an. Was sicherlich einen großen Teil dazu beigetragen hat, ist, dass die Albanerinnen und Albaner hier eine unglaubliche Herzlichkeit und Offenheit haben.
Was mich besonders beeindruckt, ist die Leichtigkeit der Menschen. Trotz mancher Herausforderungen im Alltag begegnen sie dir mit einem Lächeln, einer offenen Geste oder einfach ehrlicher Hilfsbereitschaft – sei es im Supermarkt, wenn du ratlos vor dem Regal stehst, oder wenn du den Weg suchst. Es ist, als würde man hier ein bisschen anders atmen: gelassener und freier.

Schon an den ersten Wochenenden war ich mit Freunden unterwegs – erst in Durrës, dann in Dhërmi. Wir haben wunderschöne Strände gesehen, in kleinen Restaurants traditionell albanisch gegessen und die Sonne am Meer untergehen sehen. Diese Momente waren so wunderschön, dass ich manchmal gar nicht glauben konnte, dass ich hier wirklich lebe und nicht nur reise.

Ich arbeite am Sami-Frashëri-Gymnasium, einer deutsch-albanischen Schule in Tirana. Es ist die einzige staatliche Schule dieser Art in der Stadt, und man merkt, dass die Schüler:innen das zu schätzen wissen. Einige Fächer wie Deutsch, Mathematik und Physik werden auf Deutsch unterrichtet, die anderen auf Albanisch. Am Anfang habe ich viel hospitiert, und es war spannend, aber auch ein bisschen ungewohnt, so kurz nach dem eigenen Abitur wieder im Klassenzimmer zu sitzen – aber diesmal auf der anderen Seite.
Schon nach kurzer Zeit durfte ich mich dann bei Projekten einbringen, zum Beispiel beim Straßenfest zum Tag der Deutschen Einheit, bei dem unsere Schule einen Stand hatte. Gemeinsam mit einer Lehrerin und Schüler:innen habe ich daran gearbeitet, und es war schön, direkt Teil eines Projekts zu sein. Inzwischen bin ich in verschiedene Projekte eingebunden: Ich helfe beim Schulpodcast mit, leite Konversationsstunden, gebe Deutschnachhilfestunden für die 10. Klassen und unterrichte sogar eine Albanischlehrerin in Deutsch. Es ist spannend, so viele unterschiedliche Aufgaben zu haben und sich immer wieder auf Neues einzulassen. Nicht alles klappt sofort, aber ich habe gelernt, dass das total in Ordnung ist.

Eine der größten Herausforderungen ist definitiv die Sprache. Albanisch ist anders als jede Sprache, die ich bisher gehört oder gelernt habe. Ich habe erst wenige Stunden Sprachkurs gehabt und verstehe in Gesprächen auf der Straße meistens nicht viel mehr als „Përshëndetje“, „Si je?“ und „Mirupafshim“. Aber die Motivation, die Sprache besser zu beherrschen, ist da, und jedes Mal, wenn ich ein Wort verstehe oder selbst eines benutze, das jemand wirklich versteht, freue ich mich sehr.

Was mich selbst überrascht hat, ist, dass ich bisher kein richtiges Heimweh hatte. Bevor ich losgeflogen bin, hatte ich Sorge, mich einsam zu fühlen, aber das Gegenteil ist passiert. Immer wenn ich an meine Familie, an meine Freunde oder an Köln denke, habe ich kein Gefühl von Heimweh, sondern eher ein warmes Gefühl – ein Gefühl von Dankbarkeit. Dankbar dafür, was ich zu Hause habe, und dankbar dafür, dass ich jetzt hier bin und all das erleben darf.

Ich bin gespannt, was die nächste Zeit bringt. Es gibt so viel zu entdecken, zu lernen und zu erleben. Jetzt tauche ich aber erstmal wieder in meinen Alltag in Tirana ein – zwischen Schule, Sprachkurs, neuen Begegnungen und Erlebnissen.

Mirupafshim!

Eure Luise