Noch ein Nachtrag…

17.09.2015, Hannover. Schon fast einen Monat ist es wieder her, dass meine Maschine aus Istanbul wieder deutschen Boden unter die Räder bekommen hat. Mein Abenteuer Tadschikistan ist damit offiziell beendet.

Ich entschuldige mich bei allen Lesern meines Blogs, dass leider in den letzten Monaten keine neuen Einträge mehr gekommen sind und  versuche jetzt noch einen kurzen Abriss über die verbliebene Zeit zu formulieren. Es folgen also die aus meiner Sicht wichtigsten Ereignisse.

 

Nachbereitungsseminar (31.05.-09.06.2015)

Früh am Morgen, nach wenig Schlaf, geht es los zum „furudgoh“, dem internationalen Flughafen von Duschanbe, in dem Dana, Christin, Antonio und meine Wenigkeit ein Flugzeug der kasachischen Linie Air Astana besteigen, das uns über imposante Berglandschaften nach Almaty bringt. Das Sim-Sim von gestern zeigt seine Nachwirkungen und der Druckabfall in der Kabine tut sein Übriges, um den Flug in eine absolute Tortur zu verwandeln. Gut, dass wir jetzt acht Stunden Aufenthalt haben, um eine Ibuprofen in der Blutlaufbahn abzubauen. Wir treffen uns im Zentrum der größten kasachischen Stadt (eine Stadt!!!!) mit der dort eingesetzten kulturweit-Freiwilligen und machen eben so viel Sightseeing, wie die Zeit es zulässt.

Um 22 Uhr geht der Anschlussflug nach Peking, die kasachische Pferdewurst, eine  echte Delikatesse, lasse ich schweren Herzens am Duty-free Shop zurück. Landung ist morgens früh um vier in Peking am riesigen Capital Airport. Der Wechsel des Terminals dauert so lange wie eine Marschrutkafahrt durch ganz Duschanbe. Was auffällt, sind die vielen verschiedenen Leute, die sich unterschiedlich anziehen, und alles ist so bunt und groß – eine echte Sinnesberauschung. Trotzdem können wir den kurzen Aufenthalt gar nicht so richtig genießen, weil wir alle fast sterben vor Müdigkeit. Ein gutes chinesisches Frühstück weckt uns nur vorübergehend. Nach endlosen neuen Sicherheitskontrollen und drei neuen Stempeln im Pass stehen wir vor der letzten Maschine des Hinflugs – Miat Mongolian Airlines bringt uns mit einer Boeing 757 aus den Siebzigerjahren zum Chengis Khan International Airport in Ulaanbaatar, auf dem wir um 12 Uhr Ortszeit landen (Fun fact: Der Zeitunterschied zwischen Deutschland und Tadschikistan beträgt drei Stunden, der zwischen Tadschikistan und Ulaanbaatar vier).

Der erste Eindruck von der Mongolei ist umwerfend, trotz Müdigkeit: Absolute Steppe umgibt die Hauptstadt, die gerade in den Vororten wie eine Mondlandschaft wirkt, in die ein verrückter sowjetischer Architekt mit Stolz seine Platten gebaut hat. Dazu noch der Verkehr, in meinem ganzen Leben habe ich noch nichts Chaotischeres gesehen.

Nach einem ausgeprägten Mittagsschläfchen erkunden wir nun die Stadt, den Sukhtbaatar Platz, das Gandan Kloster (das wirklich, wirklich beeindruckend ist – die Gebetskurbeln lassen mich die gesamte Zeit nicht mehr los). Zufällig treffen wir dort auch Philipp, den Freiwilligen aus Bischkek, mit dem wir später in den Dschingis Khan Irish Pub gehen und Dschingis Khan Bier trinken – alles unter dem Bild von Dschingis Khan, der uns von überall zu beobachten scheint. Die Mongolen mögen den anscheinend.

Am Montag geht dann auch das Zwischenseminar los, und alle zentralasiatischen und mongolischen Freiwilligen kommen zusammen, um über ihre bisherigen Erfahrungen zu sprechen und zu diskutieren, wie es noch weitergeht. Dabei entstehen auch sehr interessante Projektideen. Jonas, der Kollege aus Samarkand, sprüht nur so vor Kreativität, was seine Einsatzstelle angeht, und ich hole mir noch ein paar Inspirationen für die kommenden Projekte in den Sommerferien. Dazu hat das Seminar echt was gebracht – und ich glaube, den Schülern haben die Projekte hinterher Spaß gemacht :))). Das transkulturelle Training bringt eher weniger für mich. Der ex-sowjetstaatenerfahrene Trainer hat andere Vorstellungen von Tadschikistan als ich, und so kommen wir nicht wirklich auf einen gemeinsamen Nenner.

Trotzdem war das Seminar höchst spannend und hat mir viele neue Impulse gegeben. Nochmals danke dafür an kulturweit!

Erwähnenswert ist definitiv noch die Exkursion in den Terech Nationalpark, den wir am Mittwoch machten. Das Essen mit einer mongolischen (oder eigentlich kasachischen) Familie in der Jurte, Reiten auf mongolischen Pferden (die zum Teil ganz schön Feuer unterm Hintern haben – unser schwäbischer Kollege hat das am eigenen Pferde feststellen können) und einfach die umwerfende Landschaft haben mich tief beeindruckt. Bailala.

Nach viel zu kurzen sechs Tagen in diesem beeindruckenden Land und einem reichhaltigen Abschiedsessen ging auch schon wieder der Rückflug – diesmal allerdings nur einer – nach Peking. Erneut der bunte Kulturschock nach der offiziellen Einreise, und nun ging es mit dem Capital Airport Rapid Train direkt rein in die chinesische Metropole (bei einem kleinen Größenvergleich kam heraus, dass allein die Stadt an sich mehr Einwohner als Tadschikistan hat, ganz zu schweigen vom gesamten Verwaltungsgebiet, welches fast dreimal so viele Einwohner hat). Man stelle sich also nun drei Freiwillige vor, die im Zentrum dieses pulsierenden Schmelztiegels aus verschiedenen Nationalitäten, Gerüchen und inmitten einer umhupten Ringstraße aus der U-Bahnstation treten und komplett vom ersten Eindruck erschlagen werden. Alles ist bunt, laut und blinkt, und wo du auch hinsiehst – überall stehen große, unentzifferbare chinesische Zeichen. Ein wahres Paradies.

Wir bahnen uns den Weg zum Hostel, durch Fahrräder und Mofas – Holland und Italien treffen mit exotischem Touch aufeinander.

Die nächsten drei Tage verbringen wir mit viel Staunen, Bahnfahren und vor allem Laufen (meine Schuhe fielen danach buchstäblich auseinander, eine Reparatur ist laut der Verkäuferin nicht mehr in Betracht zu ziehen). Wir steigen auf die chinesische Mauer, besuchen den Himmelstempel und etliche Parks sowie die Künstlerviertel im Zentrum und die Studentenviertel etwas außerhalb. Dort treffen wir auch Phuong, die Freiwillige vom Goethe-Institut in Peking, die uns in die deliziösen Kochkünste südchinesischer Provinzen einführt.

Was wir nicht schaffen, sind das große Künstlerviertel 708 Art District und die verbotene Stadt, da diese dummerweise montags geschlossen hat – noch ein Grund, schnellstmöglich zurückzukommen; außerdem sind auf meiner Beijing Subway Card noch 15 Yuan, die müssen ja auch verbraucht werden.

Dienstagmorgen müssen wir dann wieder zum Flughafen, weil unser temporary entry permit nach drei Tagen ausläuft, und zum wiederholten Mal frage ich mich, warum zum Teufel ich mir kein anständiges Visum geholt habe, mit dem ich länger in dieser genialen Stadt hätte bleiben können.

Der Rückflug verläuft ruhig, ich verschlafe ihn eigentlich komplett. Bloß über der Taklamakan-Wüste werde ich kurz geweckt, weil es Essen gibt und der Blick wieder umwerfend ist. Nach dem obligatorischen Umstieg in Almaty und einem kurzen Gang zum Duty-free Shop ebendort landen wir um drei Uhr nachmittags wieder in Duschanbe. Der schnoddrige Taxifahrer will uns wieder abziehen, deshalb laufe ich die letzten Meter. Es fühlt sich an wie nach Hause kommen.

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Der Fernsehturm und Blick über Almaty

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Ulan Bator mit den Jurtenvierteln im Hintergrund

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Gruppenfoto auf Dschingis Khan

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Landschaft in der Mongolei

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Souveniers aus Peking

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Tian’an Men 

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Chinesen machen gerne Fotos mit Europäern – und Europäer mit Chinesen 🙂

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Chinesische Mauer bei Mutianyu

Theaterprojekt, Sommerschule und Sommerkurs (10.06.-14.07.2015)

Um nach dem großartigen Zwischenseminar nicht in ein Loch zu fallen, organisiere ich mit tatkräftiger Hilfe von Munawara, Shiringul und Mohinav – den besten Deutschlehrerinnen an der Schule!! – ein Theaterprojekt für die fünften Klassen. Eigentlich war der Plan, meine Kindheitshelden Tiger und Bär auf die Bühne zu bringen. Da wir aber nur wenig Zeit haben, wird letztendlich das Stück „König Adalbert und das Gespenst“ aufgeführt – die Kinnings sind begeistert! Kronen, Umhänge  und Zepter werden gebastelt und  fleißig Texte gelernt. Dabei fällt auf, dass einige der Kinder wirklich ein Riesentalent fürs Schauspielern haben und dabei richtig aus sich rauskommen. Das macht nicht nur uns Spaß, sondern auch den Zuschauern – obwohl die Eltern und Lehrer, die im Publikum sitzen, wenig bis gar kein Deutsch verstehen.

Als nächstes steht die „PASCH-Sommerschule“ an – vom DAAD organisiert, wird sie zu einem Heidenspaß für die SchülerInnen der neunten und zehnten Klassen der Schulen Nr. 89 und Nr. 28. Tanzen, Singen, Schattentheater und ein Ausflug in den Erholungsort Romit bringen die Kreativität und den Lerneifer ganz nach oben. Am Ende sind alle traurig, denn nicht nur die Sommersschule ist vorbei, sondern auch die Zeit von Arthur, dem Leiter des DAAD-IC’s in Duschanbe, er geht zurück nach Deutschland. Ein echter Verlust für sämtliche Beteiligten, vor allem auch für die kulturweit-Freiwilligen.

Nach der Sommerschule gibt es ein verlängertes Wochenende mit kleinem Ausflug nach Khujand, wo Christin und ich endlich mal die Kollegen aus dem hohen Norden besuchen und Antonios Geburtstag am Stausee mit Schaschlik (und ohne Plov) feiern.

Wieder zurück in Duschanbe, fange ich an, einen Kurs für die zukünftigen DSD2 Schüler zu geben, bei dem allerdings letztendlich nicht mehr viele Schüler kommen, weil die meisten mit ihren Eltern über die Sommerferien auf ihre Dörfer fahren. Trotzdem lernen die Schüler, die da sind, eine ganze Menge über die deutsche Sprache, die Evolutionstheorie und warum Deutsche verdammt nochmal so viel Fahrrad fahren. Und nach dem Unterricht gibt es jeden Tag noch eine Runde Volleyball, da der Ramadan bei Temperaturen um die 43° Celsius ein anständiges Fußballspiel verhindert (Außerdem müssen die Schüler ja nicht unbedingt sehen, wie schlecht ich spiele :D).

So langsam nähert sich auch mein Geburtstag und damit ebenfalls der nächste tadschikische Urlaub. An dem Tag selber entdecke ich auf dem Schulhof ein riesiges Graffiti, auf dem ein paar Schüler mir zu Geburtstag gratulieren – supernett, aber gefährlich: Die Direktorin hat einen großen Wutanfall bekommen, glücklicherweise kann sie die Buchstaben aber nicht lesen…

 

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Die Theatergruppe

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Die Abschlussschüler mit Abibuch 

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Sommerschulen-Gruppenfoto

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Wandmalerei beim DAAD

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Schaschlik in Khujand

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Wassermelonenstand auf dem Basar in Istaravshan

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Goldene Leninstatue in Istaravshan

 

Pamir 15.07.-21.07.2015

Frühmorgens geht es los: Antonio, der gerade am Vortag wieder aus Deutschland eingetrudelt ist, und ich begeben uns zum Taxistellplatz in der Nähe des Flughafens. Wir angeln uns den besten Jeep, der noch verfügbar ist – um halb sieben Uhr morgens sind die meisten schon abgefahren.  Nach einer dreiviertel Stunde Wartezeit im Auto kommt ein Soldat mit Familie und verlangt vom Fahrer, dass wir unsere Plätze zu verlassen hätten, damit er seine Familie positionieren kann. Der obrigkeitshörige Fahrer teilt uns also mit, wir hätten nun hinten zu sitzen, und nach kurzer Diskussion verlassen wir das Fahrzeug mitsamt unserem Gepäck.

 

„Kleiner Exkurs – Reisen in Tadschikistan.

In Tadschikistan besteht für Langstreckenreisen keine touristische Infrastruktur. Man fährt entweder mit dem eigenen Wagen oder mietet sich eine Marschrutka. Man kann auch fliegen, das ist allerdings teuer und auf dem Weg in den Pamir gibt es bloß eine Maschine, die manuell geflogen wird, also bloß bei gutem Wetter startet – am 15. Juli war es leider stark bewölkt.

Das Prozedere der Marschrutkafahrt geht ungefähr so: Der reisewillige Tourist kommt auf einen Parkplatz, auf dem viele fahr(un-)tüchtige Wagen stehen. Sofort kommt eine Traube aus Menschen auf ihn zu, die versuchen, ihn zu einem Auto zu ziehen, ihm manchmal schon das Gepäck aus der Hand nehmen wollen. Die meisten lehnt man freundlich ab, bis sich jemand findet, der ein Auto besitzt, welches dem zentralasiatischen Straßensystem gewachsen ist. Dann heißt es warten. Bis sich Menschen finden, die ebenfalls in dieselbe Richtung wollen (und wahrscheinlich bloß die Hälfte bezahlen), können zwischen 30 Minuten und vier Stunden vergehen. Die Zeit nutzt man am besten, um es sich im Auto bequem zu machen und Sitze zu reservieren. Vorne neben dem Fahrer ist sehr gefragt, außerdem der Platz hinter demselben – bei einem potenziellen Unfall ist man dort auf der sichersten Seite. Nach der Losfahrt am besten versuchen, sich mit den übrigen Reisenden gut zu stellen, für die 600km Pamir Highway bis nach Khorugh braucht man mindestens 15 Stunden.“

 

Nach dem Rausschmiss finden wir ein neues Auto, ein uralter Toyota Rav4 ohne Kopfstützen – das fällt uns allerdings erst später auf. Schließlich fahren wir mit zehn Leuten im Auto los. Der Pamirhighway ruft. Das erste, was man davon vernimmt, ist allerdings eher der kleine Schreihals auf dem Schoß meiner Sitznachbarin, der die ersten zwei Fahrstunden keine Ruhe gibt. Wir versuchen ihn mit M&M’s ruhigzustellen, die schmeißt er allerdings lieber seiner Mutter an den Kopf. Der kleine Junge, der mit seinem Vater vorne sitzt, schafft es schließlich, ihn mit einem Schokoriegel zum Schweigen zu bringen. Er ist auch der Gesprächigste von allen Mitreisenden und interessiert sich ungemein für meine Kamera, die er für zahllose Selfies gebraucht.

Die Straße ist super bis Danghara – hier hat der Präsident seine familiären Wurzeln, danach erinnert sie eher an einen ungepflegten Feldweg. Nach einer kurzen Rastpause mit großen Gläsern Kompot (das Beste, was es gegen die trockene Hitze gibt), gelangen wir an die Grenzstation, die die Autonome Provinz Badakhshon vom Rest von Tadschikistan trennt. Passkontrolle. Die deutschen Pässe werden natürlich ausgiebigst betrachtet, jeder Stempel fachmännisch analysiert. Der Fahrer erzählt dem Soldaten, an dessen Rücken ein unsympathisches Kalaschnikow-Maschinengewehr baumelt, dass ich ein wenig Tadschikisch spräche. Der Soldat fragt mich die Standardfragen, woher, wieviel, Familie, Kinder. Dann befiehlt er dem Fahrer stehenzubleiben und verschwindet hinter der Grenzstation. Unsere Pässe hat er mitgenommen. Leicht ungutes Gefühl überkommt mich. Wir warten.

Als der Soldat zurückkommt, hat er eine große Honigmelone in der Hand – er gibt sie uns durch das Fenster und fügt noch freundlich hinzu „Welcome in Tajikistan“. Die Kalaschnikow sieht auf einmal sehr viel netter aus.

Weiter geht es, wir stoßen an den Pandsch, den Grenzfluss zu Afghanistan, der im Moment viel Wasser führt und damit eine illegale Überquerung ziemlich unmöglich macht. Das ist ganz sympathisch, da in letzter Zeit Nachrichten von der Frühlingsoffensive der Taliban umgingen. Trotzdem sind wir zum Teil nicht mehr als 20 Meter von einem der angeblich gefährlichsten Länder der Welt entfernt, was in sich eine gewisse Faszination ausübt. Von Burkas auf kleinen Eselchen und Maschinengewehrsalven, wie uns prophezeit wurde, sehen wir allerdings wenig. Trotzdem sind die Treppendörfer auf den kargen Felshängen interessant anzusehen, und ab und zu sehen wir auf dem Weg am anderen Ufer ein Mofa mit langgewandeten Menschen vorbeifahren.

Wir kommen gut durch, nach etwa 15 Stunden sind wir in Khorugh angekommen und fallen erstmal todmüde ins Bett.

Am nächsten Tag wachen wir auf mit dem Blick auf riesige Felshänge und gehen nach unten zum Frühstücken. Im kleinen Café treffen wir George aus Australien, der versucht, in einem Monat von Duschanbe über den Pamir Highway nach Osch in Kirgistan zu kommen – und das mit dem Fahrrad. Wir beschließen, dass das ziemlich cool klingt und versuchen, uns ein Fahrrad auszuleihen. Leider finden wir heraus, dass es keinen Fahrradverleih gibt.

Dafür gehen wir dann halt ein bisschen wandern und wandern zum botanischen Garten. Einst der höchstgelegene botanische Garten der Sowjetunion, ist er heutzutage allerdings zum Teil etwas verwildert, trotzdem noch sehr schön.

Am Abend kommen wir zurück und stellen fest, dass der Strom nicht funktioniert. Auch das Wasser streikt. Und zwar nicht nur im Hotel, sondern überall. George klärt uns auf, dass eine Stunde östlich der Stadt ein Berg runtergekommen und jetzt das Kraftwerk abgeschaltet worden sei. Außerdem ist bei der Lawine die Nordroute des Pamir Highways einfach mitgerissen worden, was zur Folge hat, dass die Straße bis heute gesperrt ist.

Einen Vorteil hat das Ganze, denn während wir mit einem dreizehnjährigen Tadschiken reden, der mehr Allgemeinwissen über Gott und die Welt hat als jeder andere Dreizehnjährige, den ich jemals getroffen habe, und das letzte gekühlte Bier genießen, sieht man am Himmel mehr Sterne als irgendwo sonst.

Am nächsten Tag geht es nach Ishkashim, von dort könnten wir auch ohne Visum auf den afghanischen Grenzmarkt, der jeden Samstag abgehalten wird. Leider werden wir informiert, dass ausgerechnet diesen Samstag Eid, das Ende des Ramadan ist, und die Händler deshalb ausschlafen. Also nichts mit Afghanistan, schade.

Dafür treffen wir uns mit den anderen DAAD- und kulturweit-Praktikanten und verabreden uns um sechs an der einzigen Ampel Ishkashims. Kaum dort angekommen, werden wir von freundlichen Männern mit einer Bestimmtheit, der nichts entgegen zu setzen ist, aufgefordert, uns mit ihnen an einen Tisch zu setzen, welcher vor ihnen aufgebaut ist – es gibt Plov, was wäre auch anderes zu erwarten gewesen. Sie freuen sich total, dass wir ein wenig Tadschikisch sprechen und fordern uns auf, mehr  Plov zu essen. Schließlich tauchen auch die Mädels und Faridun auf, die für uns übersetzen. Der Anlass der Feier ist, wie wir jetzt herausfinden, dass ein Nachbar aus dem Gefängnis entlassen wurde. Der Präsident hatte in der vorigen Woche etwas in der Art angekündigt; zum 20. Jahrestag der Verfassung würden einige Verbrecher begnadigt. Sehr beruhigend, aber der Plov war lecker!

Am nächsten Tag fahren wir weiter. Der Plan ist, zur Festung von Yamchun zu gelangen und von dort aus die 80km zurück zu wandern. Wie immer sind aber Plan und Realität nicht ganz leicht unter einen Hut zu bringen – der Fahrer weiß nicht so ganz, wo er uns raus lassen soll. Zu guter Letzt stranden wir irgendwo am Straßenrand und müssen sieben Kilometer bergauf laufen, um zur Festung und zu den heißen Quellen von Bibi Fatima zu kommen, die im Reiseführer empfohlen werden. Nach ca. einem Kilometer werden langsam die Rucksäcke schwer, und außerdem haben wir nicht gerade üppig gefrühstückt. Ich gehe in einen Laden, um ein Brot zu kaufen – wir  sind in der absoluten Einöde. Der zehnjährige Junge hinter dem Tresen guckt mich an wie einen Alien, Faszination mischt sich mit Bewunderung und Furcht. Wahrscheinlich hat er noch nie jemanden gesehen, der so bleichgesichtig ist wie ich. Bei der Frage, wie viel das Brot koste, haucht er nur „bepul“ – kostenlos.

Zwei Kilometer weiter und noch ein bisschen fertiger kommt von hinten ein Auto auf uns zugeröhrt. Das Nummernschild weist den Fahrer als waschechten Augsburger aus. Die beiden Insassen heißen Lukas und Thomas, ein Deutscher und ein Tscheche, die mit ihrem Sann Yong Musso von Prag bis Wladiwostok fahren und in die gleiche Richtung wollen. Freundlicherweise nehmen uns die beiden mit, und die restlichen Höhenmeter werden uns erspart. Nach dem Bad in den heißen Quellen, von dem man annimmt, dass es die Fruchtbarkeit fördere, entscheiden wir, das mit dem Wandern an  den Nagel zu hängen und lieber noch weiter mit dem Auto zu fahren. Abends bauen wir das Zelt auf, machen ein Lagerfeuer und kochen Pasta mit Tomaten-Salamisoße, ca. 50 Meter von der Grenzlinie.

Natürlich regnet es die ganze Nacht und wir haben keine Isomatten, deshalb ist der nächste Morgen nicht so tatendrangbehaftet wie geplant war. Deshalb versuchen wir erst mal weiter zu fahren nach Langar, dort eine Übernachtungsmöglichkeit zu finden und uns dann aufzumachen, den Pik Friedrich Engels zu besteigen. Der Pik Engels ist bloß unwesentlich kleiner als der direkte Nachbar (der natürlich Karl Marx heißt, Sozialismus muss sein), aber wesentlich interessanter, da man während des Aufstiegs an den Petroglyphen von Langar vorbeikommt. Außerdem gibt es von weiter oben ein hervorragendes Echo mit den gegenüberliegenden Bergen des Hindukush.

Leider kommen wir nicht so weit, da das Wetter schlechter wird und auch die Höhe so langsam spürbar wird. Also verabschieden wir uns von unseren neuen Freunden, die noch bis zum ersten Camp klettern wollen, und machen uns auf den Abstieg.

Am nächsten Tag geht es zurück nach Khorugh, der Urlaub muss schon ein bisschen früher beendet werden, auch weil die Lage im Pamir sich zuspitzt. Der Regen löst zahlreiche Lawinen aus, und man weiß nicht, ob und wie Rettungsfahrzeuge durchkommen können. Trotzdem steige ich in Namadgut noch einmal aus, um die letzten zwanzig Kilometer nach Ishkashim zu laufen und mir vor allem noch einmal die alte Festung aus der Zeit Alexanders des Großen anzusehen – sehr beeindruckend.

Von Ishkashim nehme ich noch ein Taxi, der Fahrer ist gutmütig und nimmt mich mit, obwohl er seinen Wagen nicht mehr vollbekommt. Zum Dank schenke ich ihm, als wir ankommen, noch eine Schachtel Zigaretten.

Am nächsten Morgen dann die Nachricht: Nicht nur östlich von Khorugh ist die Straße verschwunden, sondern jetzt auch westlich. Die Strecke nach Duschanbe ist also abgeschnitten, und wir drohen festzusitzen. Nicht nur wir, sondern natürlich auch die Fahrer sind nervös. Schließlich spricht uns ein gemütlicher Herr an, der uns in seinem Land Cruiser Prado mitnehmen möchte, und das nach nur kurzer Preisverhandlung und nur zwei anderen Mitfahrern. Wer kann da schon nein sagen? Also steigen wir in den Luxuswagen, und es geht los. Erstmal nur zum anderen Ende der Stadt. Dann wieder zum Ausgangspunkt. Dann nochmal woanders hin. Und wieder zurück. Nach ca. anderthalb Stunden, die wir so verbringen, geht es dann doch richtig los – allerdings weiß immer noch niemand genau, wie es mit den verschütteten Straßen aussieht. Wir haben aber diesmal Glück gehabt, der Fahrer ist sehr nett und spricht sogar ziemlich fließend Englisch. Er hat wohl zehn Jahre für UNHCR und die amerikanische Botschaft gearbeitet.

Als wir durch Rushon fahren, sehen wir die erste verschüttete Stelle, kommen aber dank des hochgelegten Luxusautos problemlos durch. Mittagsessen gibt’s im Geburtsort vom Fahrer, in dem auch seine Familie noch lebt. Erst gegen Nachmittag kommen wir zur zweiten Gefahrenstelle, wo wir von einem Soldaten zum Stehenbleiben aufgefordert werden. Wir  sind nicht die Ersten. Schon etwa 15 Fahrzeuge warten zum Teil seit den Morgenstunden auf Durchlass, doch die Straße ist noch nicht freigegeben, und auch die Militärs können keine Auskünfte geben. Es heißt also warten, und die Hitze bemächtigt sich des Autos genauso wie der schattenlosen Umgebung. Die einzige Quelle der Abkühlung wäre der Fluss, es  gibt aber ein Problem, das in den nicht geräumten sowjetischen Landminen liegt, vor denen ab und zu gewarnt wird. Wir warten inzwischen seit viereinhalb Stunden, und ein Ende ist nicht  in Sicht. Unser Fahrer rauft sich die Haare und ruft Gott an, warum er nicht einfach in seinem  Dorf geblieben ist.  Es ist inzwischen ziemlich klar, dass wir es heute nicht mehr nach Duschanbe schaffen werden. Nach sechs Stunden am Schlagbaum werden sämtliche Passagiere wieder eingesammelt, und wir fahren zehn Kilometer zu einem Notlager. Leider ist dieses schon ziemlich überfüllt, anscheinend waren wir  mit die Letzten, die die Hoffnung aufgegeben haben. Also geht es weiter, noch einmal 15 Kilometer, und  wir kommen in ein winziges Dorf, bestehend aus drei Häusern und einem Garten mit zwei Tischen und zwei Tapcans. Hier warten wir nun, jetzt aber bei angenehmeren Temperaturen und einem exzellenten Plov.

Der Fahrer erzählt Geschichten aus dem Bürgerkrieg, wir spielen das mongolische Knochenspiel und trinken schwarzen Tee, bis es dunkel wird. Von der Straße gibt es immer noch keine Nachrichten. Angeblich ist am vorigen Tag eine Marschrutka mit einem Kran zusammengestoßen. Sowohl die Marschrutka mit sechs Insassen, als auch der Kran seien in den Fluss gestürzt und hätten einen ganzen Straßenabschnitt mitgerissen. Überlebende hat man nicht gefunden.

Schließlich legt die nette Frau, der das Etablissement gehört, uns  Baumwollmatten auf den Tapcan, und wir versuchen zu schlafen. Leider versuchen wir das bloß, weil auf einmal etliche Ameisen und andere kleine Tierchen um uns herumkrabbeln – dementsprechend eine eher schlaflose Nacht.

Am nächsten Morgen wecken mich die ersten Sonnenstrahlen, die durch die Zweige brechen (ich habe also doch ein bisschen geschlafen). Zum Frühstück gibt es frittiertes Ei oder Milchtee. Der Milchtee klingt einladender und macht satter.

Wir warten weiter. Um elf kommen zwei niedersächsische Motorräder vorbei  – Frank und Petra sind auf dem Weg von Gifhorn nach Vietnam.

Nach ungefähr sieben weiteren Kannen Tee kommt endlich die erlösende Nachricht – die Straße sei frei. Wir schwingen uns wieder in Auto und fahren zurück zum Ausgangspunkt. Noch eine Stunde warten, und die Militärs lassen uns durch, wir rumpeln über die provisorisch aufgeschichtete Sandstraße, die noch nicht ganz festgefahren ist, das stört den Fahrer aber gar nicht, und er drückt nochmal ordentlich auf die Tube, um den Musso vor uns von links zu überholen. Links rauscht übrigens zwanzig Meter unter uns auch der Pandsch entlang, ein wundervolles Gefühl der Schwerelosigkeit überkommt mich, und ich kann schon fast das Licht am Ende des Dunkels sehen. Wie durch ein Wunder überleben wir das Manöver und rumpeln weiter über zahllose Schlaglöcher. Am Nachmittag halten wir, um schnell etwas zu essen. Ich habe noch nicht aufgegessen, da geht es schon wieder weiter. Wir lassen Afghanistan hinter uns und fahren durch das südtadschikische Flachland, nach Danghara fallen mir aufgrund der verbesserten Straßensituation die Augen zu. Halb ein Uhr morgens kommen wir in Duschanbe an – für die 523km haben wir geschmeidige 39 Stunden und 47 Minuten gebraucht.

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Mit den Mussopiloten vor den Ruinen der Yamchun-Festung

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Pik Engels

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Ruinen von Kakh-Kaha

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Tadschikische Weide mit Blick auf Afghanistan und den Hindukush

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Unsere Notunterkunft für eine Nacht

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Mit den niedersächsischen Bikern – lustigerweise trafen wir uns später zufällig in Kirgistan wieder, wo sie mir erzählten, dass sie neulich zufällig meinen Blog gefunden hätten (Auf der Google-Suche nach Kurutob)

25.07.-15.08.2015

Hier kommt jetzt doch nur noch eine Kurzfassung der Ereignisse: La familia (oilai man) kommt am 25.07. in Tadschikistan an und besichtigt erst mal für ein paar Tage Duschanbe, Plov und daraus folgend einige tadschikische Toiletten und Apotheken. Anschließend fahren wir nach Panjakent, Artuch, Istaravshan und Khujand. Von dort geht es weiter über die amüsante Grenze nach Kirgistan, wo wir Osh, Özgen und den Pik Lenin erobern. Der Rückweg geht dank geschlossenem Grenzübergang bei Obi Garm (bei dem sich in der vorigen Woche wieder ein paar Idioten gegenseitig erschossen hatten) wieder über Khujand zurück nach Duschanbe.

Allgemeiner Eindruck der älteren Generation ist durchweg positiv, auch wenn das Marschrutkafahren auf Dauer eher anstrengend wird. Aber die wunderschöne Landschaft, das leckere Essen und die freundlichen Menschen machen das auch wieder wett.

Der Kollektivbeschluss lautet: Nächstes Mal mit Fahrrädern.

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Mit Papa vorm Pik Lenin

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Die Frauen der Familie(n)

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Landschaft bei Artuch

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Die Kuli Kalon Seen

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Im sowjetischen Erholungsheim am Iskandarkul

 

Die letzten Tage:

Mit den letzten Tagen im schönen Tadschikistan kommen leider auch die letzten Tage an der Schule. Noch ein „Grafitti Projekt“ machen wir, leider doch auf Papier, da die Direktorin das Herumschmieren an den Mauern nicht duldet. Außerdem gibt es noch die internationale Ausschreibung, für Pasch-Net eine Reportage zu schreiben, bei der der erste Platz in einer Reise nach Deutschland liegt. Wir versuchen Ideen zum Thema nachhaltige Ernährung zu finden und stellen fest, dass unnachhaltige Ernähung in Tadschikistan nicht existiert. Plov schmeckt eben jedem.

Als ich am letzten Tag mit Faridun noch Fußball spiele, fliegen über dem Feld schon die ersten Flugzeuge im Landeanflug, und ich werde ein bisschen nostalgisch. Zu allem Überfluss hat auch noch das chinesische Restaurant, in dem ich mein Abschiedsessen bestreiten wollte, ausgerechnet heute geschlossen. Also geht es zum Inder, der ist ja auch nicht schlecht. (Dazu muss gesagt werden, dass ich die Tage davor fast ausschließlich mit Sambusa, Kurutob, Plov und choi kaput verbracht habe, damit nicht der Verdacht aufkäm,  ich möge das tadschikische Essen nicht.)

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Grafitti Projekt (Photo geklaut von Facebook, made by Shuhrat)

Danke an alle Menschen, vor allem aus der Schule Nr. 89 und vom DAAD, die meine tadschikische Erfahrung zu etwas so Besonderem gemacht haben. Ihr habt immer einen Freund in Hannover. Oder demnächst dann halt in Marburg.

Taschakkur!

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Ein paar visuelle Eindrücke…

Nachdem mein (zugegebenermaßen schon vor etwas längerer Zeit veröffentlichter) Beitrag ja lediglich textlich Zeugnis meines Aufenthalts lieferte, möchte ich heute dann auch mal ein paar visuelle Eindrücke von Tadschikistan vermitteln.

Leider muss ich mich entschuldigen, dass ich nach wie vor keine wirklichen Fotos vom authentischen tadschikischen Straßenleben machen konnte. Ich bin einfach zu auffällig und viele Tadschiken verwechseln eine Kameralinse nach wie vor mit einem Sturmgewehr (ich entschuldige mich an dieser Stelle im Namen des fairen Berichtens, allerdings ist es wirklich auffällig dass viele Menschen schon sehr nervös werden, obwohl die Kamera nicht in ihre Richtung zeigt – wogegen gerade Kinder sich geradezu darum schlagen, wer zuerst fotografiert werden darf).

Aber genug der interkulturellen Studien, hier sind die Fotos–>

 

6.-10.4.2015 1073

Der Schulhof der Schule Nr. 89

 

 

Ausflug ins Naturreservat Tigrovaya Balka

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Blick über den Grenzfluss. Die Berge auf der anderen Seite gehören zu Afghanistan. Kunduz ist knapp eine Fahrtstunde entfernt.

Ausflug Kurgan Tjube 069

Ausflug Kurgan Tjube 066

Ein BMW des Baujahres 1984, mit dem ich durch die Steppe wirbelte. Wenn das Dr. Walter wüsste…

Ausflug Kurgan Tjube 083

Ausflug Kurgan Tjube 104

Ausflug Kurgan Tjube 119

Zwischendurch zwei Ansichten von Duschanbe

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Deutschland und Tadschikistan beim 5-jährigen Jubiläum des Sprachlernzentrums. Studenten in Tadschikistan glauben mir gewöhnlich nicht, wenn ich ihnen den Umstand erkläre, dass man in Deutschland nicht täglich im Anzug in der Uni erscheint.

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DAAD Deutschlehrertag

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Deutscholympiade: Thema: Gleichberichtigung von Männern und Frauen. Ein hochpolarisierendes Thema in Tadschikistan. Glücklicherweise konnte Gulnora den Jungs ordentlich was entgegen halten. Mein persönliches Hobby, sowohl in der Schule als auch in der Freizeit, ist es inzwischen Männer zu klassischen Frauentätigkeiten zu verknacken – zum Teil weiß das starke Geschlecht hier nicht mal, wie man Teller abwäscht.

 

Wandern in Hoji Obi Garm

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Thomas Friedman auf Tadschikisch

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Ausflug zum Iskanderkul

 

 

 

 

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Straßenführung auf dem Weg zum Iskanderkul…

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…Und die Folgen

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Iskanderkul mit der „Mütze Alexanders“. Alexander der Große musste der Legende nach sein Lieblingspferd hier zurücklassen. Es wird erzählt, dass es noch heute bei Vollmond aus dem See steigt und den Rest kann man im Reiseführer nachlesen.

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Selfie nach dem Fußballspiel TJK-GER 10-9. Natürlich ließen wir die Jungs nur gewinnen…

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Unsere Schlafstatt

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Immer wieder versperren spontane Steinschläge den Weg.

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Blick von etwa 3800 Metern Höhe.

 

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Gleicher Blick, bloß mit furchtlosem Wanderer im Vordergrund (Sorry).

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Zum Teil frisch, aber auch als Fossilien sind Geweihe und Gehörne auffindbar.

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Gruppenfoto vor dem Rückweg mit dem Kulturattaché und Verwandten, die uns netterweise mitgenommen haben.

 

Irgendwo nicht weit von Duschanbe

Karwoche 572

Karwoche 606

Geeignete und ungeeignete Fortbewegungsmittel.

Karwoche 594

 

 

Rhabarberkuchen in der Schule Nr. 89 (Damit nicht der Verdacht aufkommt, ich wäre hier wieder nur am Reisen)

Rhabarberkuchen 10.Klasse 054

Die Bedienung des in die Jahre gekommenen Ofens war schwieriger als gedacht: Trotz des Rezeptes von Chefkoch.de, das die Erhitzung auf 160 Grad nahelegte, kamen wir nicht umhin die sowjetische Einheitstemperatur von 380 Grad zu nutzen.

Rhabarberkuchen 10.Klasse 052

Da ist selbst der Küchenchef ratlos.

Rhabarberkuchen 10.Klasse 067

Trotzdem schmeckt der Rhabarberkuchen. Allerdings waren die Schüler mitnichten so begeistert, wie das Foto vermittelt – in Tadschikistan wird Rhabarber roh und mit Salz gegessen. Zugegebenermaßen auch ganz schmackhaft, aber ich glaube auch deshalb wurde das deutsche Rezept nicht ganz den Erwartungen gerecht.

 

 

 

Veröffentlicht unter Allgemein | Kommentare deaktiviert für Ein paar visuelle Eindrücke…

Ein Tag in Tadschikistan

8:00

Der Wecker klingelt. Das nervtötende Piepen holt mich aus nicht allzu tiefem Schlaf, da mein Rücken regelmäßig von den herausstehenden Federn des echt sowjetischen Qulitätsbettes malträtiert wird. Trotzdem schalte ich den Wecker nochmal auf Schlummern, quäle mich aber dennoch langsam aus dem Schlafsack.

Ich gehe runter zum Frühstück. Es besteht aus zwei Eiern, Brot und selbstgemachter Marmelade – sehr gut. Die andere Variante wäre Wurst und Käse, mit diesen beiden Dingen konnte ich mich hier noch nicht wirklich anfreunden. Nicht so schlimm eigentlich, der Käse ist sowieso importiert und die Wurst lassen wir mal beiseite (es weiß niemand wirklich wo sie herkommt). Die Marmelade dagegen ist immer lecker – Glück gehabt.

 

9:10

Ich breche auf Richtung Marschrutka-Treff 22. Er befindet sich ungefähr zehn Gehminuten entfernt von meinem Zuhause im Norden von Duschanbe und bringt mich zur Schule Nr. 89, meinem Arbeitsplatz in der Oststadt. Auf dem Weg lächelt mir der Straßenkehrer wie jeden Morgen freundlich zu und begrüßt mich wie jeden Morgen mit einem „Assalom Aleikum Sir“. Gut gelaunt lächle ich auch den nächsten vorbeikommenden alten Mann an, er wirft mir einen Todesblick zu und geht an mir vorbei. Nett und so.

Als ich bei der letzten Marschrutka ankomme, die grade abfahrtsbereit ist, ist schon jeder Sitzplatz belegt. Marschrutkas sind hier chinesische Kleinbusse der Marke Starex, die gewöhnlich billig in China erworben und ebenfalls dort mit preiswerten Nahrungsmitteln und anderen für Tadschiken minderwertigen Dingen vollgestopft werden, bevor sie die beschwerliche Reise über den Pamirhighway auf sich nehmen und schließlich (falls sie ankommen) mit Sack und Pack in Duschanbe verscherbelt werden. Gewöhnlich sind die Busse nach dem Ritt nicht mehr besonders funktionstüchtig, werden also als Marschrutkas verwendet.

In solch einem Seelenverkäufer befinde ich mich nun also, den Kopf eingezogen, zwischen einem Geschäftsmann im Anzug und einem Mann mit traditioneller Kopfbedeckung und einem sehr langen Rauschebart. Die Fahrt geht los und es wird schon unbequem – ein Somoni für zwanzig Minuten hat auch seinen Preis.  Wir überholen eine Mercedes Limousine mit abgedunkelten Scheiben, die grüne Plakette in der Windschutzscheibe ist trotzdem noch gut zu erkennen (zur Erklärung einfach mal Stichwort Tadschikistan bei Youtube suchen und sich den Beitrag der ARD zu Gemüte führen).

Nach zwanzig Minuten sage ich die magischen Wörter „man kuned“ und steige aus.

 

9:45

Der Wächter schließt mir das Tor der Schule auf, seit kurzen ist es aus noch nicht geklärten Gründen immer verriegelt. Die ersten kleineren Kinder kommen mir entgegen, ich kenne sie nicht. Trotzdem werde ich mit einem zackigen „Guten Tag“ begrüßt, das an der Schule jeder drauf hat – ob Deutschschüler oder nicht, wenn ich mit einem tadschikischen Gruß erwidere wird verschämt gekichert, vor allem bei kleineren Mädchen.

Die Kleiderordnung an der Schule ist schwarz-weiß, Jungen tragen Anzug und Krawatte. Das einzig bunte in manchen Outfits sind die Nationalfarben auf der Krawatte – grün, weiß, rot und potenziell das goldene Wappen. Ein Kauf den ich unbedingt auch noch auf einem Basar tätigen muss.

Das Deutschzimmer ist schon offen, ich schleiche mich rein und gehe durch die Tür zum Büro. Hasan und Mansur, zwei Schüler der DSD2 Gruppe begrüßen mich dort mit fließendem Deutsch. Es ist wirklich beeindruckend, dass sehr viele der Schüler, ohne jemals in Deutschland gewesen zu sein fließend sprechen und zum Teil ohne groß hörbaren Akzent (eine Sache die mir trotz fast vierjährigem Spanisch Sprechen wahrscheinlich nicht mal ansatzweise gelingt). Die Beiden machen ab Oktober ein FSJ in einem Klinikum in Chemnitz und müssen ihre Visa beantragen – eine wirklich nervenaufreibende Angelegenheit.

Jetzt kommt auch Munawara herein, die Fachbeauftragte für Deutsch und meine Vertrauensperson an der Schule. Sie hat netterweise Joghurt und Käse mitgebracht (guten Käse!). Ich erzähle ihr von dem Spielenachmittag, den Christin gestern an der Schule organisiert hat. Er war ursprünglich als Aktivität von einer bis anderthalb Stunden geplant, zog sich dann aber ordentlich in die Länge bis wir nach drei Stunden bemerkten, dass es bald dunkel werden würde. UNO und Mensch ärgere dich nicht in Verbindung mit deutscher Musik machten anscheinend nicht nur den Lehrern Spaß.

Leider geht es demnächst erst mal nicht mehr so spielerisch weiter – als nächstes mache ich einen Workshop über die Studienfachwahl in Deutschland. Das heißt ein Thema, das mich persönlich auch betrifft, deshalb muss ic h mich bei der Recherche ein bisschen am Riemen reißen um nicht ständig abzuschweifen. Zwischendurch unterhalte ich mich mit den Schülern oder Herrn Spahn, dem ZfA-Beauftragten für Tadschikistan, der auch an meiner Schule ist oder schreibe Mails mit dem Praktikanten der deutschen Botschaft, wegen den Visaanträgen.

Außerdem bekommen Herr Spahn und Munawara eine Einladung für die Eröffnung der „Deutschen Woche“ im Spracheninstitut nebenan. Ich soll anscheinend auch mit. Außerdem ist der deutsche Botschafter eingeladen.

 

13:00

Mittagessen. Suppe mit Brot. Sehr lecker!

 

13:50

Wir gehen los ins Spracheninstitut. Als wir ankommen blafft uns ein alter Wächter mit Sowjetuniform an, was wir wollten, als wir ihn passieren kommen zwei lächelnde Studentinnen mit traditionellen Kleidern und Brot und Honig in der Hand auf uns zu. Als klar wird, dass wir nicht der Botschafter sind, ziehen sie sich zurück. Trotzdem werden wir nett empfangen, als Praktikant halte ich mich aber dezent im Hintergrund und bin heilfroh dass ich morgens doch noch ein Hemd in den Rucksack gesteckt habe. Den Anlass im Lieblingsschlabber –T-Shirt zu verbringen wäre vielleicht schlecht gewesen.

Jetzt kommt auch der Botschafter an im weißen Geländewagen mit Deutschlandfahne (Obwohl gestern noch der heiße Tipp einer GIZ-Praktikantin kam, die Fahne nicht rauszuholen àhttp://www.news.tj/en/news/protest-rally-held-outside-german-embassy-dushanbe). Wir werden in ein kleines Konferenzzimmer geleitet und an einen Schreibtisch gesetzt. Die Präsidentin des Instituts, Munawara und eine Deutschprofessorin auf der einen Seite, Herr Spahn, der Botschafter und ich auf der anderen. Warum ich dort sitzen darf und alle anderen stehen oder woanders sitzen geht mir nicht so auf – wahrscheinlich geht es bloß darum Deutsch auszusehen und ich versuche gerade zu sitzen und nicht schlecht aufzufallen.

Nach einer kleinen Unterredung geht es weiter in die Aula, wo unter dem obligatorischen Bild des Präsidenten Reden geschwungen werden und Lieder und Theatereinlagen von den Studenten gezeigt werden. Der Sketch heißt „Ein Tadschike kommt nach Deutschland“ und ist echt ganz lustig. Bei den Liedern ist alles dabei, von „Grün, grün, grün sind alle meine Kleider…“ bis zu Udo Lindenbergs „Mädchen aus Ostberlin“. Die Musik kommt vom Band und man kann Udos markante Stimme durchhören, wenn der Sänger das Mikro nicht richtig hält. Vor allem die Stelle mit dem „ganz heißen Mädchen“ kommt mir in Tadschikistan seltsam vor – sowas wird hier prinzipiell gar nicht in den Mund genommen und ich bin mir nicht sicher, ob der Sänger den Text richtig versteht.

Zum Schluss, nachdem die letzte Rede der Rektorin den Grund des TamTams enthüllt hat (die Entsendung eines deutschen Professors an das Institut), kommt der Sänger wieder und singt diesmal auf Tadschikisch. Alle Mitwirkenden tanzen und fordern auch die Gäste auf mitzumachen. Da Tanzen in Tadschikistan eine spezielle und von mir noch nicht ganz durchdrungene Kunstform ist, halte ich mich wieder zurück – eigentlich blöd, sorry.

Nach der Bambule folgen uns noch zwei Studentinnen und Herr Spahn organisiert, dass sie meine E-Mailadresse bekommen um mal mündliche Kommunikation zu üben (Was hier relativ normal ist, es kommen öfters mal Leute auf der Straße an die mit dem Ausländer ihr Englisch aufbessern wollen).

 

16:00

Ich breche die Zelte in der Schule ab und fahre mit dem Sammeltaxi Nummer 8 in die Südstadt zu meiner Tadschikisch-Lehrerin. Der Fahrer fragt mich, wo ich her käme und als ich Germaija sage, zeigt er anerkennend auf die grüne Plakette im Fenster.

Die Stunde fängt nicht gut an, ich habe die Hausaufgaben nicht erledigt. Trotzdem gelingt es mir ein bisschen was zu stammeln, in der Stunde ist das normalerweise effektiver als im real life auf dem Basar oder in der Marschrutka. Außerdem ist die Lehrerin echt nett. Als ich gerade gehen will, kommt ihr Vater nach Hause (unverheiratete Frauen bleiben hier länger bei ihren Eltern) und lädt mich zum Essen ein. Er stellt sich vor und sagt, er arbeite beim ICRC (Internationales Rotes Kreuz, stark vertreten in Duschanbe, auch aufgrund der strategisch guten Lage bloß anderthalb Flugstunden von Kabul). Es gibt erst Tee, dann Tadschikische Nudeln  unter Gebrauch von sehr viel Öl (Böse Stimmen behaupten, die tadschikische Küche zeichne sich ausschließlich durch die Überbenutzung von Sonnenblumenöl aus. Mir schmeckt‘s trotzdem). Nach dem Essen möchte ich mich dann wirklich verabschieden, Papa möchte mich aber noch bis zur Marschrutka bringen. Auf halbem Weg lädt er mich auf ein Bier ein und wir gehen in eine kleine Bar gegenüber vom Bahnhof. Freundliche Proteste wirken nicht. An den Wänden hängen ausgestopfte Köpfe und Gewehre, im Fernseher laufen russische und tadschikische Musikvideos und ein paar Typen tanzen auf Tadschikisch. Gemütlichkeit pur. Wir trinken ein Bier. Kommunikation ist schwierig, weil die Bässe der russischen Rapper zu laut donnern. Schließlich zahlt Abdul und wir gehen auf die Straße, wo ich mir so langsam Sorgen mache, dass es zu spät sein könnte für eine Marschrutka, ich habe kein Geld für  ein Taxi und meine Bleibe liegt am anderen Ende der Stadt. Aber meinem Gastgeber sind diese Sorgen noch nicht gekommen, also lotst er mich weiter in einen Kiosk, in dem man von Fischkonserven über Wäscheklammern bis Zigaretten alles bekommt was das Herz begehrt. Er sagt, er möchte mich einem Freund vorstellen. Sein Freund steht in einem kleinen Raum hinter der Bar, in dem viele Bärtige Männer sitzen und Domino spielen. An der Wand hängt ein Regal das vollgestellt ist mit Flaschen der Marke „Vodka Todschikiston“. Man trinkt ihn verdünnt mit Seven up green apple und man trinkt ihn anscheinend nicht zu knapp. Der Freund kommt aus dem Pamir spricht leider kein Englisch, hat aber vierzehn Jahre in Moskau auf dem Bau gearbeitet und hat drei Frauen. Eine im Pamir und zwei in Duschanbe. Er bietet mir Vodka an. Unter dem Verweis darauf, ich trinke keinen harten Alkohol holt er eine Einliterflasche Bier unter der Theke hervor und schenkt mir ein. Ich trinke, man will ja nett sein und er ist begeistert zu hören, dass ich auch in den Pamir fahren möchte. Er lädt mich ein wiederzukommen und schenkt mir wieder Vodka ein. Ich bedaure, aber ich trinke keinen Vodka, also kriege ich noch ein Bier. Schließlich verabschieden wir uns und ich werde in ein Taxi gesetzt. Abdul hat den Fahrer sogar auf drei Somoni runtergehandelt, auf halber Strecke will er aber nochmal drei. Ich erkläre ihm, halb auf Tadschikisch/halb auf Deutsch, dass ich schon gezahlt habe und es nicht nochmal tun würde, außerdem lächle ich ihn freundlich an und zeige ihm den Daumen nach oben – das findet er lustig und bringt mich bis vor die Haustür. Rahmat!

 

22:30

Gute Nacht, Todschikiston 🙂

 

Die Ereignisse dieses Berichtes sind alle wirklich in der Form passiert, ich habe mir aber erlaubt hier und da etwas zu kürzen, natürlich ohne die Umstände zu verzerren. Außerdem ist die letzte Episode nicht am selben Tag geschehen, thematisch passte sie aber gut.

Ich bemühe mich ums faire Berichten. Trotzdem basiert der Text auf meinen eigenen subjektiven Eindrücken, die ich versuche bestmöglich zu vermitteln. Die Bewertungen, die sich an manchen Stellen nicht vermeiden lassen sollen aber keinen Grund für Pauschalurteile sein.

Insofern,

Salomad bosched,

Lukas 🙂

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Willkommen in Tadschikistan!

So. Hier bin ich nun. In Tadschikistan. Dem Land, von dem 90 % aller Otto-Normalverbraucher in Deutschland noch niemals etwas gehört haben. Ich muss gestehen, dass auch ich nicht zu den Vielwissenden gehörte, als mich im August die Mail von kulturweit über mein Einsatzland erreichte – aber gerade dass macht ja vielleicht eine Situation so spannend.

Vor etwas mehr als einer Woche kam ich um halb fünf Uhr morgens (Ortszeit), völlig verschlafen mit meiner Freiwilligen-Kollegin Christin am Flughafen in Duschanbe an. Duschanbe ist Hauptstadt, größte Stadt und gleichzeitig unser Arbeitsplatz für die nächsten fünf Monate. Schon der erste Eindruck, den wir bekamen, nachdem wir durch die Passkontrolle traten, schrie buchstäblich nach Kulturschock. Männer in großen schwarzen Mänteln und mit langen weißen Bärten, umringten uns und boten an, uns in ihrem Taxi in die Stadt zu bringen. Glücklicherweise hatte aber schon Munawara, die Leiterin der Deutschlehrer an meiner Schule, angekündigt uns abzuholen.

Der erste Eindruck der Stadt war allerdings ganz anders als ich mir es vorgestellt hatte. Im Gegensatz zu Lateinamerika sind die Straßen hier extrem groß, genauso wie die Häuser. Außerdem sieht auf den ersten Blick alles sehr sauber und aufgeräumt aus (Kein Vergleich zu Portoviejo, wo ohne genaue Planung ein Stockwerk über das andere gebaut wird und die Hauptstraße täglich vor lauter Marktbuden nicht mehr auszumachen ist). Auch die Menschen sind ganz anders, als alle die ich vorher kennengelernt habe. Das heißt eigentlich haben sie viel gemein mit den Latinos. Es sind fast alle super freundlich, aber niemals so offen wie in Südamerika. Vielleicht liegt das aber aber auch noch an der Sprachbarriere – mein Tadschikisch beläuft sich leider bisher ausschließlich auf die Phrasen „Salam Aleikum“ (Guten Tag), „chajr“ (Tschüss), „Rahmat“ (danke) und „man kuned“ (Was dem Marschrutkafahrer signalisieren soll anzuhalten – mal mit/mal ohne Erfolg). Die Verbreitungsquote von Englisch liegt meiner Erfahrung nach noch unter der von Deutsch. Dafür sprechen diejenigen, die Deutsch können wirklich extrem gut, zum Teil wirklich fast fließend, obwohl sie meist noch nie einen Fuß auf deutschen Boden gesetzt haben.

Aber ich schweife ab. Eigentlich wollte ich ja über die Begebenheiten der ersten Woche schreiben. Allerdings gestaltet sich das auch irgendwie als relativ schwierig. Mein Tagesablauf ist bisher noch nicht besonders gefestigt. Am Dienstag (meinem ersten Arbeitstag) musste ich erst um 10 Uhr in der Schule erscheinen und meine Aufgabe bestand hauptsächlich darin, mich den Schülern der Deutschkurse vorzustellen. Am Mittwoch die gleiche Prozedur, Donnerstag und Freitag waren schon Projekte organisiert. Als da wären, ein Theater-Workshop und Ostereier anmalen mit den Jungschülern. Zur Zeit ist eine ehemalige kulturweit-Freiwillige vom DAAD in Duschanbe, die sich den Urlaub komplett durchpowert und die Schüler auch voll unter Kontrolle hat. Sehr engagiert. Zum Glück unterstützt mich Christin auch bei solchen Projekten, also bin ich nicht der einzige Neue, der keine Ahnung hat wie der Hase läuft.

Am Samstag lud uns dann ein Schüler der Abschlussklasse ein, uns ein bisschen in der Stadt herumzuführen. Das passte sich gut – am 21. März feiert ganz Tadschikistan (und Usbekistan und Afghanistan und ganz Zentralasien) das Navruz-Fest. Es gibt viele Feiern und spezielles Essen – sieben Speisen mit dem Anfangsbuchstaben „Sch“ und sieben mit „S“, wenn ich mich recht entsinne. Außerdem ziehen alle Tadschikinnen ihre traditionellen Kleider aus Atlas an und die ganze Bevölkerung flaniert durch die vielen Parks von Duschanbe – echt farbenfroh und sehr schön anzusehen!

Das Navruz-Fest begleiten regelmäßig mehrere Tage Ferien. Ich habe im Moment also noch bis Donnerstag frei und Zeit die Stadt und die Gegend drumrum zu erkunden. Gestern nutzten wir diese Gelegenheit schon mal um meine neuen Wanderschuhe zu testen und fuhren mit Christins Kollegen Faridun vom DAAD und seinem Freund Sherali (arbeitet bei der deutschen Botschaft) in die Berge. Auf dem Weg wurden wir bereits das dritte Mal von sehr eifrigen Verkehrspolizisten angehalten – ein Umstand, der wohl noch aus Sowjetzeiten übrig geblieben ist und den Faridun gerne mit dem allgemein bekannten tadschikischen Toursimuslogo in Verbindung bringt („Tajikistan – Feel the Friendship“).

Ich bin zwar noch nicht vollständig hier angekommen, aber ich habe das Gefühl dass der Aufenthalt in diesem Land noch eine echte Erfahrung werden kann. Mal sehen was die nächsten Tage mit sich bringen.

Liebe Grüße an alle aus Zentralasien und „Chajr“.

Straße in Duschanbe

Straße in Duschanbe

Erste Woche 009

Kurutob, mit das Nationalessen

Kurutob, mit das Nationalessen

Limonchoj :)

Limonchoj 🙂

Beim Theaterworkshop

Beim Theaterworkshop

Theater und Ostern Schule Nr. 89 159

Ostereier bemalen

Ostereier bemalen

Theater und Ostern Schule Nr. 89 337 Navruz 130

Im Park in Duschanbe

Im Park in Duschanbe

Wandern in Varzob 001 Wandern in Varzob 103 Wandern in Varzob 115

Naturmensch :D

Naturmensch 😀

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Mazungaaa, das Vorbereitungsseminar

Schon am ersten März fing die „kulturweit“-Erfahrung mit einem echten Highlight an: Das Vorbereitungsseminar am Werbellinsee in der Nähe von Berlin. Zehn Tage mentales Training für die kommende Ausreise in total verschiedene Länder und Weltregionen. Dabei waren zwar die Unterschiede der Kulturen, das transkulturelle Denken und die Versicherungsstrategien vom mysteriösen Dr. Walter wichtig und (zum Großteil) auch sehr interessant – das wirklich Schöne war aber die zehn Tage mit diesen genialen, kreativen und super netten Menschen zu verbringen! Ich weiß, dass das ein bisschen vorweg gegriffen klingt, aber schon dafür hat sich kulturweit echt gelohnt und ich freue mich so auf das Nachbereitungsseminar und unser (hoffentlich baldiges) Homezonetreffen (<3)! Mazunga!

Unsere Homezone <3

Unsere Homezone <3

Vorbereitungsseminar März 2015 041 Vorbereitungsseminar März 2015 164 Vorbereitungsseminar März 2015 191

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