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La Musica en Buenos Aires

Die Klarinetten im Handgepäck war es von vorne herein mein Plan gewesen, in Argentinien weiter Musik zu machen. Anfangs gestaltete es sich ein wenig schwierig, eine Gruppe zu finden, da die musikalische Welt hier etwas anders organisiert ist. Die Musikschulen sind komplett kostenlos und öffentlich, dafür lernt man nach einem strengeren Lehrplan als in Deutschland und macht eine Art Ausbildung zum Musiker, was seine Vor- und Nachteile hat. Auch fand ich zunächst weniger öffentliche Orchester über das Internet.

Nach einigen Wochen zeigte mir ein Musiklehrer aus der secundaria, mit dem ich ein paar Stücke gespielt hatte seine Musikschule, das Conservatorio Banfield. Er stellte mich einem Klarinettenlehrer und dem Dirigenten des Musikschulorchesters vor, der mich mit in seinen Workshop zu experimenteller Musik und Aleatorik mitnahm. Dort wiederum lernte ich einen Klarinettisten kennen, der im Studentenorchester der Universidad de Lanus spielt. Er lud mich zu einer Probe ein, seitdem bin ich Teil des Orchesters. Das halbprofessionelle Sinfonieorchester besteht aus etwa 50 jungen bis erwachsenen Musikern. An unserem Jahresabschlusskonzert spielten wir in einer Kirche, der Parroquia San Benito, Puccinis „Misa de Gloria“ zusammen mit dem Chor der Universität. Ein Video des Konzertes findet sich hier.

Die Paukerin des Orchesters nahm mich mit zu einer Probe der „Banda Sinfonica Vientos del Sur“, einem Jugendblasorchester aus dem Zentrum von Buenos Aires. Der Dirigent gründete es vor wenigen Jahren aus seinen eigenen Schülern, mittlerweile spielen hier etwa 50 junge Musiker einen Mix aus allen möglichen Musikrichtungen. Neben einigen anderen Konzerten hatten wir Ende November das Glück, im weißen Saal der Casa Rosada, dem Präsidentenpalast Argentiniens spielen zu dürfen. Das Konzert wurde live übertragen und ist hier zu sehen (die ersten 3 Minuten ohne Ton).

Außerdem mache ich seit September mit 2 Jungs aus Temperley, Joaquin und Facu, immer wieder zusammen Musik. Wir bilden ein recht unkonventionelles Trio aus Gitarre, Bandoneon und Klarinette und konnten schon bei einem Konzert auf einer Konferenz in Capital einige Jazz Standards zum Besten geben. So kam es, dass ich letztlich vor den Sommerferien musikalisch doch recht gut ausgelastet war und in 2 Wochen 9 Konzerte in Museen, Schulen, Kulturzentren und auf Konventen spielte.

Insgesamt habe ich das Gefühl, dass in Argentinien die Grenze zwischen professionellem und hobbymäßigem Musizieren nicht so eng wie in Deutschland gesehen wird. Ein Musikstudium ist deutlich leichter zugänglich, man trifft viele Menschen, die sich mit ihrem Instrument ein wenig dazu verdienen. Auch gibt es eine riesige Vielfalt an Orchestern, Bands, Gruppen, etc. Ich kam weniger über offizielle Institutionen wie Musikschulen oder Universitäten mit Musikern in Kontakt, als vielmehr über „buena onda“, über Freunde, Bekanntschaften, Kontakte. Es ist unglaublich schön zu erfahren, wie Musik Menschen über den Globus hinweg verbinden kann.