Wie viele Köche verderben den Brei ?

Weihnachtskochen vom Humboldtzentrum. Schüler, Lehrer, Kinder, Russen, Deutsche, Zweisprachige. Ein kleines Kochstudio. Ein deutscher Koch und viel zu viele Helfer.
Ich entschloss mich spontan, doch noch beim diesem Gewusel mit zu mischen. Ich dachte nämlich zuerst, wie Deutsche so sind: Es fängt um 5 an ich bin samstags meistens erst um halb sieben aus der Angarsker Schule wieder da. Also wird es wohl nichts. Aber im Bus wurde es dann besprochen noch zu gehen, also durfte ich auch noch spontan ohne Anmeldung mit. Als ich mit einer Kollegin an kam war schon alles im vollen Gange. An einer Ecke wurde Gemüse geschnippelt an der anderen das Cordon bleu vorbereitet. Die Kinderr stochen mit leuchtenden Augen Sterne aus dem Zimtstern teig aus und beschmieren sie mit Puderzucker. Mir wurde als Begrüßung erstmal stolz ein selbstgekochter Kinderpunsch in die Hand gedrückt. Nach kurzer Zeit hatte ich auch meine eigene Aufgabe in diesem Gewusel. Meister der Bratäpfel. Deutsches Rezept verständlicher erklären. Vanilleschoten entmarken, aufpassen das Tanja die Milch nicht anbrennen lässt. Helfer organisieren, die die Äpfel aushöhlen. Tanja sagen das 1 Viertel mal vier keinesfalls 4 Liter sind, wir also auf jedenfall genug Milch hätten. Am Ende waren alle begeistert von dem auf die schnelle organisierten Äpfel. Einen konnte ich sogar noch mit nach Hause nehmen. Leider plumste er aus meinem Rucksack und ich konnte ihn nicht mehr aus dem Taxi retten, da dieses postwendend abfuhr nach dem ich ausstieg. Insgesamt war es ein sehr geselliger harmonischer Abend. Obwohl es schon echt chaotisch und eng in der Küche war. Deutsche hätten sich bestimmt den Kopf eingeschlagen..

 

Meine verrückten Humboldtkollegen

Meine verrückten Humboldtkollegen

 

Zimtsterne a la Perfektion

Zimtsterne a la Perfektion

 

und am Ende gemütlich essen

und am Ende gemütlich essen

P.s: Ich saß übrigens an der Tischecke. Das heißt ich werde jetzt nie wieder heiraten.

Great international day

Eine kleine Laudatie an den wunderbaren gestrigen Tag.

Zunächst ging es vom Humboldzentrum aus zum Café “ Weißer Rabe“, was auf Russisch der Bedeutung des deutschen Ausdrucks  “ Schwarzes Schaaf“ gleich kommt. Das besondere an diesem Café? Es liegt versteckt im Keller eines alten Hauses und tarnt sich geschickt als Blumenladen, den man erst durchqueren muss bevor man ins Café kann. Trotzdem ist es ein sehr lebhafter Platz, weil es wohl schon lange kein Geheimnis ist, dass sich hier, hinter dem kleinen Blumenlädchen, noch ein lauschiges kleines Café befindet. Wenn so viel los ist wie gestern, kann man auch schon mal lange darauf warten, seine Bestellung endlich zu erhalten. Dafür sind Kuchen und Getränke so gut , das man glatt mal gelb vor Neid wird, wenn man sieht was für einen tollen Apfelkuchen sein Gegenüber bestellt hat. Es wurde ein toller deutsch-russischer Nachmittag, der vorallem geprägt war von Diskussionen über verschiede deutsche Dialekte oder von Versuchen nationalspezifische Sprichwörter in die jeweils andere Sprache zu übersetzen und dabei möglichst nah am Orginal zu bleiben. Mein Leipziger Freund Merlin kannte zum Beispiel unsere tolles Wort “ die Lange Elli “ nicht, obwohl die doch so wichtig ist im russischen Winter. Da wir beide nicht aus Bayern kommen war es aber auch schwer zu erklären, worin denn eigentlich der Unterschied zwischen “ Semmeln“ und “ Brötchen“ bestünde.

Nach ein paar wunderbaren Stunden ging es weiter in das nächste Café in dem eine Gruppe Couchsurfer wartete. Eine Couchsurferin mit der ich mich eigentlich zu zweit treffen wollte hatte mich spontan dazu eingeladen. Weil ich dachte Leute, die Menschen auf ihrem Sofa schlafen lassen, sind wohl tolerant genug um noch weitere Gäste herzlich zu empfangen, lud ich Merlin und Simon, den Russen mit den deutschen Wurzeln, kurzerhand auch ein. Wir waren ganz schön erstaunt als wir in dem Café eine große Runde von fast 20 Leute antrafen. Unsere internationale Truppe bestand schließlich aus: Zwei Deutschen, zwei Franzosen, einem Slowenen, zwei coolen russischen Ehepaaren und ein paar coolen Russischen Studentinnen.  Lina, stürzte sich natürlich sofort auf die beiden Franzosen, wie hätte es anders sein können. Zu meiner Verwunderung bin ich schon russischer als ich dachte. Jedesmal wenn ich Matthieu antworten wollte kam nur ein “ Da, … “ statt eines “ oui,… “  aus meinem Mund. Trotzdem war es wunderbar mal wieder etwas französisch zu sprechen und echt französisches Französisch zu hören. Matthieu war eigentlich nur zufällig in dem Café um auf seine Transib nach Ulan Bator zu warten, als sich unverhofft diese Menschenansammlung um ihn formierte. Er ist gerade auf den ersten 1000 Kilometern seiner für ein Jahr geplanten Weltreise. Pascal, der andere Franzose ist nun schon seit 7 Monaten hier, spricht fließend russisch und ist hier an einer Uni Dozent. Er war sehr verwundert, einen Deutschen zu treffen der Französisch dem Englischen vorzieht. Naja da bin ich warscheinlich auch fast alleine.

Die Zeit verstrich viel zu schnell. Jedoch wurde besprochen wieder  einen “ English Club“ auf zu machen. Einfach eine kleinen lockeren Kreis zum unterhalten, der sich regelmäßig trifft. Ich hoffe, dass das etwas wird 🙂

Kaffeeklatsch im Lehrerzimmer

Für Donnerstag stand nichts weiteres für mich an, als um 18:30 im Raum 9 des Lyzeums No.3 zu erscheinen. Lena , meine Mentorin und die stellvertretende Schulleiterin, hatte mich dorther zu einer Deutschkollegiumssitzung bestellt. So ganz genau wusste ich nicht, was ich mir darunter vorstellen sollte. Da ich die Stadt auch endlich einmal alleine besichtigen wollte, sagte ich meiner Gastschwester das ich schon um vier los wolle zum Lyzeum. Da ich bis dato noch kein mal alleine den Bus genommen hatten und meine Mutter und ich  bei einem vorabendlichen Stadtspaziergang für 20 Minuten nicht zu orten waren, wollte meine Gastmutter mit mir fahren. Erst im zweiten Kommunikationsanlauf geling es mir verständlich zu machen, dass ich das alleine machen will. Eva, meine Gastschwester, sagte mir also wo die nächste Station ist und ich machte mich auf. Es klappte reibungslos, obwohl das Irkutsker Bus- und Bahnnetz scheinbar keinerlei Plan folgt. Aber dazu in einem eigenen Beitrag bald mehr.

Nach einem schönen Stadtbummel kam ich dann 10 Minuten zu früh am Lyzeum an. Ohne es zu wollen, hatte ich so das Klischee, der deutschen Pünktlichkeit erfüllt. Einige, die das nun lesen, werden bestimmt lachen, aber ich war wirklich zu früh! Erst habe ich mich nicht in das Gebäude getraut. Denn hier sind die Schüler alle sehr fein gekleidet. Für die Jungs heißt es : Bundfaltenhose und Hemd oder gleich einen ganzen Anzug. Die Mädels sieht man aufgetakelt in Bleistiftrock und Bluse. Dies gilt auch schon für die Fünftklässler. Vorne im Eingangsbereich steht deshalb immer Jemand, der überprüft, ob die Kleidung formgemäß ist. Ich, mit meiner neuen, für mich ungewöhnlichen Funktionsjacke und knallrotem Skaterrock, passe da so garnicht ins Bild. Nach ein paar Minuten Rumgedömel vor dem Gebäude, nahm ich meinen Mut zusammen und ging schnellen Schrittes hinein. Doch auch meine Hektik konnte nicht verhindern, dass der große Mann mich anhielt und auf russisch auf mich einredete. Er wollte mich nicht durchlassen. So wie ich befürchtet hatte. Verzweifelt versuchte ich : “ Minja savut Lina Horstmann. Germani. “ Kein Durch kommen. Zeige ihm meinen Kulturweitausweis. Irritierter Blick. Naja  das Logo sollte er wenigstens erkennen. Ist doch vorne an der Tür dran… Letzter Versuch: “ Lena Nikola ? “  Das versteht er – Weißt mich an ihm zu folgen. Schnurstraks geht er zu Zimmer 9. Ich fühle mich wie ein Strolch der zum Direktor muss. Man, ich weiß doch wo ich hin muss! Er denkt bestimmt einfach ich sei ein Schüler.

Nach kurzer Zeit trudeln ein paar Damen an. Eine kenne ich schon Vera Ju.  die hat am ersten Tag eine tolle Stadtführung für uns gehalten. Wir sitzen nun um einen Tisch herum, der zu meiner Überraschung schon mit Schokolade und Tee , hier einfach „Tschai“  gedeckt ist. Meine Kolleginnen: Lena, Olga, Vera Ju. und noch mal Vera. Die Nachnamen lassen wir weg haben wir uns gesagt , die sind zu lang. Wir trinken also gemütlich Tee, knuspern Raffaellos und quatschen über dies und das. Ich soll mich kurz vorstellen, mal verraten wer und ich bin und wie ich auf die verrückte Idee gekommen bin in Sibirien Lehrerin zu sein. Dann fang ich also an zu erzählen, von Kulturweit und wie das dort abläuft. Alle finden das sehr spannend. Entspannter könnte ein erster Arbeitstag kaum sein. Damit ich nun aber auch richtig anfangen kann, stellen wir nun auch kurzerhand einen provisorischen Stundenplan auf. Mitten in unserem Treiben streckt der Schulleiter seinen Kopf durch die Tür. Ein knurriger alter Mann in Anzug, der zunächst grimmig erscheint, aber laut meiner jüngsten Kollegin Vassilina ein herzensguter Mensch ist. Der Direktor schmunzelt als er die Kekse sieht. Schaut uns an und mein belustigt : “ Rabotj, rabotj. Arrbeiten. Arbeiten. „Passender hätte man unser Schaffen nicht kommentieren können.